Die Französin sichert sich vor heimischem Publikum nach einem unnachahmlichen Antritt die Goldmedaille im Triathlonrennen der Frauen vor Julie Derron und Beth Potter. Der Wettkampf wird von mehreren Stürzen auf der Radstrecke geprägt. Davon sind auch zwei deutsche Athletinnen betroffen, die so mit der Medaillenvergabe nichts zu tun haben.
Triumphzug für Cassandre Beaugrand: Die Französin gewann vor heimischem Publikum in einem spannenden und teils dramatischen Einzelrennen der Frauen die Goldmedaille. Als die Favoritin nach 1:54:55 Stunden das Zielbanner erreichte, schrie sie ihre ganze Freude und Erleichterung heraus, ehe sie zu Boden sackte. Die Schweizerin Julie Derron hatte der 27-Jährigen zuvor das Leben auf der Laufstrecke schwer gemacht, durfte sich am Ende über die Silbermedaille freuen. Bronze ging an die Britin Beth Potter. Das deutsche Trio Laura Lindemann, Lisa Tertsch und Nina Eim kam auf die Plätze acht, neun und zwölf.
Das Rennen war zuvor von den schwierigen Bedingungen beim Radfahren geprägt. In der Nacht hatte es noch geregnet, wodurch der Asphalt feucht und teilweise unberechenbar war. In der zweiten Disziplin kam es dadurch zu mehreren Stürzen, die das Renngeschehen maßgeblich mitbeeinflussten. Davon betroffen waren unter anderem Laura Lindemann und Lisa Tertsch, die jeweils in aussichtsreicher Position in der Spitzengruppe ihre Medaillenchancen einbüßten.
Verwirrung beim Start
Beim Schwimmen hatte es bereits beim Start eine kurze Verwirrung gegeben. Noch bevor der Startschuss ertönte, sprangen mehrere Athletinnen ins Wasser, während andere auf dem Ponton stehen blieben. Auf der Strecke sorgte die Strömung in der Mitte der Seine dafür, dass sich das Feld schnell dorthin orientierte. Eine große Gruppe machte sich auf den Weg zur ersten Boje, vorn dabei: die aktuelle Olympiasiegerin Flora Duffy und die beiden Deutschen Laura Lindemann und Lisa Tertsch. Auf dem Rückweg der ersten Runde gegen die Strömung orientierte sich das Feld schließlich an den Rand des Flusses und es zog sich auseinander. Die starken Schwimmerinnen sorgten für ein hohes Tempo.
Flora Duffy vorneweg
Beim Landgang nach den ersten 910 Metern führte Duffy das Feld vor der Italienerin Bianca Seregni auf die zweite Runde. Schon mit einer 15-Sekunden-Lücke dahinter kam die nächste Gruppe mit der Britin Beth Potter aus dem Wasser. Mitfavoritin Cassandre Beaugrand und Emma Lombardi aus Frankreich folgten mit einem Rückstand von 23 Sekunden auf Rang acht und neun. Lisa Tertsch nahm die zweite Schwimmrunde als beste Deutsche in einer Verfolgergruppe auf Rang 13 mit 34 Sekunden Rückstand in Angriff, Laura Lindemann lag acht Sekunden dahinter. Nina Eim ging mit einer 1:01-Minuten-Hypothek auf die abschließenden 590 Meter der ersten Disziplin.
Lisa Tertsch und Laura Lindemann in der Verfolgergruppe
Auf der zweiten Runde distanzierte Duffy das Feld weiter. Die Athletin von den Bermudas erreichte die erste Wechselzone nach 22:05 Minuten, hinter ihr die Italienerin Seregni. Beth Potter lag mit 20 Sekunden Rückstand auf Rang fünf, Cassandre Beaugrand sieben Sekunden dahinter. Lisa Tertsch und Laura Lindemann hielten den Anschluss an die Verfolgergruppe und wechselten auf den Plätzen 13 und 14 rund 40 Sekunden nach der Führenden auf das Rad. Nina Eim hatte bereits 1:30 Minute aufgebrummt bekommen. Die US-Amerkanerin Taylor Knibb war zu diesem Zeitpunkt bereits aus der Verlosung um die Medaillenplätze heraus.
Keine einfachen Bedingungen
Auf der vom morgendlichen Regen nassen Radstrecke machte Duffy auf der ersten von sechs Runden ordentlich Druck auf das Pedal. In der ersten Verfolgergruppe sortierten sich Lisa Tertsch, Cassandre Beaugrand und Laura Lindemann auf den ersten 5,715 Kilometern ein. Der Puffer der Führenden auf die Konkurrentinnen betrug rund 20 Sekunden. Die Bedingungen waren nicht einfach. Zu Beginn der zweiten Radrunde kam es in einer Kurve zu mehreren Stürzen. Betroffen war auch Lisa Tertsch, die dadurch rund 20 Sekunden einbüßte. Auch im hinteren Teil des Feldes sorgte die regennasse Straße für mehrere Stürze.
