
In den vergangenen Tagen gab es in der Triathlonwelt kaum ein anderes Gesprächsthema. Die Verschiebung des Männerrennens der Ironman-Weltmeisterschaft 2023 weg vom Traditionsstandort Hawaii hat für einen wilden Mix aus Erstaunen, Unglaubwürdigkeit, Verzweiflung, aber auch Wohlwollen gesorgt. Obwohl offiziell von Veranstalterseite noch kein Standort oder Termin bekannt gegeben wurde, berichteten zuletzt verschiedene Quellen von einer möglichen Austragung am 10. September 2023 in Nizza. Das würde aller Voraussicht nach ein Rennen auf der Strecke des Ironman France bedeuten. Das Rennen an der Côte d’Azur gehört zu den beliebtesten und traditionsreichsten Ironman-Veranstaltungen Europas und findet für gewöhnlich im Juni statt. WM-Charakter hat Nizza aber auch schon zum angepeilten Zeitpunkt unter Beweis gestellt: 2019 fand dort am gleichen September-Wochenende die Ironman-70.3-Weltmeisterschaft statt. Die Austragung der Ironman-WM in Nizza würde im direkten Vergleich zum Rennen auf Hawaii aus sportlicher Sicht mit einigen fundamentalen Veränderungen für die teilnehmenden Profis und Agegrouper einhergehen. Im Folgenden stellen wir die beiden Rennen mit ihren Strecken und Bedingungen direkt gegenüber, vergleichen die unterschiedlichen Anforderungen sowie die benötigen Fähigkeiten miteinander. Außerdem gehen wir der Frage nach, welche Athletentypen von der möglichen Verschiebung eher profitieren und wem die Abwendung von Big Island Probleme bereiten könnte.
Schwimmen: Neoverbot vs. Neoerlaubnis
In der ersten Disziplin gibt zwei grundlegende Gemeinsamkeiten: Sowohl in Kona als auch in Nizza wird im Salzwasser geschwommen und in beiden Fällen werden die 3,86 Kilometer im Wasser ohne Landgang absolviert. Da in Nizza trotzdem zwei separate Runde geschwommen werden, gibt es insgesamt fünf Wendebojen, beim Schwimmkurs auf Hawaii nur zwei. Ein Faktor, der für die Renndynamik unerheblich sein sollte und allenfalls einen kleinen Einfluss auf die Schwimmzeiten insgesamt hat. Tendenziell sind die Schwimmsplits beim Ironman France rund drei bis fünf Minuten langsamer als die auf Hawaii. Je nach Startzeit kann die aufgehende Sonne über dem Mittelmeer zwischenzeitlich für eine zusätzliche Herausforderung bei der Orientierung sorgen. Auf beiden Kursen ist außerdem denkbar, dass es in Abhängigkeit der äußeren Bedingungen am Renntag zu einem spürbaren Wellengang kommt.
Der größte Unterschied zeichnet sich im Hinblick auf das Tragen eines Neoprenanzugs ab: Während in Kona aufgrund der Wassertemperaturen des Pazifiks ein kategorisches Neoverbot herrscht, ist diese Entscheidung in Nizza nicht ganz so eindeutig. Für Agegrouper scheint im Gegensatz zu Hawaii relativ klar zu sein, dass das Tragen eines Neoprenanzugs in Frankreich erlaubt sein würde. Im Profifeld ist hingegen beides denkbar. 2022 sind die Profis bei der Juni-Austragung ebenfalls mit Neoprenanzug gestartet. Da die Wassertemperaturen im September erfahrungsgemäß zwischen 21 und 24 Grad liegen, würde sich die Entscheidung wohl erst in der Rennwoche abzeichnen. Ein Schwimmen mit Neo könnte die Dynamik bei den Profis bereits von Anfang an etwas verändern und dafür sorgen, dass die Abstände etwas geringer ausfallen, als es sonst auf Hawaii üblich ist. Aber selbst wenn viele der Starter gemeinsam aus dem Wasser kommen, würden sich die großen Gruppen – anders als auf Hawaii – wohl sehr schnell auf dem Rad zerlegen.

