Jan van Berkel wird beim Ironman Switzerland seiner Favoritenrolle gerecht und gewinnt mit einem cleveren Rennen seinen letzten Wettkampf als Profitriathlet. Der Deutsche Leonard Arnold überquert die Ziellinie in Thun als Zweiter und sichert sich einen Slot für die Weltmeisterschaft in Nizza.
Jan van Berkel sichert sich in einem taktisch klugen Rennen seinen vierten Sieg beim Ironman Switzerland. Zuletzt gewann der 37-jährige das Rennen 2021, bei seinen Siegen in den Jahren 2018 und 2019 hatte der Wettkampf noch in Zürich stattgefunden. Für den Schweizer war es das letzte Rennen als Profitriathlet, wie er im Vorhinein bereits verkündet hatte.
Clavel beim Schwimmen dabei
Schnellster Schwimmer des Tages war der Brite Andrew Horsefall-Turner, direkt an seinen Füßen folgte Maurice Clavel, der von Beginn des Rennens klarmachte, dass er einen der zwei Qualifikationsslots für die Ironman-Weltmeisterschaft in Nizza haben wollte. In einer zweiten, etwas größeren Gruppe knapp 30 Sekunden hinter den Führenden folgten Ruben Zepuntke und Jan van Berkel. Leonard Arnold lag zu diesem Zeitpunkt auf dem 17. Platz, mit 4:08 Minuten Rückstand.
Zepuntke diktiert das Radfahren
Bis Kilometer 35 war es eine Gruppe von sechs Athleten, die gemeinsam an der Spitze fuhr. Die Verfolgergruppe mit van Berkel und dessen Schweizer Eidgenossen Samuel Hürzeler folgte mit etwas mehr als 2:44 Minuten Rückstand. Dann war es der ehemalige Radprofi Ruben Zepuntke, der seine Beinmuskeln spielen ließ und bis zum Ende der anspruchsvollen 180 Kilometer langen Radstrecke mit einem Schnitt von 41,9 km/h einen Vorsprung von gut neun Minuten auf eine neunköpfige Gruppe herausfuhr. In dieser dabei waren mit Clavel und Arnold zwei Deutsche. Leonard Arnold, der im vergangenen Jahr beim Ironman 70.3 in Dresden den dritten Platz belegt hatte, erzielte die viertschnellste Radzeit und konnte sich dadurch zum Ende der zweiten Disziplin in eine gute Ausgangslage bringen.
Van Berkel läuft allen davon
Der abschließende Marathon sollte dem Schweizer gehören. Minute um Minute kam er dichter an die Spitze. Leonard Arnold, der auf der ersten Hälfte ordentlich Druck machte, übernahm die Führung von Zepuntke kurz nach dem Halbmarathon. Von dort an war es der Schweizer, der sein Tempo kontinuierlich abspulte und keine sechs Kilometer später an Leonard Arnold vorbeizog. Die Führung hielt bis zum Ziel, ebenso wie der zweite Platz des jungen Leipzigers, der hinter van Berkel einen Qualifikationsslot für die Ironman-Weltmeisterschaft am 10. September in Nizza sicher hat. „Das Rennen war so hart, die letzten Wochen waren mental so anstrengend“, resümierte Arnold. „Ich war mit dem Rad gestürzt, aber ich konnte eines meiner Freundin nutzen. Ich war mir nicht sicher, wie sich das heute entwickeln würde, aber am Ende war es unglaublich. Das Publikum da draußen war unglaublich, und ich habe keine Worte, um zu beschreiben, wie gut die Laufstrecke war.“
Auf den dritten Platz stürmte der zweimalige Olympiateilnehmer Andrea Salvisberg aus der Schweiz, der damit den zweiten verbleibenden Slot für die Ironman Weltmeisterschaft annehmen kann. Maurice Clavel wurde am Ende Siebter, Felix Hentschel lief beim abschließenden Marathon noch bis auf Platz zehn vor, Zepuntke wurde Elfter.
„Der Sieg ist wichtig, aber das Schönste an diesem Rennen war für mich, dass alle hier waren, die mich unterstützt haben, die mir einen Trainingsplan gegeben haben, die mir geholfen haben, mein Rad vorzubereiten, meinen Neoprenanzug zu schließen oder mir ein Essen zubereitet haben“, sagte ein emotionaler Jan van Berkel im Ziel. „Es war schön, heute alle hier zu haben. Das Rennen war knapp und schmerzhaft, aber es ist mir eigentlich egal, wie es gelaufen ist. Das Einzige, was zählt, ist, dass ich das Zielband in der Hand hatte … Der heutige Tag ist einer der Tage, an die ich mich für den Rest meines Lebens erinnern werde.“