Montag, 5. Mai 2025
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Erhöhte Aktivität: Was bedeutet ein Ausbruch des Mauna Loa für den Ironman Hawaii?

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Die Experten sind sich sicher: Er wird wieder ausbrechen. 38 Jahre lang hat der Mauna Loa auf Hawaii geschlafen, doch die jüngsten Messungen deuten darauf hin, dass die vermeintliche Ruhe ein Ende hat. Was bedeutet das für den Ironman Hawaii?

Radfahren im Schatten der Vulkane

Der Queen Kaahumanu Highway (oder kurz Queen K) ist das spektakuläre Setting des Ironman Hawaii. Er ist elementarer Bestandteil der Rad- und Laufstrecke des Rennens, das seit 1982 (fast) jährlich auf Big Island stattfindet. Das legendäre Rennen startet frühmorgens im Schatten des Hualalai, führt dann in den Norden der Insel.

Wer den Kopf aus der Aeroposition nimmt, erkennt links vorn die Insel Maui mit dem Haleakala, dem „Haus der Sonne“, der zuletzt irgendwann zwischen 1480 und 1600 ausgebrochen ist. Zur Rechten glitzern die Observatorien des Mauna Kea („weißer Berg“), der mit 4.207 Metern Höhe höchsten Erhebung des Hawaii-Archipels. Sein letzter Ausbruch kann nur geschätzt werden – Geologen vermuten, dass es zwischen 4.000 und 6.000 Jahre her ist, dass der Berg, dem von den Einheimischen eine spirituelle Bedeutung zugeschrieben wird, zuletzt Feuer spuckte.

Ein schlafender Riese

Erst wenn es auf dem Rückweg von Hawi noch klar am Himmel ist, sieht man zwischen Mauna Kea und Hualalai in der Ferne die schildförmige Erhebung des Mauna Loa („langer Berg“). Ein schlafender Riese. Mit 4.170 Metern ist der zwar geringfügig weniger hoch als sein Nachbar Mauna Kea, doch gilt er als das größte Bergmassiv der Welt. Seine langen Flanken setzen sich unter den Pazifik fort und fallen dort weitere fünf Kilometer bis zum Meeresboden ab. Der Meeresboden wiederum wird durch die enorme Masse des Mauna Loa um weitere acht Kilometer nach unten gedrückt, damit befindet sich der Gipfel des Vulkans etwa 17 Kilometer über seiner Basis. Der riesige Berg bedeckt die Hälfte der Insel Big Island und nimmt etwa 85 Prozent der Fläche aller anderen hawaiianischen Inseln zusammen ein. Und diese Masse ist erkaltete Lava, die sich über Millionen von Jahren aus dem Erdinneren aufgetürmt hat.

33 Ausbrüche in 180 Jahren

So lange reicht die Erinnerung der Menschheit natürlich nicht zurück. Die erste dokumentiere Eruption stammt aus dem Jahr 1843, seitdem wurden 33 Ausbrüche beschrieben. Seit 1868 erreichten die Lavaströme achtmal das Meer, wie es zuletzt auch am Kilauea, dem südlichen Nachbarn des Mauna Loa, zu beobachten war. Der letzte Ausbruch datiert aus dem Jahr 1984, als der Mauna Loa vom 24. März bis zum 15. April aktiv war und die Lavaströme sich im Nordosten des Gipfels der Inselhauptstadt Hilo näherten (der Ironman war inzwischen in den Oktober umgezogen). Sieben Kilometer vor der damaligen Stadtgrenze versiegte der Strom aus flüssigem Basalt.

Nächster Ausbruch statistisch überfällig

Es ist die längste Ruhezeit in der von Menschen dokumentierten Geschichte von Big Island, doch die scheint sich einem Ende zuzuneigen. Wie jedes Jahr wollten auch im Oktober 2022 einige Triathleten nach dem Ironman den Gipfel des Riesen in einem zweitägigen Marsch bezwingen. Doch die Verwaltung des Volcano National Parks, in dem man aktuell die Lavafontänen in der Caldera des Kilauea aus einer Entfernung von etwa 800 Metern beobachten kann, hat die Ausstellung der notwendigen Permits ausgesetzt. Es sei zu gefährlich, momentan auf den Gipfel zu wandern, heißt es.

