Montag, 12. Mai 2025
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Deutsche Staffel wird Vizeeuropameister

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Frank Wechsel / spomedis Lisa Tertsch übergab an Platz zwei liegend an Jonas Breinlinger, der Silber schließlich ins Ziel brachte.

Zum Abschluss der Supersprint-Europameisterschaften im österreichischen Kitzbühel sind die deutschen Triathleten noch einmal erfolgreich über die Strecke gejagt. Zu den bis dahin drei Goldmedaillen für Laura Lindemann und die Junioren Jule Behrens und Henry Graf sowie U23-Silber für Tim Hellwig und -Bronze für Lisa Tertsch kamen am finalen Wettkampftag noch eine Silber- und eine Goldmedaille hinzu. Die Silbermedaille sicherte sich die deutsche Mannschaft im Mixed Relay der Elite hinter Großbritannien. Beim Staffelwettbewerb mussten zwei Athletinnen und zwei Athleten jeweils 250 Meter schwimmen, sechs Kilometer Rad fahren und 1,5 Kilometer laufen. Gold gewann derweil die Junioren-Equipe aus Deutschland.

Breinlinger verteidigt Rang zwei

In der Besetzung Laura Lindemann, Lasse Lührs, Lisa Tertsch und Jonas Breinlinger ging das deutsche Team in den Mixed-Relay-Wettbewerb. Die am Vortag frisch gekürte Europameisterin Lindemann kam nach 3:00 Minuten Schwimmen, 8:58 Minuten auf dem Rad und 4:41 Minuten über die Laufstrecke als Erste zum Wechsel auf Lasse Lührs. Der übergab auf Rang zwei knapp hinter dem Briten Samuel Dickinson nach 2:49 Minuten Schwimmen, 8:07 Minuten Radfahren und 4:19 Minuten Laufen an Lisa Tertsch. Die aktuelle deutsche Meisterin über die Sprintdistanz verlor 18 Sekunden auf Olivia Mathias und schickte nach 3:08 Minuten Schwimmen, 9:01 Minuten Radfahren und 4:54 Minuten Laufen auf Rang zwei Jonas Breinlinger ins Rennen. Der war vor dem Laufen nach 2:48 Minuten Schwimmen und 8:06 Minuten Radfahren bis auf zwei Sekunden an Gordon Benson herangerückt, verlor auf der Laufstrecke aber noch 16 Sekunden und lief (4:57 Minuten) letztlich auf einem starken zweiten Platz (1:09:36Stunden) hinter Großbritannien und vor Russland (1:10:08 Stunden) ein.

Bei den Junioren hatte das deutsche Team mit Julia Bröcker, Justus Töpper, Jule Behrens und Henry Graf zuvor bereits die Goldmedaille gewonnen und war vor Frankreich und Spanien gelandet.

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„Der Faktor Mensch ist unersetzlich“

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spomedis

Dan Lorang, 2019 bist du durch die Siege von Anne Haug und Jan Frodeno als erster Triathlontrainer Doppel-Weltmeister-­Coach beim Ironman Hawaii geworden. Nach dem Rennen hast du gesagt, dass du es ganz besonders genießen willst, weil man so etwas nur ein einziges Mal erlebt. Hat dieser große Erfolg aus der vergangenen Saison durch die besonderen Umstände in der Coronazeit noch einmal eine andere persönliche Wertschätzung für dich bekommen?

Ja, das hat er tatsächlich. Im vergangenen Jahr wurde einem erst so richtig bewusst, was ­alles zusammenlaufen muss, damit man so ein Erfolgserlebnis haben darf wie 2019 auf Hawaii. Dass so etwas nicht selbstverständlich ist, weiß ich natürlich. Aber an der letztjährigen Situation sieht man, wie die Dinge eben auch nicht laufen können oder man sie gar nicht erst beeinflussen kann. Dadurch weiß ich den Erfolg noch ein bisschen mehr zu schätzen. Ich habe zwischendurch häufiger zurückgeblickt und mich an diese speziellen Momente erinnert, die ich mit den Athleten erleben durfte. Und die Wertigkeit dieser Erinnerungen wird noch einmal stark herausgehoben, wenn man nur so kurze Zeit später eine Situa­tion vorfindet, wie wir sie erlebt haben.

Im Gegensatz zum herausragenden Hawaii-­Ergebnis aus 2019 hast du im Laufe der Jahre auch schon mehrere Tiefs erlebt, sei es durch enttäuschende Resultate oder Rückschläge durch Verletzungen deiner Athleten. Woraus ziehst du mehr ­Erkenntnisse und Motivation: aus dem glamourösen Sieg oder der schmerzhaften Niederlage?

Das ist relativ schwierig. Oft sagt man ja, dass man aus Niederlagen oder schlechten Leistungen viele Erkenntnisse zieht, und da ist sicherlich etwas dran. In dem Fall muss man gucken, was aus welchen Gründen nicht funktioniert hat. Ob man vielleicht falsche Reize gesetzt hat oder etwas anderes ausprobieren muss. Dass es einen darauf folgenden Lerneffekt gibt, ist dabei allerdings entscheidend. Durch Jans enttäuschende Hawaii-Jahre 2017 und 2018 haben beispielsweise sowohl er als auch ich infolge der Verletzung gelernt, einige Vorzeichen anders zu interpretieren. Die Erfahrung hat dazu geführt, dass man bei gewissen Symptomen in Zukunft doch noch einmal genauer hinschaut, selbst wenn man zuvor grünes Licht bekommen hat. Auf der anderen Seite war 2018 im Beispiel von Jan natürlich eine extreme Motivation vorhanden. Die Ironman-70.3-WM hat ihm gezeigt, was noch möglich ist, und die anschließende Verletzung hat es umso ­bitterer gemacht. Aber nach diesen zwei Jahren war das ganze Team bereit, noch einmal ­alles in die Waagschale zu werfen, um einen dritten Titel zu holen. Die Vorgeschichte hat dabei für ein paar zusätzliche PS gesorgt, um das Projekt nach vorn zu bringen. Da waren alle wirklich sehr angespitzt, um noch einmal das besondere Gefühl eines Hawaii-Siegs miterleben zu dürfen. Aber das ist nur ein Beispiel von vielen. Was einen mehr motiviert oder einem am meisten Erkenntnisse liefert, hängt für mich immer von der jeweiligen Situation ab.

Wenn du gerade schon an Situationen denkst, in denen nicht alles nach Plan lief: Gibt es trotz der vielen Erfolge auch Dinge, die du in deiner Laufbahn rückblickend gern anders gemacht hättest?

Da gibt es eigentlich nicht viel. Natürlich gab es immer wieder Rückschläge, meistens bedingt durch Verletzungen von Athleten. Aber Fehler und vor allem die wachsende Erfahrung durch gewisse Fehler gehören immer dazu, auch wenn man sie stets zu vermeiden versucht. Deswegen würde ich diesen Weg grundlegend auch noch einmal so gehen. Das Einzige, wo ich gern gewisse Fehler vermieden hätte, war während meiner Tätigkeit als DTU-Bundestrainer. Da habe ich mich nach den ersten zwei Jahren durch den gefühlten inneren Druck ­irgendwann davon abbringen lassen, meinen eigenen Plan und meine Ideal­vorstellung weiter zu verfolgen. Durch den Erfolgsdruck und den Wunsch nach Veränderung habe ich mich durch andere Meinungen dazu verleiten lassen, wieder zu „Trainingsklassikern“ zurückzukehren oder bestimmte Dinge so durchzuführen, weil sie in der Vergangenheit mal erfolgreich waren. Das verlief eher schleichend und ich habe diese Veränderung zu dem Zeitpunkt gar nicht bewusst wahrgenommen. Das war aber im Nachhinein auch das Feed­back, das ich von den Athleten erhalten habe. Zwar nicht als Vorwurf gemeint, aber es war für mich ein Alarmzeichen, noch einmal zu reflektieren, was da eigentlich passiert ist. Letztlich habe ich mich zu sehr mit der internen Unzufriedenheit beschäftigt und mich davon zu sehr beeinflussen lassen, auch wenn es mit mir persönlich gar nichts zu tun hatte. Dadurch habe ich meine eigene Überzeugung verloren, bin einfach so mitgeschwommen und mir hat der objektive Blick von außen auf das Gesamtgeschehen gefehlt, um wieder in eine andere Richtung zu gehen. Das habe ich zu dem Zeitpunkt nicht gut gemacht.

Du hast den eigenen Lernprozess angesprochen. Gibt es bestimmtes Wissen oder Erkenntnisse, von denen du dir gewünscht hättest, sie bereits früher in der Trainer­karriere gehabt zu haben?

Je länger ich das mache, umso mehr verstehe ich, was Erfahrungswissen bedeutet. Als junger Trainer hört man von älteren Kollegen immer, dass man Erfahrung brauche. Da denkt man als junger Coach oft, dass man so viel gelesen und gelernt hat, selbst schon einige Athleten trainiert, sich immer auf dem neusten Stand hält und der Erfahrungsschatz bei älteren Trainern zum Teil dazu führt, dass er den Zugang zu neuen Erkenntnissen oder Methoden eher behindert. Aber dieses Erfahrungswissen hilft einem vor allem im Umgang mit den Sportlern und den unterschiedlichen Persönlichkeiten. Auch welche Verletzungserfahrungen oder Überlastungserscheinungen man bereits erlebt hat. Da geht es eher darum, was schon mal nicht funktioniert hat. Man erkennt schneller gewisse Muster und fragt nach. Je früher man bestimmte Erfahrungen macht, desto besser ist es natürlich.

Zum Beispiel?

