Montag, 9. Juni 2025
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So bereitet ihr euch auf Wettkämpfe in anderen Zeitzonen vor

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Frank Wechsel Zwölf Stunden liegen zwischen Hawaii und Deutschland. Wer bei der Ironman-WM Topleistungen bringen will, muss den Biorhythmus darauf vorbereiten.

Wenn der Startschuss fällt, will jeder Athlet topfit und mit höchster Aufmerksamkeit an der Startlinie stehen. Das gilt nicht nur für Profisportler, sondern genauso für den ambitionierten Freizeitsportler sowie den Hobbysportler. Am Ende sollen sich doch all die Mühen, das harte Training über Monate, manchmal über Jahre, dem man alles untergeordnet hat, auszahlen. Am Ende sollen auch die persönlichen Entbehrungen, denen man sich freiwillig, auch im Privatleben, untergeordnet hat, mit einem Finish, einer persönlichen Bestzeit, oder sogar mit einem Podiumsplatz oder Sieg ‚belohnt‘ werden. Abgesehen davon, dass unser gemeinsames Hobby ja nicht billig ist – man hat in Laufschuhe, Triathlonrad, Neo und Bekleidung viel Geld investiert. Und jetzt sollen der Wettkampf in Übersee, ob nun Australien, Amerika, oder an sonst einem der vielen Traumziele, für uns Triathleten der Höhepunkt des Jahres werden. Das gilt natürlich insbesondere für internationale Meisterschaften und für viele als ultimatives Ziel: einen Start in Kona auf Hawaii.

Wettkampf im Halbschlaf

Für manchen Athleten kommt das böse Erwachen, wenn er morgens um sechs Uhr an der Startlinie steht und, bedingt durch den Jetlag, vor Müdigkeit kaum die Augen aufhalten kann. Die Arme und Beine, die sich doch zu Hause noch in Topform präsentiert hatten, wollen auf einmal nicht so richtig ihre Aufgaben erfüllen. Der Körper ‚schläft‘ noch, auch wenn unser Geist jetzt endlich Höchstleistungen abrufen. Unsere innere Uhr, die im Gehirn im Kerngebiet des SCN (Nucleussuprachiasmaticus) liegt, hat es einfach nicht geschafft, sich auf die neuen Gegebenheiten vor Ort in Tokio, Melbourne, St. George, oder eben Kona einzustellen. Die individuelle Leistungsspitze hat sich nicht genau in das Zeitfenster einpassen lassen, in der man die höchste persönliche Performance hat. Am Ende sind dann all die Mühen der Vorbereitung, die Investition in Training, Geist und Geld zwar nicht umsonst, aber das Ergebnis ist nicht so gut, wie es sein könnte und die Enttäuschung groß!

Dann muss man sich schon fragen, warum an allen Stellschrauben im Vorfeld alleine oder mit Hilfe des Coachs gedreht wurden, der Jetlag jedoch nach dem Motto „Zwei Tassen Kaffee vor dem Start, dann sind mein Körper und ich topfit“ vernachlässigt wurde. Eine Vielzahl von wissenschaftlichen Untersuchungen belegen allerdings eindeutig: Dem ist nicht so!

Vorbereitung auf die Zeitverschiebung

Wenn die Uhr in unserem Körper nicht im Einklang mit der Umgebung ist, wird das nichts mit Bestleistungen! Umso unverständlicher, dass selbst große Sportverbände das Phänomen Leistungseinbußen durch Jetlag nicht auf dem Schirm haben. Dabei kann jeder, der über mehrere Zeitzonen zu einem Wettkampf fliegt, den Jetlag in den Griff bekommen, und dies nicht nur, indem er bereits drei Wochen vorher nach Hawaii fliegt – wer kann sich das denn schon leisten? Die Vorrausetzung, dass die innere (Leistungs-) Uhr an die Uhrzeit am Wettkampfort angepasst ist, bedarf einem ebenso professionellen Management der Jetlag-Adaptation, wie man (semi-) professionell den Luftdruck am Rennrad checkt, die Passform des Neos wählt, oder die Sprengung der Laufschuhe aussucht.

Hier soll nun erklärt werden, warum wir Jetlag haben, welche dramatischen Auswirkungen er auf unser körperliches Wohlempfinden und unsere sportliche Leistungsfähigkeit hat und wie man dem effektiv begegnen kann.

So funktioniert die innere Uhr

Jeder kennt die Auswirkungen, die unsere innere Uhr auf unser Leben hat – wir wachen auf und werden irgendwann wieder müde, wir haben während des Tages Phasen, an denen wir Höchstleistungen im Kopf, oder mit unserem Körper vollbringen können, die übrigens mitnichten zeitlich übereinstimmen müssen. Jeder Sportler weiß, dass eine und dieselbe Trainingseinheit am frühen Morgen höllisch wehtun kann, aber an einem anderen Tag am frühen Nachmittag leicht von der Hand (oder dem Fuß) geht. Tatsächlich werden in der wissenschaftlichen Literatur tageszeitabhängige Leistungsunterschiede von über 20 Prozent beschrieben. Getrieben wird das persönliche Leistungsniveau von einer inneren Uhr in unserem Gehirn, die so alt ist wie das Leben auf der Erde selbst. Eine solche innere Uhr ließ uns zu Zeiten, als wir noch in Höhlen hausten, wach werden, bevor der Tag begann, und ließ uns müde werden, bevor die Nacht mit ihren Gefahren hereinbrach. Diese Uhr half uns somit, durch Antizipation, also durch vorausblickende Signale an den Körper, zu überleben. Auch wenn wir dies heute glücklicherweise kaum mehr zum Überleben brauchen, ist die Uhr als Erbe der Evolution nach wie vor in unserem Kopf vorhanden und macht uns das Leben manchmal schwer, oft aber leichter.

Die Chronobiologie hat uns viele Erkenntnisse darüber beschert, welchen Einfluss Jetlag auf die innere Uhr hat und welche Optionen es gibt, diese so gut wie möglich mit dem geforderten Leistungsmaximum in Einklang zu bringen.