„Sehr hohes“ Bedrohungspotenzial

Die U.S. Geological Survey (USGS), eine dem Innenministerium unterstellte Regierungsbehörde zur Beobachtung der Vulkane Nordamerikas, stuft das Bedrohungspotenzial des Mauna Loa aktuell als „sehr hoch“ ein. Zwar heißt es im täglich aktualisierten Lagereport weiterhin gleich zu Beginn: „Der Mauna Loa bricht nicht aus und es gibt derzeit keine Anzeichen für eine bevorstehende Eruption”, doch klingen die nächsten Sätze weitaus besorgniserregender: „Der Mauna Loa befindet sich weiterhin in einem Zustand erhöhter Unruhe, wie die erhöhte Erdbebentätigkeit und die Aufblähung des Gipfels zeigen. Die derzeitigen Unruhen werden höchstwahrscheinlich durch den erneuten Zufluss von Magma etwa drei bis acht Kilometer unter dem Gipfel des Mauna Loa ausgelöst.”

Allein am gestrigen Samstag haben die Wissenschaftler des Hawaii Volcanoes Observatory (HVO) wieder 50 Erdbeben (und damit ungefähr viermal so viele wie üblich) am Mauna Loa gemessen, die ihren Ursprung entweder in zwei bis fünf Kilometern Tiefe unter dem Mokuaweoweo genannten Gipfelkrater hatten oder aus sechs bis acht Kilometern Tiefe unter der Nordwestflanke stammten. GPS-Sensoren an allen Seiten des Vulkans registrieren seit Mitte September eine Abstandsvergrößerung, die durch eine Aufblähung des Bergs entsteht. Sogenannte Tiltmeter zeigen Neigungsänderungen der Flanken an, die ebenfalls dokumentieren, dass sich die unterirdischen Lavareservoire füllen. Noch ist das ganze Geschehen unterirdisch: Weder Webcams noch Temperatursensoren oder die Messgeräte für die üblichen vulkanischen Gase wie Schwefeldioxid (SO2), Schwefelwasserstoff (H2S) und Kohlendioxid (CO₂) haben bisher angeschlagen.

„Haltet euch bereit!”

Alarmiert ist man rund um den Berg trotzdem. Nach zahlreichen Bürgerversammlungen rund um den Einfall der Triathleten aus aller Welt wurden zuletzt solche zum möglichen Ausbruch des Mauna Loa abgehalten, vor allem im Südwesten in der Region Ocean View. Die Message war eindeutig: „Haltet euch bereit!” Die Anwohner des Mauna Loa wurden angehalten, für den Fall der Fälle ausreichend Vorräte einzulagern, eine Notfalltasche für eine schnelle Evakuierung zu packen und Telefonketten einzurichten, um sich schnellstmöglich über einen Ausbruch informieren zu können. Die Berichterstattung in den Medien nimmt zu, selbst der deutsche Boulevard schürte vor wenigen Tagen die „Angst im Paradies”.

„Tage bis Wochen“ zum Queen K

Der Grund für diese behördlich eingeleitete Sensibilisierung der Bevölkerung im Südwesten von Big Island liegt darin, dass die Bewohner hier die geringste Vorwarnzeit bei einem Ausbruch an ihrer Flanke des Vulkans hätten. Der Mauna Loa fällt an dieser Seite steil zum Pazifik ab, man rechnet damit, dass die Lava im Süden der Kona-Küste im Extremfall innerhalb von drei Stunden das Meer erreichen und Ortschaften verschlucken oder zumindest verkehrstechnisch vom Rest der Insel abschneiden könnte.

