
Nachdem er in diesem Jahr verletzungsbedingt auf einen Start bei der Ironman-WM auf Hawaii verzichten musste, hat Jan Frodeno das Ende seiner Karriere für 2023 angekündigt. Er wollte noch einmal in Kailua-Kona an den Start gehen und den Sehnsuchtsort vieler Triathleten im besten Fall mit einem vierten Weltmeistertitel verlassen. Daraus wird nun nichts, nachdem Ironman bestätigt hat, dass das WM-Rennen der Männer im kommenden Jahr an einem Ort außerhalb der Pazifikinsel ausgetragen wird. Einige bereits qualifizierte Profis hatten gegenüber tri-mag.de bereits ihre Gedanken zu den jüngsten Entwicklungen geteilt, Frodeno hielt sich bislang zurück.
„Der Mythos wird nach und nach zerpflückt“
Jetzt äußert er sich doch und macht deutlich, was er von der Entscheidung hält: „Hawaii nach Geschlechtern zu trennen, finde ich schwierig, um es mal gelinde zu formulieren. Ich finde es einfach schade, wenn man mit dieser Tradition bricht, zumal dieser Sport von genau dieser Tradition lebt.“ Triathlon sei die einzige Sportart, die ihre Weltmeisterschaft immer am gleichen Ort veranstaltet habe. Dadurch sei der „Mythos Hawaii“ aufgebaut worden, dieser würde jetzt nach und nach zerpflückt – aus logistischen Gründen. Ironman stellt mehr Qualifikationsplätze zur Verfügung und kündigte bereits vor der Austragung in diesem Jahr an, auch in Zukunft zwei Renntage etablieren zu wollen. Rund 5.000 Athletinnen und Athleten sollen so an der Weltmeisterschaft teilnehmen können.
Weltmeisterschaft statt Volkssport
Jan Frodeno sieht diese Entwicklung problematisch: „Ich frage mich, warum man eine Weltmeisterschaft rein von der Leistung überhaupt allen öffnen muss. Es muss ja auch irgendwie etwas Besonderes sein und soll kein Volkssportfest sein. Es soll das Zelebrieren der Fittesten der Sportart sein“, sagt der 41-Jährige. Es sei schade, dass die Hürde durch steigende Teilnehmerzahlen finanziell gesetzt, die Hürde der sportlichen Leistung jedoch gleichzeitig verringert werde. „Das finde ich sehr alarmierend und sehr schade für die Sportart. Der Gier einzig und allein nachzugehen, finde ich einen schlechten Treiber für Wachstum, selbst für das Unternehmen, weil das mit dem Mythos stark verbunden ist. Was vom Mythos dann noch übrigbleibt, ist damit ja auch teilweise schon beantwortet.“
Kritik an Ironman
Dass Frodeno selbst noch ein letztes Mal auf Hawaii bei der Weltmeisterschaft startet, scheint derzeit ausgeschlossen. Männer und Frauen sollen sich hinsichtlich des Austragungsortes jährlich abwechseln, sodass Frodeno seine Laufbahn als Triathlonprofi noch bis 2024 fortführen müsste. Er übt deutliche Kritik am Veranstalter. „Meine Planung ist jetzt erst mal komplett über den Haufen geworfen. Es stehen ja weder der Ort noch der Zeitpunkt für die Männer fest. Das finde ich, ehrlich gesagt, relativ peinlich, dass man im professionellen Sport so planlos dahintreibt.“ Die Frauen hätten eine riesige Plattform mehr als verdient, das habe er in diesem Jahr bereits positiv wahrgenommen. „Aber eine Weltmeisterschaft anzusagen und für die anderen abzusagen, ist ein absolutes Chaos und man muss sich fragen, was die da eigentlich machen.“
Seine persönliche Gefühlslage beschreibt er wie folgt: „Ich bin eine Mischung aus „auf 180“, traurig und niedergeschmettert, ähnlich, wie es bei den Corona-Absagen war. Man muss sich emotional lossagen, was schwierig ist, weil ich mich in die Saison ja schon voll reingesteigert habe. Mit diesen Gedanken, dieser Motivation oder Nicht-Motivation habe ich ganz schön zu kämpfen.“