Zu DTU-Zeiten hatte Gregor Buchholz in Australien einen Sturz. Wir waren im Krankenhaus und es sah alles gut aus, die Anzeichen einer Gehirnerschütterung waren nicht gegeben. Aber es war so, dass mir Tage, Wochen, vielleicht sogar noch Monate später gewisse Sachen aufgefallen sind. Bei so ganz einfachen Dingen wie Lauf-Abc war irgendetwas anders: Die Schnelligkeit und Ansteuerung waren nicht so da wie sonst. Ich bin heutzutage davon überzeugt, dass es damals Nachwehen von diesem Sturz waren, die ich zu dieser Zeit nicht erkannt habe. Mit dem Wissen und den Erkenntnissen von heute wäre ich natürlich ganz anders damit umgegangen. Da hätte ich ihn erst einmal nach Hause geschickt und ihm Ruhe gegeben. Man lernt mit der Zeit enorm viel aus dem Erlebten und dem Feedback der Athleten. Damit hätte man in der Vergangenheit vielleicht manchmal bessere Entscheidungen treffen können, aber dieser Prozess lässt sich nicht abkürzen.

Du hast auf Twitter eine Umfrage gemacht, in der du gefragt hast, was nach Meinung deiner Follower die beste Möglichkeit ist, wie eine Trainer-Athleten-Beziehung zustande kommt. Ob der Athlet den Trainer aussucht oder umgekehrt. Wie stehst du selbst zu der Frage? Und gab es jemals den Fall, dass du für eine Zusammenarbeit aktiv auf einen Sportler zugegangen bist?

Als ich angefangen habe, bin ich noch auf Sportler zugegangen. Schließlich hatte ich selbst noch gar nichts vorzuweisen und habe damals noch ambitionierte Altersklassen­athleten betreut. Seit der exklusiven Zusammenarbeit mit den Profis ist das genau umgekehrt. In den letzten Jahren habe ich ausschließlich Anfragen von Athleten bekommen oder die Sportler waren von Verbands- oder Mannschaftsseite automatisch festgelegt. Aber im Laufe der Zeit gab es auch bei mir immer wieder diese Gedanken, bestimmte Athleten trainieren zu wollen. Es gibt natürlich sehr interessante Sportler für eine Zusammenarbeit, und damit meine ich nicht Erfolg, sondern die Person und das gesamte Drumherum. Wie sich jemand gibt, die Persönlichkeit und auch wenn man sieht, dass etwas besser gemacht werden kann. Das hätte mich manchmal schon gereizt und ich würde diesen Weg grundsätzlich auch nicht ausschließen. Meine Grundvoraussetzung ist allerdings, dass ich dabei keinen Athleten von einem anderen Trainerkollegen „abwerbe“. Und damit haben sich solche Gedanken oft schnell erledigt. Grundsätzlich glaube ich, dass die bewusste Entscheidung von einem Athleten für einen bestimmten Trainer die beste Option ist. Die Sportler machen sich im Vorfeld oft viele Gedanken und der entscheidende Samen ist bei einer Anfrage bereits gesät. Das ist für die Hingabe und Motivation der Athleten dann in den meisten Fällen auch der optimale Weg.

Wenn du gerade schon über Motivation sprichst: Wie beurteilst du die Rolle des Gehirns im Ausdauersport und welche Erfahrungen hast du dabei mit deinen Sportlern gemacht? Es gibt ja durchaus „Trainingsweltmeister“ und auf der anderen Seite Sportler, die im Wettkampf scheinbar über sich hinauswachsen.

Das ist ein Feld, in dem ich in den vergangenen Jahren am meisten gelernt habe: welche großen Unterschiede es geben kann zwischen Trainings- und Wettkampfleistungen von Athleten. Ich bin immer sehr vorsichtig, wenn ich Athleten habe, die im Training ständig neue Bestzeiten bringen, und schaue mir das dann extrem genau an. Ich versuche dann immer herauszuhören, wie viel mentale Energie es gekostet hat, um diese Leistung zu erzielen. Ich glaube, dass man nur eine begrenzte mentale Energie hat, und die letzten Reserven davon sollen erst im Wettkampf ausgeschöpft werden. Deshalb ist meine Einstellung, dass man jede Trainingseinheit so absolvieren sollte, dass man im Anschluss das Gefühl hat, doch noch ein bisschen mehr hätte geben zu können. Deshalb lasse ich auch nicht allzu häufig maximale Leistungstests durchführen. Denn die sind nur aussagekräftig, wenn man auch wirklich an seine Grenzen geht. Das lasse ich nur ganz gezielt und maximal dreimal im Jahr absolvieren. Manchmal ist es sogar ratsam, im Training ein Intervall wegzulassen, wenn man sich besonders gut fühlt, und diese Gewissheit mit in den Wettkampf zu nehmen, anstatt sich einem Risiko auszusetzen. Ich habe im Training noch nie zu einem meiner Sportler gesagt, dass er mehr machen soll.

Du hast in einem früheren Interview gesagt, dass für dich im Training die entscheidende Frage ist, herauszufinden, wie viel man tatsächlich für den optimalen Reiz trainieren muss. Wenn man für den gleichen Effekt deutlich weniger trainieren kann, hätte man mehr Zeit für andere Dinge. Wie versuchst du, dich diesem Optimum zu nähern?

Zunächst ist die genaue Dokumentation jeder Einheit wichtig, um über den Umfang und die Intensitätsverteilung später präzise Rückschlüsse ziehen zu können. Das kann über mehrere Wochen, Monate oder eine ganze Saison sein. Wichtig ist, dass man sich anguckt, wie viel und was man hineingesteckt hat und was dabei herausgekommen ist. Wenn man das über verschiedene Zeiträume immer wieder vergleicht, kann man gezielte Anpassungen in unterschiedliche Richtungen vornehmen. Ich habe natürlich kein Tool, mit dem ich genau das Optimum eines Trainingsreizes feststellen kann. Aber anhand der Informationen und physiologischen Anpassungen versuche ich mich Stück für Stück an diesen Wert heranzutasten. Verschiedene Daten geben mir Feedback. Dabei ist auch das Gefühl der Sportler entscheidend. Zwei Intervalle mit der gleichen Leistung und der gleichen Herzfrequenz können sich für den Athleten komplett unterschiedlich angefühlt haben. Das ist eine sehr wichtige Information. Hinzu kommt, dass beispielsweise die muskuläre Ermüdung sehr schwierig zu messen ist. Ansonsten nutze ich die Herzfrequenzvariabilität, um die Ermüdung und Regeneration der Sportler festzustellen. Bei uns im Radteam haben wir durch die vielen Dopingtests auch regelmäßige Blutbilder der Athleten, aus denen sich wichtige Infos entnehmen lassen. Darüber hinaus ist es eine simple Methode, sich das Verhältnis von Leistungs- und Herzfrequenzkurve innerhalb einer Einheit anzuschauen, das kennt man auch als „aerobic decoupling“. Da sieht man oft am Anfang eines Trainingsjahres irgendwo in der Einheit einen Punkt, an dem beide Kurven immer stärker auseinanderdriften. Darüber lässt sich gut die Belastungssteuerung planen und ein Fortschritt dokumentieren. Ansonsten gibt es noch viele andere Technologien, die alle ihre Berechtigung haben. Ich hätte nur nicht ausreichend Zeit, um das alles für jeden Sportler detailliert genug zu analysieren.

Dabei könnte – wie in vielen anderen Beru­fen und Bereichen der Gesellschaft auch – zukünftig künstliche Intelligenz eine große Hilfe sein. Es wäre denkbar, dass eine KI mit allen nötigen Parametern wie den physiologischen Daten aus Leistungsdiagnos­tiken, der Auswertung vorangegangener Trainings­wochen, -monate oder -jahre, dem subjektiven Empfinden der Sportler und der automatischen Auswertung sämtlicher Informationen von verschiedenen Tools gefüttert wird. Und die leistet dann eine viel genauere Analyse mit daraus folgenden Anweisungen oder Planungen, als es Trainer aus Fleisch und Blut können. Glaubst du, dass mögliche „KI-­Coaches“ das Dasein der Trainer im Ausdauersport zukünftig verändern werden?

Ich glaube, mit der künstlichen Intelligenz geht es genau in diese Schiene. Sie kann eben deutlich mehr Informationen verarbeiten. Ich sage immer, dass jegliche Technologie, die dem Athleten und Trainer das Leben einfacher macht, super ist. Wenn ich dadurch insgesamt mehr Zeit sowie eine bessere Datenlage habe und gleichzeitig häufiger mit den Athleten reden kann, ist das perfekt. Wenn mir eine künstliche Intelligenz anhand aller Daten einen Vorschlag oder Trainingsplan ausspuckt, kann ich das immer noch kon­trollieren und selber anpassen. Der Trainer ist heutzutage sowieso schon mehr der Manager von allen Systemen und hilft den Athleten, die richtigen Entscheidungen zu treffen. KI könnte sehr dabei helfen, alle Informationen für den Trainer zu bündeln, in der Gesamtheit darzustellen und die Entscheidungsfindung zu erleichtern oder zu präzisieren. Vielleicht entgeht einem bei den vielen Daten auch mal etwas, auf das die KI dann hinweist. Das könnte den Beruf des Trainers zukünftig in der Tat verändern, aber den vollständigen Aufgabenbereich eines ­Coaches deckt das nicht ab.

Siehst du die Gefahr, dass Trainer durch künstliche Intelligenz irgendwann teilweise ersetzt werden könnten?

Der Trainer sollte meiner Meinung nach immer der letzte Entscheider sein. Ich halte den Faktor Mensch gerade im Leistungssport für unersetzlich. Aber wir Trainer müssen uns dann auch ganz schön ins Zeug legen, denn eine individuelle Betreuung kostet auch immer Geld. Und es gibt auch Athleten, die einfach nur einen Plan wollen. Wenn Sportler – insbesondere Age­grouper – irgendwann vor der Frage stehen, ob sie ein derartig ausgereiftes KI-Programm mit oder ohne Trainer nutzen, ist es unsere Aufgabe, sie davon zu überzeugen, dass sie auch wirklich noch einen menschlichen Ansprechpartner brauchen. Ich sehe diese ganze Entwicklung überhaupt nicht kritisch, solange sie als Ergänzung gedacht ist. Wenn es darum geht, Trainer zu ersetzen, empfinde ich es allerdings als problematisch. Dafür spielen die Verbindung, das Vertrauen und die Kommunikation zwischen Athlet und Coach eine zu große Rolle. Ich habe über all die Jahre gelernt, dass am Ende die absolute Hingabe und Leidenschaft des Athleten am wichtigsten sind. Und die erreicht man nicht durch Maschinen.

