Dienstag, 16. April 2024

Verschiedene Locations für Frauen und Männer: Die Stimmen der Profis zur Ironman-WM

Frank Wechsel / spomedis

In den vergangenen Tagen verdichteten sich die Hinweise darauf, dass die Ironman-Weltmeisterschaft in den kommenden Jahren an zwei Wettkampforten stattfinden wird. Während ein Rennen, im Wechsel das der Männer und der Frauen, weiterhin auf Hawaii stattfinden soll, wird der Wettkampf des anderen Geschlechts an einem anderen Ort ausgetragen. Auch, wenn der Veranstalter selbst den Ort des zweiten WM-Rennens noch nicht bestätigt hat, verkünden einige Triathlon-Portale Nizza als mögliche Destination. Wir haben Profis nach ihren Meinungen gefragt.

Gemischte Gefühle

Svenja Thoes, die sich beim Ironman Italy im September für Hawaii 2023 qualifiziert hat, sieht beide Optionen positiv: „Als ich von den Gerüchten gehört habe, dachte ich: ‚Krass, dann schade, dann vielleicht doch nicht schade.‘ Meine Hoffnung ist, dass die Gesamtkosten für die WM auf Hawaii günstiger ausfallen als in diesem Jahr. Da waren die Preise so hoch, dass ich mir das nicht leisten konnte“, sagt die 31-Jährige, die trotz Qualifikation auf einen Start beim Ironman Hawaii 2022 verzichtete. „Auf der anderen Seite bin ich fast ein bisschen traurig und wahrscheinlich eine der wenigen Athletinnen, die auch eine WM in Nizza befürworten würden, die vermutlich nicht ganz so teuer werden würde für mich als Athletin. Ich liebe die Berge und finde die Strecke total geil, weil sie super selektiv ist. Auf dem Rad gibt es keine Gruppenbildung. Spätestens nach 20 Kilometern hat sich das erübrigt. Für die Agegrouper, die den Traum Hawaii haben, der sich dann nicht erfüllen wird, ist es sehr sehr schade und eigentlich unglaublich.“

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Ebenfalls mit gemischten Gefühlen betrachtet 70.3-Weltmeister Kristian Blummenfelt die Entscheidung: „Ich würde es nicht als Schock bezeichnen, da seit Kona einige Gerüchte im Umlauf sind. Aber für mich persönlich wird das Timing im nächsten Jahr schwieriger, wenn ich es in den Zeitplan einbauen will. Ich denke, dass die Aufteilung des Renntages auf zwei Tage, wie bei der 70.3 Weltmeisterschaft und Kona in diesem Jahr, ein großer Erfolg war. Dadurch werden die beiden Rennen stärker hervorgehoben und das Frauenrennen wird nicht durch das Männerfeld beeinträchtigt. Und wenn Kona nicht bereit ist, uns für zwei Renntage zu beherbergen, dann halte ich es für richtig, von Kona wegzuziehen oder das Feld zu teilen. Nizza ist auch ein sehr würdiger Gastgeber für eine Ironman-Weltmeisterschaft. Eines meiner Lieblingsrennen ist die 70.3-Weltmeisterschaft 2019. Und selbst die Vermischung des flachen, untechnischen Kurses von Kona mit den französischen Bergen kann sich auf die Strategien auswirken und zu spannenderen Rennen führen.“ Deutlicher äußert sich Joe Skipper in den sozialen Medien: „Um ehrlich zu sein, würde ich lieber in Nizza als in Kona antreten. Ich denke, da ist eine bessere Strecke und eine viel bessere Atmosphäre.“

Sebastian Kienle: „Es ist immer einfach, auf Ironman draufzuhauen und jede Entscheidung zu kritisieren. Man muss aber sehen, dass auch Ironman zwei sehr harte Jahre hinter sich hat und wir als Athleten, ob nun Profis oder Amateure, sollten ein Interesse daran haben, dass Ironman weiter besteht, weil ich keinen Veranstalter sehe, der die Lücke füllen könnte, wenn Ironman bankrottgehen würde. Dass die Entscheidung vor allem auch einen finanziellen Hintergrund hat, dürfte klar sein. Der Platz ist nun mal beschränkt, dementsprechend war nach diesem Jahr schon klar, dass es schwierig wird, es weiterhin als Zwei-Tages-Event zu machen, aber trotzdem möglichst viele WM-Slots zu vergeben. Ich sehe das Ganze aber durchaus auch positiv, da ich glaube, dass gerade Nizza ein unheimliches Potenzial hat. Ich fand die 70.3-WM 2019 schon sehr gelungen und zudem hat die Stadt auch auf der Langdistanz eine große Tradition. Außerdem ist es ein krasser Gegenentwurf zum Rennen in Kona, wahrscheinlich sehr bergig und das Schwimmen wird mit Neo sein, was ich prinzipiell gar nicht schlecht finde. Es wird wahrscheinlich nicht möglich sein, den Mythos zu transplantieren, aber es ist ein interessanter Kompromiss, bei dem man abwarten muss, wie es läuft, um sich ein Urteil bilden zu können. Ganz klar ist für mich aber auch, dass es viele negative Dinge gibt. Zum Beispiel, was die Trennung von Frauen und Männern angeht. Ich habe das schon auf Hawaii bemängelt und jetzt ist es eigentlich noch schlimmer. Ich glaube, dass viele Medien sich überlegen werden, über welches Rennen sie berichten und vielleicht niemanden nach Hawaii schicken, wenn „nur“ die Männer oder „nur“ die Frauen dort starten. Das zerfasert unseren Sport und das ist vor allem für die Profis nicht gut.“

