Sie haben die Qualifikation für die Ironman-70.3-Weltmeisterschaft in der Tasche: Anne Haug und Justus Nieschlag haben mit zwei beeindruckenden Leistungen den Ironman 70.3 Lanzarote gewonnen. Nieschlag setzte sich dabei bereits beim Schwimmen an die Spitze und führte das Rennen auch auf der Radstrecke souverän an. Augenscheinlich nicht durch die Belastung der Arena Games von vor einer Woche beeinträchtigt zu sein, drückte er auch dem Halbmarathon seinen Stempel auf und gewann nach 3:54:57 Stunden vor dem Franzosen Mathis Margirier (3:55:13 Stunden) und Thor Bendix Madsen (3:56:51 Stunden).
Aller guten Dinge sind drei, dachte sich wohl Anne Haug, als sie nach 4:16:47 Stunden die Ziellinie als Erste überquerte. Ihren dritten Sieg beim Ironman 70.3 Lanzarote feierte die 40-Jährige nahezu ungefährdet, hatte nach den insgesamt 113 Kilometern einen Vorsprung von 11:50 Minuten auf die Zweitplatzierte India Lee (4:28:38 Stunden). Dritte wurde die Elisabetta Curridori (4:36:42 Stunden). Emma Pallant-Browne, die ebenfalls um den Sieg mitkämpfen wollte, wurde über Nacht krank und konnte somit nicht an der Startlinie stehen
Zwei Deutsche auf einer Mission
Im ersten Rennen seiner Premierensaison auf der Mitteldistanz war es Justus Nieschlag, der den Atlantik nach 22:48 Minuten als Erster verließ. Ihm dicht auf den Fersen folgten gleich neun weitere Athleten, darunter auch Rico Bogen (GER), Mathis Margirier (FRA), Josh Lewis (GBR) und Daniel Bækkegård (DEN). Maurice Clavel (GER) erreichte die erste Wechselzone 31 Sekunden später, auf Platz zwölf liegend, zeitgleich mit Pieter Heemeryck (BEL) und Thomas Davis (GBR). Der Däne Thor Bendix Madsen verlor 1:18 Minuten in der ersten Disziplin, Andreas Dreitz (GER) sogar 2:46 Minuten.
Und Nieschlag schien sich etwas vorgenommen zu haben: Nach einem Drittel der Radstrecke hatte er sich mit Margirier nach vorn abgesetzt, Bogen, Bækkegård, Heemeryck und Lewis folgten bei Kilometer 35 mit einer Minute Rückstand. Der starke Radfahrer Madsen holte derweil auf diese Vierergruppe auf und attackierte schließlich gemeinsam mit Bogen. Zusammen fuhren sie die einminütige Lücke zu und schlossen auf das Führungsduo auf.
Zu viert bestritten sie die restlichen 40 Kilometer der Radstrecke, Nieschlag und Bogen fuhren kurz vor der Wechselzone noch eine kleine Lücke auf ihre beiden Kontrahenten heraus. Margirier und Madsen folgten zehn, beziehungsweise 20 Sekunden später in die Laufschuhe.
Niemand schlägt Nieschlag
Weder Bogen, Margirier noch Madsen schafften es anschließend, das Tempo des 31-Jährigen mitzugehen. Bereits zur Hälfte der Laufstrecke fielen sie zurück, Madsen rückte zwar auf Position drei vor, schaffte es jedoch auch nicht, die Lücke nach ganz vorn zu verringern.
Margirier verkürzte den Abstand auf Nieschlag zum Ende der Laufstrecke noch einmal signifikant, kam jedoch nicht mehr an den Deutschen heran, der nach dem Ironman 70.3 Kraichgau auch sein zweites Mitteldistanzrennen gewann und die Ziellinie nach 3:54:57 Stunden überquerte. Margirier folgte 15 Sekunden später, Thor Bendix Madsen komplettierte das Podium (3:56:51 Stunden) und Rico Bogen wurde Vierter (3:59:15 Stunden). Daniel Bækkegård beendete das Rennen auf Rang fünf (4:00:49 Stunden), Pieter Heemeryck auf sechs (4:01:40 Stunden).
