Banges Warten, Mitfiebern, Spekulationen: Noch zu Beginn der Rennwoche hat Jan Frodeno die Triathlonwelt und seine Fans mit Problemen bei der Anreise auf dem Weg nach Miami in Atem gehalten. Mittwochmorgen deutscher Zeit folgt auf seinem Instagramkanal dann das erste Video vom Homestead-Miami Speedway und damit die Gewissheit, dass der amtierende Ironman-Weltmeister beim Wettkampf in Miami an der Startlinie stehen wird.
Frodenos Renncomeback nach 17 Monaten
Ganze 17 Monate musste Frodeno auf dieses Kribbeln wenige Tage vor dem Rennen warten. Seit seinem dritten WM-Titel auf Hawaii am 13. Oktober 2019 stand der 39-Jährige nicht mehr in einer Startliste eines Triathlonwettkampfs. Ein kleines bisschen Rennadrenalin verschaffte er sich im vergangenen Jahr lediglich bei seinem Triathlon im Homeoffice innerhalb der eigenen vier Wände in seiner Wahlheimat Girona. Nun, nachdem alle Verletzungen aus 2020 nach zwei Trainingsunfällen wieder ausgeheilt sind, will es Frodeno wieder wissen. „Im letzten Jahr war ich gut in Form, aber die zwei Stürze haben mich schon ganz schön mitgenommen. Ab dem Moment, als die Möglichkeit bestand, in Miami an den Start zu gehen, habe ich das Training hochgefahren. Ich war richtig motiviert und habe Spaß daran gehabt, dann im Training mal wieder richtig durchzuziehen“, sagt Frodeno im Interview mit tri-mag.de zu Beginn der Rennwoche. Seine Rückkehr in das Wettkampfgeschehen wird dabei alles andere als gewöhnlich. Mit einem extrem gut besetzten Starterfeld und auf einem ungewöhnlichen Kurs mit außergewöhnlichen Distanzen bleibt es spannend, wie sich Frodeno gegen seine Kontrahenten behaupten kann.
Geballte Konkurrenz aus aller Welt
Eine Schlüsselrolle im Lager der Konkurrenten spielt sicherlich der Kanadier Lionel Sanders, mit dem sich Frodeno in den vergangenen Jahren bereits das eine oder andere spannende Duell geliefert hat. Sanders feilt seit Beginn des Jahres akribisch an seiner Grundschnelligkeit und dokumentiert alle Trainingsfortschritte wie schon gewohnt auf seinem Youtube-Kanal zum Mitverfolgen. Neben Sanders gibt es im Startfeld mehr als eine Handvoll Athleten auf Weltklasseniveau, die beim Kampf um Podestplätze – auch bei der Vergabe des obersten Podiumsplatzes – ein ernsthaftes Wörtchen mitreden können. Einer dieser Kandidaten ist sicherlich der Däne Magnus Ditlev, der 2020 bei der Mitteldistanz in Gdynia Sebastian Kienle und Andreas Dreitz auf die Plätze zwei und drei verwies und bei der PTO Championship im Dezember 2020 in Daytona mehr als drei Minuten Rückstand auf dem Rad wieder hereinfuhr und zum Ende der Radstrecke das Feld anführte. Zusammen mit Sanders könnte Ditlev nach dem Schwimmen auf dem Rad den Angriff starten. Eine Aufholjagd in Daytona hat auch der US-Amerikaner Matt Hanson gestartet und landete dort vor rund drei Monaten schlussendlich auf Platz zwei hinter Ironman-70.3-Weltmeister Gustav Iden. Auch in Miami ist Hanson der Sprung aufs Podium wieder zuzutrauen. Ähnlich wie seinem Landsmann Rudolphe von Berg, ebenfalls als extrem guter Radfahrer bekannt. Auch der australische Mitteldistanz-Spezialist Sam Appleton wird bei der Vergabe der ersten Plätze sicherlich eine Rolle spielen. Weitere Mitfavoriten aus dem internationalen Lager sind der Spanier Pablo Dapena González, der Belgier Bart Aernouts, Frodenos Trainingsgefährte Nick Kastelein (Australien) sowie der US-Amerikaner Ben Kanute. Dessen Landsmann und der amtierende Ironman-Vizeweltmeister Tim O’Donnell, Tyler Butterfield (Bermudas), Andrew Starykowicz und Chris Leiferman (beide USA) werden ebenfalls vermutlich eine entscheidende Rolle im Rennverlauf spielen.
