So schnell wie noch nie: Magnus Ditlev gewinnt Challenge Roth mit Streckenrekord

Der Däne verteidigt seinen Titel aus dem Vorjahr und gewinnt in 7:24:40 Stunden. Dabei markiert Ditlev auch einen Rekord-Radsplit für das Rennen. Zweiter wird Patrick Lange – mit einer neuen Langdistanzbestmarke im Marathon. Rang drei geht an den US-Amerikaner Ben Kanute. Sebastian Kienle landet bei der letzten Langdistanz seiner Karriere in Deutschland auf Platz 14.

Veranstalter

Rekordrennen bei der Challenge Roth: Mit einem neuen Streckenrekord, neuer Kursbestmarke auf dem Rad und Langdistanzrekord im Marathon lieferte das Traditionsrennen in Franken spektakuläre Momente im Männerfeld. Im Fokus stand Magnus Ditlev. Der Vorjahressieger verteidigte nicht nur seinen Titel, sondern stellte in 7:24:40 Stunden zusätzlich einen neuen Streckenrekord auf und unterbot die bisherige Marke von Jan Frodeno (7:35:39 Stunden) um elf Minuten. Über die Langdistanz war nur Kristian Blummenfelt bei seinem Sieg beim Ironman Cozumel 2021 bisher schneller (7:21:11 Stunden), allerdings profitierte der Norweger von einer Rückenströmung beim Schwimmen. Zusätzlich hatte der Däne einen neuen Rekord-Split in Roth in der zweiten Disziplin in den Asphalt gebrannt. In 3:57:45 Stunden war der Däne unter der Vier-Stunden-Marke geblieben. Auf Rang zwei lief Patrick Lange nach 7:30:04 Stunden ins Ziel – nach einem Marathon in 2:30:27 Stunden. Die bisherige Bestmarke in Roth hatte Lange im vergangenen Jahr mit 2:35:10 Stunden aufgestellt und unterbot jetzt sogar seinen Langdistanzrekord vom Ironman Israel 2022 um vier Sekunden. Dritter wurde der US-Amerikaner Ben Kanute (7:37:01 Stunden). Sam Laidlow, der lange das Rennen mitgestaltet hatte, musste sich nach Problemen auf der Laufstrecke mit Platz acht (7:48:05 Stunden) zufriedengeben. Als Neunter schaffte es Andreas Dreitz (7:50:30 Stunden) noch in die Top Ten. Sebastian Kienle, der offenbar Pech mit einem Raddefekt hatte, kam bei der letzten Langdistanz seiner Karriere in Deutschland auf Rang 14 (8:03:49 Stunden).

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Bedingungen spielen bei Rekordjagd mit

Schon im Vorfeld hatte die Bestzeit im Fokus gestanden. Würden die Bedingungen mitspielen? Sie taten es. Im Main-Donau-Kanal wehte kaum Wind, die Wasseroberfläche wirkte glatt, ohne nennenswerten Wellengang. Die Wassertemperatur von 21,7 Grad Celsius erlaubte den Einsatz von Neoprenanzügen – alles Voraussetzungen für schnelle Zeiten. Wie erwartet drückte Sam Laidlow direkt auf das Gaspedal, um das Feld früh auseinanderzuziehen. Nicht alle Athleten konnten dranbleiben. So bildete sich in der ersten Disziplin eine Spitzengruppe um Laidlow, in der auch Ben Kanute und Andreas Dreitz mitschwammen – und Patrick Lange, der einen starken Auftakt erwischte. Beim ersten Wendepunkt nach knapp 18 Minuten führte Laidlow das Feld mit Kanute, Lange und Daniel Bækkegård auf den Rückweg. Sebastian Kienle lag weiter hinten in der zweiten Verfolgergruppe.

Ben Kanute erreicht als Erster T1

Auf der zweiten Hälfte in Richtung Schwimmausstieg zogen Bækkegård und Kanute das Tempo im Wasser noch einmal an, konnten die Konkurrenten aber nicht entscheidend distanzieren. So erreichte der US-Amerikaner T1 nach 3,8 Kilometern als Erster, mit Laidlow im Nacken. Vier Sekunden dahinter folgte Bækkegård vor Patrick Lange und Vorjahressieger Magnus Ditlev. Die Deutschen Nils Frommhold (2:30 Minuten Rückstand) und Andreas Dreitz (3:15 Minuten Rückstand) gingen als Elfter und 13. in die erste Wechselzone. Sebastian Kienle blieb mit 3:26 Minuten Rückstand innerhalb des erwarteten Rahmens.

