Sie sah wie die sichere Siegerin der Ironman-Europameisterschaften aus: Sarah True aus den USA wollte sich in Frankfurt mit der EM-Krone das Hawaii-Ticket sichern. Sieben Minuten betrug ihr Vorsprung auf der Laufstrecke zwischenzeitlich – doch das Schicksal wollte es anders mit der der 37-Jährigen.
Das Drama begann gut drei Kilometer vor dem Ziel, als True immer wieder ein paar Schritte gehen musste. Aus dem Gehen wurde bald ein Torkeln. Trotzdem lief True an einer Verpflegungsstation vorbei. Sie – oder ihr Körper – wollte nur noch ins Ziel.
Dramatische Szenen live im Fernsehen
Die Bilder, die das hessenfernsehen live vom Hitzerennen bei über 35 Grad übertrug, wurden immer dramatischer. Trues Schritte wurden ungelenker, ihre Arme krümmten sich bald spastisch. Immer öfter musste sie sich an Absperrgittern und Geländern festhalten, schnell wurden Erinnerungen wach an ihr DNF beim Ironman in Cairns. Auch an der nächsten Verpflegungsstation, nur 700 Meter vor dem Ziel, stakste sie vorbei. Als sie ein Agegrouper am Ende der Verpflegungszone ansprach und sie darauf hinwies, dass sie doch die paar Schritte zurückgehen und etwas trinken sollte, brach Sarah True zusammen.
Sofort waren Sanitäter zur Stelle und trugen Sarah True, die von alldem nichts mehr mitbekam, von der Strecke in ein nahes Versorgungszelt. Die Fernsehbilder zeigten noch, wie True gegen die Entscheidung, sie aus dem Rennen zu nehmen, protestierte – und wie die bisherige Zweitplatzierte Skye Moench vorbei- und zum Überraschungssieg Richtung Römerberg lief.
Mediziner geben Entwarnung
Nach der medizinischen Versorgung saß Sarah True zwei Stunden nach dem Vorfall der Presse gegenüber – frisch geduscht und abwechselnd gezwungen lächelnd und den Tränen nahe. „Ich hätte der Athletin das Duschen nicht erlaubt, wenn ich dabei ein schlechtes Gewissen gehabt hätte“, sagte der ärtzliche Leiter des Deutschen Roten Kreuzes in Frankfurt und Ironman-Rennarzt Michael Sroka, der beim Vorfall zugegen war. „Wir haben einige Deals mit Sarah ausgehandelt – so wird sie heute Abend noch einmal ihre Blutwerte kontrollieren lassen.“
„Kann mich nicht erinnern“
„Ich kann mich an die letzten fünf Kilometer, die ich gelaufen bin, nicht wirklich erinnern“, sagte True. „Aber dieser letzte fehlende Kilometer war sehr, sehr teuer.“ 30.000 US-Dollar hätte es für den schon so sicher geglaubten Sieg gegeben, nun geht True leer aus. Schon vor drei Wochen hatte True beim Ironman Cairns ein ähnliches Schicksal ereilt, als sie ebenfalls auf der Laufstrecke kollabierte, damals aber schon nach 15 Kilometern. Heute habe sie schon früh im Rennen einige Anzeichen gespürt, dass es wieder so kommen könnte: „Ich hatte von Beginn an Magen-Darm-Probleme“, erläutert die Amerikanerin. „Ich habe gespürt, dass etwas nicht stimmt.“
Der Traum von Kona 2019 ist noch nicht ausgeträumt
„Ich weiß, dass ich fit genug bin, um einen Ironman zu gewinnen“, sagt True, die vom deutschen Coach Dan Lorang, der auch Jan Frodeno betreut, trainiert wird. „Daher ist es umso enttäuschender, dass ich nun noch ein drittes Rennen machen muss, um mich für Hawaii zu qualifizieren.“