Eigentlich hätte heute mit dem Ironman Frankfurt der „längste Tag des Jahres“ in der Mainmetropole stattgefunden. Nach der Absage musste eine Alternative her und die wurde allen Sportbegeisterten mit sechs Stunden Live-Übertragung des Hessischen Rundfunks auch geboten. Das Event stand unter dem Motto „Hessens großer Sporttag“ und wurde von Jan Sibbersen organisiert. Im Vordergrund stand ein Staffeltriathlon der besonderen Art, bei dem die drei Teams „Spezialisten“, „Ironman“ und „Allstars“ gegeneinander antraten. Die Besetzung versprach spannende Rennen.
Sarah Köhler gegen Andreas Raelert und Jan Sibbersen
Geschwommen wurden 1,9 Kilometer im Langener Waldsee, der an diesem Tag eher zum Windsurfen einlud. Sarah Köhler, unter anderem Vizeweltmeisterin 2019 über 1.500 Meter Freistil, ging für die „Spezialisten“ in der ersten Disziplin an den Start. Aus dem Team „Ironman“ trat Andreas Raelert an, Jan Sibbersen, der seit 2018 den Schwimmrekord des Ironman Hawaii hält, vertrat die „Allstars“. „Eigentlich habe ich seit Oktober 2018 nicht mehr richtig trainiert“, verriet er auf die Frage nach seiner aktuellen Form. Dennoch hielt Sibbersen zu Beginn das Tempo hoch, Andreas Raelert hielt sich knapp dahinter. Währenddessen ließ sich Sarah Köhler zurückfallen und nahm sich noch Zeit für ein Interview. Nach einem kurzen Landgang konnte sie sich auf der zweiten Runde von den Männern absetzen und kam nach knapp 25 Minuten als Erste aus dem Wasser. Bei den Plätzen zwei und drei kam es zum Endspurt, den Jan Sibbersen erst auf den letzten Metern durch den Sand knapp für sich entscheiden konnte. Die Staffelübergabe erfolgte virtuell durch das Drücken eines Buzzers.
Radfahren im Velodrom
Die zweite Disziplin wurde kurzfristig auf die Radbahn in Darmstadt verlegt. Ursprünglich geplant war eine 70-Kilometer-Strecke durch das Frankfurter Umland, die jedoch von der Stadt Frankfurt nicht genehmigt wurde. Maximilian Levy, viermaliger Weltmeister und dreifacher Olympiamedaillen-Gewinner im Bahnsprint, dürfte das in die Karten gespielt haben. Er ging für die „Allstars“ an den Start. Patrick Lange war für das Team Ironman aus Salzburg angereist. Im Gepäck hatte er sein nagelneues Canyon Speedmax, das erstmalig im Einsatz war. Die „Spezialisten“ wurden durch den ehemaligen Radprofi Fabian Wegmann vertreten, der unter anderem den Radklassiker Eschborn-Frankfurt zweimal für sich entscheiden konnte. Er war als einziger Athlet nicht auf einem Zeitfahrrad, sondern auf einem Rennrad unterwegs. Insgesamt waren drei Radrennen auf der Bahn zu absolvieren. Beim ersten Rennen fuhren alle drei 25 Runden (knapp zehn Kilometer) gegeneinander. Patrick Lange ging nach der Hälfte in Führung und konnte Fabian Wegmann überrunden, musste sich letztendlich aber nach knapp elf Minuten Max Levy um wenige Sekunden geschlagen geben. „Das Laktat kriege ich nicht mehr aus den Beinen, aber das war mega geil“, sagte Lange nach dem Rennen. Levy ist auch im Triathlon kein unbeschriebenes Blatt und schätzt besonders den Wechsel zwischen den Belastungsanforderungen aus Radsport und Dreikampf. Er hat im vergangenen Jahr den Ironman Frankfurt gefinisht, bereitet sich nun auf die Olympischen Spiele in Tokio vor, um danach wieder zur Langdistanz zurückzukehren und bestenfalls ein Konaticket zu lösen. Nach einer kurzen Verschnaufpause stand für die Athleten ein Einzelzeitfahren über zehn Runden auf dem Programm. Wegmann machte den Anfang und benötigte 4:35 Minuten für die knapp vier Kilometer. Lange legte mit 4:20 Minuten nach. Für ihn als Langstreckenathlet sei die Belastung „maximal unangenehm“ gewesen. Levy spielte seine Stärke aus und baute mit 4:10 Minuten den Vorsprung weiter aus. Im dritten Rennen über 20 Runden fuhren alle drei erneut gegeneinander. Wegmann versuchte, sich direkt nach dem Start abzusetzen, was ihm jedoch nur kurzzeitig gelang. Auch konnte Max Levy vor Patrick Lange gewinnen, Wegmann wurde Dritter. Die „Spezialisten“ hatten somit 26 Sekunden, „Ironman“ 30 Sekunden Rückstand auf die „Allstars“. Daraus ergab sich die Startreihenfolge für den abschließenden Lauf.
