Das war es. Jan Frodeno feiert in diesen Minuten seinen „Day 1 of Retirement“ mit einem Industriepartner an der Côte d’Azur. Ein Indoor-Cycling-Event, das man wohl als Abtrainieren bezeichnen muss. Denn Jan Frodeno hat seine Karriere beendet. Wir waren auch auf den letzten Metern dabei.

Sonntag, 10. September 2023, 15:38 Uhr. Jan Frodeno biegt auf die Zielgerade der Ironman-Weltmeisterschaften an der Promenade des Anglais ein. 42 Minuten später als erhofft, als der Franzose Sam Laidlow. Aber immer noch so, wie seit einigen Jahren gewünscht. Noch einmal reißt er die Arme nach oben. Die Kappe vom Kopf. Noch einmal winkt er ins Publikum.



Noch einmal dreht Jan Frodeno sich um. Das Publikum, sein Publikum. Menschen, die mit Leichtathletik nichts zu tun hatten, sind einst ins Stadion gegangen, um Usain Bolt zu sehen. Menschen, die sich nie vorstellen konnten, einen Ironman zu machen, sind an die Strecken gekommen, um Jan Frodeno zu sehen. Und sich von ihm inspirieren zu lassen. Auch hier und heute, bei der Ironman-WM in Nizza, die viele gar nicht verfolgen wollten. Und es doch getan haben – eben wegen dieser Typen wie Jan Frodeno.

Und dann ist er da, der Moment, den sich Frodeno sicher oft herbeigesehnt hat in den letzten Jahren. Und den viele da draußen befürchtet haben. Der 42-Jährige erreicht die Ziellinie von Nizza, die Finish Line seiner außergewöhnlichen und langen Karriere.


Es ist hart, aber wahr: Die sportliche Laufbahn des Jan Frodeno ist in diesem Moment zu Ende. Zu den ersten Gratulanten, die nicht nur gratulieren, sondern auch Danke sagen für seinen Beitrag zum Triathlonsports, von dem sie alle profitiert haben, ist Patrick Lange, der gerade rechtzeitig von seiner Siegerehrung als Vizeweltmeister in den Zielbereich zurückgekehrt ist.



Jan Frodeno finisht heute auf Platz 24. Aber das spielt in diesem Moment keine Rolle mehr. Es sind sein Olympiasieg, seine drei Kona-Triumphe, die bleiben. Und das sind nur die sportlichen Dinge, die ihn auszeichnen.


Jan Frodeno war nie menschenscheu. Das hat ihn so beliebt gemacht. Doch heute scheint er das emotionale Bad in der Menge noch mehr zu genießen als sonst.


Natürlich darf an diesem Tag die Ehrenrunde nicht fehlen. Keine Sorge, nicht die kompletten 10,5 Kilometer der Laufrunde – die hat er doch soeben viermal durchlitten. Doch noch einmal auf die Ziellinie, wie es sonst nur den Siegern gebührt – das muss und darf heute sein. Denn für viele ist Jan Frodeno der G. O. A. T. Der Größte aller Zeiten.


Jan Frodeno sagt hier und heute und jetzt: Au revoir. Rien ne va plus. Diesen Moment hat er vor dem Rennen verdrängt. Doch plötzlich scheint auch ihm das bewusst zu werden …




Ab jetzt kann sich Jan Frodeno viel mehr Zeit nehmen für die Dinge, die wirklich wichtig sind. Seine Familienzeit beginnt hier und jetzt. Auch wir sagen Danke für Bilder, die Gespräche, die Erinnerungen. Und die Emotionen. Gestern waren sie auch bei uns besondern groß.