Dan Lorang

Lange bevor Dan Lorang gleich mehrere Hawaii-Siege mit Jan Frodeno und Anne Haug ­feiert und die Szene ihn als den Coach der Weltmeister kennenlernt, startet seine Laufbahn mit einem Sportstudium an der ­Technischen Universität München. Er sammelt erste Trainererfahrungen mit zahlreichen Altersklassen­athleten und beginnt bereits im Januar 2007 mit Anne Haug zusammenzuarbeiten. Weitere Stationen für Lorang sind unter anderem 2010 das Cervélo Test Team im Radsport, wo der Luxemburger für ein Jahr als Sportwissenschaftler tätig ist. Von 2011 bis 2012 arbeitet er zunächst für den Baden-­Württembergischen Triathlonverband, bevor er im November 2012 erst DTU-Bundestrainer der U23 wird und vom November 2013 bis Oktober 2016 die Rolle des DTU-Bundestrainers der Elite einnimmt. Zeitgleich startet im Dezember 2012 die Zusammenarbeit mit Jan Frodeno und dem damit verbundenen Projekt des Umstiegs auf die Langstrecke, das eine große Erfolgsgeschichte werden sollte. Nach seiner Zeit bei der DTU beginnt Lorang im November 2016 als Trainer im deutschen Profiradteam ­Bora-hansgrohe und wird im Laufe der Jahre Cheftrainer sowie „Head of Innovation“. ­Neben dieser bis heute andauernden Haupt­tätigkeit im Radsport betreut Lorang zahlreiche Profitriathleten auf verschiedenen Distanzen.

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Lindemann holt Gold, Hellwig wird U23-Vizemeister

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Gold nach einem starken Finish: Laura Lindemann ist Europameisterin im Supersprint.

Mit einer starken Laufleistung hat sich Laura Lindemann den Titel bei den Supersprint-Europameisterschaften im österreichischen Kitzbühel gesichert. Die Deutsche war nach den 500 Metern Schwimmen und 12 Kilometern Radfahren in der Spitzengruppe, die schnell auf fünf Athletinnen zusammenschmolz, auf die 3,1 Kilometer lange Laufstrecke gegangen. Auf den finalen 500 Metern zog die 24-Jährige im Duell mit der Russin Valentina Rasiova und der Französin Leonie Periault das Tempo noch einmal an und lief nach 35:21 Minuten als Erste über die Ziellinie. Rasiova kam fünf Sekunden später auf Rang zwei und sicherte sich zugleich den U23-Titel, Periault kam eine Sekunde später auf den Bronzerang, vor der Schweizerin Nicola Spirig-Hug (35:37 Minuten).

Die aktuelle deutsche Meisterin über die Sprintdistanz, Lisa Tertsch, lief als Gesamtsechste ein (35:44 Minuten) und gewann hinter Rasiova und der Britin Olivia Mathias (35:43 Minuten) EM-Bronze bei den U23.

Bei den Männern machte der Schweizer Max Studer das Rennen und sicherte sich die EM-Krone in 32:03 Minuten, nachdem er sich ähnlich wie Lindemann bei den Frauen rund 500 Meter vor dem Ziel von den Verfolgern abgesetzt hatte. Silber gewann der Spanier Antonio Serrat Seoane (32:09 Minuten), auf Rang drei kam der Franzose Tom Richard (32:24 Minuten). Als bester Deutscher landete Tim Hellwig auf EM-Rang fünf in 32:30 Minuten, der zugleich Silber bei den U23 hinter dem Portugiesen Ricardo Batista (32:29 Minuten) bedeutete. Lasse Lührs wurde 14. (32:50 Minuten), Jonas Breinlinger 19. (32:58 Minuten). 

Von den deutschen Starterinnen hatten zuvor fünf von sechs den Endlauf erreicht. Lisa Tertsch hatte ihren Qualifikationslauf in 36:38 Minuten vor Laura Lindemann (36:46 Minuten) gewonnen. Nina Eim musste nach dem ersten Wechsel aussteigen. Im zweiten Halbfinale sicherte sich Marlene Gomez-Islinger ihren Finalplatz als Dritte (36:36 Minuten) hinter der Vorlaufschnellsten, der Französin Emma Lombardi (36:16 Minuten), und der Mitfavoritin Nicola Spirig-Hug in 36:23 Minuten. Im dritten Vorlauf zogen Olympia-Qualifikanitn Anabel Knoll als Zweite (37:00 Minuten) und Lena Meißner als Dritte (37:07 Minuten) hinter der Französin Audrey Merle (36:57 Minuten) in das Finale ein.

Bei den Männern hatte Jonas Breinlinger im ersten Halbfinale mit Rang sieben in 32:37 Minuten das Finalticket gelöst, während der aktuelle deutsche Meister über die Sprintdistanz, Tim Hellwig, mit Platz neun (32:38 Minuten) gerade noch den letzten regulären Qualifikationsplatz des Laufes belegte. Im zweiten Vorlauf schaffte Lasse Lührs als Fünfter in 33:01 Minuten den Sprung in das Finale. Simon Henseleit schaffte es als Elfter (33:24 Minuten) nicht in das A-Finale.

Bei den Junioren gab es weiteres EM-Gold für Deutschland durch Jule Behrens (36:41 Minuten) und Henry Graf (33:16 Minuten).

Supersprint-EM Kitzbühel, Elite Männer

19. Juni 2021
PlatzNameNationGesamt500m Swim12km Bike3,1km Run
1Max StuderSchweiz32:03 Minuten6:00 Minuten16:01 Minuten8:50 Minuten
2Antonio Serrat SeoaneSpanien32:096:0715:598:57
3Hayden WildeNeuseeland32:166:0815:559:06
4Tom RichardFrankreich32:245:5816:049:17
5Ricardo BatistaPortugal32:296:0116:039:19
6Tim HellwigDeutschland32:305:5416:109:18
7Samuel DickinsonGroßbritannien32:34n.a.n.a.n.a.
8Florin SalvisbergSchweiz32:356:0315:589:24
9Connor BentleyGroßbritannien32:366:0116:039:25
10Sylvain FridelanceSchweiz32:375:5816:009:25
15Lasse LührsDeutschland32:466:0615:579:30
20Jonas BreinlingerDeutschland32:585:5516:049:45

Supersprint-EM Kitzbühel, Elite Frauen

19. Juni 2021
PlatzNameLandGesamt500m Swim12km Bike3,1km Run
1Laura LindemannDeutschland35:216:2117:3210:16
2Valentina RiasovaRussland35:266:2717:2910:17
3Leonie PeriaultFrankreich35:276:2517:2510:17
4Nicola Spirig-HugSchweiz35:376:3017:2210:32
5Olivia MathiasGroßbritannien35:436:1617:3410:37
6Lisa TertschDeutschland35:446:3017:2210:35
7Sian RainsleyGroßbritannien35:476:1717:2710:38
8Jolanda AnnenSchweiz35:506:2317:2710:47
9Sophie AldenGroßbritannien35:526:1817:3510:40
10Audrey MerleFrankreich35:536:2517:3110:42
12Marlene Gomez-IslingerDeutschland36:006:2517:2810:54
18Anabel KnollDeutschland36:146:2817:2811:08
23Lena MeißnerDeutschland36:286:3017:2311:21
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Jonas Deichmann schwärmt von Mexiko

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Markus Weinberg Jonas Deichmann ist bisher begeistert von seinem Lauf durch Mexiko.

Die Umgewöhnung ist abgeschlossen. Nachdem Jonas Deichmann bei seinem Triathlon rund um die Welt an den ersten Lauftagen noch über „brutale Schmerzen im Bein, Muskelkater und Gelenkschmerzen“ geklagt hatte, ist die Situation mittlerweile entspannter. „Ich konnte die vergangenen Tage komplett schmerzfrei laufen. Dass es anfangs Probleme gab, war normal, wenn man sieben Monate nicht gelaufen ist und dann jeden Tag einen Marathon absolviert.“ 43 bis 45 Kilometer legte er zuletzt täglich zurück. „Ich habe jetzt das Tempo erhöht und schaffe sieben Minuten pro Killometer. Das mag nicht schnell sein, ist aber das normale Tempo, wenn man 120 Marathons läuft.“

Die Tage laufen nach gleichem Muster ab

Die Tage sind genau strukturiert. Der 34-Jährige passt sich dabei den klimatischen Bedingungen Mexikos an. Baja California ist ein heißer Landstrich. „Ich starte früh, wenn die Temperaturen noch erträglicher sind. Dann lege ich eine längere Mittagspause ein und laufe am Nachmittag noch einmal ein Stück, sodass ich auf circa neun Stunden vom Start bis zum Ende komme.“ Einen Teil des Weges lief in den ersten Tagen öfter Leonardo, ein Mexikaner aus Tijuana mit. Zum Start wollte er Deichmann nur fünf Kilometer raus aus der Stadt begleiten, blieb dann aber 15 Kilometer an seiner Seite und lud den Abenteurer zum Essen ein. 

