Freitag, 23. Mai 2025

Verschiedene Locations für Frauen und Männer: Die Stimmen der Profis zur Ironman-WM

Frank Wechsel / spomedis

In den vergangenen Tagen verdichteten sich die Hinweise darauf, dass die Ironman-Weltmeisterschaft in den kommenden Jahren an zwei Wettkampforten stattfinden wird. Während ein Rennen, im Wechsel das der Männer und der Frauen, weiterhin auf Hawaii stattfinden soll, wird der Wettkampf des anderen Geschlechts an einem anderen Ort ausgetragen. Auch, wenn der Veranstalter selbst den Ort des zweiten WM-Rennens noch nicht bestätigt hat, verkünden einige Triathlon-Portale Nizza als mögliche Destination. Wir haben Profis nach ihren Meinungen gefragt.

Gemischte Gefühle

Svenja Thoes, die sich beim Ironman Italy im September für Hawaii 2023 qualifiziert hat, sieht beide Optionen positiv: „Als ich von den Gerüchten gehört habe, dachte ich: ‚Krass, dann schade, dann vielleicht doch nicht schade.‘ Meine Hoffnung ist, dass die Gesamtkosten für die WM auf Hawaii günstiger ausfallen als in diesem Jahr. Da waren die Preise so hoch, dass ich mir das nicht leisten konnte“, sagt die 31-Jährige, die trotz Qualifikation auf einen Start beim Ironman Hawaii 2022 verzichtete. „Auf der anderen Seite bin ich fast ein bisschen traurig und wahrscheinlich eine der wenigen Athletinnen, die auch eine WM in Nizza befürworten würden, die vermutlich nicht ganz so teuer werden würde für mich als Athletin. Ich liebe die Berge und finde die Strecke total geil, weil sie super selektiv ist. Auf dem Rad gibt es keine Gruppenbildung. Spätestens nach 20 Kilometern hat sich das erübrigt. Für die Agegrouper, die den Traum Hawaii haben, der sich dann nicht erfüllen wird, ist es sehr sehr schade und eigentlich unglaublich.“

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Ebenfalls mit gemischten Gefühlen betrachtet 70.3-Weltmeister Kristian Blummenfelt die Entscheidung: „Ich würde es nicht als Schock bezeichnen, da seit Kona einige Gerüchte im Umlauf sind. Aber für mich persönlich wird das Timing im nächsten Jahr schwieriger, wenn ich es in den Zeitplan einbauen will. Ich denke, dass die Aufteilung des Renntages auf zwei Tage, wie bei der 70.3 Weltmeisterschaft und Kona in diesem Jahr, ein großer Erfolg war. Dadurch werden die beiden Rennen stärker hervorgehoben und das Frauenrennen wird nicht durch das Männerfeld beeinträchtigt. Und wenn Kona nicht bereit ist, uns für zwei Renntage zu beherbergen, dann halte ich es für richtig, von Kona wegzuziehen oder das Feld zu teilen. Nizza ist auch ein sehr würdiger Gastgeber für eine Ironman-Weltmeisterschaft. Eines meiner Lieblingsrennen ist die 70.3-Weltmeisterschaft 2019. Und selbst die Vermischung des flachen, untechnischen Kurses von Kona mit den französischen Bergen kann sich auf die Strategien auswirken und zu spannenderen Rennen führen.“ Deutlicher äußert sich Joe Skipper in den sozialen Medien: „Um ehrlich zu sein, würde ich lieber in Nizza als in Kona antreten. Ich denke, da ist eine bessere Strecke und eine viel bessere Atmosphäre.“

