Dienstag, 19. März 2024
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Die Regenschlacht auf dem Rad

Das Radfahren beim Frauenrennen der um ein Jahr verschobenen Olympischen Spiele von Tokio 2020 wird zur Regenschlacht. Die Ausläufer des „Großen Taifuns Nr. 8“, dessen Zentrum entlang der Ostküste von Japans Hauptinsel Honshu nach Norden zieht, haben in der Nacht vor dem Rennen Tokio erreicht. Es gießt meistens in Strömen, auch wenn zwischendurch zweimal die Sonne rauskommt und sogar ein Regenbogen über dem Odaiba Marine Park erscheint. Ob die Rainbow Bridge daher ihren Namen hat?

Der blaue Teppich in der Wechselzone hat sich in den frühen Morgenstunden vollgesogen wie ein Schwamm. Und der wird von den Reifen ausgequetscht, dass es nur so spritzt. Apropos Wechselzone: Die Triathlonwelt hat schon schönere gesehen als die von Tokio 2020. Aber irgendwie passt das zur Metropole Tokio, die schöne, grüne Ecken zu bieten hat, die sich zwischen dem allgegenwärtigen Grau und Beton verstecken.

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Aber zurück zum Rennen: Auf dem Rad setzt sich schnell eine siebenköpfige Spitzengruppe ab. Vier von ihnen kommen zusammen wieder in der zweiten Wechselzone an. Zwischen erstem und zweitem Wechsel wird der blaue Teppich siebenmal überfahren. Das Bild unter der Rainbow Bridge sieht dann immer so aus.

Frank Wechsel / spomedis

Und wenn sich die Bilder von Runde zu Runde ähneln, so sind sie heute doch anders als bei den meisten Triathlons, über die wir sonst berichten. Das viele Wasser. Die leeren Tribünen. Und volle Action, denn die Athletinnen kommen hier aus einer kleinen Abfahrt.

Die Deutschen machen ihren Job auf dem Rad gut. Laura Lindemann hat keine Mühe in der Spitzengruppe, die ihren Vorsprung langsam ausbaut. Wenige Sekunden kommen pro Runde neu hinzu. Man ist sich einig, aber aus der Führungsarbeit hält sich Lindemann meist heraus. Taktisch perfekt: Der Vorsprung wächst, die Energiereserven bleiben erhalten. Wird heute ihr großer Tag? Auch Anabel Knoll sammelt eifrig Runden. Und mit jeder davon auch Erfahrung, denn ihre Qualifikation kam überraschend. Rennen wie diese kennt sie bisher kaum.

Die Athletin, die auf dem Rad den stärksten Eindruck hinterlässt, ist aber nicht in der Spitzengruppe zu finden: Nicola Spirig zeigt, dass sie nach dem Olympiasieg 2012 in London und Silber 2016 in Rio auch im Alter von 39 Jahren nicht satt ist. Ständig macht sie an der Spitze der Verfolgergruppe Druck, niemand nimmt ihr hier die Arbeit ab. Was für eine Energieleistung!

Eines dieser fiesen Regenbilder muss nun noch sein, sonst wäre diese Bildergeschichte nicht authentisch. Doch schließlich kommt auch noch mal die Sonne heraus, kalt ist es ohnehin nicht mehr.

Nach sieben Runden läutet die Glocke: Bell Lap, letzte Runde. Zeit zum Ausruhen vor dem Laufen? Keineswegs! Jetzt geht es um die perfekte Ausgangsposition. Und die verzeiht keine Fehler. Und auch keine Pannen.

Frank Wechsel / spomedis

Die Spitzengruppe ist noch einmal kleiner geworden – mit einem prominenten Opfer. Auf der letzten Runde ereilt Weltmeisterin Georgia Taylor-Brown das Pannenpech, ihr Hinterreifen will nicht mehr. Sie fährt das Rennen zu Ende, kann aber auf dem verwinkelten Kurs nicht richtig bremsen und beschleunigen. Eine Topfavoritin ist raus aus dem Rennen ums Edelmetall. Müsste man denken – doch manchmal können Krisen wie diese die Motivation ins Unermessliche steigern.

Der zweite Wechsel: Laura Lindemann gelingt ein guter, sie heftet sich an die Fersen von Flora Duffy und Katie Zaferes. Beide haben den Sport in den letzten Jahren bestimmt. Kann die Deutsche heute mit ihnen mithalten? Doch die Topplätze sind noch lange nicht verteilt. Zeigt auch wieder einmal: Nicola Spirig. Sie will aus der Ausgangsposition, knapp eineinhalb Minuten zurückzuliegen, noch das Maximum herausholen. Mit 39 Jahren noch nicht satt, das sagten wir bereits. Am anderen Ende der Erfahrungskette geht Anabel Knoll den letzten Abschnitt an. Und mehr dazu gibt es im dritten Teil unserer Bildergeschichte vom Olympia-Rennen der Frauen.

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Frank Wechsel
Frank Wechsel
Frank Wechsel ist Herausgeber der Zeitschriften SWIM und triathlon. Schon während seines Medizinstudiums gründete er im Oktober 2000 zusammen mit Silke Insel den spomedis-Verlag. Frank Wechsel ist zehnfacher Langdistanz-Finisher im Triathlon – 1996 absolvierte er erfolgreich den Ironman auf Hawaii.

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