Ein treuer Begleiter für Jonas Deichmann

„Am nächsten Tag war Leonardo wieder da und ist erneut 15 Kilometer mitgelaufen, am vierten Tag ist er mit dem Auto hinterhergekommen, zum Startpunkt in Ensenada. Dann ist er die ganzen 42 Kilometer mitgelaufen, es war sein erster Marathon, das war super. Er hat sich auch für die nächste Woche wieder für ein paar Tage angekündigt. Ich freue mich darauf. Es ist schön, ein bisschen Begleitung zu haben.“

Mexikaner versorgen Jonas Deichmann

Die Verkehrssituation in Mexiko ist bislang eine Wohltat für Deichmann, verglichen mit den gefährlichen Bedingungen in Russland, die er auf dem Rad erlebte. „Bis nach Ensenada bin ich auf dem Seitenstreifen der Autobahn gelaufen, immer an der Küste entlang. Es ist sicher, weil es nicht viel Verkehr und einen Seitenstreifen gibt“, berichtet der Abenteurer, den in Ensenada Radfahrer und Triathleten empfingen. „Die folgen mir über Social Media und es gab ein super Essen. Ich bin richtig verliebt in mexikanisches Essen: Tacos, Burritos und Enchiladas überall. Ich vertrage scharfes Essen auch ganz gut.“

Begegnung mit einer Klapperschlange

Nach Interviews mit Radiosendern ging es von Ensenada in ein Weinanbaugebiet, es wurde etwas hügeliger und wärmer. Aber die Einheimischen kümmern sich um mich. Die Distanzen werden etwas länger, aber Autos halten an und geben mir Wasser. Es ist alles super bisher“, so Deichmann, der nicht immer auf die Gastfreundschaft der Mexikaner angewiesen ist. „Ich habe bisher drei Tage gezeltet, auch in der Wüste. Am Tag, nachdem ich Ensenada verlassen habe, habe ich zwischen Büschen übernachtet. Als ich meinen Schlafplatz gesucht habe und mein Zelt schon aufbauen wollte, ist dort eine Klapperschlange rumgeschlichen. Ich bin dann 20 Meter weitergezogen und habe mein Zelt abseits aufgeschlagen. Es ist traumhaft, unter dem Sternenhimmel in der Wüste zu zelten. Biwakieren ist aber nicht möglich, weil neben Klapperschlangen auch Skorpione und gefährliche Spinnen hier herumlaufen. Deshalb schlafe ich im Innenzelt, da bin ich geschützt.“

privat In der Wildnis lauern tierische Gefahren wie Klapperschlangen, Skorpione und Spinnen.

Anfeuerung der Einheimischen

Über das Weinanbaugebiet ging es ins Landesinnere – und erneut wird Deichmann überwältigt von der Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft der Mexikaner. „Es gibt nur eine Straße, die durch Baja California führt. Ich bin ins Tal von San Quintin gekommen, wo die gesamte Landwirtschaft der Baja California angebaut wird. Es war schwierig, weil es auf der Straße keinen Seitenstreifen mehr gab und die Straße sich verengt hat und relativ viel Verkehr aufgekommen ist. Die Autofahrer hier sind aber super rücksichtsvoll, das habe ich so noch nie erlebt. Autos und Lkw halten hinter mir an, ohne zu hupen. Sie warten, bis es frei ist, und grüßen mich danach oder feuern mich an. Es ist unglaublich nett.“

Trailer verhindert Offroad-Läufe

Auf der Website eines lokalen Radiosenders lief ein Lifetracking und die User konnten genau mitverfolgen, wo sich Deichmann gerade befindet. „Die Leute haben Fotos gepostet, wo ich gerade langlaufe. Alle zwei Minuten hat jemand angehalten, um ein Selfie zu machen oder mir Wasser zu bringen. Ich habe mehr bekommen als ich essen konnte. Das hat zwar meinen Rhythmus zerstört, war aber super nett.“

privat Immer wieder bekommt Jonas Deichmann Gesellschaft. Auf diesem Bild hat ihn ein Radclub in Empfang genommen.

Seitdem Jonas Deichmann sein Fahrrad aus Wladiwostok zurück nach Europa geschickt hat, ist ab Tijuana ein Trailer sein ständiger Begleiter. Der wiegt 20 Kilogram. „Im flachen läuft es sich super damit, bergauf und -ab merkt man das Gewicht allerdings – und offroad laufen ist schwierig.“ Gestern kam der Abenteurer in die letzte kleine Ortschaft vor der Wüste. „Das wird spektakulär und wärmer, so um die 40 Grad. Aber ich fühle mich gut und habe körperlich keine Beschwerden mehr.“

Jonas Deichmann berichtet auf tri-mag.de regelmäßig von seinem Triathlon rund um die Welt. Weitere Informationen zu seinen bisherigen Abenteuern sowie ein Livetracker zu seinem Triathlon rund um die Welt finden sich auf seiner Website jonasdeichmann.com.

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Wir suchen Tester für den neuen On-Carbonschuh Cloudboom Echo

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On Running

Rund einen Monat vor den Olympischen Spielen in Tokio ist die Neuentwicklung der Schweizer Laufschuhmarke im Handel erhältlich. Der Cloudboom Echo wurde in den vergangenen Jahren in Zusammenarbeit mit vielen Profiathleten entwickelt und soll ambitionierten Läufern zu neuen Bestzeiten verhelfen.

Dank der sogenannten und patentierten „CloudTec-Technologie“ vereine der neue Marathonschuh Dämpfung mit einer herausragender Reaktivität, so der Hersteller. Eine doppelte Schicht präzise platzierter Hohlräume – die sogenannten Clouds – ermögliche den Athleten zudem Schutz und Dämpfung. Die Clouds würden dabei auf den individuellen Laufstil reagieren und sowohl horizontal als auch vertikal komprimieren. Außerdem verfügt der Cloudboom Echo über ein neues rockerförmiges Carbon-Speedboard, eine Flexplatte, die über die gesamte Länge des Schuhs verarbeitet ist und im Zusammenspiel mit dem Dämpfungsschaum zu einem explosiven Abstoß verhelfen soll.

Nach Angaben des Herstellers unterstützt der Schuhe eine ausgesprochen gute Laufökonomie, abgeleitet von einem geringen Energieverbrauch beim Laufen bei einer konstant hohen und submaximalen Geschwindigkeit, die mit dem Marathon-Wettkampftempo gleichzusetzen sei.

Die Eigenschaften im Überblick:

  • Effizient: Unterstützt eine gute Laufökonomie während konstantem, submaximalem Tempo,
  • Reaktiv: Eine neue Mittelsohlengeometrie ermöglicht die Verwendung eines radikal gebogenen Speedboard, Ons einzigartiger Flexplatte für Vorwärtsmomentum. 
  • Gedämpft: Eine doppelte Schicht präzise platzierter Hohlräume – kurz: Clouds – ermöglicht Schutz und Dämpfung. Diese verlaufen über die gesamte Länge des Schuhs und reagieren individuell auf den Laufstil. 
  • Technische Details: Vorfuß: 27mm, Ferse: 35mm, Sprengung: 8mm (im Vergleich zum Cloudboom: Vorfuß 21mm, Ferse 30mm, 9mm Sprengung)
  • Gewicht: 220 g (EU 42) —> leichter als der Vorgänger „Cloudboom“
  • Preis: UVP 250 Euro

Wir suchen zehn Leserinnen und Leser, die mit einer gewissen Lauferfahrung sowie Kenntnissen und Erfahrung mit Carbonschuhen für unsere triathlon 193 testen möchten. Die Ausschreibung ist beendet, Teilnahmeschluss war Sonntag, 27. Juni. Die Tester werden von uns schriftlich benachrichtigt.

Die Größen des Cloudboom Echo gibt On als „true to size“ an. Also fallen sie nicht größer oder kleiner im Vergleich zu anderen Laufschuhen aus.

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Unser Medaillenkandidat für die Paralympics in Tokio

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Martin Schulz hat bei der Triathlonpremiere der Paralympischen Spiele in Rio 2016 die Goldmedaille geholt. Kann der Sachse den Triumph von der Copacabana in Japan wiederholen? Ein inspirierendes Gespräch mit einem echten Vollbluttriathleten.

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Die Generator Arrow Bike Bib Shorts im Test

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Die „Generator Arrow Bib Shorts“ ist die erste Trägerhose von Ryzon, die speziell für Frauen entwickelt wurde.

Mit Radhosen ist das so eine Sache: Die Auswahl ist groß, doch ein passendes Modell für sich zu finden, kann zur Herausforderung werden. Einschneidende Bündchen am Bein oder Träger sowie Druck- und Scheuerstellen braucht nun wirklich niemand. Hinzu kommt, dass das Polster zur persönlichen Anatomie passen muss, was insbesondere für Athletinnen keine Selbstverständlichkeit ist. Ryzon bringt mit der „Generator Arrow Bike Bib Shorts“ nun die erste Trägerhose speziell für Frauen an den Start. Wie immer setzt Ryzon auf eine Produktion in Europa (hier in Portugal). Bisher konnten sich Sportlerinnen im Angebot der Kölner lediglich zwischen Modellen ohne Träger oder eben einer Unisex-Variante entscheiden. Das kann passen, doch gerade bei Radhosen ergibt ein frauenspezifischer Schnitt viel Sinn. Polster und Schnitt müssen zur weiblichen Form des Beckens und der Sitzbeinknochen passen, es dürfen keine Druckstellen entstehen und man muss sich insgesamt wohl fühlen – egal wie lange die Ausfahrt dauert. Ein Thema bei Radhosen ist außerdem immer der Preis. Gute Modelle gibt es um die 100 Euro, für sehr gute werden eher 200 Euro fällig. Dieser Preissprung sollte sich auch qualitativ bemerkbar machen. Mit 199 Euro liegt die Generator Arrow Bib Shorts im Bereich der Topmodelle. Zurecht?

