Heute in vier Wochen startet die Ironman-WM auf Hawaii – 2023 exklusiv für Frauen. Doch einen Monat vor dem besonderen Rennen herrscht dicke Luft in Kona. Grund ist der Kilauea.
Triathletinnen sind erst wenige angereist, aber der Vog ist zurück in Kailua-Kona, dem Austragungsort der Ironman-Weltmeisterschaften, in diesem Jahr erstmals exklusiv für die Frauen. Das Wort Vog ist ein Kunstwort, das sich aus vulkanischen Emissionen und Smog zusammensetzt und meint: Abgase des Kilauea, des aktivsten Vulkans der Welt. Die bestehen im Wesentlichen aus Wasserdampf, Kohlendioxid (CO2), Feinstaub und – das macht es so ekelig – Schwefeldioxid (SO2).
Schwefelwolken aus dem aktivsten Vulkan der Welt
Der Kilauea gilt mit seinen häufigen Ausbrüchen als der aktivste Vulkan der Welt. Seit dem 10. September spuckt er wieder Feuer, und zwar gefahrlos innerhalb des Hauptkraters Halemaumau (der zweite Teil spricht sich nicht wie das Kartenspiel, da hawaiianische Vokale einzeln gesprochen werden – ein „mau“ sind also zwei Silben). Den letzten schwereren Ausbruch hatte es 2018 gegeben, als an der südöstlichen Riftzone zahlreiche Spalten aufbrachen und die Lavaflüsse viele Gebäude zerstörten. Auch rund um den letzten Ironman war der Kilauea aktiv, viele Triathleten sahen sich das Naturschauspiel aus sicherem Abstand vom Kraterrand aus an. Zum Jahresende 2022 stahl der benachbarte Riese Mauna Loa mit einem spektakulären Ausbruch dem Kilauea die Show, Menschen und Privatbesitz kamen dabei kaum zu Schaden.
Mit dem aktuellen Ausbruch ist nun auch ein auf Hawaii bekanntes Phänomen zurück: der Vog. Und die Triathleten können nun froh sein, dass es auf Hawaii so viele Vulkane gibt – denn der Mauna Loa und der Hausberg von Kailua-Kona, der Hualalai, schirmen die braunen Wolken von der Kona-Küste ab. Wenn der Wind sich jedoch dreht, sind die Abgase des Vulkans auch im Wettkampfort Kailua-Kona sicht- und riechbar.
Kaum Gefahr für den Ironman
Den Ironman hat das Naturphänomen nie gefährdet, wohingegen der Ironman 70.3 im Sommer einige Kilometer weiter nördlich schon einmal kurz vor der Absage stand. „Wenn Schwefeldioxid vom Gipfel freigesetzt wird, reagiert es in der Atmosphäre und erzeugt den sichtbaren Dunst, der als Vog (vulkanischer Smog) bekannt ist und in Windrichtung des Kilauea beobachtet wurde. Der Nebel kann die Gesundheit von Anwohnern und Besuchern gefährden, landwirtschaftliche Kulturen und andere Pflanzen schädigen und den Viehbestand beeinträchtigen“, warnt die Staatsbehörde United States Geological Survey (USGS), die deswegen nun routinemäßig einige Gebiete in unmittelbarer Kraternähe für Besucher gesperrt hat.
„In der letzten Woche haben wir gesehen, wie sich der Nebel vom Morgen an aufbaute und am späten Nachmittag bergauf zunahm“, berichtet der gebürtige Deutsche Franz Weber, der seit vielen Jahren in Kailua-Kona lebt und eng in der Triathlon- und Radsportszene vernetzt ist. „Es hat mich nie gestört, aber einige Leute, die Atemprobleme haben, stehen nun vor Herausforderungen. Meine Meinung dazu ist: Leben Sie nicht auf einer Insel mit einem aktiven Vulkan, wenn Sie sich Sorgen um den Vog machen! Es ist nicht unerwartet. Es ist nicht überraschend. Der aktuelle Vog ist aber nichts gegenüber im Vergleich zu der Menge an Nebel, die wir vor ein paar Jahren hatten. Die gute Nachricht ist, dass der Vog für großartige Sonnenuntergänge sorgt.“