Radfahren: gruppenfreundlicher Queen K Highway vs. selektive Berglandschaft
Die Radstrecken der beiden Wettkämpfe könnten kaum unterschiedlicher sein. Auf Hawaii führt der Kurs auf dem sagenumwobenen Queen K Highway über weite Strecken nur geradeaus. Die kleinen Wellen und auch die einzigen wirklich nennenswerten Höhenmeter beim Anstieg nach Hawi reichen dabei nicht aus, um die Strecke als selektiv oder abwechslungsreich zu beschreiben. Viel mehr betonen die Profis seit vielen Jahren, wie wichtig es trotz der insgesamt gut 1.300 Höhenmeter sei, bei der monotonen Strecke möglichst entspannt eine gute Aero-Position halten zu können. Weder leichte Athleten mit einem besonders starken Kraft-Last-Verhältnis noch technisch versierte Fahrer können auf Hawaii von ihren Stärken profitieren. Viele haben die Bilder vor Augen: Dass die anfangs formierten Radgruppen im Profirennen zunächst lange zusammenbleiben, ist auf Hawaii mehr Regel als Ausnahme. Ausnahmen sind dabei lediglich die Handvoll außergewöhnlich starker Radfahrer und das letzte Drittel der Radstrecke, wo sich das Feld meistens merklich entzerrt. Auch wenn es die starken Radfahrer in vergangenen Jahren sogar noch ein ums andere Mal bis an die Spitze des Rennens geschafft haben, ist die Radstrecke des Ironman Hawaii definitiv keine, auf der sie ihre Stärke optimal ausspielen können.

Ganz anders ist es in Nizza: Die Radstrecke des Ironman France gehört zu den schönsten, aber auch anspruchsvollsten und härtesten Kursen im Ironman-Aufgebot. Sie besitzt rund 2.400 Höhenmeter und hat neben drei harten Hauptanstiegen auch eine ganze Reihe von steilen und kurvigen Abfahrten. Richtig flache Passagen gibt es kaum, die meiste Zeit geht es entweder hoch oder runter. Einige erinnern sich möglicherweise an die Ironman-70.3-WM 2019: Der in Nizza aufgewachsene Rudy von Berg, später WM-Dritter, absolvierte den Kurs in seiner Jugend unzählige Male als eine seiner Hausrunden. Im Rennen schoss er in den Bergabpassagen beeindruckend an seinen Konkurrenten vorbei und stellte damit unter Beweis, wie wertvoll detaillierte Streckenkenntnis auf diesem Kurs sein kann. In diesem Jahr gab von Berg in seiner ehemaligen Heimat sein Ironman-Debüt und gewann dabei den Ironman France in 8:24:26 Stunden. Dabei absolvierte er die Radstrecke in 4:38:12 Stunden.
Seine öffentlich geteilten Leistungsdaten vom Radfahren offenbaren dabei gleich mehrere aufschlussreiche Umstände: Zum einen, dass die Radstrecke mit 170 Kilometern rund zehn Kilometer zu kurz ist. Zum anderen, dass anhand der durchschnittlichen Geschwindigkeit von 36,5 Kilometern pro Stunde sehr deutlich wird, wie „langsam“ und anspruchsvoll der Kurs ist. Zum Vergleich: Die Geschwindigkeiten der Top-Radfahrer auf Hawaii lagen dieses Jahr bei rund 43 Kilometern pro Stunde. Sam Laidlow erzielte bei seinem neuen Radstreckenrekord sogar eine durchschnittliche Geschwindigkeit von 44,4 Kilometern pro Stunde. Noch deutlicher: Rudy von Berg fuhr die Radstrecke beim Ironman Hawaii trotz der zusätzlichen zehn Kilometer 23 Minuten schneller als im Juni in Nizza.