Frank Wechsel / spomedis Fühle ich mich morgens oder abends leistungsfähiger? Die Beantwortung dieser Frage ist wichtig, um die innere Uhr anpassen zu können.

Eule oder Lerche?

Jeder Mensch hat seine Uhrzeit (geerbt). Manche verhalten sich eher wie Eulen, stehen gern spät auf und gehen spät ins Bett, andere eher wie Lerchen, die früh aus dem Bett springen und früh den Nachtschlaf suchen. Dazwischen gibt es jede Menge Zwischenstufen an Verhaltenstypen. Für ein effektives Jetlag-Management gilt es also zunächst einmal den sogenannten Chronotyp des Sportlers zu bestimmen. Dieser leitet sich aus dem Verhalten der Tage ab, an denen nicht um 6:30 Uhr der Wecker rappelt, weil man zur Arbeit oder zur Uni muss oder Frühstück für die Kinder machen muss, und an denen man nicht aus Vernunftgründen um 22 Uhr ins Bett geht, um am nächsten Tag wieder effektiv arbeiten zu können. Der Chronotyp eines Athleten lässt sich anhand eines detaillierten Fragebogens ableiten oder, professioneller, durch das Tragen einer „Actiwatch“-Aktivitätsuhr für ein paar Tage, die das Verhalten an freien Tagen oder im Urlaub aufzeichnet. Denn dann, und nur dann, ‚gehorchen‘ wir in unserm Schlaf-Wach-Verhalten einzig den in unseren Genen versteckten Vorgaben unserer inneren Uhr im Gehirn und eben nicht dem Wecker. Genau diese persönliche, innere, geerbte Uhr bestimmt auch unsere sportlichen Leistungsspitzen, leider aber auch unsere Leistungsminima. Für eine ausgeprägte Lerche mag also ein Wettkampfbeginn um sieben Uhr morgens gut sein, für eine Nachteule ist es ein Graus. Umgekehrt kommt die Eule erst am Spätnachmittag so richtig in Schwung, wenn die Lerche schon ein wenig ‚schlapper singt‘. Mit Hilfe einer professionellen Beratung kann man diese innere Uhr – wenn man denn weiß, wie sie tickt – zumindest vorübergehend verstellen, womit die Chancengleichheit von Lerchen- und Eulensportlern im Wettkampf wieder hergestellt werden kann. Das gilt natürlich insbesondere nach einem jetlagbedingten Auseinanderdriften von innerer und äußerer Uhrzeit.

Jetlag, dieses aus dem Takt sein von innerer Uhr mit der Umgebung, tritt auf, wenn man über mehrere Zeitzonen zu einem Wettkampf fliegt – unabhängig vom Chronotypen bei jedem Menschen. Die innere Uhr benötigt mindestens einen vollen Tag für jede Stunde Zeitunterschied. Bei einem Flug nach Kona heißt das, dass man mindestens zwölf Tage vorher vor Ort sein sollte – ein oft nicht ganz einfaches (und billiges) Unterfangen. Kennt man aber dank vorheriger Analyse den Chronotyp des Sportlers, kann man die Anpassungszeit am Wettkampfort erheblich abkürzen. Man kann bereits vor dem Abflug anfangen, die innere Uhr zu verstellen, beim Flug auf bestimmte No-Gos achten und vor Ort am Ziel die Jetlag-Anpassung erfolgreich zu Ende bringen. Dazu gehört das langsame Verschieben von Zubettgehen und Aufstehen, und die Nutzung von Hilfsmitteln, wie das Tragen einer starken Sonnenbrille, die Anwendung einer „pocket sky“-Blaulichtbrille, die Anpassung von Trainingszeiten, aber auch die Substitution von Melatonin.

Trainingsanpassung an den Chronotyp

Jeder gute Coach kennt nicht nur den Arbeitsrhythmus und die Lebensumstände seiner ihm anvertrauten Sportler, sondern eben auch den Chronotyp. Um die Bedeutung dieser Parameter weiß auch Mario Schmidt-Wendling, Headcoach des Trainingsinstituts „sisu-training“. Er arbeitet deshalb immer wieder eng mit Dr. Jörg Stehle zusammen. Schmidt-Wendling taktet dann die Trainingseinheiten seiner Athleten, insbesondere vor Wettkämpfen in Übersee, unter Einbeziehung des analysierten Chronotyps und des zu bewältigenden Jetlags so ein, dass die körperlichen Aktivitäten die Jetlag-Anpassung unterstützen und fördern. So kann nämlich die Schlüsseleinheit des Trainings zeitlich genau so in den Tagesablauf platziert werden, dass sie maximal effektiv ist, die komplizierte Technikeinheit genau dann stattfinden, wenn der Athlet die größte Aufmerksamkeit am Tage hat. Vor allem kann das Training dazu beitragen, die innere Uhr nach einem Jetlag schneller zu verschieben und in Einklang mit der aktuellen Ortszeit zu bringen.

Wenn man also als Athlet nach monatelangen Mühen und Entbehrungen optimal vorbereitet und topfit beim persönlichen Highlight in Übersee am Start stehen möchte, sollte man auf keinen Fall vergessen, auch die innere Körperuhr optimal zu „tunen“ und sie an die Startzeit sowie das persönliche Leistungsmaximum anzupassen.