Hilo im Nordosten, das 1984 knapp der Katastrophe entkam, hätte mehr Vorlauf, um sich auf die Ströme vorzubereiten. In „Wochen bis Monaten” beziffern die HVO-Experten die Zeit, die das glühende Gestein von einem gipfelnahen Ausbruch bis zur Stadtgrenze bräuchte. Das dritte Szenario, ein Ausbruch an der seismisch zurzeit überdurchschnittlich aktiven Nordwestflanke, benötigte dagegen „Tage bis Wochen” bis zu den bevölkerten Regionen – und damit zum Queen Kaahumanu Highway. Die Inselautobahn wurde auch auf Lavafeldern des Mauna Loa gebaut. Die jüngsten Abschnitte datieren auf das Jahr 1859 – ein Wimpernschlag in erdgeschichtlichen Dimensionen.

United States Geological Survey Mögliche Ausbruchsszenarien des Mauna Loa auf Big Island (Hawaii)

Die Bevölkerung von Kailua-Kona kann allen Szenarien zunächst gelassen gegenüberstehen: Sollte der Mauna Loa irgendwo im Westen ausbrechen, wäre die Stadt nicht direkt von fließender Lava bedroht. Zwischen dem Riesen und der City befindet sich ja schließlich der Hualalai, um den die Lava herumfließen müsste. Zwar geht das HVO auch von einer hohen Wahrscheinlichkeit eines erneuten Ausbruchs des Hausbergs von Kailua aus (dem ersten nach dem Jahr 1801), doch gibt es derzeit keinerlei Anzeichen, dass das in den nächsten Jahren geschehen könnte. Dennoch dürften Folgen eines Ausbruchs des Mauna Loa auch deutlich in Kailua-Kona spürbar sein. In den aktivsten Zeiten der Eruption des Kilauea zogen oft die Vog („vulkanischer Smog”) genannten Abgaswolken an die Kona-Küste, die zu Atemproblemen der Bevölkerung führten und die Sicht, teilweise sogar den Flugverkehr, einschränkten. Sollte es zu größeren Evakuierungsmaßnahmen in einem anderen Teil der Insel kommen, würde auch die Community von Kailua die Unterbringungen schultern müssen – wir alle wissen noch, zu welchen Wohnraumengpässen es rund um den Ironman Hawaii am 6. und 8. Oktober 2022 gekommen ist. Würde ein Ausbruch tatsächlich zu Lavaströmen im Nordwesten des Gipfels führen, wäre die Radstrecke des Ironman Hawaii unmittelbar gefährdet. Aber auch ein Ausbruch an einer anderen Flanke, der auf seinem Weg zum Meer den Highway erreicht oder zu erreichen droht, würde die Bevölkerung von Big Island vor enorme logistische Herausforderungen stellen.

Ist der Ironman Hawaii nach Corona erneut gefährdet?

Diese Szenarien hätten sicher auch Auswirkungen auf eine Durchführbarkeit des Ironman Hawaii. Nach der Coronakrise und den Unwägbarkeiten des Zweitages-Events im Oktober 2022 eine erneute Herausforderung für die Organisatoren, die Teilnehmer und nicht zuletzt die lokale Community. Bleiben wir beim Wortlaut des heutigen Updates des HVO: „Der Mauna Loa bricht nicht aus und es gibt derzeit keine Anzeichen für eine bevorstehende Eruption.” Bleiben wir bei der Geschichte der Eruptionen des „langen Bergs”, die sich oft auf den Gipfelkrater Mokuaweoweo beschränkt haben – oder der zahlreicher Erdbebenschwärme, die gekommen und gegangen sind. Bleiben wir optimistisch, wie Triathleten es ohnehin sein müssen, um überhaupt an die Qualifikation zur und die Bewältigung der 226 Kilometer langen Extremherausforderung denken zu können.

Doch bleiben wir auch wachsam. Die jüngste Geschichte, auch des Sports, hat gezeigt, dass wir nichts als selbstverständlich sehen dürfen.