Materialien und Schnitt

Die Generator Arrow Bib Shorts ist extrem hochwertig verarbeitet. Sie besteht aus einem eher festen Stoff, der sich von außen leicht rau anfühlt. Die Materialien sind zu einem Großteil recycelt. Die Beinabschlüsse und Träger sind breit und jeweils mit einer Silikonbeschichtung versehen, sodass hier nichts verrutschen oder einschneiden kann. Das Rückenteil ist aus sehr luftigem Messe gefertigt. Aufgrund des festen Stoffs und dem damit einhergehenden leichten Kompressionseffekt wirkt die Bib zunächst etwas eng und das erste Anziehen erfordert Fingerspitzengefühl. Davon sollte man sich jedoch nicht irritieren lassen, denn einmal angezogen sitzt die Hose perfekt und fällt normal aus – man kann also definitiv die gewohnte Größe bestellen. Auch nach der Toilettenpause lässt sich die Generator Arrow Bib Shorts wieder problemlos und ohne übermäßiges Herumzupfen anziehen. Die Nähte sind flach und wurden teilweise geklebt, was Druckstellen verhindert. Lediglich hinten vom Gesäß bis zu den Beinabschlüssen wurde auf die Klebung verzichtet.

Testeindruck

Getestet haben wir die Generator Arrow Bib Shorts bei Ausfahrten bis zu 4,5 Stunden und Temperaturen zwischen 15 und 30 Grad. Am Polster, das aus verschiedenen Dämpfungsschichten besteht, gibt es nichts zu meckern. Man sitzt komfortabel, jedoch ohne „Windelgefühl“. Bei kühleren Temperaturen trägt sich die Hose durch den festen Stoff sehr angenehm. Doch die Atmungsaktivität leidet auch bei Hitze keineswegs und Schweiß wird perfekt abgeleitet. Gut gefallen haben uns außerdem die Träger. Sie sind nicht nur breit, sondern auch recht lang. Große Athletinnen müssen daher kein eingeengtes Gefühl befürchten und bei einem kurzem Oberkörper verhindert die Beschichtung das Verrutschen. Die geklebten beziehungsweise sehr flachen Nähte sind sehr angenehm auf der Haut und vermitteln einen stabilen Sitz. Schade ist, dass dies nicht überall umgesetzt wurde – bei empfindlicher Haut kann es am hinteren Oberschenkel zu Irritationen kommen. Diese kleine Schwachstelle ist allerdings die einzige und tut dem Gesamteindruck keinen Abbruch.

Fazit

Mit der Generator Arrow Bib Shorts bekommen ambitionierte Athletinnen eine tolle Trägerhose, die mit hochwertiger Verarbeitung und optimaler Passform auch bei langen und heißen Trainingseinheiten punktet und nur minimale Abzüge hinsichtlich der Nahtführung bekommt.

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Sanders‘ stiller Stratege

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Talbot Cox Media

Obwohl David Tilbury-Davis an der Loughborough University, heute einem der größten Dreh- und Angelpunkte des Triathlonsports in Großbritannien, studierte, ist es rückblickend durchaus eine Überraschung, dass aus dem 48-Jährigen ein professioneller Triathloncoach geworden ist. Denn die Universität in der Nähe von Leicester besitzt zu diesem Zeitpunkt noch längst nicht den Triathlonhintergrund der heutigen Zeit. Und David Tilbury-Davis ist bis zu seinem Maschinenbaustudium 1991 zwar selbst im Rugby, Hockey, Basketball und danach sogar in der nationalen Auswahl im American Football aktiv, hat mit Ausdauersport allerdings nur wenig zu tun. 

Letztendlich ist es eine Verletzung, die ihn zum Alternativtraining zwingt und ihn 1995 zum Triathleten werden lässt. Nachdem der Brite 1996 zusätzlich mit dem Coaching beginnt, intensiviert sich die Nebentätigkeit im Laufe der Jahre so weit, dass er sie 2009 zu seinem Hauptberuf macht. Im Laufe der Jahre trainiert Tilbury-Davis unter anderem namhafte Profis wie Matt Hanson, Cody  Beals, Jocelyn McCauley, Corinne Abraham, Kaisa Sali, Kimberly Morrison, Rasmus Svenningsson und Lionel Sanders.

Mehr als 20 Jahre ist er bereits als Triathlontrainer aktiv, bevor er 2017 seine bisher größte internationale Aufmerksamkeit erlangt. Grund dafür ist das Hawaii-Ergebnis von Lionel Sanders, den Tilbury-Davis nach einem frustrierenden Kona-Resultat aus dem Vorjahr anfängt zu coachen und mit fünf Mitteldistanz-Siegen im Gepäck erfolgreich bis zum Rennen auf Big Island im Oktober aufbaut. Dort fährt Sanders mit Platz zwei das bis heute beste Ergebnis seiner Karriere ein, schrammt nur 2:38 Minuten am Hawaii-Sieg vorbei. Dann geschieht etwas, das nach einem derartig großen, wenn auch bittersüßen Erfolg, nicht gerade nachvollziehbar erscheint: Die Zusammenarbeit wird nach dem Rennen beendet, Sanders will sein Training wieder selbst in die Hand nehmen. Zwei zu große Egos auf beiden Seiten seien zu dieser Zeit der Grund dafür gewesen, wie Tilbury-Davis rückblickend erzählt. 

Heute ist (fast) alles beim Alten: Nach zwei äußerst ernüchternden Hawaii-Rennen für Lionel Sanders übernimmt Tilbury-Davis das Training des Kanadiers erneut, nachdem dieser im Anschluss an seinen 22. Platz in Kona im vergangenen Jahr Kontakt zu ihm aufnimmt und sich eine Wiederherstellung der Trainer-Athleten-Beziehung wünscht. Seitdem arbeitet Tilbury-Davis daran, die bestmögliche Version von Lionel Sanders her-vorzubringen – mit klaren Zielen, evidenzbasierten Ansätzen, riesigen Datensammlungen und personalisierten Lösungen, die für David Tilbury-Davis die Grundpfeiler seiner Coaching-Philosophie darstellen.

Talbot Cox Media

Der Sanders-Coach im Interview

David Tilbury-Davis, Sie sind mittlerweile seit fast 25 Jahren als Trainer im Triathlon aktiv. Bevor Sie mit dem Coaching angefangen haben, sind Sie im Kindesalter mit verschiedenen Teamsportarten aufgewachsen. Was war der Grund für den Wechsel in den Triathlonsport und was erwarteten Sie, als Sie sich 1996 erstmals als Trainer ausprobiert haben?

Als ich an der Universität war, habe ich American Football für Großbritannien auf einem relativ hohen Level gespielt. Aufgrund einer Verletzung bin ich über mein Interesse am Radsport zum Triathlon gekommen und war sofort begeistert. Nach nur einem Jahr gab es die Möglichkeit, beim Triathlonteam der Universität gleichzeitig als Trainer mitzuwirken, und diese Vorstellung hat mich gereizt, obwohl ich vorher nie über Coaching nachgedacht habe. Die Uni in Loughborough ist zwar bekannt für den Sport und die Sportwissenschaft, ich war mit meinem Maschinenbaustudium allerdings nicht direkt darin involviert, hatte aber einen indirekten Bezug zur Biomechanik und habe auf dem Gebiet nach dem Studium auch geforscht. Dass sich die Trainertätigkeit einmal so entwickeln würde, war zu der Zeit weder ein Ziel noch absehbar. Zumal ich nach dem Studium ganz normal angefangen habe zu arbeiten.

Wie kam es schließlich dazu, dass Sie das Trainerdasein 2009 zu Ihrem Hauptberuf gemacht haben?

2009 habe ich für eine der größten Banken in Großbritannien gearbeitet und die damalige Finanzkrise als Chance dafür genutzt, die Nebentätigkeit als Coach zu meinem Hauptberuf zu machen. Zu diesem Zeitpunkt war ich als Trainer in einem Triathlonverein aktiv und habe nebenbei fünf Einzelathleten betreut. Kurze Zeit später bin ich nach Spanien gezogen, um einen Freund beim Ausrichten von Trainingslagern zu unterstützen. Von dort hat sich alles entwickelt und ist über die Jahre gewachsen. Rückblickend würde ich das alles als äußerst organisch betrachten, ich habe mich nie  extrem beworben oder vermarktet. Fast alles ist über Empfehlungen von anderen Athleten oder Trainern zustande gekommen. Auch wenn sich in der langen Zeit bei mir als Coach einiges verändert hat, ist die Basis heute noch dieselbe wie damals: Ich möchte immer dazulernen und stets auf dem neuesten Stand in den Bereichen bleiben, die leistungsrelevant für meine Athleten sind.

Durch die eigenen Erfahrungen, aber auch durch neue wissenschaftliche Erkenntnisse und technische Möglichkeiten ist man als Trainer dauernd in einem fortlaufenden Lernprozess und muss entscheiden, was man mit diesen neuen Informationen anfängt. Wie würden Sie die Grundsätze Ihrer heutigen Trainingsphilosophie beschreiben?

Mein Motto lautet „Erfolg ist in Wissen verwurzelt“. Dabei sind zwei meiner wichtigsten Grundsätze, dass ich immer den Menschen trainiere, nicht nur seine Physiologie, und dass ich evidenzbasierte Entscheidungen treffe, nicht nach Gefühl oder Instinkt trainiere. Ich bezeichne meine Trainingsweise absichtlich nicht unbedingt als wissenschaftlich, sondern eher als evidenzbasiert. Für mich ist es wichtig, dass es Raum gibt, um neue wissenschaftliche Erkenntnisse oder Studien zu hinterfragen oder zu kritisieren. Ich glaube, das mächtigste Werkzeug eines Trainers ist kritisches Denken. Einfach, weil nicht alles auf jeden übertragbar ist, Individualität das höchste Gebot im Coaching darstellt und hinter einem Sportler mehr steckt als nur seine Leistung. Ich besinne mich deshalb auf die Grundsätze in wichtigen Teilbereichen wie Physiologie, Psychologie, Neurologie und Biomechanik und nehme dieses Wissen als erste Grundlage für die individuelle Planung der Athleten. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist für mich das Sammeln von aufschlussreichen Daten. Die nutze ich aber nicht dafür, um zu sehen, wie stark sich der Athlet verbessert hat. Dafür haben wir Tests oder Wettkämpfe. Sie sollen mir dabei helfen zu verstehen, warum sich derjenige verbessert oder auch nicht verbessert hat. Zu diesen Daten zählen für mich nicht nur Zahlen, sondern auch schriftliches oder verbales Feedback der Athleten. Aus dieser Kombination kann ich dann die entsprechenden Rückschlüsse für die Anpassung der Trainingsplanung ziehen. Das ist für mich ein ganz zentraler Aspekt: Die Sportler sollten ihren Coach anhand der Entwicklung bewerten und für den Prozess verantwortlich machen, nicht nur für die Ergebnisse.

