Der eine ist zweifacher Weltmeister auf der Ironman-70.3-Distanz. Der andere Titelverteidiger auf dem vollen Ironman, wenn auch nicht der letzte, der in Kailua-Kona gewonnen hat. Olympiasieger ist er auch. Und Weltmeister auf der Kurzdistanz. Und der schnellste aller Zeiten, mit und ohne fremde Hilfe.
Die Norweger sind die aktuelle Weltspitze des Triathlons. Und die Welt des Triathlons schaut auf die beiden Männer aus Bergen, der regenreichsten Stadt Europas. „Wir haben eine sehr hohe Luftfeuchtigkeit heute“, sagt Kristian Blummenfelt, als ich ihn auf dem Queen Kaahumanu Highway treffe. „Wie in Bergen.“ Der Norweger empfindet das nicht nur so. Er weiß es.
Denn die Norweger sind Datenfreaks. Zusammen mit ihrem Coach Olaf Aleksander Bu und dem Iden-Bruder Mikal messen sie, was zu messen ist. Herzfrequenz, Leistung, Blutzucker, Laktat – das kennt man. Für die einen hört sich das nach Leistungsdiagnostik an, die man sich einmal, zweimal im Jahr gönnt, wenn man im Sport nach oben will. Für die Norweger ist das Trainingsalltag. Dazu kommen Körperkerntemperatur und Wind, Temperatur und Luftfeuchte. Schrittlängen und Biomechanik der neuen Schuhe. Und alles wird ausgewertet und gegeneinander abgeglichen. Und nun machen sie sogar ein Geschäft daraus: Hier in Kona werden sie in den kommenden Tagen ihr gemeinsames Unternehmen Santara Tech präsentieren, einen sogenannten Inkubator, der Firmen und Produkte, die Messtechnik im Ausdauersport entwickeln, zur Marktreife zu verhelfen soll.
Die Norweger suchen an der Kona-Küste die Ruhe. Und gleichzeitig die Öffentlichkeit. Sie wohnen 30 Kilometer nördlich von Kailua, um dem Trubel der größten Ironman-WM aller Zeiten zu umgehen. Einen Medientag hat Blummenfelt schon vorgezogen auf die letzte Woche, per Videoschalte. Und doch laufen sie dort, wo alle anderen sie sehen – beim Radfahren: auf dem Queen Kaahumanu Highway, der sich in den vergangenen Jahren von einer Landstraße zur Inselautobahn entwickelt hat. Nicht inkognito, sondern im vollen Wettkampfdress.
„Siehst du etwas, das du noch nie gesehen hast?“, ruft Gustav Iden regelmäßig, wenn ich mit der Kamera am Wegesrand stehe. Und zeigt auf seine Füße, die in hochaufbauenden Schuhen stecken. Kurz bevor die beiden bei meinem Standort sind und auch wenn sie weglaufen, scherzen sie auf Norwegisch. Dieser deutsche Medienmann muss ja nicht alles wissen und der Spaß trainiert sowieso immer mit. Iden gilt als der Gesprächigere der beiden, die fast jede Einheit zusammen absolvieren. „Ich freue mich, wenn wir uns bei der WM die Führungsarbeit teilen und er dann endlich mal die Klappe hält“, sagt Blummenfelt pragmatisch.
Einer ist noch pragmatischer und scherzt auch nicht: Olaf Aleksander Bu hat die Daten im Blick. Immer wieder schaut er auf seine Messgeräte, zapft bei den Trinkstopps mal dem einen, mal dem anderen einen Blutstropfen aus dem Ohrläppchen. Dann geht es weiter, immer weiter. Wie viel, wollen sie mir nicht verraten. Nur dass es die zweite Einheit des Tages ist. Zuvor sind sie bereits die Radstrecke abgefahren. Die ganzen 180 Kilometer.
Bevor sie nun auch noch einen ganzen Marathon laufen, verabschiede ich mich zum nächsten Termin. „Immer geradeaus, ihr findet den Weg auch ohne mich“, erlaube ich mir auch mal einen Scherz. Die Führungsarbeit zu ihrem Zuhause da oben am Highway übernimmt nun Iden, der den frischeren Eindruck macht. Und Blummenfelt spürt, dass sein vielleicht härtester Konkurrent bei der Titelverteidigung tatsächlich aus dem eigenen Haus kommt: „He’s flying, I’m dying.“ Noch zwölf Tage bis zur Ironman-WM 2022 in Kailua-Kona!
Danke für die Einblicke. Bin gespannt wie die beiden sich dann duellieren werden.
die Spannung steigt. 🙂 kleine Anmerkung. wäre echt super wenn man die Bilder als Slideshow durchklicken könnte 😉
Kein Wort zu Gustavs Haarschnitt?
Schade, dass Frodo nicht startet. Ich hätte gerne das Duell zwischen den Norwegern, Dänen und Frodo gesehen.