Platz | Name | Land | Gesamt | 1,9 km Swim | 90 km Bike | 21,1 km Run |
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1 | Justus Nieschlag | GER | 3:54:57 | 22:48 | 2:11:59 | 1:15:26 |
2 | Mathis Margirier | FRA | 3:55:13 | 22:59 | 2:12:00 | 1:15:32 |
3 | Thor Bendix Madsen | DEN | 3:56:51 | 24:07 | 2:10:19 | 1:16:59 |
4 | Rico Bogen | GER | 3:59:15 | 22:56 | 2:11:52 | 1:19:46 |
5 | Daniel Bækkegård | DEN | 4:00:49 | 23:00 | 2:14:01 | 1:19:01 |
6 | Pieter Heemeryck | BEL | 4:01:40 | 23:20 | 2:13:56 | 1:19:51 |
7 | Josh Lewis | GBR | 4:02:47 | 22:57 | 2:14:50 | 1:19:59 |
8 | Yvan Jarrige | FRA | 4:02:56 | 23:51 | 2:17:36 | 1:16:51 |
9 | Dieter Comhair | BEL | 4:03:34 | 27:10 | 2:16:40 | 1:15:13 |
10 | Colin Szuch | USA | 4:05:05 | 24:40 | 2:16:36 | 1:18:42 |
13 | Nico Markgraf | GER | 4:06:09 | 24:18 | 2:18:48 | 1:17:00 |
19 | Marcel Bolbat | GER | 4:11:31 | 24:38 | 2:23:43 | 1:17:49 |
21 | Timo Schaffeld | GER | 4:12:19 | 26:32 | 2:26:01 | 1:15:09 |
24 | Andreas Dreitz | GER | 4:17:00 | 25:35 | 2:26:30 | 1:18:28 |
Zweikampf an der Spitze
Im Frauenrennen erreichte eine Viergruppe den Schwimmausstieg nach exakt 26 Minuten. Diese bestand aus Kate Curran (GBR), India Lee (GBR), Anne Haug (GER) und der Italienerin Fabia Maramotti, die bereits im Atlantik eine Lücke von einer Minute auf die weiteren Verfolgerinnen rissen. Auf dem Rad setzten sich Haug und Lee prompt an die Spitze und ließen Curran und Maramotti keine Chance, ihnen zu folgen. Elisabetta Curridori (ITA), die beim Schwimmen einen Rückstand von 2:30 Minuten aufgebrummt bekam, schob sich bis Kilometer 35 von Platz acht auf vier vor. Zu diesem Zeitpunkt war das Führungsduo noch immer rennbestimmed: Etwa vier Minuten trennten Haug und Lee von Curran.
Schließlich machte die Ironman-Weltmeisterin von 2019 ernst und distanzierte Lee bis Kilometer 60 um etwas mehr als 30 Sekunden. Curridori überholte derweil Curran, fuhr jedoch mit einem Rückstand von sechs Minuten hinter der Spitze. Mit einem Radsplit von 2:29:00 Stunden erreichte Haug die Wechselzone als Erste, India Lee mit einem Rückstand von 1:35 Minuten als Zweite.
Ungefährdeter Sieg für Haug
Auf den anschließenden 21,1 Laufkilometern lief die Bayreutherin ihrem dritten Sieg beim Ironman 70.3 Lanzarote ungefährdet entgegen. Bereits auf den ersten acht Kilometern wuchs ihr Vorsprung um drei weitere Minuten. Sie gewann schließlich nach 4:16:47 Stunden. Ihre Halbmarathonzeit von 1:16:28 Stunden war dabei die achtschnellste des Tages, inklusive des Männerfelds. Lee finishte fast zwölf Minuten später (4:28:38 Stunden). Elisabetta Curridori beendete das Rennen schließlich nach 4:36:42 Stunden und komplettierte das Podium. Kate Curran kam kurz nach ihr als Vierte ins Ziel (4:37:39 Stunden).
