
Am vergangenen Samstag feierte Anne Haug ihren dritten Sieg beim Ironman 70.3 Lanzarote. Kein Rennen gewann die 40-Jährige so häufig wie jenes auf der Kanareninsel, auf der sie sich auch im Winter traditionell auf die anstehende Saison vorbereitet. Wie ihr Rennen verlaufen ist und woran sie in Zukunft noch arbeiten will, beantwortet sie im Interview.
Anne, es ist dein mittlerweile dritter Sieg beim Ironman 70.3 Lanzarote. Was bedeutet es dir, in deiner „zweiten Heimat“ erneut gewonnen zu haben?
Ein Sieg ist immer etwas ganz Besonderes und nie selbstverständlich. Man muss über den Winter seine Arbeit machen. Der Sport wird immer hochklassiger, die Leistungsdichte immer höher. Über den Sieg in meiner „zweiten Heimat“ freue ich mich sehr, natürlich auch weil mein Sponsor Club La Santa der Hauptsponsor des Rennens ist.
Vom Ergebnis her ist der Saisonauftakt für dich geglückt. Ist im Rennen alles nach Plan verlaufen?
Das Rennen war von Anfang bis Ende so, als hätte ich es gemalt. Ich hatte mir vorgenommen, vorn mitzuschwimmen und ich war gleich von den ersten Metern an den Führenden dran. Es hat sich da schon echt entspannt angefühlt und ich musste zu keiner Zeit groß kämpfen. Das hat mir auch von Anfang an Sicherheit gegeben, weil ich wusste, meine stärksten Disziplinen kommen erst noch.
Hat dir die Radstrecke mit den vielen Höhenmetern taktisch in die Karten gespielt?
Die Radstrecke war echt brutal. Aufgrund der Steigung und den Höhenmetern musste ich auf den ersten 20 Kilometern echt kämpfen. Bei den richtig steilen Stücken, wo das Kraft-Gewicht-Verhältnis eher eine Rolle gespielt hat, habe ich aber schon gemerkt, dass da etwas geht. Da die letzten 20 Kilometer nur bergab gingen, musste ich hoch nach Timanfaya meine Chance nutzen und wegfahren. Wenn ich bei India Lee geblieben wäre, hätte mir in der Bergab-Passage wohl auch ein bisschen die Schubkraft gefehlt (lacht).
Dein Halbmarathon war nur etwas über eine Minute langsamer als die schnellste Laufzeit des Tages overall. Hast du im Laufen über den Winter noch einmal ein neues Level erreicht?
Ich glaube, ich konnte das erste Mal seit Langem meine Laufleistung wieder abrufen. Nach meiner Coronainfektion hatte ich bei nahezu allen Wettkämpfen auf der Laufstrecke echte Probleme und war immer nah am Hungerast. An der Lösung des Problems haben mein Trainer Dan Lorang und ich dann intensiv gearbeitet. Dass ich jetzt eine deutliche Verbesserung sehe, freut mich natürlich sehr. Endlich fühlt sich Laufen nicht mehr wie Sterben an. Auch dass ich so knapp hinter dem schnellsten Mann war, zeigt, dass wir im Training viel richtig gemacht haben. Am Samstag kam dann einfach alles zusammen.
Hättest du dir ein engeres Rennen gewünscht, eventuell im Zweikampf mit Emma Pallant-Browne, die ihren Start krankheitsbedingt absagen musste?
Natürlich wünscht man sich immer, dass die Besten am Start sind, dann weiß man auch, wie gut man selbst ist. Es ist auch ein anderes Rennen, wenn man vorn ohne Druck sein Rennen machen kann oder gepusht wird und taktische Entscheidungen treffen muss. Ich kann leider nur die Leute racen, die im Rennen sind. Ich hatte mich schon auf das Duell gefreut, denn Emma und ich haben die gleichen Stärken, deswegen wäre es cool gewesen, sich gegenseitig zu pushen. Ich hatte mir eigentlich vorgenommen, beim Schwimmen an ihren Füßen zu bleiben, denn sie ist da noch ein Stückchen besser und beim Laufen wäre dann im direkten Duell eventuell auch noch die ein oder andere Sekunde drin gewesen.
Worauf liegt in den nächsten Wochen vor den PTO European Open dein Trainingsfokus?
Ich werde jetzt erstmal nach Hause kommen und das Rennen mit meinem Trainer Revue passieren lassen. Dann schauen wir gemeinsam, woran wir noch arbeiten müssen. Nichtsdestotrotz möchte ich natürlich schneller schwimmen, Rad fahren und laufen (lacht).