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Qualifikation für die Zwift Academy Tri 2023

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Nils Nilsen Jan Frodeno sagt, dass es wie ein Sechser im Lotto ist, wenn man ein Teil des Zwift Tri Teams auf Hawaii ist. Bis zum 20. November kannst du dich noch bewerben.

Auch im nächsten Jahr gibt es für wahrscheinlich drei Männer und drei Frauen die Chance, ein Teil des Zwift Academy Tri Teams zu sein. Volle Unterstützung mit Material und Rat auf dem Weg zur Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii. Um sich für die Zwift Academy Tri zu bewerben, ist es nicht verpflichtend, dass man sich schon für Hawaii qualifiziert hat. Viel mehr kann dies auch ein Part deiner Geschichte im Zwift Team sein, dass du die Qualifikation noch holen musst.

Wie kannst du dich noch qualifizieren?

Als Erstes meldest du dich in Zwift für die Challenge Tri Academy an, danach stehen, wie auch schon im letzten Jahr, unterschiedliche Work-outs für dich parat, die du absolvieren musst. Dabei ist es nicht nötig, dass du die Einheiten in einer bestimmten Reihenfolge absolvierst, es macht die Sache jedoch etwas einfacher, vorrangig dann, wenn einem wie jetzt, die Zeit etwas knapper wird. Denn der Zeitraum, um alles zu erfüllen, geht nur noch bis zum 20. November. Im Gegensatz zum letzten Jahr muss man dieses Jahr nur drei Lauf- und drei Radeinheiten beenden. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass beim Laufen die langen Work-outs gewählt werden, wenn man sich für die Academy qualifizieren möchte. Am Ende der drei Trainings steht dann ein Test an, der für das Radfahren einen fünfminütigen Test + 55 Minuten Einzelzeitfahren vorsieht. Beim Laufen ist es ein Test über 30 Minuten, in dem du versuchen musst so viele Meter wie möglich zurückzulegen. Wenn du jeweils drei Work-outs und das Event zum Beendigen der Academy absolviert hast, bist du automatisch in der ersten Auswahlrunde dabei. Ab hier heißt es etwas Glück haben, möglichst natürlich sein und sich so zu präsentieren, wie man es sonst auch macht. Von Fragebögen bis zum Interview per Zoom kann alles kommen. Hierbei war es im vergangenen Jahr so, dass man immer nur eine Einladung für die folgende Runde bekommen hat, aber keine Absage, falls man es nicht weiter geschafft hat.

Neues Jahr, neues Material

Nach vier Jahren Partnerschaft mit dem Zwift Academy Tri Team beendet Specialized die Zusammenarbeit zum Jahresende. Das kommende Team wird neue Partner mit an Bord haben und kann sich über eine Zusammenarbeit mit Canyon sowie Zipp und SRAM freuen. So wird man das Team 2023 mit dem neuen Speedmax auf dem nach Hawi fahren sehen.

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Training nach Gefühl

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(c) Djedzura | Dreamstime.com

Wenn du auch überzeugt bist, dass nur das, was auf Strava oder Trainingpeaks steht, auch wirklich passiert ist, kommt heute eine extreme Prüfung auf dich zu. Versuche doch einmal, bei deinen nächsten Einheiten auf deinen heiß geliebten Minicomputer zu verzichten. Sportuhr, GPS-Tracker und Fahrradcomputer bleiben dann zu Hause. Öffne stattdessen deine Sinneskanäle und höre mal wieder auf dein Tempogefühl und deine innere Uhr! Vielleicht fällt dir dabei auf, wie gut es sich anfühlen kann, sich gelegentlich von Zahlen und Daten zu befreien und wie früher den puren Spaß an der Bewegung zu genießen. Und seien wir doch mal ehrlich: Ist der ganze Informationsballast nicht längst zum Informations-Overkill mutiert? Verstehen wir überhaupt noch, was da alles analysiert, gemessen und berechnet wird? Heute machen wir es mal ganz anders.