Die Tatsache, dass von Berg bei seinem Nizza-Sieg eine durchschnittliche Leistung von 269 Watt aufs Pedal brachte und seine gewichtete Leistung nur zehn Watt höher lag, zeigt aber auch, dass man mit vorhandener Streckenkenntnis weite Teile der Abfahrten sehr gut durchtreten kann. Fest steht: Sowohl bergauf als auch bergab kann man in Nizza entweder viel Zeit gutmachen oder verlieren. Ein Fahren in klassischen Gruppen wird auf dem selektiven Kurs kaum möglich sein. Die starken Radfahrer werden sich im Hinblick auf die Eigenschaften der Strecke mit Sicherheit die Hände reiben.

Laufen: hügeliger Hitzekampf vs. topfebene Promenade
Der Marathon auf Hawaii hat es in sich: mehr als 300 Höhenmeter, die Hitze, der Wind, der Mythos des Energy Lab. Es ist kein Wunder, dass hier viele Rennen auf der zweiten Hälfte des Marathons entschieden werden und es auch hinter dem Podium noch zu zahlreichen Positionswechseln kommt. Aus gutem Grund zwingt dieser Kurs jedes Jahr genug Top-Athleten und Mitfavoriten in die Knie. Wie wertvoll es ist, wenn man beim Marathon auf Hawaii unter diesen Bedingungen noch stark performen kann, hat Patrick Lange mit seinen famosen Aufholjagden oft genug bewiesen. Im Vorteil sind hier von den starken Läufern vor allem diejenigen, die mit den Bedingungen, der Kühlung und dem Pacing über das gesamte Rennen am besten zurechtkommen.

In Nizza hingegen gibt es auch beim Laufen das absolute Kontrastprogramm. Wo die Radstrecke deutlich anspruchsvoller ist als auf Hawaii, ist es in der dritten Disziplin genau umgekehrt. Die Strecke auf der Promenade des Anglais ist topfeben, gut asphaltiert und geht abgesehen von den Wendepunkten nur geradeaus: perfekt für schnelle Marathonzeiten! Während man auf Hawaii den Marathon mit einer großen Runde absolviert, werden in Frankreich viermal 10,5 Kilometer gelaufen. Aber auch beim Laufen wird aus zahlreichen Aufzeichnungen des diesjährigen Rennens klar, dass der Marathon mit rund 40,5 bis 41,0 Kilometern erheblich zu kurz ist. Abgesehen von diesem Schönheitsfehler scheint aber klar zu sein: Im Falle eines WM-Rennens würde hier trotz der harten Radstrecke mit Sicherheit zahlreiche Athleten unter oder im Bereich von 2:40 Stunden laufen.

Das Klima: Warme Wohlfühltemperaturen statt Hitzerennen
Zwei bisher rennentscheidende Faktoren würden mit der Verschiebung nach Nizza wegfallen: die Hitze und der Wind. Hitzeanpassung in den Wochen oder Monaten vorher und das frühe Anreisen zum Wettkampfort aufgrund der Gewöhnung an die äußeren Extrembedingungen waren insbesondere für die Profis bisher Pflichtprogramm. Bei einem WM-Rennen in Frankreich würde dies keine Rolle mehr spielen. Eine frühe Anreise würde in diesem Fall wohl vor allem darauf abzielen, sich möglichst vertraut mit der Radstrecke zu machen. Die September-Temperaturen liegen in Nizza meist im Bereich von 18 bis 25 Grad. Bei direkter Sonneneinstrahlung könnte es also warm werden, von einem Hitzerennen kann jedoch keine Rede mehr sein. Damit werden auch ausgetüftelte Überlegungen für effiziente Kühlungsstrategien obsolet. Klarer Vorteil für alle Athleten, die auf Hawaii bisher insbesondere aufgrund der äußeren Bedingungen underperformt haben.
Was auf Big Island die gefürchteten Mumuku-Winde sind, ist in Nizza allenfalls durch die zusätzlichen Höhenmeter auf der Radstrecke zu ersetzen. Wind würde in Frankreich im Gegensatz zu Hawaii keinen maßgeblichen Einfluss auf das Renngeschehen nehmen. Daraus wird deutlich, dass die Bedingungen in Nizza deutlich berechenbarer sind als in Kailua-Kona. Was des einen Freud ist, ist bekanntlich des anderen Leid: Athleten, die auf Hawaii bisher gerade aufgrund der Bedingungen starke Rennen gezeigt haben, werden sich mit dem Standortwechsel in ein mildes Klima wohl deutlich schwerer anfreunden können.

