
100 Marathons hat Jonas Deichmann mittlerweile bei seinem Triathlon rund um die Welt absolviert. Wie auch in den vergangenen Wochen ist der Abenteurer selten allein unterwegs, oft begleiten ihn Mitläufer für einige Kilometer. Auf der knapp 200 Kilometer langen Strecke von San Christobal nach Palenque wurde Deichmann von Roberto und Elli begleitet, die einige Etappen seines Abenteuers filmten, aber auch selbst die Laufschuhe schnürten und Deichmann per Pedes unterstützten.
Gefährliche Strecke nach Palenque
Nach Palenque wählte Deichmann eine kleine Route, die für ihre spektakuläre Natur bekannt ist. Diese Gegend ist aber nicht ungefährlich, immer wieder gibt es dort Überfälle und einige Touristen und Fahrradfahrer sollen dort in den vergangenen Jahren umgebracht worden sein, erzählt Deichmann. Das läge zum einen an den Drogenkartellen, zum anderen gebe es dort aber auch Ureinwohner, die die mexikanische Zentralregierung nicht akzeptierten. Außerdem leben in dieser Region die Zapatistas, die mit einem Bürgerkrieg vor einigen Jahren die Abspaltung erreichen wollten. „Das ist jetzt zwar kein richtiger Konflikt mehr, aber die sind halt nach wie vor dort und daher ist das eine äußerst gefährliche Gegend“, sagt Deichmann.
Deswegen habe er ein Sicherheitskonzept gehabt: „Im Durchschnitt hatte ich so zehn schwerbewaffnete Polizisten dabei, die teilweise mitgelaufen oder mit vier bis fünf Autos hinter mir hergefahren sind.“ In jedem Ort wurde er von den Bürgermeistern empfangen, die auch eine Unterkunft in einem Hotel für ihn organisierten. „Auch abends und nachts vor dem Hotel waren nach wie vor zwei Wächter mit Maschinengewehr“, erzählt der 34-Jährige von seinem Rundumschutz. „Auch wenn ich im Wasserfall schwimmen gegangen bin, haben sich da drei bis vier Wächter platziert.“ Ob diese strikte Bewachung übertrieben war, sei schwer zu beurteilen. „Das ist eine gefährliche Gegend, aber die wissen natürlich, dass ich weltweit in den Medien bin und wollen da auf keinen Fall negative Schlagzeilen.“ Schlechte Erfahrungen mit der Polizei habe Deichmann bislang nicht gemacht. „Die sind immer ganz begeistert und laufen teilweise mit und singen ihre Marschlieder, das ist auch ganz angenehm“, erzählt er.

„Der Ratten-Eintopf war leider noch nicht fertig“
Durch die Berge ging es für Deichmann weiter nach Ocosingo, wo sich die Natur noch einmal veränderte. Der Weg führte ihn weg von Nadelwäldern in tiefen Dschungel mit Wasserfällen, Urwald und Affen. In dieser Gegend leben noch viele „Natives“, die keine europäische Abstammung hätten und ihre eigene Kultur leben, berichtet er. In Ocosingo erwartete Deichmann ein weiterer Empfang, den er aber nicht so wirklich genießen konnte. „Ich bin morgens durch ein Dorf gelaufen und die wollten mir unbedingt die einheimischen Spezialitäten anbieten.“ Es gab selbst gebrannten Zuckerrohrschnaps und Atole, ein Nationalgetränk aus Mais in Chiapas: „Ich glaube, davon habe ich mir den Magen verdorben.“ Eine andere lokale Delikatesse, den Ratten-Eintopf, habe er nicht probieren können, „der war leider noch nicht fertig, als ich da vorbeigerannt bin.“
Um Deichmann vor dem großen Trubel zu schützen – viele Mexikaner wollen Selfies mit dem Deutschen machen – brachte ihn die Polizeieskorte in ein Hotel. „Die haben dann mich mit meinem Anhänger auf den Pick-up genommen, sind erst zwei Runden Zickzack durch die Stadt gefahren und haben mich dann im Hotel abgeliefert, damit keiner weiß, wo ich bin.“ An manchen Tagen standen schon Einwohner um fünf Uhr morgens vor seinem Hotel und wollten Fotos machen. „Das geht dann einfach ein bisschen zu weit. Ich muss mich ja auch ausruhen.“ Ausgeruht ging es weiter durch den Urwald nach Palenque, wo sich Deichmann und seine Begleiter die Maya-Ruinen anschauten, bevor Roberto und Elli den Abenteurer wieder alleine ließen.
Harte Bedingungen bis nach Cancun
Flache, schnurgerade Straßen, unglaubliche Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit werden Deichmann nun auf der Strecke nach Cancun begleiten. Die Bedingungen machen ihm zu schaffen. „Heute war einer der schwersten Tage überhaupt, ich in 49,7 Kilometer gelaufen und bin morgens um 6 Uhr gestartet, die ersten 30 Kilometer gingen wunderbar und dann kam die Hitze und die Luftfeuchtigkeit, ich bin nur noch geschlichen am Ende“, erzählt Deichmann. Die Bedingungen lassen es kaum zu, dass er am Straßenrand zelten könne. Ohne Klimaanlage seien ordentlicher Schlaf und gute Erholung unmöglich. Deswegen steht nun eine 61-Kilometer-Etappe bis nur nächsten Ortschaft auf dem Programm. „Das wird ein harter Tag, ich muss mich da irgendwie durchbeißen bei der Hitze.“
Jonas Deichmann berichtet auf tri-mag.de regelmäßig von seinem Triathlon rund um die Welt. Weitere Informationen zu seinen bisherigen Abenteuern sowie ein Livetracker zu seinem Triathlon rund um die Welt finden sich auf seiner Website jonasdeichmann.com.