Vorn konnte Duffy ihren Vorsprung nicht halten, wurde im Laufe der dritten Runde von der Verfolgerinnengruppe um Laura Lindemann eingeholt. Nach 40 Minuten war das Rennen für eine der Mitfavoritinnen vorbei: Die Luxemburgerin Jeanne Lehair kauerte neben ihrem Rad am Streckenrad.
Laura Lindemann stürzt
Zur Hälfte der 40 Kilometer in der zweiten Disziplin hatte die Führungsgruppe die Verfolgerinnen auf mehr als eine Minute distanziert. Vorn mischten Lindemann, Beaugrand, Lombardi, Duffy, Potter, die Britin Georgia Taylor-Brown und die US-Amerikanerin Taylor Spivey mit. Mit gebührendem Abstand kämpften Knibb, Tertsch und Eim darum, nicht mit zu großem Abstand auf die Laufstrecke zu gehen. In der sechsten von sieben Runden erwischte es schließlich auch noch Laura Lindemann, die in aussichtsreicher Position in einer Kurve bei den unberechenbaren Bedingungen mit dem Rad wegrutschte. Damit war die neunköpfige Spitzengruppe erst einmal weg. Zu Beginn des letzten Raddurchgangs fuhr sie 38 Sekunden hinter Duffy und Co. her, rund 30 Sekunden vor der großen Verfolgerinnengruppe.
Julie Derron führt das Feld zum letzten Wechsel
Zum abschließenden Laufen brachte die Schweizerin Julie Derron das Feld in die Wechselzone. Den besten Wechsel erwischte Beth Potter, während Cassandre Beaugrand leichte Probleme hatte. Auswirkungen hatte das aber nicht – die Gruppe ging nahezu geschlossen auf die zehn Laufkilometer. Lindemann, Tertsch und Eim hatten rund eine Minute Rückstand.
An der Spitze trat Beaugrand die Flucht nach vorn an und bestimmte direkt das Tempo. Doch nicht alle Konkurrentinnen ließen sich abschütteln. Eine Vierergruppe mit Julie Derron, Emma Lombardi und Beth Potter marschierte vorneweg. Duffy konnte die Pace nicht ganz mitgehen, lag nach zwei von vier Runden 20 Sekunden hinter dem Quartett. Dort sorgte Derron dafür, dass das Tempo hoch und der Wettkampf spannend blieb. Ein Vierkampf um drei Medaillen, alle noch mit der Chance auf Gold. So ging es auf die letzte Runde, die Flora Duffy 41 Sekunden später für sich einläutete. Für das deutsche Trio ging es mit einem Rückstand von mehr als 1:30 Minute Rückstand noch darum, in die Top 10 zu laufen.
Cassandre Beaugrand attackiert – und siegt
Beaugrand zog in der Führungsgruppe noch einmal an, attackierte und riss ein deutliches Loch innerhalb weniger Meter. Derron kämpfte, konnte aber nicht folgen. Die Schweizerin hielt stattdessen Potter auf Abstand. Lombardi verlor derweil an Boden. Beaugrand brachte das Rennen letztlich souverän nach Hause und feierte mit einem Triumphlauf vor heimischem Publikum ihren Olympiasieg nach 1:54:55 Stunden. Julie Derron sicherte sich sechs Sekunden später die Silbermedaille. Bronze ging an die Britin Beth Potter (1:55:10 Stunden). Für Emma Lombardi blieb Rang vier (1:55:16 Stunden), Flora Duffy kam 1:17 Minute nach Beaugrand auf Platz fünf ins Ziel. In einem teaminternen Zielsprint sicherte sich Laura Lindemann nach 1:57:01 Stunden Platz acht vor Lisa Tertsch (1:57:03 Stunden). Nina Eim landete nach einem Foto Finish auf Rang zwölf (1:57:13 Stunden).
Olympia 2024 | Frauen
31. Juli 2024 | ParisPlatz | Name | Land | Gesamt | 1,5 km Swim | 40 km Bike | 10 km Run |
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1 | Cassandre Beaugrand | FRA | 1:54:55 | 22:32 | 58:20 | 32:42 |
2 | Jullie Derron | SUI | 1:55:01 | 22:51 | 57:58 | 32:51 |
3 | Beth Potter | GBR | 1:55:10 | 22:25 | 58:26 | 32:59 |
4 | Emma Lombardi | FRA | 1:55:16 | 22:36 | 58:12 | 33:05 |
5 | Florra Duffy | BER | 1:56:12 | 22:05 | 58:44 | 33:59 |
6 | Georgia Taylor-Brown | GBR | 1:56:35 | 22:41 | 58:12 | 34:20 |
7 | Maya Kingma | NED | 1:56:53 | 22:20 | 58:25 | 34:42 |
8 | Laura Lindemann | GER | 1:57:01 | 22:48 | 59:07 | 33:42 |
9 | Lisa Tertsch | GER | 1:57:03 | 22:45 | 59:12 | 33:47 |
10 | Taylor Spivey | USA | 1:57:11 | 22:43 | 58:04 | 34:57 |
12 | Nina Eim | GER | 1:57:13 | 23:38 | 58:16 | 33:57 |