Freitag, 3. Mai 2024

Rien ne va plus: Die Bilder (und Emotionen) vom letzten Zieleinlauf des Jan Frodeno

Das war es. Jan Frodeno feiert in diesen Minuten seinen „Day 1 of Retirement“ mit einem Industriepartner an der Côte d’Azur. Ein Indoor-Cycling-Event, das man wohl als Abtrainieren bezeichnen muss. Denn Jan Frodeno hat seine Karriere beendet. Wir waren auch auf den letzten Metern dabei.

Frank Wechsel / spomedis

Sonntag, 10. September 2023, 15:38 Uhr. Jan Frodeno biegt auf die Zielgerade der Ironman-Weltmeisterschaften an der Promenade des Anglais ein. 42 Minuten später als erhofft, als der Franzose Sam Laidlow. Aber immer noch so, wie seit einigen Jahren gewünscht. Noch einmal reißt er die Arme nach oben. Die Kappe vom Kopf. Noch einmal winkt er ins Publikum.

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Noch einmal dreht Jan Frodeno sich um. Das Publikum, sein Publikum. Menschen, die mit Leichtathletik nichts zu tun hatten, sind einst ins Stadion gegangen, um Usain Bolt zu sehen. Menschen, die sich nie vorstellen konnten, einen Ironman zu machen, sind an die Strecken gekommen, um Jan Frodeno zu sehen. Und sich von ihm inspirieren zu lassen. Auch hier und heute, bei der Ironman-WM in Nizza, die viele gar nicht verfolgen wollten. Und es doch getan haben – eben wegen dieser Typen wie Jan Frodeno.

Frank Wechsel / spomedis

Und dann ist er da, der Moment, den sich Frodeno sicher oft herbeigesehnt hat in den letzten Jahren. Und den viele da draußen befürchtet haben. Der 42-Jährige erreicht die Ziellinie von Nizza, die Finish Line seiner außergewöhnlichen und langen Karriere.

Es ist hart, aber wahr: Die sportliche Laufbahn des Jan Frodeno ist in diesem Moment zu Ende. Zu den ersten Gratulanten, die nicht nur gratulieren, sondern auch Danke sagen für seinen Beitrag zum Triathlonsports, von dem sie alle profitiert haben, ist Patrick Lange, der gerade rechtzeitig von seiner Siegerehrung als Vizeweltmeister in den Zielbereich zurückgekehrt ist.

Frank Wechsel / spomedis

Jan Frodeno finisht heute auf Platz 24. Aber das spielt in diesem Moment keine Rolle mehr. Es sind sein Olympiasieg, seine drei Kona-Triumphe, die bleiben. Und das sind nur die sportlichen Dinge, die ihn auszeichnen.

Frank Wechsel / spomedis
Frank Wechsel / spomedis

Jan Frodeno war nie menschenscheu. Das hat ihn so beliebt gemacht. Doch heute scheint er das emotionale Bad in der Menge noch mehr zu genießen als sonst.

Natürlich darf an diesem Tag die Ehrenrunde nicht fehlen. Keine Sorge, nicht die kompletten 10,5 Kilometer der Laufrunde – die hat er doch soeben viermal durchlitten. Doch noch einmal auf die Ziellinie, wie es sonst nur den Siegern gebührt – das muss und darf heute sein. Denn für viele ist Jan Frodeno der G. O. A. T. Der Größte aller Zeiten.

Frank Wechsel / spomedis
Frank Wechsel / spomedis

Jan Frodeno sagt hier und heute und jetzt: Au revoir. Rien ne va plus. Diesen Moment hat er vor dem Rennen verdrängt. Doch plötzlich scheint auch ihm das bewusst zu werden …

Frank Wechsel / spomedis

Ab jetzt kann sich Jan Frodeno viel mehr Zeit nehmen für die Dinge, die wirklich wichtig sind. Seine Familienzeit beginnt hier und jetzt. Auch wir sagen Danke für Bilder, die Gespräche, die Erinnerungen. Und die Emotionen. Gestern waren sie auch bei uns besondern groß.

