Mittwoch, 16. Oktober 2024

Streckencheck in Lahti: Herausfordernd und absolut WM-würdig

Denke ich an Finnland, sehe ich Wasser und ganz viel Wald vor meinem geistigen Auge. Genau das bietet der Kurs bei der Ironman-70.3-Weltmeisterschaft in Lahti. Wir haben die Strecke besichtigt.

Neo-Schwimmen im Vesijärvi

Herrlich! Lahti heißt auf Finnisch „Bucht“ und die Stadt liegt hübsch gelegen am Vesijärvi. Das Wasser des Sees ist ruhig, dunkel und frisch und ist für Wasserliebhaber ein tolles Schwimmrevier. Gestartet werden die Rennen im südlichen Jachthafen mit einem Sprung von einer hölzernen Plattform. Die 40-50 Profis stellen sich hier nebeneinander auf, die Agegrouper werden alle 15 Sekunden in Zehnergruppen auf die Reise geschickt.

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Der 1,9-Kilometer-Schwimmkurs ist denkbar einfach und führt die Sportlerinnen und Sportler zunächst 500 Meter parallel zum Ufer geradeaus. Nach einem Linksknick geht es einige Hundert Meter auf den See hinaus, ehe man um zwei Bojen herum zum Ausstieg im nördlichen Jachthafen schwimmt. In der Raceweek ist es fast windstill, entsprechend gibt es beim offiziellen Testschwimmen neben der Wettkampfstrecke kaum Wellen. Die 19 Grad Wassertemperatur sind mit Neopren sehr gut zu ertragen. Trotzdem tragen manche Athleten zusätzlich Neoprenhauben. Positiv, und vielleicht eine Folge der jüngsten Ereignisse in Irland: Alle Teilnehmer des Testschwimmens erhalten ein Armband und werden von Ironman beim Ein- und Ausstieg registriert.

Der Bikekurs: Finnland pur!

So stelle ich mir Finnland vor: Natur pur. Hier ein See, dort ein Wald, dann ein Bauernhof und wieder Wald und nach dem nächsten Ort noch mehr Wald. Hat man es raus aus T1 und über die ersten Kilometer durch Lahti geschafft, werden die Straßen breiter und die Sicht weiter. An manchen Stellen führt die Straße jetzt kilometerweit geradeaus, immer wieder geht es rauf und runter. Trotz einiger Rampen ist die Strecke schnell, auf den Abfahrten werden mit dem TT-Bike locker 50, 60 km/h und mehr erreicht. Rolling, nennen das manche Triathleten.

Technische Schwierigkeiten gibt es nicht. Sofern keine Elche die Straße kreuzen, wovor Schilder warnen, kann bis zum ersten Abbieger nach gut 30 Kilometern komplett in Aeroposition gefahren werden und auch danach, wenn der Kurs kurviger wird, gibt es kaum einen Grund die Basebars zu greifen oder gar zu bremsen. Größte Herausforderung dürfte sein, über die gesamte Zeit motiviert und fokussiert zu bleiben. Schwinden die Kräfte zum Ende der 90-Kilometer-Schleife, könnte die faszinierende Landschaft auch als eintönig empfunden werden. Überraschend anspruchsvoll ist das Finale, in dem es fünf Kilometer vor T2 noch einmal steil hinauf geht. Auf den letzten 300 Metern erwartet die Athleten eine weitere Rampe, die viele aus dem Sattel zwingen wird. Danach geht es bergab mit hoher Geschwindigkeit durch eine Links-Rechts-Kombination (inklusive Speed Bumb) in die Wechselzone.

Laufen mit Schanzenblick

Der Wechsel in die Laufschuhe erfolgt für die Agegrouper in einer Kongresshalle, die Profis stellen ihre Räder draußen ab und sparen dadurch ein paar Meter. Für alle gleich ist der kurze, aber steile Anstieg über eine Fußgängerbrücke, der im Laufe des Rennens dreimal (jeweils zu Beginn der zwei Laufrunden und vor dem Zieleinlauf) zu bewältigen ist. Im Anschluss wartet das nächste Highlight: Eine 400-Meter-Runde auf der blauen Tartanbahn im Stadion des FC Lahti unterhalb der Skisprungschanzen. Sind die Abstände an dieser Stelle des Rennens gering, ist hier eine der wenigen Möglichkeit einen Blick auf die Konkurrenz zu werfen.

Raus aus dem Stadion zieht sich die Schleife auf einem breiten Radweg überraschend lange den Berg hinauf, ehe sie durch eine ruhige Wohnsiedlung führt und die eben erklommenen Höhenmeter rasch wieder abnehmen. Hier sind beim Laufen gute Bergabqualitäten gefragt, sonst lassen beim Abbremsen muskuläre Probleme grüßen. Zurück am Vesijärvi folgt der optisch schönste Abschnitt des Halbmarathons. Der Kurs führt nun am Ufer entlang und dann auf Schotterwegen durch eine kleine Parkanlage auf die zweite Runde oder ins Ziel.

Fazit: Ein WM-würdiger Kurs

Der Kurs in Lahti ist herausfordernd und selektiv, aber nicht extrem und daher einer Weltmeisterschaft absolut würdig. Bei den Höhenangaben hat sich Ironman vertan. Statt den angegebenen 417 Höhenmetern beim Radfahren und 198 Höhenmetern beim Laufen sind es laut unseren Messungen eher doppelt so viele. Im Rennen wird es nach dem Schwimmen im kühlen See darum gehen, auf Temperatur zu kommen und auf dem Rad gut zu pacen, sonst könnten einem die zahlreichen Anstiege viel Kraft kosten. Wer sich auf den 90 Kilometern die Beine „verbruzzelt“, wie Laura Philipp sagt, wird es beim Laufen schwer haben. Denn auch hier sind noch einige Rampen zu bewältigen.

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3 Kommentare

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Peter Jacob
Peter Jacob
Abitur, Studium der Sportwissenschaft und Volontariat bei dpa änderten nichts daran, dass Peter eines blieb: Ausdauersportler mit Leidenschaft. Auch wenn der Hamburger heute öfter die Laufschuhe schnürt, sind die Stärken des ehemaligen Leistungsschwimmers klar verteilt. Man munkelt, die Sportart Swimrun sei nur für ihn erfunden worden.

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