Magnus Ditlev darf zuerst über den Solarer Berg

Während Kanute zwar in Führung liegend die 180 Kilometer bei günstigen Windverhältnissen in Angriff nahm, dauerte es nicht lange, bis Ditlev seine Stärken in der zweiten Disziplin ausspielte und am US-Amerikaner vorbeizog. Das Feld wurde durch das hohe Tempo an der Spitze auseinandergezogen. Nach einem Drittel des Rennens hatte sich ein Führungsduo aus Ditlev und Laidlow eine Minute von Bækkegård abgesetzt und die weiteren Konkurrenten deutlich distanziert. Beide drückten dem Rennen ihren Stempel auf. Das Trio Lange, Kanute und Pieter Heemeryck fuhr vier Minuten hinterher. Die Deutschen Kienle, Dreitz, Frommhold und Silas Köhn reihten sich in einer neunköpfigen Verfolgergruppe ein, die 3:30 Minuten dahinter lag. In dieser Konstellation ging es auch über den Solarer Berg, den Ditlev in Führung liegend erklomm und die Zuschauermassen genießen durfte.

Pech bei Daniel Bækkegård und Sebastian Kienle

Anschließend schlug das Pech offenbar bei gleich zwei Athleten zu. Daniel Bækkegård bekam wohl Probleme mit seiner Schaltung und musste abreißen lassen. Der Däne wurde im Feld durchgereicht, ebenso wie Sebastian Kienle. Der Ironman-Weltmeister von 2014 und Roth-Sieger von 2018 musste offenbar einen Plattfuß verkraften und verlor wertvolle Minuten.

Rekord deutet sich an

Schon zu dieser Zeit deutete sich an, dass die Spitze des Feldes auf Radrekordkurs unterwegs war. Nach der zweiten Durchfahrt durch das Zuschauerspalier am Solarer Berg führten Laidlow und Ditlev mit komfortablen elf Minuten vor Kanute und Lange. Schließlich kam es zum zweiten Wechsel – und zum mit Spannung erwarteten Bikesplit. Sam Laidlow und Magnus Ditlev kamen nahezu gleichzeitig in T2. Am Ende stoppte die Uhr bei 3:57:45 Stunden für den Dänen, der damit rund vier Minuten unter seinem bisherigen Radrekord in Roth aus dem vergangenen Jahr geblieben war. Auch der Franzose fuhr unter der Vier-Stunden-Marke in T2 ein (3:58:01 Stunden). Laidlow erwischte schließlich den schnelleren Wechsel. Während sich der Däne noch die Socken anzog, bog der Franzose bereits auf die Laufstrecke ein. 14 Sekunden gewann er in dieser Phase.

Verfolger liegen fast zwölf Minuten zurück

Es dauerte 11:56 Minuten, ehe Lange mit Ben Kanute im Schlepptau nach dem Führungsduo die Wechselzone erreichte. Auf Rang fünf wechselte Andreas Dreitz mit einem Rückstand von 15:05 Minuten vor der Gruppe um Bækkegård und Frommhold mit weiteren 50 Sekunden Abstand. Sebastian Kienle lag auf Rang 17 24:11 Minuten zurück.

Patrick Lange macht auf der Laufstrecke Druck

Ditlev hatte derweil die Lücke zu Laidlow schnell zugelaufen, dahinter machte Patrick Lange direkt Druck, rückte Sekunde um Sekunde an das Führungsduo heran, aus dem nach rund zehn Kilometern ein Führender und ein Verfolger wurde. Ditlev forcierte das Tempo, Laidlow ließ abreißen. Der Franzose musste zunächst immer wieder Gehpausen einlegen, um sich mit Wasser herunterzukühlen, anschließend bekam er Probleme mit der linken Wade. Von hinten flog Patrick Lange förmlich heran, zog am Vorjahreszweiten des Ironman Hawaii vorbei, der anschließend weitere Plätze an Kanute, Bækkegård und Skipper verlor.