Athletentypen: Die Rückkehr der Überbiker?
„Zurück in die Zukunft“ trifft es möglicherweise ganz gut. Denn eine Standortverlagerung nach Nizza könnte dafür sorgen, dass sich ein Entwicklungsprozess aus jüngster Vergangenheit wieder etwas umkehrt: In den letzten Hawaii-Rennen zeichnete sich ab, dass die Jahre der Überbiker aus der dritten Schwimmgruppe im Kampf um einen möglichen WM-Sieg gezählt sind. Insbesondere 2021 und in diesem Jahr zeigte sich, welche entscheidende Rolle das Schwimmen mittlerweile eingenommen hat. Wer bei der mittlerweile herrschenden Leistungsdichte mehrere Minuten in der ersten Disziplin verliert und es nicht in die erste Verfolgergruppe schafft, hat auf Hawaii so gut wie keine Siegchancen mehr. Zu stark ist die Radleistung der direkten Konkurrenz auf der einen Seite, zu wenig selektiv der Kurs in Kona auf der anderen. Eine WM-Austragung in Nizza würde dafür sorgen, dass das Radfahren wieder erheblich mehr an Bedeutung gewinnt und ganz spezifische Fähigkeiten fordert. Athleten, die mit wenig Systemgewicht eine hohe Leistung aufs Pedal bringen (Watt pro Kilogramm) und zudem stark abfahren können, sind in Frankreich eindeutig im Vorteil. Bereits ein mögliches Schwimmen mit Neoprenanzug könnte dafür sorgen, dass die Abstände nach der ersten Disziplin geringer ausfallen als auf Hawaii. Die erste Disziplin könnte demnach entgegen der aktuellen Entwicklung wieder eine untergeordnetere Rolle einnehmen.
Entscheidend im Kampf um die Endplatzierungen ist schlussendlich, wer nach dem harten Radkurs noch einen möglichst schnellen Marathon rennen kann. Dass die Laufstrecke erheblich weniger selektiv ist, könnte dafür sorgen, die Entscheidungen entweder deutlich knapper ausfallen oder tatsächlich schon beim Radfahren mögliche Vorentscheidungen gesucht werden. Athleten mit außergewöhnlich starken Rad-Lauf-Kombination würden von den Strecken in Nizza enorm profitieren. Hinzu kommt, dass die äußeren Bedingungen dabei nur noch eine untergeordnete Rolle spielen und es weniger Leistungsverlust aufgrund der Hitze gibt. Ob diese Veränderungen das WM-Rennen für einen leichter machen, muss anhand der neuen Anforderungen jeder Teilnehmer aufgrund seines Athletenprofils für sich selbst beantworten. Ein WM-Rennen in Nizza wäre vielleicht nicht unbedingt einfacher, sondern nur anders hart.
Dass der Streckenrekord trotz der zehn Kilometer zu kurzen Radstrecke und mehr als einen Kilometer zu kurzen Laufstrecke „nur“ bei 8:08:59 Stunden (Frederik Van Lierde, 2013) liegt, verdeutlicht, wie anspruchsvoll dieser Wettkampf ist. Aus rein sportlicher Sicht zeigt der direkte Vergleich der beiden Wettkämpfe ganz deutlich: Der Standortwechsel würde mit Sicherheit für eine fundamentale Veränderung in der Renndynamik sorgen, erfordert neue Fähigkeiten und birgt das Potenzial, dass sich andere Athleten ins Rampenlicht drängen.

Perfekter Artikel. Zusätzlich müsste man noch Triathlonräder mit anderem Einsatzbereich fahren. Nämlich keine doch recht schweren und unhandliche „Geradeausräder“, eher leichte und wendige Aeroräder mit voll integriertem Auflieger. Ich würde
beispielsweise statt Speedmax das Aeroad mit Auflieger fahren, was aber in der aktuellen Version durch den Lenker so nicht möglich. Das wird (endlich) interessante Neuentwicklungen geben, Räder, die man auch gut bei bestimmten heimischen Triathlons fahren kann 😉
Meiner Meinung nach sollte man diesem Format ähnlich wie dem W/M Split eine Chance einräumen.