Mehr Instinkt im Rennen

Da du deine Hausrunde natürlich bis auf den letzten Meter haargenau kennst, solltest du für dieses Training deine gewohnten Pfade verlassen. Sonst ist die Versuchung allzu groß, doch wieder auf irgendeine Kirchturm- oder Bahnhofsuhr zu schielen und die Pace zu berechnen. Das passiert unterbewusst und ist absolut kein Vorwurf. Als Datenjunkies sind wir einfach machtlos dagegen. Doch lasse es gar nicht erst so weit kommen, dass ein Lauf nur noch dann ein guter Lauf ist, wenn du unter einer bestimmten Kilometerzeit bleibst. Vertraue auch auf dein gutes (oder schlechtes) Gefühl nach einem Training. Du wirst dadurch deinen Körper wieder besser kennenlernen und erlangst die Fähigkeit, Signale wie das subjektive Belastungsempfinden, die Schritt-, Tritt- und Zugfrequenz oder die Atmung genau zu analysieren und richtig zu interpretieren. Am Raceday könnte dein neu entwickelter Instinkt für eine große Überraschung sorgen.

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Die Ironman-70.3-WM aus Profisicht

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Peter Jacob Anne Reischmann bestätigt in St. George, dass der zehnte Platz bei der Ironman-70.3-WM im vergangenen Jahr kein Ausrutscher war.

Es hat ein paar Tage gebraucht, um die Eindrücke, und schlussendlich auch das Ergebnis, für mich einzuordnen. Im ersten Moment hat eine große Freude und ehrlich gesagt auch Erleichterung überwogen. Letztes Jahr hatte ich bei der 70.3 WM, die ja auch in St. George stattgefunden hat, einen absoluten Sahnetag erwischt. Es lief von vorn bis hinten wie am Schnürchen und war der perfekte Abschluss einer für mich erfolgreichen Saison 2021.

Highlight nach schwieriger Saison

Dieses Jahr standen die Vorzeichen etwas anders. Ich hatte während der Saison immer wieder mit verletzungsbedingten und gesundheitlichen Problemen zu kämpfen, die ein kontinuierliches Training unmöglich machten und natürlich auch meine Rennpläne durcheinander wirbelten. Während diesen Monaten hatte ich das Rennen in St. George immer im Hinterkopf. Ich wollte mit dem Wissen an der Startlinie stehen, alles getan zu haben, um in der bestmöglichen Form zu sein. Dieses Jahr war die WM also nicht das i-Tüpfelchen, sondern DAS Rennen. Zudem wollte ich zeigen, dass der zehnte Platz letztes Jahr kein Ausrutscher war. Je näher der Renntag rückte desto unsicherer wurde ich, und desto mehr relativierte ich das Thema „Platzierung“. Dass ich mit Startnummer 9 ins Rennen ging und eine andersfarbige Badekappe bekam, hat mich mehr durcheinandergebracht als ich mir im ersten Moment eingestanden habe. Ich habe mich zwischen all den großen Namen nicht richtig wohl gefühlt. Mir ist klar, dass diese Einstellung alles andere als professionell ist und zum Teil auch dazu geführt hat, dass ich nach dem Schwimmen weit zurücklag. Natürlich fragt man sich „was wäre wenn“, aber viel wichtiger ist für mich die Erkenntnis, dass ich dort eine Schwäche habe, die es im Hinblick auf die nächste Saison anzupacken gilt.

Warm anziehen!

Das Rennen selbst war vor allem durch die kalten Bedingungen geprägt. Bereits vor dem Rennen war die größte Herausforderung, so warm wie möglich zu bleiben. Das Wasser war mit 17 Grad auch nicht warm, aber im Vergleich zu den Außentemperaturen noch der wärmste Part. Die Tage vor den Rennen kreisten die Gedanken bei allen Athleten und Athletinnen darum, was man anzieht. Einerseits will man nicht ewig in der Wechselzone bleiben und möglicherweise den Anschluss an eine Gruppe verpassen, andererseits bringt auch eine Gruppe nicht viel, wenn man im Rennen aufgrund der Kälte nicht richtig performen kann. Ich entschied mich für Handschuhe und eine Windweste, in die ich einen Fleece reingeklebt habe, nachdem eine extra bestellte dickere Radweste in der Post verloren gegangen ist. 