Frank Wechsel / spomedis
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25 Kommentare

  1. Für mich der unangefochtene GOAT unseres Sports und in den letzten fünfzehn Jahren Vorbild und Inspiration gleichermaßen. Stets mit höchstem Respekt & Fairness seinen Konkurrenten gegenüber, hat er mit seiner Professionalität den ganzen Triathlonsport auf eine neue Ebene gebracht. Danke, Frodo für eine echt geile Zeit und alles Gute in der Sportlerrente!

  2. Danke Jan,
    du warst und bist seit Jahren ein Vorbild für mich und hast mich 2016 mit deiner unglaublichen Performance in Roth inspiriert mit dem Triathlon anzufangen und 2021 in Roth bei der Langdistanz zu finnischen.
    Ich wünsche dir und deiner Familie eine schöne Zeit in deinem neuen Lebensabschnitt.
    P.S. Danke, dass du 2022 in Roth ( am Schwimmstart) bei einem Selfi mein Rennrad aufgefangen hast. 🙂

  3. Text super. Das Familienbild ist einfach nur episch und Sportphoto des Jahres Kandidat, danke Frank Wechsel. Und danke Frodo für die geilen Manntage Live-Übertragung morgens und nachts, das Sebi-Nasen-Interview von pushing limits als all-time-Selbstironie-High – und für meinen mittlerweile 16-jährigen Sohn warst Du immer „DER“ Triathlet.

  4. Vielen Dank Jan Frodeno!!!
    Das Rennen selbst fand ich aber nicht schöne und es ist wieder komisch warum bestimmte Details
    kaum thematisiert werden. Ich bleibe dabei, im TV und nach mehrfachem zurückspulen eindeutig: Laidlow hätte bei Rennzeit 5:02:43 (km 169,4) , der letzten Verpflegungsstelle am Berg, eine Zeitstrafe wegen Littering bekommen müssen. Er wirft die Flasche eindeutig 3-5 m zu spät ab. Bei Nichtfranzosen wurde das knallhart bestraft.

  5. Ein grosses Dankeschön für den tollen Artikel bzw. Fotos, lieber Frank. Durch Jan Frodeno und Sebastian Kienle bin ich ein Fan des Triathlons geworden. Jan hat unglaublich viel für diesen Sport geleistet. Ausserdem kam er in den Interviews immer sehr sympathisch rüber. Für mich ist Jan ein toller Sportler gewesen. Ich wünsche Dir alles Gute für die Zukunft.

  6. Lieber Jan, als wir uns kennenlernten warst Du gerade erst am Olympiastützpunkt in Saarbrücken angekommen…

    Seitdem durfte ich Dich ein Stück Deines Weges begleiten!
    Bei Deinem wohl größten Erfolg in Deiner damals noch jungen Karriere beim Olympia Sieg 2008 in Peking aber auch bei Deiner größten Niederlage auf dem Weg zum Weltmeister auf der olympischen Distanz in Budapest!

    Aus meiner Sicht war diese Niederlage der Grundstein für Deine Bilderbuchkarriere…

    Ich durfte aber auch bei Deinen ersten IRONMAN in Frankfurt dabei sein, wo Emma ganz nüchtern feststellte, dass Du alles was so ein IRONMAN mit sich bringt in einem einzigen Rennen lernen darfst! 😊

    In all diesen Jahren warst Du und bist Du auch heute noch eine ganz große Inspiration und ein großes Vorbild für mich gewesen…

    P.s. Einen besonderen Dank gilt aber auch insbesondere Deinen Eltern, Emma, Deinen Kindern und Felix ohne die diese Reise sicherlich nicht so verlaufen wäre…

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Frank Wechsel
Frank Wechsel
Frank Wechsel ist Herausgeber der Zeitschriften SWIM und triathlon. Schon während seines Medizinstudiums gründete er im Oktober 2000 zusammen mit Silke Insel den spomedis-Verlag. Frank Wechsel ist zehnfacher Langdistanz-Finisher im Triathlon – 1996 absolvierte er erfolgreich den Ironman auf Hawaii.

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