Sie leben mittlerweile mit Ihrer Familie in Finnland. Obwohl Sie deshalb selbst einen Großteil Ihrer Athleten aus der Ferne betreuen, wie es heutzutage auch bei den meisten Profis der Fall ist, haben Sie schon häufiger betont, wie wichtig Ihnen eine direkte Zusammenarbeit ist. Welchen Mehrwert ziehen Sie daraus, wenn Sie jemanden für mehrere Tage persönlich im Training und Alltag betreuen, und welche Faktoren sind es, die von den heutigen Möglichkeiten der Technik trotzdem nur bedingt durch Daten und Zahlen abgebildet werden können?

Das ist gar nicht so einfach zu beantworten, weil der Nutzen eines direkten Coachings von Athlet zu Athlet unterschiedlich ist. Ich glaube zwar nicht, dass Videos oder Videoanrufe eine persönliche Trainingsbetreuung gleichwertig ersetzen können, aber diese Möglichkeiten helfen heutzutage definitiv bei der Kommunikation, Auswertung und Planung. Persönlich dabei zu sein und den Athleten vor, während und nach dem Training zu erleben, gibt einem trotzdem noch einmal ganz andere Einblicke. Aber weil das nur sehr begrenzt möglich ist, gibt es für meine Athleten beispielsweise keine Limitierung in meiner Erreichbarkeit. Sie können und sollen mich jederzeit kontaktieren. Als Trainer muss man ein guter Zuhörer sein und gleichzeitig viele Fragen stellen. Mein Ziel ist es, mit meinen Athleten von Anfang an eine offene Trainer-Athleten-Beziehung zu führen. Problematisch wird es dann, wenn jemand nicht ehrlich ist und deshalb Fehler in der Auswertung oder Planung entstehen. Das lässt sich durch verschiedene Daten früher oder später meistens sowieso feststellen, kommt bei mir zum Glück aber auch nicht vor, weil die Athleten wissen, dass es für sie selbst nur von Nachteil wäre.

Die maximale Zahl an Athleten, die Sie zeitgleich betreuen, liegt bei 15. Momentan sind dies alles Triathleten, Sie haben in der Vergangenheit aber auch Sportler in den Einzeldisziplinen gecoacht. Was ist für Sie, auch in Abgrenzung zu den Einzelsportarten, die größte Herausforderung im Triathlontraining?

Die Regeneration richtig zu managen und flexibel in der Planung zu reagieren. Das betrifft Agegrouper mit Sicherheit etwas mehr als Profis, weil dort häufig klar zwischen Training, Arbeit, Familie und anderen Pflichten getrennt und die Gesamtbelastung dadurch gern außer Acht gelassen wird. Bei den Profis ist es allerdings auch von extrem hoher Bedeutung, denn das optimale Verhältnis von Be- und Entlastung ist im Triathlon, wie die Suche nach dem heiligen Gral. Ich sehe meine Trainingsplanung für beispielsweise eine Woche deshalb grundsätzlich erst einmal nur als eine Idee, die später durch verschiedene Einflüsse im Normalfall noch mal angepasst werden muss. Deshalb erachte ich es als völlig verkehrt, wenn Athleten wie besessen an ihrem Plan festhalten und ihn unter allen Umständen so durchziehen wollen. Als Trainer sehe ich mich da in der Verantwortung, häufig sogar tägliche Anpassungen und Änderungen vorzunehmen, obwohl ich vorher natürlich eine deutlich längerfristige Planung vornehme. Neben den reinen Trainingsergebnissen und dem subjektiven Feedback lasse ich alle Athleten täglich die Herzfrequenzvariabilität (HRV) messen und die Anzahl der Schlafstunden pro Nacht angeben. Einige tragen für die Messung beispielsweise den „Oura Ring“, andere nutzen eine App auf dem Smartphone. Anhand dieser Daten nehme ich dann die entsprechenden Anpassungen vor.

Das Sammeln und Interpretieren von Daten spielt bei Ihnen nicht nur in Bezug auf die Regeneration eine große Rolle. Welche Tools nutzen Sie noch zur Datenerfassung und Analyse?

Natürlich die Sportuhr für die Aufzeichnung von Zeit, Pace, einzelnen Splits und Herzfrequenz mit einem externen Sensor. Dann die bereits erwähnten Möglichkeiten zur Aufzeichnung der HRV für die Regeneration. Hinzu kommt Leistungsmessung in allen Disziplinen: beim Radfahren mit einem herkömmlichen Powermeter, beim Laufen mit einem Stryd-Sensor und beim Schwimmen mit einem Trainesense-Sensor. Bei einigen Einheiten und Tests nutze ich zusätzlich Laktatmessung, Messung der Sauerstoffsättigung in der Arbeitsmuskulatur und der Sauerstoffaufnahme durch eine mobile oder stationäre Spirometrie. Auf dem Radhaben einige Athleten darüber hinaus Geräte, die den CdA-Wert in Echtzeit messen. Das Feedback und Gefühl eines Athleten ist für mich ebenfalls ein sehr wichtiges Tool, um eine Referenz zu den Daten zu haben. Man muss sich nicht immer überragend fühlen, um starke Leistungen zu erzielen und auch nicht gleich direkt die Reißleine ziehen, wenn man denkt, müde oder schwach zu sein. Deshalb kommt es sehr darauf an, dass man mehrere Parameter hat, aus denen man sich ein gesamtheitliches Bild machen kann, bevor man so eine Entscheidung trifft. Wichtig ist mir nur, dass ich ausschließlich Daten aufzeichne, mit denen ich später etwas anfangen kann.

Die Corona-Pandemie hat Sie als Trainer sicher vor neue Herausforderungen gestellt. Wie sind Sie mit der Situation umgegangen?

Grundsätzlich sollten die Athleten erst einmal gesund bleiben und keinerlei Risiken eingehen. Für mich ging es besonders am Anfang darum, die Motivation und emotionale Verbindung zum Sport aufrechtzuerhalten. Wenn durch den Ausfall der Wettkämpfe das langfristige Ziel und die Perspektive fehlen, hat das bei jedem Einzelnen andere Auswirkungen. Man muss versuchen, die Sportler mit ihren Zielen und Wünschen zu verstehen, ihnen neue Perspektiven eröffnen und schauen, wie man die Situation für sich nutzen kann. Sei es durch das Arbeiten an Schwächen, einer mentalen Pause, anderen Trainingsschwerpunkten, virtuellen Rennen oder etwas verrückte Abenteuererlebnisse. Auch hier ist Individualität das Stichwort: Einige meiner Athleten aus Australien konnten ohne Probleme die ganze Zeit im Freiwasser schwimmen, während viele andere ohne Training im Wasser auskommen mussten und mein Athlet Rasmus Svenningsson aus Schweden wiederum keinerlei Einschränkungen hatte. 

Talbot Cox Media

Seit November 2019 arbeiten Sie nach zweijähriger Pause wieder mit Lionel Sanders zusammen. Woran lag es, dass die Zusammenarbeit 2017 kurz nach dem erfolgreichen Hawaii-Rennen mit Platz zwei nach nur einer Saison wieder beendet wurde? 

Ich habe Lionels Karriere vorher für mehrere Jahre verfolgt und mich nach dem Ironman Hawaii 2016 (Platz 29, 2015 Platz 14) bei ihm gemeldet, weil ich gesehen habe, wie viel Potenzial er verschenkt hat und wozu er eigentlich in der Lage sein könnte. Nachdem wir am Telefon lang miteinander gesprochen haben und ich ihm meine Sichtweise und Ansätze darstellt habe, ist die Zusammenarbeit gestartet. 2017 war dann das bisher wahrscheinlich beste Jahr seiner Karriere und ich war schon enttäuscht, dass die Zusammenarbeit nach Hawaii endete, weil ich das Gefühl hatte, dass wir auf dem absolut richtigen Weg waren und als Team noch mehr hätten erreichen können. Aber nach dem Hawaii-Ergebnis sind unsere beiden Egos etwas zu groß geworden und unsere Beziehung litt unter dieser beidseitigen Sturheit. Ich habe Lionel damals gesagt, dass ich immer bereit dazu wäre, wieder mit ihm zu arbeiten, wenn er es möchte. Das hat letztendlich zwei Jahre gedauert und ich bin froh, dass wir diese Chance jetzt haben.

Sie sagen, dass Sie damals viel Potenzial für Verbesserung gesehen haben. Was waren zu Beginn Ihrer ersten Zusammenarbeit die Hauptaspekte im Training, die Sie verändert haben? Ich erinnere mich an den Ratschlag von Sebastian Kienle, der zu Lionel in diesem Zeitraum sagte, er solle aufhören, jeden Tag einen Ironman im Training zu absolvieren. War da etwas dran?

Es gab definitiv Zeiten, in denen Lionel zu viel trainiert hat und Phasen, in denen die Kombination aus Umfang und Intensität zur gleichen Zeit zu hoch war. Aber bei Lionel ist die größte Herausforderung und meine Hauptaufgabe, dass alle Puzzleteile zusammenbleiben, und er nicht irgendwo vom Weg abkommt.

Ist das eine Anspielung darauf, dass er nach Hawaii 2017 unbedingt Gewicht verlieren wollte, um so schnell zu laufen wie Patrick Lange, oder es mehrfach mit veganer Ernährung probiert hat, weil er sich davon einen Leistungssprung versprach?