Im Idealfall gewinnt Hawaii durch eine 2-jährige Austragung sogar an Reiz. Aktuell erleben wir doch in vielen Sportarten eine regelrechte Übersättigung (z.B. Fussball Super Leauge, Conference Leauge, Nationalmannschaft Leauge etc.), wodurch die einzelnen Wettbewerbe nur schwer differenziert werden können.
Alle zwei Jahre auf Hawaii starten zu können gibt diesem Ereigniss vielleicht einen noch größeren Stellenwert.
Da zudem ganz andere Fähigkeiten in anderen Austragungsorten gefordert sind, gibt auch anderen Athleten eine Chance sich auf einer WM zu zeigen.
Vielleicht wäre es auch für das Flair interessant eine der Kanaren-Inseln oder Madeira als Austragungsort zu wählen.
Nizza ist aber auch sicher interessant.
Ein Beispiel können hier auch die Grand-Tours geben: insbesondere der Giro d’Italia hat in den letzten Jahren durch spannende Streckenführungen unerwartete Ergebnisse geliefert.
Wir alle neigen natürlich immer dazu, unbekanntes zunächst kritisch zu betrachten, aber vielleicht sollte man einfach mal abwarten und locker bleiben 😉
Falls die WM in Nizza stattfinden sollte , freut Euch nicht zu früh auf erträglichere Witterungsbedingungen ! Die Höchsttemperaturen können auch da 30 Grad C und mehr betragen, wo ist dann der Unterschied zu Hawaii ? Und die Nichtschwimmer sollte sich auch nicht auf ein Neoschwimmen freuen. Die Wassertemperatur ist im Mittelmeer generell im September am höchsten und kann auch bei Nizza locker um oder über 25 Grad liegen ( außer bei Mistral ) !
Kalli N.
Der Unterschied ist die Luftfeuchtigkeit.
Hallo Kalli, als Triathlon-Oldie kann ich dir nur zustimmen! In Nizza wurde bereits einmal eine Langdistanz-WM von der damals noch ITU ausgetragen – das war im Oktober 1997 – und ich war dabei …
Die Streckführung war ganz ähnlich der heutigen IM-Strecke dort.
Es war 34° heiss – der Asphalt klebte an den Laufschuhen – beim Schwimmen herrschte ganz schöner Wellengang – und die Radstrecke war in üblem Zustand mit Schlaglöchern und Steinen und Sand in den Kurven (einige Aktive haben bei der Besichtigung mit dem PKW mit Besen noch selbst Streckenteile gefegt!!!) – aber Alles in Allem war es ein tolles Erlebnis!!
Aber: Nizza ist nicht Kona – und wird es nie werden🤙
Nizza schlägt Hawaii ganz klar.
Gute Analyse, danke dafür. Klingt doch spannnend…..die Karten werden dort etwas neu gemischt. Ist doch prima…..
WM in Nizza ist wie Wimbledon in Gütersloh. Da hilft auch alles schönreden und schönschreiben nichts.
Exakt.
Die Diskusison um Nizza geht am Kern des Vorgangs vorbei, und der ist das profitgetriebene Verhalten von IM. Gegen Gewinne hat keiner was, aber Wachstum hat natürliche Grenzen (Challenge Roth hat das verstanden). Werden diese Grenzen nicht respektiert, nimmt das Produkt Schaden. Das ist hier der Fall.
Gestern St. George, heute Nizza, morgen XXX. „Hawaii“ steckt bei der Firma mit dem M-Dot-Logo nur noch in homöopatischen Dosen drin. Jede Verwässerung wird als „Fortschritt“ verkauft, und diese Entwicklung dürfte sich so lange beschleunigen, bis irgendwann der ökonomische Kipppunkt erreicht ist. Dann ist es aber womöglich zu spät, um gegenzusteuern. Kühe lässt man besser leben und melkt sie nicht tot, will man langfristig wirtschaften.