Sebastian Kienle: „Es ist immer einfach, auf Ironman draufzuhauen und jede Entscheidung zu kritisieren. Man muss aber sehen, dass auch Ironman zwei sehr harte Jahre hinter sich hat und wir als Athleten, ob nun Profis oder Amateure, sollten ein Interesse daran haben, dass Ironman weiter besteht, weil ich keinen Veranstalter sehe, der die Lücke füllen könnte, wenn Ironman bankrottgehen würde. Dass die Entscheidung vor allem auch einen finanziellen Hintergrund hat, dürfte klar sein. Der Platz ist nun mal beschränkt, dementsprechend war nach diesem Jahr schon klar, dass es schwierig wird, es weiterhin als Zwei-Tages-Event zu machen, aber trotzdem möglichst viele WM-Slots zu vergeben. Ich sehe das Ganze aber durchaus auch positiv, da ich glaube, dass gerade Nizza ein unheimliches Potenzial hat. Ich fand die 70.3-WM 2019 schon sehr gelungen und zudem hat die Stadt auch auf der Langdistanz eine große Tradition. Außerdem ist es ein krasser Gegenentwurf zum Rennen in Kona, wahrscheinlich sehr bergig und das Schwimmen wird mit Neo sein, was ich prinzipiell gar nicht schlecht finde. Es wird wahrscheinlich nicht möglich sein, den Mythos zu transplantieren, aber es ist ein interessanter Kompromiss, bei dem man abwarten muss, wie es läuft, um sich ein Urteil bilden zu können. Ganz klar ist für mich aber auch, dass es viele negative Dinge gibt. Zum Beispiel, was die Trennung von Frauen und Männern angeht. Ich habe das schon auf Hawaii bemängelt und jetzt ist es eigentlich noch schlimmer. Ich glaube, dass viele Medien sich überlegen werden, über welches Rennen sie berichten und vielleicht niemanden nach Hawaii schicken, wenn „nur“ die Männer oder „nur“ die Frauen dort starten. Das zerfasert unseren Sport und das ist vor allem für die Profis nicht gut.“

„Die Ironman-WM gehört nach Kona“

Das Frodeno-Lager wollte sich aktuell nicht äußern und verweist stattdessen auf Jan Frodenos Statement, das er Ende Oktober der Sportschau gegeben hat: „Ich sehe es als verlorene Schlacht, wenn man Hawaii umlegen will. Hawaii ist das absolute Goldstück unseres Sports. Menschen verbinden Triathlon mit Hawaii. Man geht nicht zur WM, man fährt nach Hawaii. Und selbst Laien, die mit Triathlon nichts zu tun haben, fragen, ob man schon mal auf Hawaii war. Das kann man nicht einfach so ummünzen. … Wenn man die WM verlegen würde, dann nach Deutschland. Es gibt keine Nation, die den Triathlonsport so feiert und hochleben lässt wie wir. Sei es in Frankfurt oder an den verschiedenen anderen Standorten. Das wäre für mich der nächste konsequente Schritt, aber es muss zunächst alles getan werden, dass dieses Rennen, egal, ob mit einem oder zwei Tagen, auf Hawaii weitergeht.“

„Meine Meinung ist ganz klar“, sagt Patrick Lange. „Die Ironman-WM gehört nach Kona. In den letzten Jahren zeichnete sich aber schon ein aus meiner Sicht negativer Trend gegen den Ironman Hawaii ab. Die Vergrößerung des Starterfelds hat viel Unmut auf der Insel mit sich gebracht und als Athlet vor Ort hat man dies auch sehr deutlich gespürt. Es bleibt mehr als fraglich, ob eine andere Location den gleichen Mythos und das Prestige wie der Ironman Hawaii versprühen können wird. Das Ganze hat jedoch nichts damit zu tun, dass Nizza mit Sicherheit ein würdiger Ausrichter einer tollen WM sein könnte und das sollte separat betrachtet werden. Egal, wo die WM sein wird, ich werde versuchen meinen Titel zurückzuholen und werde sowohl in Kona oder eben in Nizza hoch motiviert am Start stehen.“

So wie Frodeno und Lange scheinen es auch viele Agegrouper zu sehen. Eine Weltmeisterschaft, die nicht auf Hawaii stattfindet, hat für viele nicht den gleichen Reiz und würde, darf man den Kommentaren in den sozialen Netzwerken glauben, weniger Teilnehmer anlocken. Auch wird häufig kritisiert, dass die Rennen der Frauen und Männer zukünftig getrennt voneinander stattfinden sollen.

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Redaktion triathlon
Redaktion triathlonhttps://tri-mag.de
Die Redaktion der Zeitschrift triathlon und von tri-mag.de sitzt in Deutschlands Triathlonhauptstadt Hamburg im Stadtteil Altona. Das rund zehnköpfige Journalistenteam liebt und lebt den Austausch, die täglichen Diskussionen und den Triathlonsport sowieso. So sind beispielsweise die mittäglichen Lauftreffs legendär. Kaum ein Strava-Segment zwischen Alster und Elbe, bei dem sich nicht der eine oder andere spomedis-Mitarbeiter in den Top Ten findet ...

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