Mit Schnelltests wurde die Wasserqualität der Seine vor den Olympia-Testevents überprüft – und für unbedenklich befunden. Offizielle Wasserproben der Stadt ergaben: Das Schwimmen im Fluss war zum Zeitpunkt des Wettkampfs gesundheitsgefährdend.
In Paris finden im kommenden Jahr die Olympischen Spiele statt, die Wettkämpfe im Freiwasserschwimmen und das Schwimmen der Triathlonrennen sollen dabei in der Seine ausgetragen werden. Zuletzt war jedoch die Wasserqualität des Flusses unzureichend. Anfang August musste der Freiwasser-Weltcup nach heftigen Regenfällen abgesagt werden, zwei Wochen später wurde bei den Einzelrennen des Olympia-Testevents geschwommen, während wieder zwei Tage später bei der Mixed Relay jedoch auf die erste Disziplin verzichtet wurde. Zahlreiche Athletinnen und Athleten sollen sich in den Einzelwettbewerben mit Fäkalbakterien infiziert haben.
Wie der österreichische Rundfunk ORF berichtet, habe man sich bei der Bewertung der Wasserqualität vor den Triathlonwettkämpfen auf Schnelltests verlassen. Diese testen das Wasser auf ein Enzym, das ein Indikator für Coli-Bakterien ist. Ein schnelles, jedoch ungenaues Verfahren. Zuverlässiger, jedoch auch deutlich zeitintensiver, sei ein Nachweis der tatsächlichen Coli-Werte im Wasser. So ein Test dauere bis zu zehn Stunden. Zum Zeitpunkt des Frauenrennens am 17. August betrug der Wert an E-Coli-Bakterien nach den Messungen der Stadt Paris mehr als 2.420 pro 100 Milliliter Wasser, der Grenzwert für Wettkampfveranstaltungen liegt bei 1.000 pro 100 Milliliter. Der mit dem Schnelltest ermittelte Wert lag weit darunter, sodass man entschied, die Wettkämpfe durchzuführen.
Keine Alternative für Olympia-Wettbewerbe im Fluss
Schwimmen in der Seine ist seit 100 Jahren im Großraum Paris gesetzlich verboten, zu schlecht ist die Qualität des Wassers. Bis zu den olympischen Wettkämpfen im kommenden Jahr soll sich das ändern. Das Olympische Komitee erklärte, dass bis zum Sommer 2024 eine neue Infrastruktur in Betrieb genommen werden soll, die eine bessere Wasserqualität und Schwimmen in der Seine gewährleisten wird. Die geplanten unterirdischen Regenrückhaltebecken in den Kläranlagen, in denen das Wasser mit einem Säuregemisch desinfiziert werden soll, sind noch nicht vollständig in Betrieb. Und auch dann wird es immer einige Zeit dauern, bis die Wasserqualität nach großen Regenfällen wieder auf einem unbedenklichen Niveau ist. Einen Plan B für Olympia gibt es nicht. „Es gibt keine Alternative, das Schwimmen der Freiwasser- und Triathleten findet in der Seine statt“, sagte Organisationschef Tony Estanguet nach den Testwettkämpfen.
Bei einer Dauer von zehn Stunden für den genaueren Test sollte sich schon jemand finden, der mal mitten in der Nacht entsprechende Proben nimmt und zur Auswertung gibt. Mit dem Wissen der großen Ungenauigkeit grenzt das schon an Fahrlässigkeit, wenn man auf Schnelltests setzt. Da kann man nur hoffen, dass jetzt ein Umdenken einsetzt.
Die Frage ist möglicherweise eher: Durch die Strömung der Seine, wie schnell ändert sich die Wasserqualität an einem festen Ort?
Es sollte natürlich nicht das Problem sein, am Vortag Morgens zu testen um Abends Ergebnisse zu haben und entsprechend zu entscheiden. Oder am Nachmittag, um dann am Rennmorgen zu entscheiden.
Aber ggf. sind Schnelltests zwar ungenau, aber dadurch im Vorteil, dass sie den Zustand zum aktuellen Zeitpunkt wiedergeben.
Grundsätzlich kann man aber wohl davon ausgehen, dass das OK da jetzt Geld in die Hand nimmt, um das Problem nächstes Jahr nicht zu haben. Mal davon abgesehen, dass die Seine ja eigentlich danach dauerhaft sauber genug zum Schwimmen sein soll…