Mimimi.
@Peter: Nochmals: Es ist Business und keine Caritas. IM ist Private Equity finanziert, also auf Wachstum angewiesen. So funktioniert es nun mal.Man kann sich nun – wie einige hier – daran abarbeiten. OK. Oder man stimmt halt mit Nicht-Teilnahme ab. Das wäre dann konsequent! (Denn nur wenn Produkte nicht mehr funktionieren im Markt, dann denkt ein CEO um, und nur dann!) Und dann abwarten, ob die Welt folgt. Was sie meiner Meinung nach NICHT tun wird. Ist das alles toll? Nein..aber wie sagte mein ehemaliger Chef, der CEO eines Tech-Unternehmens zu mir/uns: „Take the world as it is and not as you wish it should be“. Recht hatte er.
@Andreas: Der Punkt ist doch, es geht auch anders. Ist Challenge Roth die Caritas? Nein. Funktioniert trotzdem. Es gibt immer Alternativen. Wenn es die bei einem Private Equity Unternehmen nicht gibt, ist vielleicht genau das deren Achillesferse: Pfadabhängigkeit. Ist bloße Analyse, kein Wunschdenken. Wer flink und anpassungsfähig ist, lebt eben länger.
Der ständige Vergleich mit Roth hinkt doch total. Roth ist ein super schönes Rennen und wer schnell genug ist, kann sich dort anmelden. Und zwar egal, wie gut oder schlecht man ist. Es gibt bei Challenge kein zweites nennenswertes Langdistanzrennen. Alle anderen Versuche sind gescheitert (und teilweise zu Ironman abgewandert). Im Grunde findet Challenge nur noch auf der Mitteldistanz statt und deren Europameisterschaft hat Null Bedeutung.
Für Hawaii muss man sich hingegen qualifizieren. Und weil es inzwischen – zum Glück – weitaus mehr Triathleten gibt, als in den vermeintlich rosigen Zeiten, haben auch viel mehr Triathleten den Traum von Hawaii. Ironman hat ein weltweites Netz von ca. 50 Langdistanzen aufgebaut, die alle eine Quali darstellen. Dann muss es eben Anpassungen geben. Ich finde die Idee, dass es die Hawaii-Quali nur über Kontinental-Meisterschaften gibt, für die man sich zuvor qualifizieren muss (gern auch bei Profis), durchaus charmant. Meines Erachtens wäre das der einzige Weg, um wieder zu einem Renntag zurückkehren zu können.
Wenn es den Zugang nach Roth auch nur über ein Quali-System geben würde, würden sie sich auch den Entwicklungen anpassen müssen.
@Peter: 1. Challenge Roth ist ein komplett anderes Unternehmen als Ironman. Man kann keine GmbH mit einem private Equity Unternehmen vergleichen.
2. Lass uns doch einfach mal das kommende Jahr abwarten und nächstes Jahr um diese Zeit „wieder hier treffen“. Dann können wir ja sehen ob der Markt reagiert hat und die Strategie von IM abgelehnt hat, z.B. indem IM Hamburg und Frankfurt nur z.B. „50% der TN“ hat und/oder das TV NICHT beide Rennen (der WM) überträgt.
Ich wette dagegen und spende 1000 Euro an eine wohltätige Organisation, falls das der Fall sein wird. Mein Wort drauf.
Lass die Spiele beginnen:).
Leider werden Kühe solange gemolken, bis diese nicht mehr für die Milcherzeugeung taugen werden getötet und landen (nach durchschnittlich nur 5 Lebensjahren) als Wurst auf dem Tisch. Kühe könnten normalerweise um die 20 Jahre alt werden.
@Andreas:
1. Das ist genau mein Argument. Roth ist anders, ergo liegt das Problem möglicherweise in der Private Equity Struktur. Ist im Übrigen eine ähnliche Diskussion wie bei der 50+1-Regeln im Fußball: Wem gehört der Sport? Sind bestimmte Strukturen gut, sinnvoll oder langfristig dysfunktional? Dazu gibt es viele Positionen.