Glossar

  • Jetlag wird unter anderem durch Flüge über mehrere Zeitzonen hervorgerufen. Dabei ist unsere körpereigene innere 24-Stunden-Uhr nicht mehr im Takt mit der Uhrzeit vor Ort am Ziel. Deshalb äußert sich Jetlag durch Schlafstörungen, Müdigkeit am Tag, Erschöpfung, Appetitlosigkeit, manuelle und kognitive Defizite sowie durch eine verringerte körperliche Fitness. Das Überwinden des Jetlags kann durch eine professionelle Jetlag-Adaptation beschleunigt werden, diese dauert aber mehrere Tage bis Wochen. Jetlag ist abzugrenzen gegen Reisemüdigkeit, die einen aufgrund von Schlafmangel bei einer langen Reise befällt – oder wenn man bis morgens um vier die Ironman-WM im Fernsehen anschaut. Bei Reisemüdigkeit hilft in der Regel viel Schlaf zur angestammten Nachtzeit.
  • Unsere innere Uhr besteht aus ein paar Tausend Nervenzellen, die in einem sehr alten Hirnabschnitt, dem Hypothalamus im Kerngebiet des Nucleus suprachiasmaticus (SCN) liegen. Der SCN steuert alle rhythmischen, biochemischen und physiologischen Vorgänge in unserem Körper, die von der Tageszeit abhängen – seien es Schlaf- und Wachphasen, Hormonstatus, kognitive Leistungsfähigkeit, Verdauung, den Kreislauf, die Energiebereitstellung und -verarbeitung im Muskel, aber auch die von der Tageszeit abhängige Blutzellbildung sowie die Fitness unseres Immunsystems. Die innere Uhr ist insbesondere für Blaulicht der Wellenlänge um 495 Nanometern empfindlich. Eine zum richtigen Zeitpunkt für 20 Minuten getragene Pocket-Sky-Blaulichtbrille kann deshalb die Jetlag-Anpassung erheblich beschleunigen.
  • Die Chronobiologie (altgriechisch chrónos „Zeit“) beschäftigt sich mit der Biologie von circadianen (circa = ungefähr, dia = Tag) Prozessen bei Lebewesen. Als treibendes Zentrum steht beim Menschen (und anderen Säugetieren) die innere Uhr im SCN, der den circadianen Takt des Lebens vorgibt und jeden Tag vor Allem durch (Sonnen-) Licht in seiner Phasenlage nachjustiert wird.
  • Der Chronotyp eines Menschen lässt sich unter anderem dann analysieren, wenn man das Schlaf-Wach-Verhalten unter „Urlaubsbedingungen“ analysiert, also dann, wenn es keine zwingenden äußeren Anforderungen gibt (Wecker, Arbeit, Familiendynamik) gibt. Dann gehorcht man nur dem in den Genen festgeschriebenen (und geerbten) Chronotyp. Der offenbart sich dann im Verhalten als „Lerche“ (frühes Aufstehen, frühes Zu-Bett-Gehen) oder als „Eule“ (spätes Aufstehen, spätes Zu-Bett-Gehen) (oder irgendwo zwischen Lerche und Eule). Der Chronobiologe kann den Chronotyp eines Athleten grob über einen spezifischen Fragebogen bestimmen, besser lässt sich das mit einer Aktivitätsaufzeichnung ermitteln. Aus den Daten der Aktivitätsuhr lässt sich dann ableiten, wann am Tag das persönliche Leistungsmaximum (und auch das Leistungsminimum) liegt.
  • Für eine Jetlag-Adaptation benötigt man grob mindestens einen Tag pro Stunde Zeitverschiebung, um den Körper (und den Geist) wieder ins Gleichgewicht mit der Umgebung zu bringen. Fliegt man also nach Kona, heißt das, mindestens zwölf Tage vor Ort sein, um vollständig angepasst zu sein und topfit um 6:45 Uhr am Strand von Kailua Bay zu stehen. Da dies nicht jeder Athlet kann oder bis wenige Tage vor dem Wettkampf arbeiten muss, sollte man bereits im Vorfeld seine innere Uhr verschieben und zu externen Hilfsmitteln (Blaulichtbrille, Melatonin-Substitution) greifen, um die Anpassung zu beschleunigen.
  • Melatonin ist ein endogenes Hormon, das ausschließlich nachts produziert wird. Kennt man den sogenannte DLMO (dim-ligth-melatonin-onset) eines Menschen, kann man durch Zuführung von genau dosierten Melatoninmengen in engen Tageszeitfenstern die innere Uhr verstellen. Das ist ein probates (nicht verschreibungspflichtiges) Mittel, das bei Schichtarbeitern, bei Schlafstörungen, bei blinden Menschen und eben bei der Jetlag-Anpassung seit Jahrzehnten erfolgreich angewendet wird. Dabei ist beim Kauf in einer Apotheke unbedingt auf die Reinheit der Substanz zu achten. Alternativ kann Melatonin vom Arzt des Vertrauens verschrieben werden. Da Melatonin eine körpereigene Substanz ist und nicht direkt leistungssteigernd wirkt, fallt es nicht unter Doping.
  • Hinter „sisu-training“ verbirgt sich die Trainingsplattform des ehemaligen Leistungssportlers und Triathleten Mario Schmidt-Wendling. Sisu stammt aus der finnischen Sprache und beschreibt Beharrlichkeit und Durchhaltevermögen, selbst in ausweglosen Situationen. Getreu der Trainingsphilosophie von Schmidt-Wendling „Be the best version of you!“ arbeitet der Headcoach unter Einbeziehung aller Stellschrauben an der Fitness der ihm anvertrauten Athleten. Der überwältigende Erfolg, mit unter anderem mehr als 1.000 erfolgreich betreuten Langdistanzen sowie aktuell 82 erreichten Kona Slots, gibt ihm recht. Seit Kurzem bezieht nun Schmidt-Wendling, Autor des Buches „Triathlon – Erfolg auf der Langdistanz“, auch die professionelle Bewältigung von Jetlag in enger Zusammenarbeit mit dem Autor dieses Artikels, Dr. Jörg Stehle, in sein Athleten-Management mit ein.

Autor des Artikels

Peter Jülich Dr. Jörg Stehle forscht im Bereich der Chronobiologie und ist Experte in Sachen Jetlag-Adaptation.

Dr. Jörg Stehle ist Biologe und Universitätsprofessor im Ruhestand, arbeitet aber weiterhin am Universitätsklinikum Frankfurt in der Medizinerausbildung im Fach Anatomie. Seine wissenschaftlichen Forschungsschwerpunkte liegen in der Neurobiologie und dabei insbesondere auf dem Gebiet der Chronobiologie. Stehle betreibt seit 40 Jahren Leistungssport, war Zehnkämpfer, Basketballer, Rennradsportler und ist seit fast 20 Jahren erfolgreicher Duathlet und Triathlet. Stehle bietet eine professionelle Beratung zur Jetlag-Adaption an. HIER findet ihr weitere Informationen zu seinem Angebot.