Platz | Name | Land | Gesamt | 1,9 km Swim | 90 km Bike | 21,1 km Run |
---|---|---|---|---|---|---|
1 | Anne Haug | GER | 4:16:47 | 26:03 | 2:29:00 | 1:16:28 |
2 | India Lee | GBR | 4:28:38 | 26:03 | 2:30:40 | 1:26:43 |
3 | Elisabetta Curridori | ITA | 4:36:42 | 28:34 | 2:35:05 | 1:27:37 |
4 | Kate Curran | GBR | 4:37:39 | 26:00 | 2:39:52 | 1:26:29 |
5 | Anna Guera Raja | ESP | 4:41:06 | 27:03 | 2:42:04 | 1:25:55 |
6 | Lydia Dant | GBR | 4:41:11 | 29:55 | 2:35:56 | 1:29:33 |
7 | Rebecca Anderbury | GBR | 4:45:24 | 31:18 | 2:36:42 | 1:30:47 |
8 | Astrid Van Cauwelaert | BEL | 4:45:51 | 27:13 | 2:46:24 | 1:26:16 |
9 | Morier Emilie | FRA | 4:46:20 | 28:34 | 2:37:29 | 1:34:27 |
10 | Danielle Fauteux | CAN | 4:48:02 | 30:29 | 2:40:43 | 1:31:15 |
15 | Lina-Kristin Schink | GER | 4:58:17 | 31:59 | 2:43:50 | 1:36:17 |
Freut mich extrem für Justus.
Er hat ja schon im Kraichgau gezeigt, dass er auf der -ungewohnten- Mitteldistanz abgeht!
Hoffentlich gelingt ihm nach dem Kader-Aus eine zweite Karriere auf den längeren Distanzen!
Glückwunsch auch an Timo Schaffeld, der in seinem ersten Profi Wettkampf Platz 21 belegt und die schnellste Laufzeit des Tages hinlegt.
Toller Auftakt von den beiden Gewinner*innen. Freut mich sehr für Justus N. nach der DTU-Thematik! Typisch deutsche Funktionäre, so einen Sportler auf diese Art „rauszuwerfen“. Klasse Antwort!
Gewinner*außen.
Und schnellste Laufzeit des Neu-Profis Schaffeld! Schön, dass Justus Nieschlag gezeigt hat, was in ihm steckt!!!
Die Laufzeit von Anne ist von einem anderen Stern. 4 Männer aus den Top10 waren max. 1min schneller.
Toller Erfolg von Nieschlag und Haug. Von vorne weg. Sehr souverän.
Die zuletzt öfters erwähnten und ob ihrer Trainingseindrücke „gefeierten“ Clavel und Dreitz haben hingegen enttäuscht. Da muss irgendwann mal auch wieder ein Erfolg in ihre Vita, sonst werden sie links und recht, auch national, überholt.
Glück an Anne Haug und Justus Nieschlag. Tolle Leistungen! Andere wiederum haben jedoch leider stark enttäuscht. Die Ankündigungen vor dem Rennen haben sich teilweise in den Medien noch ganz anderes angehört!
Chapeau, die Laufzeit von Anne Haug kann man gar nicht oft genug hervorheben, außergewöhnlich stark! Es wird spannend sein zu beobachten, ob sie diese Form bis zu den großen Langdistanzen aufrecht halten kann.
Super Ergebnisse. Zudem beachtenswert. Die drittbeste Laufzeit over all hat ein Amateur geholt. Luca Fröhling! Mit seiner Zeit von 4:15:15 war er schneller als Andreas Dreitz!
Im Podcast „Buddy Talk“ hört sich der Rennverlauf beim Laufen aber sehr anders an: er hatte Margirier bereits ziehen lassen müssen und Madsen im Rücken, als er sein Tempo wiederfand und 500m vor dem Ziel Platz 1 zurückeroberte.
Diese Dramatik geht erstaunlicherweise weder aus dem Artikel noch aus dem Interview (!) hervor.