„Die Ironman-WM gehört nach Kona“

Das Frodeno-Lager wollte sich aktuell nicht äußern und verweist stattdessen auf Jan Frodenos Statement, das er Ende Oktober der Sportschau gegeben hat: „Ich sehe es als verlorene Schlacht, wenn man Hawaii umlegen will. Hawaii ist das absolute Goldstück unseres Sports. Menschen verbinden Triathlon mit Hawaii. Man geht nicht zur WM, man fährt nach Hawaii. Und selbst Laien, die mit Triathlon nichts zu tun haben, fragen, ob man schon mal auf Hawaii war. Das kann man nicht einfach so ummünzen. … Wenn man die WM verlegen würde, dann nach Deutschland. Es gibt keine Nation, die den Triathlonsport so feiert und hochleben lässt wie wir. Sei es in Frankfurt oder an den verschiedenen anderen Standorten. Das wäre für mich der nächste konsequente Schritt, aber es muss zunächst alles getan werden, dass dieses Rennen, egal, ob mit einem oder zwei Tagen, auf Hawaii weitergeht.“

„Meine Meinung ist ganz klar“, sagt Patrick Lange. „Die Ironman-WM gehört nach Kona. In den letzten Jahren zeichnete sich aber schon ein aus meiner Sicht negativer Trend gegen den Ironman Hawaii ab. Die Vergrößerung des Starterfelds hat viel Unmut auf der Insel mit sich gebracht und als Athlet vor Ort hat man dies auch sehr deutlich gespürt. Es bleibt mehr als fraglich, ob eine andere Location den gleichen Mythos und das Prestige wie der Ironman Hawaii versprühen können wird. Das Ganze hat jedoch nichts damit zu tun, dass Nizza mit Sicherheit ein würdiger Ausrichter einer tollen WM sein könnte und das sollte separat betrachtet werden. Egal, wo die WM sein wird, ich werde versuchen meinen Titel zurückzuholen und werde sowohl in Kona oder eben in Nizza hoch motiviert am Start stehen.“

So wie Frodeno und Lange scheinen es auch viele Agegrouper zu sehen. Eine Weltmeisterschaft, die nicht auf Hawaii stattfindet, hat für viele nicht den gleichen Reiz und würde, darf man den Kommentaren in den sozialen Netzwerken glauben, weniger Teilnehmer anlocken. Auch wird häufig kritisiert, dass die Rennen der Frauen und Männer zukünftig getrennt voneinander stattfinden sollen.

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20 Kommentare

  1. Für die Zukunft ab 2024 sicherlich vorstellbar – aber das in einen laufenden Qualizyklus zu ändern ist ein Unding und ich wünsche mir, dass weltweit die Athleten das gegenüber IM deutlich machen und die Slotvergabe schlicht boykottieren… habe nächstes Jahr für zwei Rennen gemeldet mit dem Ziel mich für Kona zu qualifizieren und nicht für ein Rennen wo ich mich jederzeit anmelden kann egal ob da ein WM vorsteht, aus der Jagd nach dem Slot FÜR KONA ziehe ich meine Trainingsmotivation – sorry, meine Sichtweise

  2. Ich sehe es genau wie Peter, Fortschritt gibt es nur durch Wandel und die Abkehr von Hawaii war meines Erachtens überfällig. Ich hoffe, dass man sich vollständig davon löst und eine andere Location findet, die genauso anspruchsvoll, aber nicht so weit weg und nicht so langweilig ist wie Hawaii. Man könnte den Ort auch jedes Jahr neu festlegen. Ich habe nie verstanden, warum sich alle darum reißen, 180 km durch menschenleere Lavafelder zu fahren… Hawaii könnten sie alle 10 Jahre als Gedenkveranstaltung ohne Startgebühr anbieten, ein Rennen ohne Profis, nur Agegrouper, die Plätze werden verlost, die Einheimischen hätten sich nach 9 Jahren Pause vom Triathlon-Tross erholt und könnten aus Gastfreundschaft ihre Quartiere öffnen, dann müsste man nur die Flüge zahlen und alles wäre paletti… Schluss mit dem finanziellen und ökologischen Wahnsinn…

