Drei Länder innerhalb einer Woche: Nachdem Jonas Deichmann in Montenegro und Albanien bereits zahlreiche Kilometer und Höhenmeter auf dem Rad gesammelt hatte, ging es Ende vergangener Woche von der 200.000-Einwohner-Stadt Shkodra weiter in Richtung Mazedonien. „Wir sind durch kleine Straßen durch das Bergland von Albanien gefahren, also nicht den direkten Weg über die Hauptstraßen, sondern haben heftig Höhenmeter gesammelt. Das Ganze aber auf ziemlich schlechten Straßen“, sagt Deichmann. Der Abenteuer kennt des Land bereits aus einer früheren Tour vor zehn Jahren. „Daher habe ich mir vorher jede Straße genauestens über Google Street View angeguckt. Viele davon sind einfach wirklich nicht mehr befahrbar“, sagt Deichmann. Er und Dokumentarfilmer Markus Weinberg, der ihn nach dem Wechsel aufs Rad in Dubrovnik für einige Tage begleitete, hätten dennoch einigermaßen gute Straßen gefunden, auf denen die Reise weiterging.
Spektakuläre Landschaften in Albanien
Im Vergleich zu Montenegro, wo abendliche Ausgangssperren vor allem die Suche nach einem wärmenden Abendessen relativ schwierig gestaltet hatten, sei Albanien in Bezug auf die Corona-Pandemie „relativ locker“. „Das Land hat keinen wirklichen Lockdown und in den Ortschaften hatten alle Läden geöffnet. Das war für uns dann deutlich einfacher“, berichtet Deichmann.
Streckentechnisch sei es ebenfalls ein wenig entspannter als noch im Nachbarland Montenegro gewesen. „Die Pässe sind nie wirklich steil, aber es geht nonstop hoch und runter, teilweise auch ziemlich lang“, sagt Deichmann. Landschaftlich genoss er in Albanien, während in Deutschland der Winter eingekehrt ist, noch ein paar Spätherbsttage. „Alles ist in Rot und Gelb getaucht. Das ist wirklich wunderschön.“ Zum Ende der vergangenen Woche wurde es dann wieder ein wenig anspruchsvoller und es ging wieder steiler bergauf. Mit mehreren Anstiegen und Abfahrten gerieten Deichmann und Weinberg in die Dunkelheit und mussten dann lange nach einem Hotel in der Kleinstadt Rrëshen suchen. Die Verständigung in Albanien läuft für den Abenteuer größtenteils auf Italienisch. „Ich kann etwas Italienisch und das hilft dort besser als Deutsch und Englisch“, sagt er.
Am Tag danach ging es dann von Rrëshen immer leicht bergauf. Ein stetiger Begleiter dabei war die beeindruckende Landschaft Albaniens. „Das ist einfach eine mega spektakuläre Gegend. Die Ortschaften sind weniger schön, meistens auch etwas heruntergekommen, gerade in den Bergbaustädten. Aber die Leute sind sehr nett“, sagt Deichmann. Das half ihm unter anderem dabei, „richtig in seinen Tritt zu kommen“. „Das Bergauffahren macht einfach Spaß“, sagt er. Am Abend erreichten sie noch die Grenze zu Nordmazedonien, wo sie mit dem Einbruch der Dunkelheit noch die Ländergrenze passierten. In der ersten Stadt nach der Grenze, in Debar, waren die albanischen Einflüsse immer noch sehr präsent, wie Deichmann berichtet. „Dort waren überall noch albanische Fahnen. Das ist wohl dort auch ein kleiner ethnischer Konflikt“, so Deichmann. Von Debar ging es in der Dunkelheit noch ein paar Kilometer weiter nördlich in den Mavrovo-Nationalpark. Nach rund 140 Kilometern war für die beiden das Tagwerk dann aber auch erledigt.
Auch wenn Jonas Deichmann während seinem Triathlon um die Welt nicht großartig auf Zeiten schauen will, musste er in diesen Tagen immer wieder ein wenig die Uhr im Blick behalten. „Wir mussten am nächsten Tag in Skopje sein, um dort einen Coronatest machen zu können. Ohne den hätten wir nicht über die Grenze von Bulgarien gedurft“, sagt Deichmann. Und auch der bereits gebuchte Flug von Deichmanns Begleiter Weinberg von Sofia aus bestimmte das Zeitmanagement der beiden.
Die Uhr immer im Blick
Der bevorstehende Kurs am darauffolgenden Tag machte es Deichmann und Weinberg nicht gerade einfach. „Auf uns wartete die mazedonische Königsetappe. Es ging einmal auf 1.200 Meter hoch und auf den Berghöhen war es verschneit und ziemlich kalt. Bei der Abfahrt mussten wir dann ein wenig aufpassen, da es ganz schön rutschig war“, berichtet Deichmann. Weiterer limitierender Zeitfaktor für die beiden waren nun außerdem die wieder strengeren Corona-Bestimmungen im Nordmazedonien. „Dort hatte auch ab 20 Uhr wieder alles geschlossen, inklusive der Restaurants. Das musste man dann wieder mit einplanen. Nicht, dass man zu spät ankommt und das Essen verpasst“, sagt Deichmann.
