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SzeneZwischen Mondlandung und Mythos: Das verbinden ehemalige Weltmeister mit dem Ironman Hawaii

Zwischen Mondlandung und Mythos: Das verbinden ehemalige Weltmeister mit dem Ironman Hawaii

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Am 18. Februar 2023 ist es genau 45 Jahre her, dass der Ironman Hawaii zum ersten Mal ausgetragen wurde. Aus der ursprünglich als persönliche Herausforderung der 15 ersten unverbesserlichen Teilnehmer geplanten Veranstaltung ist längst ein Massenphänomen geworden. Der Mythos Hawaii schwebt über der weltweiten Triathlongemeinde und überstrahlt die gesamte Sportart.

Synonym für eine ganze Sportart

Ironman Hawaii – das gilt bei weniger Triathlon-affinen Menschen nicht selten als Synonym für die Sportart selbst. Die Entscheidung, dass Ironman die Weltmeisterschaften über die Langdistanz – aus unterschiedlichen Gründen – ab diesem Jahr bis mindestens 2026 mit nach Männern und Frauen getrennten Startfeldern alternierend neben Hawaii in Nizza austrägt, kommt nicht überall gut an. Nicht Wenige befürchten, dass mit den aktuellen Entwicklungen der Mythos zu Grabe getragen werden könnte.

Vier Athleten erklären, was das Rennen für sie bedeutet

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Die Herausforderungen und die Atmosphäre des Rennens auf der Pazifikinsel sind eben andere. Der Moment, wenn Athleten diese magische Ziellinie bei Tageslicht oder im Dunkeln überquert haben – ob laufend, aufrecht gehend oder sogar mit letzter Kraft auf allen vieren kriechend, ist ein ganz spezieller. Was aber genau bedeutet der Ironman Hawaii für seine Protagonisten? Wir haben vier ehemalige Weltmeister gefragt, die das Rennen in den vergangenen Jahren beziehungsweise Jahrzehnten entscheidend mitgeprägt haben.

Ein besonderes Rennen, das vor einem Härtetest steht

Die Reaktionen bewegten sich von “Geburtsstunde des Triathlons” über “Mythos” bis hin zum Vergleich mit der “Mondlandung”. Worte, die den Stellenwert dieses Wettkampfs an einem besonderen Ort hervorheben. Es gibt einen einhelligen Tenor: Der Ironman Hawaii ist ein besonderes Rennen. Das derzeit vor einem Härtetest steht, aber nach Möglichkeit noch Generationen von Athleten in seiner bekannten und begeisternden Form erhalten bleiben sollte.

Die Fragen und Antworten erscheinen beim Bewegen des Cursors über das jeweilige Bild.

Sebastian Kienle
Ironman-Weltmeister 2014

45 Jahre Ironman Hawaii – Sebastian Kienle

Was wünschst du dem Rennen für die Zukunft?
Dass dieser Mythos erhalten bleibt, das würde ich mir wünschen. Ich glaube, es wäre gefährlich, wenn wir unser größtes Asset in dem Sport aufgeben oder verkommen lassen – und ich habe schon die Sorge, dass es im Moment so ist. Ich denke auch, dass es klar ist, was man dafür machen muss. Das Wichtigste ist, das mit den Locals und nicht gegen sie zu veranstalten. Ich hoffe, dass Ironman das hinbekommt.

Was bedeutet der Ironman Hawaii für dich?
Der Ironman Hawaii bedeutet für mich: Triathlon. Ich glaube, ganz viele Leute sehen das genauso. Wenn sie an Triathlon denken, denken sie an den Ironman Hawaii und kaum ein anderes Rennen. Es gibt ja auch Leute, die nicht wissen, dass es auch andere Ironman-Rennen gibt, außerhalb von Hawaii. Dementsprechend ist es das Schaufenster, bei dem wir als Triathleten aus der Nussschale Triathlon rausblicken und auch außerhalb unseres Special-Interest-Bereichs wahrgenommen werden.

45 Jahre Ironman Hawaii – was verbindest du mit der Erstauflage des Rennens am 18. Februar 1978?
Die Geburt des Triathlons, auch wenn ich weiß, dass er natürlich nicht dort erfunden wurde. Trotzdem ist es für viele Leute und für mich so. Das war damals Pionierarbeit. Wenn man sich die Bilder anschaut, die damals entstanden sind, sieht man, wie weit sich der Sport weiterentwickelt hat – ich glaube, kein Sport hat sich in dieser Zeit so krass weiterentwickelt. Vor allem, wenn man das mal vergleicht mit dem Marathonlauf und ähnlichem. Im Triathlon hat sich so viel verändert: Ernährung, Radmaterial und so weiter.