Genau. Nach Hawaii 2017 gab es einige ganz simple Stellschrauben, an denen ich hätte drehen wollen, damit Lionel ein Jahr später eine noch bessere Version von sich selbst wird. Die größte Gefahr, die ich damals gesehen habe, war, dass man versucht, das Rad komplett neu zu erfinden. Und das ist letztendlich genau das, was im Anschluss passiert ist. Die Suche nach der letzten Optimierung birgt oft die Gefahr, die wichtigsten Grundprinzipien zu vernachlässigen oder negativ zu beeinflussen. Das ist ein schmaler Grat. Meine Aufgabe war es schon 2017, und ist es jetzt auch, das große Ganze im Blick zu behalten und Lionel davor zu bewahren, solche Fehler zu machen. Anstatt einem Trend oder Erfolgsrezept von anderen sofort hoffnungsvoll nachzugehen, hat Lionel mittlerweile das Vertrauen, mich überprüfen und entscheiden zu lassen, ob es sich bei ihm lohnt, verschiedene Dinge auszuprobieren oder es zu lassen.

Zwei Ziele, die sich Lionel seit mehreren Jahren gesetzt hat, sind das Erreichen der ersten Gruppe im Schwimmen und die Verbesserung seiner Laufleistung auf der Langdistanz. Während er auf der Mitteldistanz bereits 1:09:20 Stunden gelaufen ist und bei der Ironman-70.3-WM 2016 beispielsweise die schnellste Laufzeit hatte, hat er beim Marathon auf der Langdistanz seit Jahren deutlich größere Probleme, dieses Potenzial zu entfalten. Welche Ansätze verfolgen Sie, um diese beiden Ziele zukünftig zu erreichen?

Er selbst sagt das so, ich sehe das etwas anders. Lionel wird auf Hawaii niemals mit der ersten Gruppe aus dem Wasser kommen und sich dieses Ziel so zu setzen, wäre der erste Schritt zum Scheitern. Ich sehe im Wasser aber noch einiges an Potenzial, das wir im Laufe der Zeit durch verschiedene Trainingsmethoden und technische Möglichkeiten realisieren können. Wofür genau das am Ende reicht, entscheidet allerdings die Dynamik am Renntag. Beim Laufen sage ich ganz klar: Wir werden nicht alles daran setzen, seine Lauftechnik zu verändern. Lionel wird niemals wie Patrick Lange oder Craig  Alexander laufen, sondern immer wie  Lionel. Das hat auch mit den körperlichen Voraussetzungen zu tun. Er läuft bereits schnell mit dieser Technik, seitdem er ein Teenager ist. Wir versuchen gerade trotzdem herauszufinden, wie viel von der Bewegung seiner Anatomie geschuldet ist und welche Muster sich natürlich und biomechanisch sinnvoll verändern lassen. Einfach etwas nach anderem Vorbild umzustellen, wäre der sichere erste Schritt für eine Verletzung. Aber für mich sind andere Aspekte noch wichtiger, da die Geschwindigkeit und Grundvoraussetzungen ihn nicht limitieren. Dazu gehören die Laufökonomie, die Veränderung der Laufökonomie und der Laufbewegung bei Ermüdung und unter Vorbelastung sowie die Wettkampfernährung, die ihn auf der Langstrecke beim Laufen wohl oft limitiert hat. Dafür waren wir im Februar 2020 extra für eine Woche auf Hawaii, um unter Wettkampfbedingungen die Schweißflussrate, Mineralstoff-Verluste und die Aufnahmefähigkeit von Kohlenhydraten zu messen. Aus den vielen Daten konnten wir wichtige Erkenntnisse für das Training, Pacing und die Ernährung gewinnen.

Was trauen Sie Lionel zukünftig noch zu und wie sieht die langfristige Zielsetzung aus?

Langfristig möchte ich Lionel zu einem effizienteren Athleten machen und die beste Version aus ihm herausholen. Da war 2017 bei seinem Potenzial noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht. Ich wäre sehr enttäuscht von mir als Trainer, wenn ich im Endeffekt offensichtliche Dinge übersehe, die Lionel daran hindern, sich zu verbessern, insbesondere auf Hawaii. Mein Ziel ist es, dass Lionel sich im Vergleich zum Hawaii-Rennen 2017 in allen Disziplinen steigert und im Ziel sagen kann, dass er alles aus seinen vorhandenen Fähigkeiten herausgeholt hat.

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Alle Details zum „Tri Battle Royale“

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Mit dem „Tri Battle Royale“ soll die Triathlonsaison 2021 in Deutschland einen ersten Höhepunkt erleben, bevor sie mit den vielen verlegten Großveranstaltungen erst breitflächig beginnt. Jan Frodeno und Lionel Sanders duellieren sich am 18. Juli im Allgäu über 226 Kilometer. Hier sind alle Details zum Event.

Wann startet das Tri Battle Royale?

Das Event ist für den 18. Juli 2021 geplant. Die genaue Startzeit ist noch offen. Das Rennen ist das zweite von aktuell vier geplanten Aufeinandertreffen von Jan Frodeno und Lionel Sanders. Schon bei der Challenge Miami (128 Tage vor dem Battle) trafen die beiden aufeinander, auch beim Collins Cup 41 Tage danach und beim Ironman Hawaii 83 Tage danach dürften sich beide wiedersehen.

Wer sind die Teilnehmer?

Jan Frodeno (Deutschland, wohnhaft im spanischen Girona, 39 Jahre alt) ist der Olympiasieger 2008 und dreifache Ironman-Weltmeister (2015, 2016 und 2019). Er hält seit der Challenge Roth 2016 die Bestzeit auf der Langdistanz (7:35:39 Stunden) und seit dem Oktober 2019 den Streckenrekord beim Ironman Hawaii (7:44:29 Stunden). Lionel Sanders (aus Windsor in Kanada, 33 Jahre alt) hat in seiner Karriere vier Ironman-Rennen und 30 Ironman-70.3-Rennen gewonnen, wurde ITU-Langstreckenweltmeister und finishte im Jahr 2016 in Arizone 7:44:29 Stunden als bis dato Schnellster ein offizielles Ironman-Rennen. 2017 wurde er beim ersten Patrick-Lange-Sieg in Kona Zweiter.

Wo findet das Rennen statt?

Das Allgäu ist ein mit den Alpen verbundener Landschaftsname mit kulturellen und sprachlichen Eigenheiten – sagt Wikipedia. Triathleten ist die Region, die geografisch zwischen Schwaben und den Alpen liegt, als Wiege des deutschen Triathlonsports bekannt. Wenn man einmal von Corona absieht, findet der Allgäu Triathlon schon seit 1983 und damit so lange wie kein anderer Triathlon in Deutschland durchgehend statt – das diesjährige Renndatum ist der 21. und 22. August. Der Kurs ist berühmt-berüchtigt für seine brutalen Streckenabschnitte wie den Kalvarienberg in Immenstadt und den Kuhsteig auf der Laufstrecke, die beim Tri Battle Royale aber keine Rolle spielen werden. Die idyllische bayerische Landschaft ist ein idealer Hintergrund für eine weltweite Live-Coverage.

Wo wird geschwommen?

Die Länge der Schwimmstrecke einer Ironman-Distanz geht historisch auf das Waikiki Roughwater Swim über 2,4 Meilen (3,8 Kilometer) zurück. Geschwommen wird wie beim Allgäu Triathlon im Großen Alpsee westlich von Immenstadt. Der See liegt auf einer Höhe von 724 Metern über dem Meeresspiegel, ist bei einer Uferlänge von etwa acht Kilometern 2,5 Quadratkilometer groß und durchschnittlich 13 Meter tief.

Wo wird Rad gefahren?

Die 180 Radkilometer (so lang war einst die Strecke des Round Oahu Bike Race, die dann in den Ironman übernommen wurde) werden über fünf Runden gefahren. Dafür wird die Bundesstraße B19 voll gesperrt. Die B19 folgt dem Flusslauf der Iller und ist damit – für Allgäuer Verhältnisse – relativ flach.

Wo wird gelaufen?

Die Laufstrecke besteht aus vier Runden à 10,55 Kilometern, was in der Summe 42,2 Kilometern (zurück nach Hawaii: der Distanz des Honolulu Marathons) entspricht. Diese genaue Angabe des Veranstalters lässt auf faire Zahlen hoffen – denn seit Strava weiß man, dass die Laufstrecken bei schnellen Kursen wie der Challenge Roth oder dem Ironman Hamburg gern auch mal einen Kilometer zu kurz sein können.

Wer ist der Veranstalter?

Veranstalter des „Tri Battle Royale“ ist der ehemalige Bundeskaderathlet Felix Rüdiger, der seit vielen Jahren ein enger Vertrauter und Manager von Jan Frodeno ist.

Welche Regeln gelten?

„Alle internationalen Regeln für Langstreckenrennen im Triathlon werden eingehalten“ – das ist eine kommunizierte Maxime des Events. Das heißt: Mann gegen Mann, aber kein Windschattenfahren, keine illegalen Taktiken, keine Unterstützung von außerhalb, keine Pacemaker. Damit unterscheidet sich das Rennen trotz seines Showcharakters beispielsweise deutlich vom Projekt Pho3nix Sub7 / Sub 8, bei dem im Frühjahr 2022 Kristian Blummenfelt (NOR) und Alistair Brownlee (GBR) bei den Männern die 7-Stunden-Marke und Nicola Spirig (SUI) und Lucy Charles-Barclay (GBR) bei den Frauen die 8-Stunden-Marke über die 226 Kilometer der Ironman-Distanz zu brechen versuchen.

Wie kann ich das Rennen verfolgen?