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Thorsten Schröder – das Rennen von Frankfurt

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Boris Steins Karriereende und einige Hintergründe

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spomedis

Er gehört zu den stärksten Radfahrern im Triathlon, kann mit seiner offensiven Renngestaltung selbst große Rückstände aufholen und im Kampf um die vordersten Platzierungen mitmischen. Boris Stein kann auf eine erfolgreiche Profikarriere im Triathlon zurückblicken, und macht mit dieser jetzt Schluss – nicht sofort, jedoch zum Ende dieser Saison, wie er auf seinem Instagram-Account bekanntgab. „Ich bin dankbar, in den vergangenen zehn Jahren meine Kosten mit diesem Sport decken zu können. Ich mag aber auch den Gedanken an ein Karriereende, bei dem ich zumindest teilweise konkurrenzfähig bin und meinen Körper nicht an das absolute Limit bringen muss“, sagt Stein.

Auf Anfrage von tri-mag.de nennt Boris Stein weitere Hintergründe seines Rückzugs. „Während der Pandemie und den vielen Krisen dieser Zeit habe ich mich in letzter Zeit gehäuft gefragt, wem mein Dasein als Profitriathlet genau nützt, außer mir persönlich. Mit dem Rückzug wichtiger Sponsoren 2021 fiel zusätzlich das Argument, dass ich meinen Beitrag zum Familieneinkommen leiste, weg. Leistung bei Wettkämpfen ist immer mehr zur Pflicht geworden und es fiel mir schwer, unter diesen Voraussetzungen meine beste Leistung zu bringen.“ Von seinem Entschluss erwarte er sich nun, dass im Hinblick auf eine kompromisslose Langdistanzvorbereitung aus dem „müssen“ wieder ein „dürfen“ werde. „Aktuell habe ich das Gefühl, dass die Entscheidung genau richtig war“, so Stein.

Zwei gegensätzliche Langdistanzen als Abschluss

Grußlos abtreten will der 37-Jährige jedoch nicht. Er habe nach wie vor Spaß am Training sowie der Performance-Optimierung und wolle den Rest der Saison dafür nutzen. Im Rennkalender stehen für Boris Stein daher noch zwei Rennen des Rhein-Neckar-Cups am 23. Juli und 28. August in Ladenburg und Viernheim. „Ich habe immer gern regionale Rennen gemacht und bin froh, dass sie nach der Pandemie zurück sind. Solche Veranstaltungen möchte ich nach Kräften unterstützen, da sie für altersunabhängigen Nachwuchs im Sport sorgen“, begründet Stein diese zwei Starts.

Den krönenden Abschluss soll es dann in Form von zwei Langdistanzen geben, die unterschiedlicher kaum sein könnten. Genau diese Unterschiede reizen Boris Stein und haben ihn letztlich zur Anmeldung bewogen. „Die penible Vorbereitung auf einen Höhepunkt ist für mich eine Faszination des Triathlons auf der Langdistanz. Entsprechend werde ich auch keine halben Sachen machen“, sagt er. Beim Ironman Wales, der am 11. September stattfindet, passt insbesondere die Radstrecke mit ihren knapp 2.500 Höhenmetern optimal zu Steins Athletenprofil. „.Der Ironman Wales steht für mich für den traditionellen Triathlon: Man wird auf der anspruchsvollen Strecke keine Kampfrichter brauchen, denn jeder kämpft vorrangig für und gegen sich anstatt die Gegner“, sagt Stein. Den Saison- und Karriereabschluss bildet schließlich der Ironman Israel am 25. November am See Genezareth. Auf der relativ flachen Strecke kann Boris Stein hier noch einmal alles aus sich herausholen, was die Beine und die passende Übersetzung am Rad hergeben. „Der Ironman Israel steht für den modernen Triathlon: Als Kontinentalmeisterschaft wird es ein größeres Starterfeld geben und auf einer flachen Wendepunktstrecke kommt es sicher zu viel Gegnerkontakt sowie einem taktischen Rennen. Primär möchte ich hier aber einfach noch mal insgesamt schnell sein und insbesondere schnell laufen“, sagt er als Ausblick auf sein letztes Rennen.

Boris Stein ist erstmalig beim Ironman 70.3 Wiesbaden in Erscheinung getreten, bei dem er 2010, noch als Agegrouper startend, den fünften Platz belegte und einige Profis in Staunen versetzte. Im Jahr 2012 löste er schließlich selbst die Profilizenz, 2013 folgte die erste Langdistanz.

„Es gibt ein Leben nach dem Profisport“, so die Aussage von Boris Stein. Wie dieses konkret für ihn aussehen soll, ob er in seinen Beruf als Lehrer zurückkehrt oder sich als zweifacher Vater zunächst der Familie widmet, ließ er noch offen.

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Richtig eintauchen beim Kraularmzug

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So soll es sein: Die Fingerspitzen stechen zuerst ins Wasser.

Am eigenen Schwimmstil gibt es eigentlich immer etwas zu verbessern. Da kann man im Sommer die Zeit im Badesee gut nutzen, um an der einen oder anderen Stellschraube zu drehen: das Nützliche mit dem Angenehmen verbinden. Denn große Gedanken machen sich viele Triathleten um ein Detail, wenn es um die Hand- und Fingerhaltung beim Eintauchen ins Wasser geht. Dabei ist die Sache relativ einfach und lässt sich vor dem Gang ins Wasser sogar im Trockenen simulieren: Man stellt sich einfach hin, beugt sich vor und führt, ohne viel nachzudenken, einen Kraularmzug aus. Wer hält dabei seine Hand locker und natürlich? Derjenige wird dann die gedachte Wasseroberfläche vor seinem Kopf mit leicht nach unten geneigten Fingern durchbrechen. Der Daumen zeigt zur Seite, die Handfläche nach unten oder ganz leicht nach außen. Voilà, die perfekte Eintauchposition ist bereits erreicht.