Inwiefern hat dich das Rennen als Sportler und Privatperson geprägt?
Sportler und Privatperson kann man ja eigentlich kaum trennen bei mir. Dementsprechend hat es mein Leben ganz klar verändert, auf ganz viele Arten. Das Rennen hat mich massiv geprägt und mir Erfahrungen ermöglicht, die sicher weit über meine Sportkarriere wirken werden.

Welches waren dein schönster und dein schlimmster Moment beim Rennen in Kailua-Kona?
Mein Sieg im Jahr 2014 war sicherlich mein schönster Moment. Aber auch 2012, meine erste Teilnahme, war ein wunderschöner Moment. Und auch meine letzte Teilnahme war wunderschön – ich hatte zum Glück viele schöne Momente auf Hawaii. Der schlimmste Moment war mit Sicherheit die Aufgabe 2018.

Anne Haug
Ironman-Weltmeisterin 2019

45 Jahre Ironman Hawaii – Anne Haug

Welches waren dein schönster und dein schlimmster Moment beim Rennen in Kailua-Kona?
Mein schönster Moment war sicherlich, das Zielbanner 2019 in die Luft zu halten. Dieser hat sicherlich mein ganzes Leben am entschiedensten verändert. Schlimme Momente gibt es immer und wenn man die bei einem solchen Rennen nicht hätte, würde man nicht an sein Limit gehen. Aber zu sehen, dass der 2. Platz 50 Meter vor einem läuft, man aber keinen Zentimeter näher kommt und nur noch ums eigene Überleben kämpft, ist schon hart für die Birne.

45 Jahre Ironman Hawaii – was verbindest du mit der Erstauflage des Rennens am 18. Februar 1978?
Ehrlich gesagt, bin ich sehr schlecht in Geschichte und habe mich noch nie wirklich damit auseinandergesetzt. Ich bin erst sehr spät in meinem Leben mit Triathlon in Kontakt gekommen und da hat mich vor allem Kurzdistanztriathlon fasziniert und begeistert. Den Ironman Hawaii habe ich das erste Mal so richtig bewusst wahrgenommen als Faris al Sultan, der damals in der gleichen Leichtathletikgruppe wie ich trainiert hat, gewonnen hatte.

Was bedeutet der Ironman Hawaii für dich?
Der Ironman Hawaii ist der brutalste Wettkampf, den ich bisher kenne. Und für mich hat er eine besondere Bedeutung, da er die Weltmeisterschaften beinhaltet. An diesem einen Tag im Oktober kommen die weltweit besten Athleten zusammen, um sich zu messen.

Inwiefern hat dich das Rennen als Sportler und Privatperson geprägt?
Wie bereits erwähnt, war der Sieg schon ein großer Wendepunkt in meinem Leben, hat mich als Sportlerin ins öffentliche Interesse gestellt und mir viele Chancen und Optionen geboten. Als Privatperson hoffe ich nicht, dass das Rennen etwas verändert hat. Egal, ob ich gewinne, verliere, Erfolge feiern kann oder Niederlagen kassieren muss, möchte ich immer besser werden und sehen, wo die Grenzen meiner Leistungsfähigkeit sind. Unabhängig von Resultaten, Meinungen oder Kommentaren anderer. Alles, was man erlebt hat, prägt und verändert einen Menschen natürlich zwangsläufig über die Jahre.

Was wünschst du dem Rennen für die Zukunft?
Faire Wettkämpfe, spannende Duelle, genug Aid Stations.

Natascha Badmann
Ironman-Weltmeisterin 1998, 2000, 2001, 2002, 2004 und 2005

45 Jahre Ironman Hawaii – Natascha Badmann

45 Jahre Ironman Hawaii – was verbindest du mit der Erstauflage des Rennens am 18. Februar 1978?
Ich habe erst Jahre nach der Erstaustragung davon gehört, dass Ironman ein Rennen in Amerika war. Ich war damals „Nichtsportlerin“ und „Diätenmacherin“, unzufrieden. Ich lernte damals meinen Partner und Meistermacher-Coach Toni Hasler kennen. Er riet mir, mit den Diäten aufzuhören, richtig zu essen und mit Sport anzufangen. Es war damals für mich unvorstellbar, die Ironman-Distanz überhaupt zu schaffen.

Welches waren dein schönster und dein schlimmster Moment beim Rennen in Kailua-Kona?
Es gab drei wunderbare Augenblicke. Mein erster Zieleinlauf: Ich hatte 1996 das Gefühl, ich könnte die ganze Welt umarmen. Mein erster Sieg: Dieses Rennen zu gewinnen, war mehr, als ich je zu träumen wagte. Und dieser bewegende Moment, als ich das Comeback nach meinem Unfall erleben durfte: Nach fünf Jahren Aufbau und Arbeit bin ich als Sechste im Profifeld ins Ziel gekommen. Mein schlimmster Moment war mein großer Sturz mit der Diagnose, dass ich nie mehr Sport werde machen können.