Laufen mit Frauenpower
Die letzte Disziplin und somit der Kampf um den Sieg wurde mit ausschließlich weiblicher Beteiligung ausgetragen. Die Strecke verlief 20 Kilometer, aufgeteilt auf vier Runden, um die Frankfurter Commerzbank Arena. Daniela Bleymehl und Nicole Leder teilten sich die Distanz für die „Allstars“. Für die „Spezialisten“ ging Gesa Felicitas Krause, zweifache Europameisterin und WM-Dritte über 3.000 Meter Hindernis, an den Start. Ironman-Weltmeisterin Anne Haug komplettierte das Startfeld. Bleymehl ging mit einem Vorsprung auf die Strecke und konnte diesen auch einige Kilometer halten, bevor Haug und Krause an ihr vorbeizogen, jedoch stets in Sichtweite blieben. Nach zehn Kilometern und rund 36 Minuten übernahm Nicole Leder für die „Allstars“, konnte den Rückstand jedoch nicht aufholen. Haug und Krause liefen Seite an Seite, Anne Haug forcierte schließlich auf dem letzten Kilometer das Tempo. Gesa Krause zog mit und stellte kurz vor der Ziellinie ihre Endspurt-Qualitäten unter Beweis. Sie sicherte damit der Staffel „Spezialisten“ den Gesamtsieg. Platz zwei ging an „Ironman“, Rang drei belegten die „Allstars“.
Abwechslungsreiche Unterhaltung
Zwischen den einzelnen Disziplinen wurde es nicht langweilig. Jan Frodeno war per Video aus Girona zugeschaltet. Er hoffe noch auf eine Langdistanz im Herbst, um sich für die Weltmeisterschaft im Februar zu qualifizieren. Wenn es dazu komme, sei er bereit und freue sich auf einen Wettkampf.
Außerdem wurde das Bundesliga Team der TuS Griesheim beim virtuellen Saisonstart auf Zwift begleitet. Das Männerteam, dem auch der deutsche Meister über die Langdistanz Paul Schuster angehört, konnte das erste Rennen für sich entscheiden.
Neben dem Triathlon wurden weitere Events in den Sportarten Tischtennis, Rudern, Beachvolleyball und Dressurreiten gezeigt. Aktive und ehemalige Profis sowie Nachwuchssportler nahmen daran teil und traten gegeneinander an.
Schönes Konzept als Alternative zum längsten Tag. Dennoch hoffentlich nächstes Jahr wieder im „Normalmodus“ 😉
War wirklich eine schöne Veranstaltung und das Konzept Allstars, Profis und Amateure gegeneinander antreten zu lassen hat war sehr erfrischend. Dafür zahle ich dann gerne Rundfunkgebühren.
Die Laufzeit von Nicole Leder (Jahrgang 71) hat mich doch schwer beeindruckt. Die Zeit wurde zwar nicht genannt aber unter 40 Minuten war sie bestimmt und das ohne Vorbereitung. Respekt, Respekt …