Ben Kanute kann Lange nicht folgen

Nach 30 Kilometern war das Polster von Ditlev auf Lange auf 8:20 Minuten geschmolzen, der wiederum 2:30 Minuten zwischen sich und Kanute gelegt hatte. Nicht nur die Podiumsplätze schienen zu diesem Zeitpunkt vergeben, schließlich hatte Bækkegård bereits eine Fünf-Minuten-Hypothek auf Rang drei aufgebaut. Auch dass der Streckenrekord geknackt würde, zeichnete sich bereits ab – und dass Patrick Lange einen neuen Rekordsplit auf der Marathonstrecke hinlegen könnte.

Erster Gratulant: Jan Frodeno

So lief Ditlev nach 7:24:40 Stunden als Erster durch den Zielbogen, sank entkräftet zu Boden und ließ sich vom ersten Gratulanten beglückwünschen und mit Wasser erfrischen: Jan Frodeno, der alte Rekordhalter. „Dieser Sieg bedeutet mir sehr viel. Ich hatte viel Druck, wollte den Titel verteidigen. Es hat super funktioniert und war insgesamt eine Teamleistung“, erklärte der Sieger. Ein wenig anders die Reaktion bei Patrick Lange, der hin- und hergerissen war, als er nach 7:30:04 Stunden als Zweiter finishte. „Es ärgert mich, dass ich die 2:30 Stunden beim Marathon nicht ganz geknackt habe“, sagte Lange, der unterwegs noch einen Toilettenstopp absolviert hatte. „Aber ich habe alles rausgehauen. Magnus Ditlev ist der König von Roth. Er ist in gewisser Hinsicht mein Kryptonit. Ein unfassbar starker Athlet. Für mich kommt es darauf an, im Ziel sagen zu können, dass ich alles auf der Strecke gelassen habe. Das habe ich heute gemacht und kann zufrieden sein.“ Das Podium komplettierte Ben Kanute in 7:37:01 Stunden, während sich Sam Laidlow trotz aller Probleme auf der Laufstrecke durchkämpfte und auf Platz acht einlief (7:48:05 Stunden).

Das Publikum feiert Sebastian Kienle

Bei seinem letzten Zieleinlauf als Profi bei einer Langdistanz in Deutschland landete Sebastian Kienle letztlich auf Position 14 (8:03:49 Stunden). Das Ergebnis trat dabei in den Hintergrund. Während Roth-Organisator Felix Walchshöfer vor dem 38-Jährigen in Anerkennung seiner Leistungen niederkniete, ließ sich Kienle vom frenetischen Publikum im Zielstadion feiern. Auch Nils Frommhold sah ein letztes Mal als Profi in Roth das Ziel und kam nach 8:16:02 Stunden auf Platz 18.

Challenge Roth 2023 | Profi-Männer

25. Juni 2023 | Roth (Deutschland)
PlatzNameLandGesamt3,8 km Swim180 km Bike42,195 km Run
1Magnus DitlevDEN7:24:4046:473:57:452:37:09
2Patrick LangeGER7:30:0446:424:10:022:30:27
3Ben KanuteUSA7:37:0146:364:10:172:37:18
4Daniel BækkegårdDEN7:39:5946:404:14:012:36:04
5Joe SkipperGBR7:44:1051:184:09:042:40:52
6Bradley WeissRSA7:46:0648:334:12:072:42:38
7Jason PohlCAN7:46:5950:054:14:402:39:17
8Sam LaidlowFRA7:48:0546:373:58:013:00:48
9Andreas DreitzGER7:50:3049:514:10:012:47:56
10Kieran LindarsGBR7:50:5347:324:12:592:47:21
14Sebastian KienleGER8:03:4950:02k.A.k.A.
17Simon HuckesteinGER8:13:051:00:104:21:152:48:42
18Nils FrommholdGER8:16:0249:064:11:333:11:43
19Chris DelsGER8:17:0454:594:28:492:50:04
20Silas KöhnGER8:17:3250:01k.A.3:06:30

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Bengt Lüdke
Bengt Lüdke
Bengt-Jendrik Lüdke ist Redakteur bei triathlon. Der Sportwissenschaftler volontierte nach seinem Studium bei einem der größten Verlage in Norddeutschland und arbeitete dort vor seinem Wechsel zu spomedis elf Jahre im Sportressort. In seiner Freizeit trifft man ihn in Laufschuhen an der Alster, auf dem Rad an der Elbe – oder sogar manchmal im Schwimmbecken.

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