Noch einmal schlafen, dann fällt der Startschuss zum wichtigsten Rennen des Jahres. Was kann man so kurz vor einem Wettkampf noch tun, wenn die Nervosität überhandnimmt? Wir haben Tipps von Mentalcoach (und Hawaii-Starterin) Ute Simon eingeholt.

Das „Warum“ verinnerlichen
Vor einem Rennen nervös zu sein, ist normal. Besonders wenn es mit so vielen Mythen und Unwägbarkeiten verknüpft ist wie beispielsweise der Ironman Hawaii. Wenn es in der unmittelbaren Vorbereitung oder während des Rennens hart wird und nicht so rund läuft wie geplant, kann man sich durchaus die Frage stellen, wieso man sich das Ganze gerade antut. Die Antwort darauf zu kennen, sei sehr wichtig, sagt Ute Simon. „Es muss ein Grund sein, der mich antreibt.“ Es spielt dabei keine Rolle, was das ist – solange es reicht, um dich weiterschwimmen, -fahren oder -laufen zu lassen. Was ist mir wichtig, warum will ich das? Diese Aspekte sollte man sich bereits vor dem Rennen in Erinnerung rufen, um in schwierigen Situationen darauf zurückgreifen zu können.
Ziel visualisieren
Das Zielbanner in der Hand zu halten, wird nur einer Athletin am Samstag gelingen. Visualisierbare Bilder des Zieleinlaufs gibt es jedoch noch viele mehr. „Ein wichtiges Tool“, findet Ute Simon. Die letzte Kurve, das Zielbogen, auf dem der eigene Name eingeblendet wird, die Medaille – das alles können Faktoren sein, auf die es sich zu freuen lohnt. Hier wären wieder beim Stichwort „eigener Antrieb“, der natürlich auch ausschließlich mit dem Erreichen der Ziellinie in Verbindung stehen kann.
Worst-Case-Szenario bedenken
Dieser Tipp liegt nicht unbedingt auf der Hand, denn ein Worst-Case-Szenario will natürlich niemand. Die Angst davor wird allerdings vermutlich durch versuchtes Ignorieren nicht kleiner, sondern begleitet einen im Zweifel während des gesamten Rennens. Was passiert, wenn ich es nicht schaffe? „Wer über diese Frage nachdenkt und feststellt, dass eben nichts richtig Schlimmes passiert, kann den Druck verringern“, sagt Ute Simon. Sicherlich ist eine große Enttäuschung im Falle eines Rennabbruchs nachvollziehbar. Dazu kommt es aber in der Regel nur aus ebenfalls nachvollziehbaren Gründen. Wer gut vorbereitet, gesund und fit am Start steht und an die ersten beiden Punkte dieses Artikels bereits einen Haken setzen kann, kann voller Selbstvertrauen in den Wettkampftag starten.
Bedingungen akzeptieren
Jede Athletin und jeder Athlet checkt wohl im Vorfeld eines Rennens den Wetterbericht – obwohl natürlich jedem klar ist, dass es man am Ende sowieso nicht ändern kann. Ein Rennen wie der Ironman Hawaii ist unter anderem wegen der klimatischen Bedingungen so besonders. Niemand, der aus Mitteleuropa anreist, kann dies im Vorfeld simulieren und ist deshalb auf die Akklimatisierung vor Ort angewiesen. Egal, wie gut dies gelingt und wie stark Wind und Hitze dann am Tag X tatsächlich sind: Die Devise lautet, die Gegebenheiten zu akzeptieren und das Beste daraus zu machen.
Ute Simon ist seit 2001 selbstständig als Mentalcoach in Koblenz tätig. Die Liebe zum Triathlonsport entdeckte sie erst im Alter von 50 Jahren, beim Ironman Hawaii startet sie in diesem Jahr in der Agegroup W60–64. In ihren neusten Büchern „Just breathe“ und „Feel good“ stellt sie Techniken und Übungen aus dem Mentaltraining vor, die im Alltag angewendet werden können.