Diese Woche analysieren wir das beeindruckende Rollentraining mit VO₂max- und LT1-Intervallen von Radrakete Thor Bendix Madsen.
Es gibt Athleten, die in die Rubrik der Trainingsweltmeister gehören und mit ihren Einheiten seit vielen Jahren die Triathlonwelt in Staunen versetzen. Zu dieser Gruppe zählt auch Thor Bendix Madsen. Der junge Däne trat 2019 erstmals als Trainingspartner von Magnus Ditlev in Erscheinung. Schon damals offenbarten die Programme und Leistungen der Trainingseinheiten ein riesiges Potenzial für die Zukunft. Insbesondere auf dem Rad legte Madsen in einem sehr jungen Alter bereits Leistungswerte hin, die in der absoluten Weltspitze einzuordnen waren. Stück für Stück arbeitete sich Madsen in den darauffolgenden Jahren nach oben und brachte diese Voraussetzungen auf die Strecke. Zu seinen größten Erfolgen zählen der Sieg bei der Challenge Hering 2021, Platz acht bei der Ironman-70.3-WM 2022, Platz neun bei der Ironman-70.3-WM 2023 und Rang vier bei seinem Ironman-Debüt in Schweden 2022.
Im vergangenen Jahr erwischte Madsen eine eher durchwachsene Saison: Platz acht beim Ironman Lake Placid und Rang fünf bei der Challenge Samarkand stellten 2024 die besten Ergebnisse des 25-Jährigen dar. Das Saisonhighlight war die Premiere bei der Ironman-WM auf Hawaii. In Kailua-Kona befand sich Madsen bis zum Laufen in einer aussichtsreichen Position und kam nach starker Radleistung mit der Verfolgergruppe in der zweiten Wechselzone an. Anschließend zahlte Youngster bei seinem Debüt auf Big Island Lehrgeld: Der Marathon wurde zum Wandertag und mit einer Laufzeit von über vier Stunden erreichte Thor Bendix Madsen im Ziel lediglich den 40. Platz. 2025 plant der Däne mit einem Saisonstart beim Ironman 70.3 Valencia und dem Ironman Lanzarote drei Wochen später. Der vielleicht härteste und anspruchsvollste Radkurs im Ironman-Rennkalender dürfte Madsen dabei auf dem Weg zur angestrebten WM-Quali in die Karten spielen. Die ausgewählte Einheit verdeutlicht, dass sich der starke Radfahrer in seiner Paradedisziplin wenige Wochen vor diesen ersten beiden großen Rennen in einer exzellenten Form befindet.
Madsen ist nicht nur berühmt-berüchtigt dafür, regelmäßig „Monstereinheiten“ auf dem Rad zu absolvieren, sondern auch dafür, diese auf der Rolle abzuspulen. So auch in diesem Fall. Insgesamt war er für 5:10 Stunden unterwegs und kam am Ende auf eine durchschnittliche Leistung von 270 Watt. Die gewichtete Leistung lag bei 300 Watt. Ein enormer Gesamtumfang mit einem hochintensiven Programm, für den Madsens Radcomputer schlussendlich einen schwindelerregenden Energieumsatz von gut 5.000 Kalorien errechnete. Als Niedrigpulser erzielte Madsen für das gesamte Training lediglich eine durchschnittliche Herzfrequenz von 124 Schlägen in der Minute. Das Hauptprogramm umfasste dabei einen Block von VO₂max-Intervallen und zwei lange Abschnitte im LT1-Bereich. „LT1“ steht dabei für „Lactate Threshold 1“ und steht die erste Laktatschwelle. Diese ist nicht etwa gleichzusetzen mit der anaeroben Schwelle, sondern meint die niedrigste Trainingsintensität, bei der ein messbarer Anstieg der Laktatkonzentration im Blut im Vergleich zur Laktatkonzentration in Ruhe auftritt. Der Fokus der Einheit liegt daher sowohl auf der Verbesserung der maximalen Sauerstoffaufnahme als auch auf dem Training des Fettstoffwechsels und der spezifischen muskulären Ermüdung, die insbesondere bei einer Langdistanz zum Tragen kommt.
Intensive Ein-Minuten-Intervalle mit langen LT1-Blöcken im Anschluss
Nach einem ausgiebigen Einfahren von rund 1:15 Stunden beinhaltet der VO₂max-Block insgesamt 25 Wiederholungen über jeweils eine Minute mit einer Intervallpause von 30 Sekunden. Anhand von Madsens Trainingsdaten ist davon auszugehen, dass der Däne eine anaerobe Schwelle von rund 400 bis 420 Watt besitzt. Die Ein-Minuten-Intervalle fuhr Madsen im ERG-Modus bei durchschnittlich 475 bis 480 Watt. Inklusive der Intervallpausen kam er für den gesamten Block auf 37 Minuten, die die im Schnitt bei 390 Watt absolvierte. Die durchschnittliche Herzfrequenz lag bei 153 Schlägen in der Minute. Nach einer aktiven Pause von 13 Minuten bei niedriger Intensität folgten die zwei 30-Minuten-Blöcke im LT1-Bereich, welche durch eine Pause von fünf Minuten getrennt wurden. Für die 30 Minuten erzielte Madsen jeweils eine durchschnittliche Leistung von 331 Watt, wobei sich die durchschnittliche Herzfrequenz bei 135 und 139 Schlägen in der Minute befand. Anhand dieser Leistung ist davon auszugehen, dass sich die angestrebte Zielleistung für den Ironman Lanzarote ebenfalls in diesem Bereich oder leicht darunter befindet.
Beeindruckende Werte und eine Einheit, die darauf hindeutet, dass Madsen bei seinen ersten beiden Rennen der Saison ein Anwärter auf den schnellsten Radsplit ist. Aber nicht nur das: Kann der 25-Jährige seine Radstärke auf Lanzarote möglichst effizient nutzen und beim abschließenden Marathon sein vorhandenes Potenzial abrufen, steht seinem ersten Ironman-Podium nichts mehr im Weg.