Unterwasserphase durch Schulterrotation verlängern

Der von Schwimmexperten berechnete Eintauchwinkel ins Wasser soll zwischen 20 und 50 Grad liegen. Doch wichtiger als diese Zahlen ist das Bild einer Hand, die mit den Fingerspitzen voran so geräuschlos wie möglich ins Wasser sticht. Klatscht es laut, wird der Arm zu früh gestreckt und haut flach aufs Wasser. Das bremst und führt dazu, dass man im Anschluss während der Zug- und Druckphase vor allem Luftbläschen nach hinten befördert. Effektiver ist es, den Arm erst unter Wasser voll zu strecken und die Hand durch Schulterrotation noch weiter nach vorn zu bringen. Das verlängert die Unterwasserphase bei jedem Zug um einige Zentimeter.

Das Eintauchen der Hand kann man mit einem Brett oder Pullkick trainieren, auf dem man die passive Hand ablegt. Mit einem aus dem Wasser gehobenen Kopf kann man genau verfolgen, was die Hand macht (li.). Durch Schulterrotation wird die Hand nach dem Eintauchen weit nach vorn gestreckt (re.).

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Hier könnt ihr die PTO Tour live verfolgen

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Tommy Zaferes / PTO

Am Wochenende, dem 23. und 24. Juli startet die PTO-Tour mit ihrem ersten Halt in Edmonton, Kanada. Pünktlich zum Start hat die Professional Triathletes Organisation ihre Partnerschaft mit Warner Bros. Discovery verkündet. Durch die Partnerschaft wird eine Live- sowie On-Demand-Berichterstattung gewährleistet, um an den Übertragungserfolg des im letzten Jahr ausgetragenen Collins Cup anzuknüpfen, der in mehr als 175 Ländern übertragen wurde.

Das Rennen hat zahlreiche prominente Namen zu bieten, unter anderem die beiden Norweger Kristian Blummenfelt und Gustav Iden, Lionel Sanders sowie aus deutscher Sicht Patrick Lange, Sebastian Kienle oder Frederic Funk. Auch die Startliste der Frauen verspricht ein Rennen der Extraklasse. In Person von Emma Pallant-Browne wird die Mitteldistanz-Europameisterin ebenso um den Sieg kämpfen wie Laura Philipp, die definitiv zu den Topfavoritinnen gehört. Auch der Lokalmatadorin Paula Findlay dürfte das Format in die Karten spielen.

Sowohl das Rennen der Frauen am Samstag (23. Juli) als auch das der Männer am Sonntag (24. Juli) wird in Europa auf Eurosport 1 übertragen. Für TV-Nutzer ist die Übertragung somit frei empfangbar, wer keinen Fernseher besitzt, benötigt einen Zugang zum kostenpflichtigen Eurosport Player oder nutzt die Plattform „Joyn“, auf der Eurosport 1 ebenfalls frei empfangen werden kann.

Die Start- und Übertragungszeiten im Überblick

  • Frauen: Samstag, 23. Juli 2022, 18:30 Uhr deutscher Zeit (10:30 Uhr Ortszeit)
  • Männer: Sonntag, 24. Juli 2022, 20:30 Uhr deutscher Zeit (12:30 Uhr Ortszeit)

Hier findet ihr alle weiteren Infos zur Übertragung.

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Schnell auf kurzen und langen Distanzen

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Wer vorwiegend auf der Mittel- und Langdistanz unterwegs ist, tut sich oftmals schwer, wenn es richtig schnell wird. Wie kann der Wechsel zwischen kurzen und längeren Distanzen gelingen, welche Voraussetzungen sind dafür nötig und wieso lohnt sich ein Ausbruch aus dem gewohnten Trott überhaupt? Darüber spricht triathlon-Redakteurin Anna Bruder mit Simon Müller, ebenfalls Redakteur bei triathlon. Er blickt dabei sowohl auf eigene Erfahrungen als auch auf das Training der Profis.

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Unser Presenter

Wir befinden uns mitten in der Triathlon-Saison und haben auch in diesem Monat wieder OMNi-POWER als Presenter bei uns im Podcast.

OMNi-POWER CARBOTONIC ist DAS neue Sportgetränk aus dem Haus OMNi-BiOTiC – Zusammen mit über 500 Profiathletinnen und führenden Wissenschaftlerinnen entwickelt, gibt euch das Sportgetränk CARBOTONIC genau das, was ihr im Training und Wettkampf braucht: Wertvolle Kohlenhydrate ohne freie Fructose, 100% organische Elektrolyte und alle wichtigen Mineralstoffe.
Dabei legt OMNi-POWER vollen Fokus auf die Resorption, also die Aufnahmefähigkeit, in eurem Darm. Denn nur das was in der Muskulatur ankommt, könnt ihr auch im Wettkampf in Power und Pace umwandeln.

Ihr könnt OMNi-POWER CARBOTONIC jetzt probieren: Das besondere Angebot in diesem Monat lautet: Ihr bekommt 20% Rabatt auf eure erste Bestellung, und erhaltet zusätzlich 2 Trinkflaschen. Einmal fürs Rad, und einmal die exklusive Marathon Elite Bottle der Profi-Läufer.
Das Ganze könnt ihr bestellen unter omni-power.com/powerpace. Euer persönlicher Code lautet: POWERPACE20.

Noch Fragen? Schreibt uns eine Mail an coach@powerandpace.de

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Zurück in der Spur

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Ein paar Tage ist „mein“ Swissman nun schon Vergangenheit und ich möchte euch ein wenig über meine Gefühle und den weiteren Verlauf meines Gesundungsprozesses erzählen. Dazu verrate ich euch gleich mal vorab, dass ich mich selbst zu der Sorte Mensch zähle, die ich als „Schubladen-Mensch“ bezeichne. Sprich: Wenn es ein Thema gibt, das mich belastet oder traurig stimmt, dann versuche ich es gedanklich in eine Schublade zu packen.  