In Nordmazedoniens Hauptstadt Skopje fanden die beiden nach dem Coronatest auch eine Übernachtungsmöglichkeit. „Am nächsten Tag ging es dann auch wieder hoch und runter. An der Grenze zu Bulgarien folgte dann erneut ein größerer Anstieg auf bis zu 1.400 Höhenmeter“, sagt Deichmann. An der Grenze angekommen, wurden die beiden erst einmal von dem fehlenden Ergebnis der Coronatests gestoppt. Das sollten eigentlich 20 Stunden nach dem Test in Skopje verfügbar gewesen sein. „Markus‘ Test war da, meiner nicht. Ich konnte also nicht über die Grenze“, sagt Deichmann. Glücklicherweise gab es in der Nähe des Grenzpostens ein kleines Café, in dem sich Deichmann und Weinberg ein wenig aufwärmen konnten. Bei Außentemperaturen von rund -9 Grad in einer vereisten Schneelandschaft wären die Stunden des Wartens auf das Testergebnis sonst ziemlich ungemütlich geworden.
„Richtiges Dreckswetter“ erschwert die Reise
Nachdem Deichmann nach langem Warten dann doch das Testergebnis erhielt, ging es auf einer 15 Kilometer langen Abfahrt bei -8 bis -9 Grad in Richtung Kjustendil. „Das war etwas frisch.“ In der 120.000-Einwohner-Stadt suchten sich die beiden anschließend eine Unterkunft. Und auch in Bulgarien sind die Corona-Bestimmungen für Deichmann auf seiner Reise wieder eine echte Herausforderung. Restaurants, Tankstellen und Cafés haben geschlossen, lediglich die Hotels haben geöffnet – und seitdem ist Deichmann auch wieder auf sich allein gestellt. Dokumentarfilmer Weinberg bog von Kjustendil in Richtung Sofia ab, für Deichmann ging es anschließend bei „richtigem Dreckswetter“ weiter in die Stadt Samokow mit einem Anstieg auf rund 900 Meter über dem Meeresspiegel. Vor allem das Wetter machte Deichmann in den vergangenen Tagen dabei ordentlich zu schaffen. „Minusgrade, jede Menge Schnee, alles grau und Kälte, die einem richtig in die Knochen zieht. Dazu nicht einmal ein Café, in dem man sich aufwärmen könnte. Das macht es nicht gerade einfach“, sagt Deichmann.
Am Donnerstag erreichte der Abenteurer dann die Stadt Plowdiw in Südbulgarien. „Zuvor bin ich auf einem Zubringer gelandet, eine schmale Straße mit viel Verkehr und jeder Menge LKWs. Das war ganz schön gefährlich. Ich bin abgebogen und durch das Stadtzentrum gefahren, weil die größeren Straßen einfach sehr gefährlich sind“, sagt Deichmann. Am Freitag suchte sich Deichmann noch kleinere Straßen, um dem Verkehr vor Ort möglichst zu entkommen. Doch auch diese Wege waren nicht ungefährlich. „Dort warteten vor allem große Schlaglöcher auf mich. Daher bin ich auch nicht wirklich schnell vorangekommen“, sagt Deichmann.
Große Vorfreude auf die Türkei
Für Vorfreude sorgte zum Ende der Woche in Charmanli, wenige Kilometer vor der türkischen Grenze, die Aussicht auf wärmeres Wetter. „Ich fühle mich super und freue mich auf die Türkei. Da wird es endlich wieder wärmer“, sagt Deichmann. Und auch die Corona-Bestimmungen dort würden ihm im Alltag wieder nicht mehr allzu große Steine in den Weg legen.
Nächstes Ziel in den kommenden Tagen ist nun die Millionenmetropole Istanbul. Dort warten einige Behördengänge auf den Abenteurer, damit der Triathlon um die Welt in den kommenden Wochen überhaupt weitergehen kann. „Ich brauche noch ein paar Sondergenehmigungen, um nach Russland und anschließend nach China einreisen zu dürfen“, sagt Deichmann.
Jonas Deichmann berichtet auf tri-mag.de regelmäßig in Tagebuchform von seinem Triathlon rund um die Welt. Weitere Informationen zu seinen bisherigen Abenteuern sowie ein Livetracker zu seinem Triathlon rund um die Welt finden sich auf seiner Website jonasdeichmann.com.
Ich freue mich immer wieder von Dir zu lesen. Ich habe auch ähnliches mit dem Fahrrad erlebt und deshalb kann ich vieles mitfühlen und mit erleben was es bedeutet etwas schönes zu machen. Viel Spaß und bleibe Gesund.