Aus dem deutschen Lager gehen neben Frodeno noch Andreas Dreitz, Marcus Herbst und Alexander Schilling beim Wettkampf in Miami an den Start. Besonders Dreitz ist mit einem ähnlich starken Auftritt wie bereits in Daytona erneut eine Platzierung in den Top 10 oder auch einige Plätze weiter vorn im Ranking zuzutrauen.
Haug gegen Charles-Barclay und Findlay
Anne Haugs Anreise und Start in das Wettkampfjahr 2021 verlief deutlich entspannter als im Frodeno-Lager. Die amtierende Hawaii-Siegerin gibt sich wie gewohnt bescheiden und betont, dass ihre vorherigen Titel und Erfolge beim Rennen in Miami nur eine untergeordnete Rolle spielen. „Das schöne am Sport ist ja, dass jedes Rennen bei null beginnt, egal wie viele Titel oder Medaillen man im Schrank zu Hause hortet. Jeder hat die gleichen Chancen“, sagt sie gegenüber tri-mag.de im Vorfeld des Rennens. Nach ihrer fulminanten Aufholjagd bei der PTO Championship im vergangenen Dezember in Daytona geht Haug trotzdem wohl als die größte Gejagte auf die verkürzte Mitteldistanz in Miami. Besonders interessant und spannend wird dabei der Wettstreit mit der Britin Lucy Charles-Barclay, der Haug bei der WM auf Hawaii 2019 im Energy Lab den Sieg abluchste. Weitere große Favoritin auf den Sieg im Profifeld der Frauen ist die Kanadierin Paula Findlay, die Lucy Charles-Barclay bereits 2019 in Daytona auf den zweiten Rang verwies und auch bei der letztjährigen Auflage ebenfalls auf dem ersten Rang vor Anne Haug landete.
Wie bei den Männern stehen bei den Frauen nahezu unzählige Weltklasseathletinnen auf der Startliste. Neben den US-Amerikanerinnen Skye Moench, Heather Jackson, Meredith Kessler und Lauren Brandon werden auch die Australierin und Hawaii-Dritte von 2019, Sarah Crowley, sowie die Britin Fenella Langridge, Crowleys Landsfrau Carrie Lester und die Kurzdistanzlerin Jodie Stimpson (Großbritannien) in das vordere Renngeschehen eingreifen und um die vorderen Platzierungen mitkämpfen.
Kurs, Startzeiten und Liveübertragung
Das Rennen auf dem Homestead-Miami Speedway hält im Vergleich zum Wettkampf auf dem Speedway in Daytona einige Änderungen bereit. Nach 1,5 Kilometern Schwimmen in einem künstlich angelegten See im Inneren der Rennarena geht es für die Athleten auf 17 Runden und über eine Distanz von 60,3 Kilometern in die zweite Disziplin. Dabei fahren die Athleten jedoch nicht wie in Daytona lediglich auf der Außenbahn, sondern nehmen pro Runde eine Schleife mit einigen Kurven im Inneren des Speedways mit. Zum Abschluss des Wettkampfs – ebenfalls anders als noch in Daytona – geht es dann auf 16,9 Kilometern auf sieben Runden auf einen ovalen Kurs am Rande der Autorennstrecke.
Der erste Startschuss des Tages fällt um 19 Uhr deutscher Zeit mit dem Rennen der Frauen. Der Wettkampf der Männer beginnt um 21.15 Uhr deutscher Zeit. Die ARD überträgt die Rennen wie wie bereits bei der PTO Championship ab 19 Uhr im Livestream auf Sportschau.de.