Nach einem enttäuschenden Schwimmen ging es als 29. für mich aufs Rad und ich habe unmittelbar mit der Aufholjagd begonnen. Zu erleben, wie schnell ich an die Gruppen auffahre und überhole und zu sehen, dass mir keiner folgt, war natürlich eine große Motivation. Nachcirca 20 Kilometern ging es dann endlich in die Sonne. Ich kann gar nicht sagen, wie gut das tat. Aber so richtig auftauen wollten die Hände und Füße erstmal trotzdem nicht. Das größte Problem war, sich zu verpflegen, wie mir auch andere Athletinnen bestätigt haben. Einerseits ist die Lust zu trinken bei kalten Bedingungen sowieso eher gering, andererseits konnte ich meine Flasche mit den kalten Händen nicht greifen. Erst kurz vor dem Snow Canyon, also auf den letzten 25 Kilometern tauten die Hände langsam auf und ich nutzte den Anstieg, um meine Flaschen noch zu leeren. 

Bestzeit und Gefühlscocktail

Auf den 90 Kilometern konnte ich mich auf Platz zwölf nach vorn arbeiten und hatte Blickkontakt zu den Plätzen zehn und elf. In der zweiten Wechselzone habe ich gefühlte Ewigkeiten gebraucht, bis ich Socken und Schuhe anhatten, denn ich hatte noch kein Gefühl in den Zehen und es dauerte circa sechs Kilometer, bis ich sie wieder normal spürte. Wie unangenehm sich das Laufen bis dahin angefühlt hat, könnt ihr euch bestimmt vorstellen. Ich bin die 21 Kilometer nach Gefühl gelaufen und habe nur bei der Zehn-Kilometer-Markierung auf die Uhr geschaut und freudig bemerkt: „Oha, ich bin ganz schön schnell“. Der Laufkurs in St. George hatte es trotz weniger Höhenmeter im Vergleich zur Strecke von 2021 in sich. Höhenmeter gab es immer noch mehr als in vielen anderen Rennen und der Streckenabschnitt über den Golfplatz war sehr unrhythmisch: rauf, runter, Kurven und wechselnder Untergrund. Auf der zweiten Laufrunde habe ich dann ziemlich gelitten, allerdings habe ich auch gesehen, dass andere vor mir noch mehr leiden. Das hat mein Leiden wiederum etwas erträglicher gemacht. Am höchsten Punkt der Laufstrecke habe ich Imo Simmonds und wenig später India Lee überholt und lag somit auf Platz 9. Auf der langen Gerade bergab musste ich Tamara Jewett ziehen lassen, die den schnellsten Laufsplit des Tages hingelegt hat. Mit neuer Halbmarathon-Bestzeit bog ich nach insgesamt 4:16 Stunden schließlich auf die Zielgerade ein. Das Gefühl in Worte zu fassen, fällt mir schwer: ein Mix aus Erschöpfung, Übelkeit, höchster Zufriedenheit, Stolz, dass sich das Durchhalten der letzten Monate ausgezahlt haben und Dankbarkeit gegenüber den Menschen, die mich begleiten. Im Ziel wurde ich von einer der 4.000 Volunteers herzlich empfangen und ins Warme begleitet. Genial, was St. George und seine Volunteers zum dritten Mal in 13 Monaten auf die Beine gestellt haben. 

Von St. George ging es für meinen Mann und mich nicht wieder nach Hause, sondern direkt weiter in Richtung Cancun beziehungsweise Cozumel. Dort möchte ich am 20. November mein Ironman-Debüt geben. Ich bin sehr gespannt und freue mich riesig auf das neue Abenteuer!

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Kienle und Co. vor dem Saisonfinale

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Frank Wechsel / spomedis Sebastian Kienle plant seinen Saisonabschluss beim Ironman Israel.