Das Rennen soll weltweit im Rahmen einer achtstündigen Coverage live und kostenlos übertragen werden. Jan Frodeno kündigte an, dass die Zuschauer dabei seine Leistungsdaten einsehen können. Die Titelpartnerschaft mit der Online-Training-Plattform Zwift lässt erwarten, dass sich Sportler aus aller Welt möglicherweise live und virtuell am Renngeschehen beteiligen können.

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Frodeno liegt in direkten Duellen klar vor Sanders

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PTO Im World Ranking der PTO stehen Jan Frodeno und Lionel Sanders auf den Plätzen eins und drei. Die Organisation fasst die Stärken und Schwächen der Athleten zusammen.

Jan Frodeno gegen Lionel Sanders: Der Kanadier hat dem Deutschen virtuell den Fehdehandschuh vor die Füße geworfen und den dreifachen Ironman-Weltmeister über Social Media zu einem Kräftemessen herausgefordert. Frodeno hat angenommen. Nur die beiden Athleten, im Zweikampf. Grund genug, im Vorfeld einen echten Head-to-head-Vergleich zu ziehen. Wie gingen die Duelle der beiden bislang aus?

Frodeno körperlich im Vorteil

Rein körperlich liegt Frodeno vorn. Mit 1,93 Metern ist der 39-Jährige 16 Zentimeter größer als sein kanadischer Konkurrent, bringt mit 75 Kilogramm aber nur zwei Kilogramm mehr auf die Waage. In puncto Energiemanagement dürfte der Deutsche damit auf den ersten Blick effizienter arbeiten als Sanders, der in Relation mehr Muskelgewebe mit Sauerstoff versorgen muss, aber auch sechs Jahre jünger ist.

Sanders liegt im direkten Vergleich hinten

Die Statistik spricht derweil eine deutliche Sprache – für Jan Frodeno. Die Statistikseite der Professional Triathletes Organisation (PTO) führt bei neun direkten Vergleichen acht Siege des aktuellen Ironman-Weltmeisters an. Lediglich einmal kam Lionel Sanders vor Jan Frodeno ins Ziel: bei der Ironman-WM 2017, als der Titelverteidiger sich mit Rückenschmerzen auf Rang 35 (9:15:55 Stunden) ins Ziel quälte. Hinter Patrick Lange verpasste Sanders damals seinen ersten Hawaii-Sieg um 2:27 Minuten (8:04:07 Stunden).

Sanders profitiert von Reifenpanne Frodeno

Was die PTO-Statistik im direkten Vergleich verschweigt: Der Kanadier hat noch ein weiteres Rennen im direkten Duell erfolgreicher beendet als Frodeno. Beim Ironman 70.3 Oceanside am 1. April 2017 deutete sich nach dem Schwimmen zwar ein Sieg des 39-Jährigen an, doch eine Reifenpanne am Hinterrad auf Kilometer 27 warf den zuvor in Führung liegenden Frodeno in der zweiten Disziplin weit zurück. 22 Minuten Rückstand hatte der Deutsche beim zweiten Wechsel und entschied sich, das Rennen im US-Bundesstaat Kalifornien aufgrund von Rückenproblemen aufzugeben, um keine schwereren Verletzungen zu riskieren. Sanders brachte das Rennen derweil unbeeindruckt in 3:50:04 Stunden nach Hause und hatte nach einem guten Schwimmen (25:20 Minuten) mit 2:05:42 Stunden einen herausragenden Radsplit auf der Uhr stehen – die Grundlage für seinen Erfolg.

Sanders 2015 auf Tuchfühlung mit Frodeno

Die weitere Statistik sieht einen klaren Sieger im Duell der beiden Kontrahenten. Bei acht zusätzlichen direkten Aufeinandertreffen hatte Frodeno jeweils das bessere Ende für sich. Im Zusammenhang mit seiner Herausforderung hatte Lionel Sanders am 10. Juni auf Instagram ein Bild gepostet, das ihn im Laufduell beim Ironman 70.3 Oceanside 2015 knapp vor Frodeno zeigt. Darunter schrieb der 33-Jährige: „Das einzige Mal, dass ich auf Tuchfühlung mit Jan Frodeno war.“ Am Ende landete der Deutsche in 3:47:08 Stunden auf Rang eins, Sanders lief nach 3:49:19 Stunden als dritter ins Ziel.

Erstes Aufeinandertreffen im Jahr 2014

Ein erstes Aufeinandertreffen der beiden Athleten gab es am 3. Mai 2014 beim Ironman 70.3 in St. George, als Frodeno in 3:45:21 Stunden triumphierte. Sanders kam nach 3:55:07 Stunden auf Rang 18 ins Ziel. Vier Monate später war es bereits ein Duell auf Augenhöhe, als der Kanadier bei der Ironman-70.3-Weltmeisterschaft am 7. September 2014 vor heimischer Kulisse in Mont Tremblant das Podium nach 3:46:03 Stunden auf Rang vier knapp verpasste – aber an Land (Rad und Laufen) schneller als alle anderen Athleten war. Frodeno sicherte sich die Vizemeisterschaft hinter Javier Gomez in 3:42:11 Stunden.

Im Jahr 2015 begegneten sich die beiden ebenfalls zwei Mal auf der Strecke. Neben dem Rennen in Kalifornien kämpften sie um die WM-Krone auf Hawaii, die Frodeno in dem Jahr das erste Mal gewann (8:14:40 Stunden). Sanders kam nach 8:36:26 Stunden auf Platz 14 ins Ziel.

Ironman Hawaii 2016 Podium
Frank Wechsel / spomedis Während Jan Frodeno (Bildmitte, neben Sebastian Kienle (li.) und Patrick Lange) 2016 seinen zweiten WM-Titel auf Hawaii feiert, landet Lionel Sanders auf Rang 29.

Abschneiden auf Hawaii 2016 motiviert Sanders

2016 kreuzten sich die Wege lediglich bei einem Rennen: Erneut auf Hawaii kam es zum Duell, bei dem Frodeno den Kanadier weit distanzierte. Bei seinem zweiten WM-Sieg in Kona verpasste der Deutsche mit 8:06:30 knapp die magische Acht-Stunden-Marke, während Sanders in 8:44:49 Stunden auf Rang 29 landete. Der Abstand zur Weltspitze um Frodeno veranlasste den heute 33-Jährigen damals unter anderem dazu, zu unkonventionellen Trainingsmethoden zu greifen. Über Social-Media-Kanäle präsentierte sich Sanders bei quälenden Einheiten auf der Rolle, gefolgt von Laufbandtraining – unterbrochen durch einen Saunagang. Die Vorbereitung auf die hawaiianische Hitze sollte möglichst realistisch sein. Es folgte 2017 besagtes Aufeinandertreffen mit dem Titelverteidiger auf Big Island mit dem Vizetitel für Sanders und dem verhinderten DNF von Frodeno.

Duell auf Hawaii fällt 2018 aus

Enger ging es beim zweiten Duell der beiden in Oceanside zu. 2018 kreuzten Sanders und Frodeno lediglich bei dem Mitteldistanzrennen in Kalifornien die Klingen – und lieferten jeweils ein konstant gutes Rennen. Während der Deutsche mit dem schnellesten Schwimmsplit bereits den Grundstein für den späteren Sieg legte (22:20 Minuten), blieb der Kanadier als Sechster mit 24:35 Minuten auf Tuchfühlung zur Spitze. Auf dem Rad (2:08:21 Stunden) und beim Laufen (1:10:05 Stunden) war Frodeno ebenfalls nicht einzuholen. Sanders legte in beiden Disziplinen (2:08:42 Stunden und 1:11:28 Stunden) die zweitschnellste Zeit hin, was ihm Rang zwei (3:48:58 Stunden) hinter Frodeno (3:45:05 Stunden) einbrachte. Im selben Jahr fiel das Duell auf Hawaii aus, da Frodeno verletzungsbedingt nicht antreten konnte. Sanders erwischte keinen guten Tag und kam nach 8:30:34 Stunden als 28. ins Ziel, während Patrick Lange bei seinem zweiten Hawaii-Erfolg mit 7:52:39 Stunden unter der Acht-Stunden-Marke blieb.

Großer Abstand auf Big Island 2019

Noch schneller präsentierte sich Frodeno ein Jahr später an gleicher Stelle, wo er das nächste Mal in einem Rennen auf Sanders traf. Bei seinem dritten Hawaii-Titel unterbot der Deutsche Langes Bestmarke aus dem Vorjahr sogar noch und sicherte sich in 7:51:13 Stunden die Krone. Schon nach dem Schwimmen kam Sanders mit einer Fünf-Minuten-Hypothek in die Wechselzone, die auch mit der fünftschnellsten Radzeit (4:15:22 Stunden) nicht aufzuholen war. Beim Laufen musste der Kanadier der Aufholjagd Tribut zollen und kam nach 3:13:42 Stunden in der dritten Disziplin als 22. ins Ziel (8:25:54 Stunden).

Challenge Miami Letztes Aufeinandertreffen: Bei der Challenge Miami im März 2021 wird Sanders zweieinhalb Minuten hinter Frodeno Zweiter.

Ergebnis von Miami versprich mehr Spannung für anstehendes Duell

Das letzte Duell der Kontrahenten verspricht mit Blick auf das nun anvisierte Aufeinandertreffen weitaus mehr Spannung. Bei der Challenge Miami am 12. März 2021, die Frodeno nach langer Wettkampfpause in beeindruckender Manier gewann, trennten beide nur knapp 2:30 Minuten im Ziel. Vieles wird darauf ankommen, wie Sanders im Head-to-head-Duell durch die erste Disziplin kommt. Auf der Rad- und Laufstrecke ist ihm alles zuzutrauen. Der 33-Jährige hat in den vergangenen Wochen hart an sich gearbeitet und seine Trainingsblöcke für den Ironman Coeur d’Alene im US-Bundeststaat Idaho absolviert. Er geht also vermutlich topfit in das Duell mit Frodeno, der in diesem Jahr bislang die Rennen, in denen er gestartet ist, dominiert hat. 

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