Was bedeutet der Ironman Hawaii für dich?
Der Ironman Hawaii bedeutet für mich unendliche Glücksgefühle, eine große Welle der Emotionen. Das Rennen hat mich immer wieder magisch angezogen. Anfangs hatte ich meine ganzen Informationen, die ich über das Land und das Rennen hatte, aus Magazinen und Erzählungen. Ich habe Hawaii im Atlas nachgeschlagen. Es war ein richtiges Erlebnis, die Reise dorthin zu planen, in ein Land, von dem ich den Eindruck hatte, dass dort den ganzen Tag Hula getanzt wird.

Inwiefern hat dich das Rennen als Sportler und Privatperson geprägt?
In vielerlei Hinsicht. Ich habe gelernt, dass ich dank des mentalen Trainings meine physischen Defizite überwinden und trotzdem Weltmeisterin werden kann. Durch den Ironman habe ich gelernt, über mich hinauszuwachsen. Ich konnte Kämpfereigenschaften entdecken, von denen ich überhaupt nicht wusste, dass ich sie habe. Ich habe an mir immer wieder Neues entdeckt, das hat mich extrem fasziniert. 

Was wünschst du dem Rennen für die Zukunft?
Ich wünsche mir, dass es noch viele Athleten animiert dazuzulernen und zu erleben, dass nicht nur das Training der entscheidende Faktor ist. Ich wünsche dem Rennen, dass es in seiner Größe, Mystik und Schönheit noch vielen Athleten unbeschreiblich schöne Gefühle bereitet, wie ich sie erleben durfte.

Patrick Lange
Ironman-Weltmeister 2017 und 2018

45 Jahre Ironman Hawaii – Patrick Lange

Was wünschst du dem Rennen für die Zukunft?
Ich wünsche dem Rennen, dass es weiter Generationen von Triathleten dazu inspiriert, im Triathlon aktiv zu werden und somit ein Teil eines glücklichen Lebens wird. Aktuell steht das Rennen vor einer Härteprüfung, ich bin aber sicher, dass es diesen Stresstest überlebt und hoffe, dass es wieder zu alter Stärke erwachsen wird.

45 Jahre Ironman Hawaii – was verbindest du mit der Erstauflage des Rennens am 18. Februar 1978?
Die Erstauflage ist ein wenig wie die Mondlandung für mich. Zwar zeitlich gesehen sehr weit weg, aber irgendwie immer präsent. Ich bin dankbar, dass diese Menschen den Widrigkeiten getrotzt und die schönste Sportart der Welt begründet haben. 

Inwiefern hat dich das Rennen als Sportler und Privatperson geprägt?
Dieses Rennen prägt mein ganzes Leben. Vieles in meinem Leben, sportlich sowieso, aber auch privat, hängt von ihm ab und wird von ihm beeinflusst.

Welches waren dein schönster und dein schlimmster Moment beim Rennen in Kailua-Kona?
Ich kann die schönen Momente kaum zählen. Für mich haben die Jahre 2016 bis 2018 enorm positive Erinnerungen. Aber wenn ich einen Moment auswählen müsste, dann war es der Sieg und der Heiratsantrag 2018. Das DNF 2019 war ein Tiefpunkt in vielen Belangen, hat aber einiges Positives in Gang gesetzt, weshalb ich genauso dankbar dafür bin.

Was bedeutet der Ironman Hawaii für dich?
Der Ironman Hawaii ist mein Kindheitstraum, mein Sehnsuchtsort und das sportliche Ziel seit jeher. 

Bengt Lüdke
Bengt Lüdke
Bengt-Jendrik Lüdke ist Redakteur bei triathlon. Der Sportwissenschaftler volontierte nach seinem Studium bei einem der größten Verlage in Norddeutschland und arbeitete dort vor seinem Wechsel zu spomedis elf Jahre im Sportressort. In seiner Freizeit trifft man ihn in Laufschuhen an der Alster, auf dem Rad an der Elbe – oder sogar manchmal im Schwimmbecken.
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3 Kommentare

  1. Interessante Informationen…oft für uns Agegrouper nicht umsetzbar und 2022 unbezahlbar…hoffentlich scheitert solch eine schöne Veranstaltung nicht an der Geldgier der oder des Veranstalters….
    Sportliche Grüße und tolle Saison 2023

    • Leider kann ich die Antwort nicht nachvollziehen. Sowohl vom Inhalt, wie auch von der Ausdrucksform.
      Da halte ich es wie Nils Görcke, spätestens auf dem Rückflug oder allerspätestens nach 3 Wochen zu Hause will man wieder nach Hawaii. Es ist einfach ein Mythos!
      Das würde ich bei St. George oder Nizza nicht behaupten….

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