Off-Season oder Restformvernichtung? Vor dieser Entscheidung stehen in diesen Tagen jene Mittel- und Langdistanzprofis, die im Oktober beim Ironman Hawaii und der Ironman-70.3-Weltmeisterschaft für Furore gesorgt haben. Während einige Stars die wohlverdiente Pause gewählt haben, gibt es eine ganze Reihe großer Namen, die durchziehen wollen, unter ihnen die Weltmeister von St. George, Taylor Knibb und Kristian Blummenfelt, so wie der Hawaii-Champion Gustav Iden. 

Ballern auf Bermuda

Gemeinsam mit der in Utah viertplatzierten Flora Duffy wechseln sie auf die olympische Distanz und treten am 6. November beim WTCS-Rennen auf Bermuda an, der Heimat der Olympiasiegerin von Tokio. Dort treffen die Frauen unter anderem auf die Amerikanerinnen Summer Rappaport, Taylor Spivey und Kirsten Kasper, während es die Norweger zum Beispiel mit Alex Yee (GBR) und Vincent Luis (FRA) zu tun bekommen. 

Aus Deutschland sind am Start: Laura Lindemann, Anabel Knoll, Marlene Gomez-Göggel, Annika Koch und Lena Meißner, sowie Lasse Lührs, Johannes Vogel, Jonas Schomburg und Valentin Wernz. Der Start des Rennens der Männer erfolgt um 16:00 Uhr deutscher Zeit, der Wettbewerb der Frauen beginnt um 19:00 Uhr. Beide Wettkämpfe werden auf triathlonlive.tv übertragen.

Attacke in Arizona

Um die frühe Qualifikation für die Ironman-WM 2023 geht es den meisten Profis am 20. November beim Ironman Arizona, wodurch zwei schlagkräftige Startfelder zusammengekommen sind. Um die beiden Plätze bei den Frauen kämpfen unter anderem die Amerikanerinnen Skye Moench, Sarah True und Lauren Brandon. Aus der Schweiz ist Melanie Baumann am Start.

Ein spannendes Rennen um die beiden Quali-Slots bei den Männern darf ebenfalls erwartet werden. Ironman-70.3-Vizeweltmeister Ben Kanute (USA) versucht sich auf der Langdistanz und bekommt es mit einigen starken Athleten zu tun. So stehen Namen wie Sam Long (USA), Joe Skipper (GBR), Matthew Hanson (USA), Chris Leiferman (USA), Kristian Hogenhaug (DEN), Cameron Wurf (AUS), Justin Metzler (USA) und Bart Aernouts (BEL) auf der Startliste. Die deutschsprachige Konkurrenz besteht aus Ruben Zepuntke, Fabian Reuter, Adriano Engelhardt und Stefan Schumacher.

Rekordjagd auf Cozumel

Ebenfalls am 20. November geht es auf der mexikanischen Insel Cozumel hoch her, wo Kristian Blummenfelt im vergangenen Jahr den Sieg mit einer neuen Weltbestzeit errang. Und auch hier wird es um jeweils zwei Hawaii-Slots für Frauen und Männer gehen. Die bekanntesten Namen auf der Startliste des Frauenrennens sind Sara Svensk und Lisa Nordén aus Schweden, sowie Svenja Thoes, Anne Reischmann und Joanna Ryter (SUI) 

Bei den Männern zählen Magnus Ditlev (DEN), Pieter Heemeryck (BEL), Rudy Von Berg (USA) und Jan van Berkel (SUI) zu den Favoriten. Aus der DACH-Region sind außerdem Dominik Sowieja, Felix Hentschel, Michael Weiss, Fabian Dutli und Florian Kandutsch gemeldet. 