Diese Schublade schiebe ich direkt zu, um mich weitestgehend von der Thematik zu befreien. Natürlich klappt es nicht immer zu hundert Prozent, aber es lässt mich doch ein wenig Abstand zu der Sache gewinnen. Dann warte ich ein Weilchen ab und höre vorsichtig in mich rein, ob es Zeit ist, die Schublade vielleicht wieder minimal zu öffnen. Ich warte, was das mit mir macht, und entweder ziehe ich sie dann ganz auf (weil ich zurechtkomme) oder ich stoße sie ganz schnell wieder zu (weil es mich noch zu stark bedrückt). 

Schweizer Schublade

Eine Woche habe ich gebraucht, um die Swissman-Schublade zu öffnen und damit umzugehen, dass ich eben nicht am Start stehen konnte. Die größte Hilfe ist die Hoffnung (und die stirbt ja bekanntlich zuletzt), dass ich 2023 dort am Start stehen darf. Für mich ist es total wichtig, ein Ziel zu haben, um strukturiert zu trainieren. Mir hat der Swissman seit letztem September immens geholfen, wieder vollends ins Training zu finden und Spaß an allen drei Disziplinen zu haben. Ich merke, dass allein der Gedanke, es könnte dann in einem Jahr klappen, mir jetzt schon hilft wieder loszulegen und zurückzufinden entsprechend Form aufzubauen. 

Gleichzeitig verschafft es mir die Lockerheit, genügend Geduld zu haben und nichts zu übertreiben, weil ich ja schließlich und immerhin ein komplettes Jahr Zeit habe. Ich stresse mich nicht und ich trainiere nur, was wirklich gut geht und worauf ich Lust habe.

Aber jetzt erst mal von vorn: Ich war bei den eingehenden Untersuchungen für Lungen- und Herzfunktion, die zwar ohne Krankheitsbefund ausgefallen sind, mir aber die Erkenntnis erbracht haben, mit Post-Covid-Fatigue umgehen zu müssen. Ganz klar geht es hier nicht um Long-Covid-Prozesse, sondern um die Symptome und die Müdigkeit, die sich durch die Krankheit wie ein Kaugummi mitziehen und für die keine richtige Erklärung gefunden werden kann. Und niemand kann vorhersehen, wie lange der Zirkus dauert. 

Schlapp mit Schmerzen

Mein Verlauf war zuerst noch üblich. Ich hatte zehn Tage Erkältungssymptome mit Kopfschmerzen, Fieber, Gliederschmerzen und Schlappheit. Dann dachte ich, über den Berg zu sein. Und schon kamen weitere zehn Tage mit einer fetten Bronchitis und einer Art Geschmacksverirrung (ich habe nur modrig geschmeckt). Im Anschluss folgte eben diese Müdigkeit. Alles in allem hat sich das acht Wochen ziemlich intensiv hingezogen und dann konnte ich wieder meine ersten Laufschritte wagen. 

Dafür bin ich aufs Laufband gegangen, um stets die Option zu haben, abzusteigen. Es lief sich mega zäh. Drei Minuten konnte ich in einer Geschwindigkeit von acht km/h traben, dann musste ich eine Gehpause einlegen, so müde, kaputt und schlapp war ich. Aber irgendwie dachte ich mir, von nichts wird es auch nicht besser. Also bin ich immer wieder im Abstand von zwei bis drei Tagen auf ebendieses Laufband gestiegen und bin erst für 10 Minuten, dann für 15 Minuten und dann für 30 Minuten getrabt. Anfangs mit Gehpausen, die dann aber immer seltener wurden, und die Geschwindigkeit habe ich schon auf neun und dann auf zehn km/h hochnehmen können. Schließlich konnte ich dann meine ersten vorsichtigen Versuche draußen wagen und mittlerweile laufe ich Dauerläufe schon wieder in einer Pace von gut 5:30 Minuten pro Kilometer. Schneller ist sehr mühsam, aber ich bin mir sicher, dass ich auch das bald wieder hinbekomme. Wie gesagt: Ich habe ja ein Jahr Zeit! 

Mit dem Schwimmeinstieg habe ich auch lang gewartet. Ich bin dann ab dem Moment, als der Wörthersee schön warm war, in die Fluten gesprungen, und auch hier habe ich mit 20 Minuten lockerem Schwimmen begonnen. Interessanterweise hatte ich vorrangig Probleme mit der Wasserlage, weil meine Arme so schlapp waren, dass ich einfach nicht vorangekommen bin. Die längste Einheit seit diesen Tagen war jetzt eine Stunde lang. Ich brauche ungefähr zwei Minuten für 100 Meter. Aber im Moment macht es mir einfach Spaß, im herrlichen Wörthersee zu paddeln und die Aussicht auf den Pyramidenkogel zu genießen. Ich bin froh, dass ich überhaupt wieder schwimmen kann.

Mein Athletiktraining, das ich über Zoom anbiete, habe ich durchweg durchgezogen. Es war wohl merklich, dass die Programme in der Zeit ein wenig abgeschwächt wurden. Aber insgesamt haben mir die Einheiten sehr geholfen, die Stabilität zu behalten. Da bin ich, denke ich, auf meinem alten Niveau zurück. 

Rad? Läuft!

Am allerbesten läuft das Radfahren. Irgendwie war das einfach am wenigsten belastend für mich. Wobei ich auch hier sagen muss, dass es anfangs schon wirklich äußerst mühsam war, als ich nach 40 Kilometern mit einem Schnitt von 21,5 km/h zu Hause angekommen bin. Zum Gähnen. Mein Mann hat versucht, mir das schönzureden: Es seien ja schließlich auch ein paar Höhenmeter dabei! Aber was soll ich sagen, meine Hausrunden kenne ich und weiß, was ich sonst fahre. Sehr lieb gemeint von ihm, aber trotzdem einfach zäh. 