2. Was hätte ein „Votum des Marktes“ mit meinem Argument zu tun? Ich bin im Übrigen der gleichen Meinung- den meisten Triathleten wird das Ganze egal sein und IM komm mit allem durch. Aber a) ob das Vorgehen von IM langfristig gut ist, da habe ich meine Zweifel und b) ob es für die AthletInnen gut ist, da habe ich noch größere Zweifel.
(Da HH und FF/M bereits vor der jüngsten Entscheidung (aus-)gebucht worden sind, wäre die Versuchsanordnung ohnehin methodisch problematisch 😉 )
Letztlich geht es doch darum: macht es wirtschaftlich für IM Sinn? Absolut. Muss man das als Athlet gut finden? Nicht zwingend. Schön, wenn andere es positiver sehen, das sei ihnen unbenommen. Freuen wir uns doch, daß es Alternativen gibt, sowohl bei Sportveranstaltungen, Veranstaltern, als auch bei Meinungen über aktuelle Entwicklungen 😉
Einverstanden, Peter😉. Gute Diskussion.
👍
Was die Schwimmstrecke betrifft, war die Einordnung von Nizza leider etwas kurz. Mit deutlich mehr Wellengang muss man schon rechnen.
Den Streckenrekord von 2013 würde ich jetzt auch nicht überbewerten. Wer sind denn die Sieger der vergangenen Jahre, die dann auch auf Hawaii in die Top Ten gekommen sind. Die Starterfelder der Profiathleten waren jetzt nicht immer so groß und bekanntere Athleten sind dort eher selten am Start. Gut, Van Lierde vielleicht. Für den schien das Rennen jedoch zu seiner Saisonplanung jedes Jahr dazu zu gehören. Die Frage ist bei ihm, was nach seinem Titel in Kona 2013 geworden ist.
Ist die Strecke seit dem Streckenrekord unverändert? Steile These: Würde behaupten, die Weltspitze hat sich in den vergangenen Jahren eher nicht um einen Start in Nizza gerissen und in Vorbereitung auf Kona gibt es sicher geeignetere Strecken im Kalender, auch deshalb ist hat sich am Streckenrekord nichts bewegt. Da geht im kommenden Jahr etwas, wenn die Männer wirklich dort starten müssten; notfalls ohne Norweger.
Also mir kommt bei allen Kommentaren und auch in den Artikeln viel zu kurz, dass es doch ein Desaster ist, wenn Frauen und Männer getrennt werden? Habt Ihr Lust zu einem Rennen zu fahren an dem nur Männer teilnehmen. Und dasselbe gilt doch für Euch Frauen auch? Für mich ist das ein zentrales Element unseres Sports. Dazu kommt, dass es sich die Community doch zum Ziel gesetzt hat insgesamt mehr Frauen zum Triathlon zu motivieren. Bin gespannt wie das funktionieren soll, wenn dann die Männer im September nach Nizza fahren und ihre Partnerinnen, Freudinnen, Trainingskolleginnen, usw. einen Monat später alleine nach Hawai fliegen. Für mich ist das völlig Banane. Kann dieser Entscheidung nichts abgewinnen…
Warum sollte es besser sein, wenn Frauen und Männer gemeinsam starten? Ist bei Radrennen und so gut wie jedem anderen Sport auch sehr häufig der Fall und stört nicht.
Ob an einem oder zwei Renntagen ist eigentlich egal. Wenn es bei Radrennen anders ist, hat das mit Triathlon nichts zu tun. Die Atmosphäre ist einfach eine andere; eine bessere. Bei Laufveranstaltungen würde auch niemand auf die Idee kommen.
Neben den Problemen der Profis (echte WM nur alle 2 Jahre – tritt Frodo überhaupt noch an?) und dass der Mythos Hawaii deutlich bessere Qualizeiten verlangen wird, als Nizza, ist das lieber Simon das entscheidende Argument. Anders als viele andere Sportarten lebt Triathlon vom gemeinsamen Erlebnis: Profis und Agegrouper, Männlein und Weiblein, behindert oder nicht. Das wird durch Trennen von Männlein und Weiblein komplett über den Haufen geworfen. Schade um den Sport.