  3. Man hätte es bei den Age Groupern bei einer Weltmeisterschaft belassen sollen. Nicht: Wer hat das meiste Geld im Geldsack? Oder: „Als Nachrücker kannst dich selbst mit >10% Rückstand zum AK-Ersten immernoch für Kona qualifizieren!“Ganz ehrlich? Das war oder ist doch lächerlich. Eine „Weltmeisterschaft“ bei der zwischen age group winner und letztem Stunden liegen können ist doch echt ein Witz! Und obendrein ein Schlag ins Gesicht derer, die trainieren wie die Wahnsinningen, um die Qualizeit zu schaffen …. und am Ende können sie sich dann doch eine Stunde länger Zeit lassen können… Diese Farce fand / finded doch nur statt, damit möglichst viele die immer absurder werdenden Startgebühren an IM überweisen. Viele Starter = viel Kohle. Und mit der erdrückenden Masse an Startern und deren Begleiter hat man es sich selbst bei den Einheimischen verschi…. Ich war 2013 das letzte Mal dort. Damals war schon zu spüren, dass dem Kona-Spirit langsam die Luft ausgeht. Ich befürchte zumindest der Langsdistanztriathlon schafft sich selbst ab. Zuviele Events und eigenartige Qualifikationsmöglichkeiten (Qualifikation über halbe Distanz, Lotto, Nachrücker mit riesem time gap zum age group winner, viel Geld…) werden es nicht nur für den normalen Zuschauer sondern auch für Athleten uninteressant machen. Ich hoffe, ich werde kein Recht haben!

    • Konsequent einfach mal boykottieren , aber es gibt leider noch genug Triathleten , die 700€ aufwärts für einen Start bezahlen und würden die normalen Rennen 1000€ kosten , gäbe es immer noch genug die das bezahlen.
      Muss jeder selber entscheiden, aber das sind genauso pro/kontra Diskussionen wie weniger Fleisch essen, weniger mit dem Auto fahren, keine WM in Qatar schauen. Jeder wird da irgendeinen Standpunkt zu haben.

  4. Kann vielleicht mal jemand den Link auf die Informationen zu den Riesengewinnen von Ironman posten? Ich hätte eher vermutet, dass 2020 und 2021 für Ironman nicht so profitabel waren und die Veranstaltung in Kona unter den alten Bedingungen schlicht wirtschaftlich nicht mehr durchzuführen ist. Die Alternative „Kein Ironman mehr“ möchte vermutlich auch niemand.

    • Das ist wohl zuviel durch die Jan Frodeno Brille geblickt. Ich mag ihn sehr , aber bitte vergiss nicht, Jan ist dann 42. Es geht nicht nur um das Alter an sich, sondern ein älter werdender Körper braucht auch mehr Regeneration. Wenn man diese Pausen ihm nicht gönnt, steigt das Verletzungsrisiko stark an.
      Nehme an, du bist 26 Jahre alt (Leo96), da denkt man noch nicht an den Alterungsprozess. Kann dir aber aus eigener Erfahrung sagen, dass Wettkampfsport auf allerhöchstem Niveau nach dem 40. Lebensjahr ein gewisser Drahtseilakt ist.

  5. Ich war 1997 das erste mal in Kona am Start. Das war noch richtig klasse. Da bekam man im Örtchen noch einen Sitzplatz im Lokal seiner Wünsche. Bei 1500 Starter war das überschaubar. 5 Jahre später im Jahr 2002 waren es 2000 Starter und die Kommerzialisierung schlug schon voll durch. Der Kona Koffee war auch nicht mehr so geil wie 97. Das wars dann für mich.

  6. Mit der Änderung ist es für viele Triathleten ,eine große Chance ihren Lebenstraum, mit der Quali für Hawaii zu realisieren. Es sind Triathleten die sich im Normalfall niemals für Hawaii qualifizieren würden und sich diese Chance kaum entgehen lassen werden. Aber auch zu meiner Zeit als aktiver Triathlet, als die WM noch mit 1500 -1600 Teilnehmern gestartet wurde , habe ich mich gewundert ,als ich mir die Ergebnislisten angeschaut habe, wo und wie sich, so manche Athleten mit diesen Endzeiten für den IM Hawaii qualifiziert haben. Es kommt natürlich noch hinzu das durch die immens gestiegenen Reisekosten der ein oder andere Triathlet es sich nicht mehr leisten kann, oder ihnen die Gegenleistung es ihnen nicht Wert ist teilzunehmen. Dies wird wahrscheinlich bei Triathleten so sein, welche schon öfters an der WM in Hawaii teilgenommen haben. Wenn es z.Bsp. in Frankfurt in der Ak 4 Startplätze vergeben werden, hat man eventuell auch noch als 30 die Chance die Quali zu erreichen.
    Fazit: Die WM verliert an Stellenwert , aber trotzdem werden 5000 Weiblein und Männlein am Start stehen.

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Redaktion triathlon
Redaktion triathlonhttps://tri-mag.de
Die Redaktion der Zeitschrift triathlon und von tri-mag.de sitzt in Deutschlands Triathlonhauptstadt Hamburg im Stadtteil Altona. Das rund zehnköpfige Journalistenteam liebt und lebt den Austausch, die täglichen Diskussionen und den Triathlonsport sowieso. So sind beispielsweise die mittäglichen Lauftreffs legendär. Kaum ein Strava-Segment zwischen Alster und Elbe, bei dem sich nicht der eine oder andere spomedis-Mitarbeiter in den Top Ten findet ...

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