Er bereitet sich gerade auf den Ironman Kopenhagen vor und ist so ein wenig auch meine Motivation. Im November 2020 benötigte er eine Operation an der Halswirbelsäule und dachte noch bis letzten September, nie mehr laufen und Zeitfahrrad fahren zu können. Wir haben dann den Startplatz seit 2020 für den Ironman Kopenhagen verschoben und verschoben und nun wäre 2022 die Option. Die Entscheidung war schwer: ganz absagen oder versuchen. Unsere Meinung war dann: Der Weg ist das Ziel, lass uns versuchen, alles ganz langsam aufzubauen. Wir haben auch hier mit zehn Minuten Laufen und Gehen im Wechsel auf dem Laufband begonnen und mittlerweile läuft er schon wieder zwei Stunden am Stück. Er fährt wieder ziemlich stark Rad und ich bin so froh, dass es ihm wieder so gut geht. Vor allem sehe ich, was alles möglich ist, wenn man mit Disziplin, Struktur und Geduld an die Sache ran geht und sich langsam steigert. Mir hat es sehr, sehr, sehr geholfen, denn mein neues Teilziel war es, wieder seine Trainingspartnerin sein zu können. Anfangs habe ich kläglich versucht, bei kurzen lockeren Touren in seinem Windschatten mitzufahren und hab es nur mit Mühe und Not geschafft. 

Immer und immer wieder, habe ich mich aufs Rad gesetzt, auf den Körper gehorcht, nachgegeben, wenn er sich überfordert gefühlt hat (der Körper, nicht der Tom …), bin locker gefahren und habe versucht, die Geduld aufzubringen, kurz und langsam zu fahren. Und nun stellt euch vor: Letzten Dienstag habe ich Tom sogar schon wieder auf einer 180 Kilometer langen Trainingsausfahrt begleiten können. Ich denke, dass ich auf dem Rad schon wieder eine ziemlich gute Form habe. 

Alte Erfahrungen als neue Herausforderungen

Ein nächstes Teilziel musste gefunden werden: Mitte August möchte ich ein drittes Mal den Stoneman in den Dolomiten fahren, ein Event, bei dem man den Zeitpunkt selbst auswählen kann, und dann 192 Kilometer mit knapp 5.000 Höhenmetern radelt. Ich habe diese Tour in den beiden letzten Jahren gemacht und möchte das gern auch dieses Jahr angehen. Obwohl ich weiß, was auf mich zukommt … Vielleicht schaffe ich es auch, im Oktober fit genug zu sein, um wieder den Istria300 zu fahren. Und wenn es am Ende die kürzere Distanz wird, freue ich mich auch!

Was ich euch aber unbedingt noch erzählen möchte: Es gibt ja nichts Schlechtes, was nicht auch etwas Gutes hat! Ich hatte euch ja berichtet, dass ich in der Bredouille bin, weil der sechste Geburtstag unserer kleinen Julia am Swissman-Renntag war und ich diese Art von Mama bin, die solche Feiern gern zelebriert. Ich war wirklich ratlos, wie ich das trotz Wettkampf gestalten sollte. Wir haben Julia dann erklärt, dass es etwas ganz Besonderes für sie gibt, nämlich dass sie auf dem Berg (Kleine Scheidegg) feiern dürfe. Freudig hat sie dies angenommen und stellt euch nur vor: Als wir veröffentlicht haben, dass ich krank bin und wir nicht auf dem Berg feiern werden, sondern eine Fetzen-Sause im Garten machen können, war sie schier enttäuscht, dass wir den Berg jetzt gar nicht machen. Aber am Schluss war es dann wirklich ein toller Geburtstag mit Schnitzeljagd, Gartenparty bei bestem Wetter, Wasserbomben, Topfschlagen und Würstelfangen. Den Berg habe ich ihr dann gleich am nächsten Tag noch gegönnt. Da sind wir auf die Gerlitzen hochgefahren, gewandert und in den Fun Park gegangen. Und so hatte sie an ihrem Geburtstag die Party mit den Kindergarten-Kameraden und am Sonntag auch noch einen Berg. Wenn auch nicht die kleine Scheidegg – die reiche ich dann hoffentlich nächstes Jahr nach!

Im Moment bin ich guter Dinge. Mit Teilzielen und einem Hauptziel vor Augen möchte ich euch noch mit auf den Weg geben, was mein Rezept war, um wieder gut gelaunt und einigermaßen fit zu sein: Ich habe stets auf den Körper gehört, ich denke, ich hatte genügend Geduld. Ich habe alles an Stress weggenommen, was trainingsbedingt gewesen wäre, und ich habe mich auf weitere langfristige Ziele konzentriert. Ich habe versucht, die Dinge positiv zu sehen und mich daran zu erfreuen, dass ich jetzt noch ein Jahr lang ein tolles Ziel habe. Dass Julia einen schönen Geburtstag haben wird, dass es vorwärtsgeht und ich nicht wie andere eineinhalb Jahre mit den Nachwirkungen der Krankheit zu tun habe. Ich habe hoch dosiert Vitamin C, Zink und B-Vitamine genommen, ich habe versucht, gut zu essen und genug zu schlafen. Über dies hinaus habe ich die Zeit genutzt, mich ein wenig auf mein Business zu konzentrieren und mich dran gemacht, an meiner Webseite zu arbeiten. Die ist leider noch in der Mache, aber sobald alles fertig ist, werde ich euch das natürlich wissen lassen! Jetzt blicke ich positiv nach vorn und möchte mich für eure guten Wünsche und die vielen wertvollen Tipps bedanken, die mir tatsächlich alle sehr geholfen haben. Und ich werde euch weiterhin auf dem Laufenden halten.

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DTU schickt zehnköpfiges Team zu den Europameisterschaften

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Einen Monat vor den Europameisterschaften im Triathlon hat die Deutsche Triathlon Union (DTU) die Athletinnen und Athleten bekannt gegeben, die die Nationalfarben in München vertreten werden. Angeführt von der Olympia-Achten aus Tokio, Laura Lindemann, werden vier weitere deutsche Athletinnen das Rennen über die olympische Distanz (1.500 Meter Schwimmen, 40 Kilometer Rad, 10 Kilometer Laufen) bestreiten. Ende Juni siegte Lindemann über bei den Finals in Berlin über die Sprintdistanz und sicherte sich damit den deutschen Meistertitel. Lisa Tertsch, die am vergangenen Wochenende den dritten Platz beim Rennen der World Triathlon Championship Series in Hamburg über die Sprintdistanz belegte, gehört ebenso zum Team wie Tokio-Olympiastarterin Anabel Knoll, Annika Koch und Marlene Gomez-Göggel.

„Unsere Athletinnen und Athleten werden selbstbewusst an den Start gehen.“

Auch aufseiten der Männer schickt die DTU fünf Athleten im Kampf um EM-Medaillen ins Rennen. Neben dem deutschen Meister Lasse Lührs stehen auch Lasse Nygaard Priester, Tim Hellwig, Jonas Schomburg und Jannik Schaufler im deutschen Aufgebot. „Wir sind froh, dass wir nach einer leistungssportlichen Durststrecke nun bei unserem Heimspiel in München eine leistungsstarke Mannschaft entsenden können“, sagt DTU-Sportdirektor Jörg Bügner. „Unsere Athletinnen und Athleten werden selbstbewusst an den Start gehen, denn sie haben in den vergangenen Wochen und Monaten starke Ergebnisse in Rennen gegen die Besten der Welt erzielt. Dies stimmt uns zuversichtlich für die Europameisterschaften und lässt uns auf starke Auftritte hoffen.“

Die Europameisterschaften finden im Rahmen der European Championships statt, bei denen die Europameister in neun verschiedenen Sportarten ermittelt werden. Start des Frauenrennens ist am 12. August um 17:15 Uhr, die Männer gehen einen Tag später um 16 Uhr auf die Strecke. Am Sonntag, dem 14. August, steht um 18 Uhr schließlich noch die Mixed Relay auf dem Programm, bei der jedes Team zwei Frauen und zwei Männer ins Rennen schickt. Bei den vergangenen zwei Europameisterschaften gewann das deutsche Team hier jeweils die Silbermedaille.

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Alpentriathlon Schliersee findet statt – aber ohne Kurzdistanz

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Andi Frank Nach zwei Jahren coronabedingter Absagen findet der Alpentriathlon Schliersee wieder statt. Die Kurzdistanz musste allerdings aus dem Programm gestrichen werden.

Es gibt eine gute und eine schlechte Nachricht. Zuerst die gute: Nach zwei Jahren coronabedingter Absagen startet am Sonntag (17. Juli) endlich wieder der Alpentriathlon Schliersee. Es ist bereits die 33. Auflage, die Veranstaltung darf als Klassiker bezeichnet werden. Triathleten lieben diesen Wettkampf vor Traumkulisse in den Bayerischen Voralpen, etwa 50 Kilometer von München entfernt.

Nun die schlechte Nachricht: Das Event kann nicht wie ursprünglich geplant durchgeführt werden, die Kurzdistanz ist abgesagt. Der Grund ist simpel: Es gibt nicht genügend Streckenposten zur Absicherung der 40 Kilometer langen Radroute – trotz intensiver Bemühungen aller Beteiligten wie der Gemeinde Schliersee, lokaler Vereine sowie der Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr.

„Aus diesem Grund müssen wir bedauerlicherweise und schweren Herzens den Wettbewerb über die Kurzdistanz absagen“, sagt der verantwortliche Projektleiter und Streckenchef Moritz Lange.

Sprintdistanz und Triathlon-Bundesliga wie geplant

Aber die Altersklassenrennen über die Sprintdistanz und der dritte Stopp der Triathlon-Bundesliga finden wie geplant statt, so Lange. 

Aufgrund der Absage der Altersklassenrennen über die Kurzdistanz kommt es zu Anpassungen im Zeitplan. Start des des Bundesliga-Wettkampfs der Männer über 750 Meter Schwimmen, 15,5 Kilometer Radfahren und 5 Kilometer Laufen ist nun bereits am Sonntag um 11:35 Uhr, die Frauen folgen zehn Minuten später um 11:45 Uhr. Im Anschluss ab circa 12.05 Uhr gehen die Altersklassenathletinnen und -athleten in Wellen auf die Sprintdistanz: 500 Meter Schwimmen, 15,5 Kilometer Radfahren und 5 Kilometer Laufen.

Neu ist eine Anfeuerungszone am Anstieg zum Spitzingsattel

Die Teilnehmer der Altersklassenrennen über die Sprintdistanz dürfen sich auf zwei Neuerungen freuen: Am legendären Anstieg zum Spitzingsattel ist eine Cheering Zone zum Anfeuern eingerichtet. Dort werden die Zuschauer sicher für reichlich Stimmung auf den letzten Metern des herausfordernden Teilstücks sorgen. Außerdem liegt am höchsten Punkt des Rennens eine Zeitmessmatte, mit deren Hilfe im Rahmen der Bergwertung die schnellsten Gipfelstürmer ermittelt werden können. Start der Sonderwertung ist der Beginn der Auffahrt zum Spitzingsattel.

Ein Landschaftstriathlon mit Traumkulisse

Warum der Alpentriathlon Schliersee eine besondere Veranstaltung ist, erklärte Geschäftsführer Jörg Ullmann erst vor ein paar Tagen bei einem Pressegespräch: „Der Alpentriathlon hat Tradition und ist mit dem Aufstieg zum Spitzingsattel ein Mythos. Das Event gehört zu den Keimzellen dieser Sportart.“ Es sei eben kein City-Triathlon, sondern ein Landschaftstriathlon, so Ullmann. „Die Athleten bekommen beim Schwimmen im glasklaren See und beim Laufen im Valepptal die Schönheit der Gegend vermittelt.“ In diesem Jahr aber eben leider nur auf der Sprintdistanz.

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Die Volunteers beim World Triathlon Hamburg 2022

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