Premiere in Israel

Für die Ironman Middle East Championship in Tiberias liegt zwar noch keine offizielle Startliste vor, doch da sich einige Athleten bereits zu ihrer Teilnahme geäußert haben, ist jetzt schon klar, dass das Rennen am 25.11. aus deutscher Sicht eine überaus spannende Angelegenheit werden kann. So haben die Hawaii-Starter Sebastian Kienle und Patrick Lange ebenso ihr Kommen angekündigt wie Boris Stein, der beim Ironman Israel seine letzte Langdistanz als Profi bestreiten will. 

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So hat die Ironman-70.3-WM das PTO-Ranking beeinflusst

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Peter Jacob Taylor Knibb hat sich als 70.3-Weltmeisterin im PTO-Ranking um 44 Plätze nach oben auf Platz vier gearbeitet.

Jedes große und wichtige Rennen hat einen Einfluss darauf, wie sich eine Athletin oder ein Athlet in der Rangliste der Professional Triathletes Organisation (PTO) positioniert. Die Ironman-70.3-WM gehört zweifelsohne zu diesen Rennen und hat so manchem einen ordentlichen Schub nach oben gegeben.

Großer Schritt für die Weltmeisterin

Einen der größten und bedeutsamsten Sprünge hat in Person von Taylor Knibb die neue Weltmeisterin höchstpersönlich gemacht. Von Platz 48 rutscht sie durch ihren Sieg auf Platz vier. Lucy Charles-Barclay rutscht als Viertplatzierte der 70.3-WM um einen Platz auf Rang fünf ab und verdrängt damit Laura Philipp aus den Top Fünf. Olympiasiegerin Flora Duffy, die bei ihrer ersten Ironman-70.3-WM den fünften Platz belegte, macht dadurch satte 57 Plätze gut. Die großen Sprünge bei Knibb und Duffy ergeben sich aus dem Umstand, dass das PTO-Ranking ausschließlich Non-Drafting-Events berücksichtigt und beide Athletinnen in der Vergangenheit häufiger auf der Kurzdistanz unterwegs waren. Anne Reischmann hat aus Sicht der deutschen Athletinnen in St. George das beste Ergebnis erzielt (Platz zehn) und ist dadurch auch in der Rangliste um sieben Plätze nach oben auf Platz 46 gewandert.

Unveränderte Spitze bei den Männern

Bei den Männern zeigt sich auf den vordersten ein etwas anderes Bild. Die beiden Norweger Kristian Blummenfelt und Gustav Iden belegten bereits vor der 70.3-WM die ersten beiden Plätze und tun dies weiterhin. Dies setzt sich fort: Die kompletten Top 15 des PTO-Rankings bleiben nach der Weltmeisterschaft unberührt. Auf Platz 16 geht es schließlich mit dem US-Amerikaner Ben Kanute weiter, der nach einem starken Rennen zwölf Positionen gutgemacht hat. Den größten Sprung aus deutscher Sicht kann definitiv Mika Noodt verzeichnen. Mit seinem vierten Platz bei der Ironman-70.3-WM steht sein Name nun 117 Positionen weiter oben als zuvor, nämlich auf Platz 25. Jan Stratmann, der bei der WM Elfter wurde, kann sich einen Aufstieg um 27 Plätze auf die Fahne schreiben.

Die nächsten Rennen, die voraussichtlich stark besetzt sein werden, sind die Ironman-Rennen in Arizona, auf Cozumel und in Israel Ende November. Man darf also gespannt sein, wie sich das Ranking bis zum Jahresende noch entwickeln wird.

Die besten drei Rennergebnisse des jeweiligen Athleten zahlen in das PTO-Ranking ein. Am Ende des Kalenderjahres wird schließlich abgerechnet – im wahrsten Sinne. Da schüttet die PTO nämlich einen finanziellen Bonus von insgesamt 1,5 Millionen US-Dollar je Geschlecht aus. Diese werden auf die Top 100 verteilt, wobei Platz eins jeweils 100.000 US-Dollar erhält und alle Athletinnen und Athleten ab Platz 51 des Rankings noch je 2.000 US-Dollar.

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Energiemangel erkennen und vermeiden

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Wer im (Trainings-) Alltag zu wenig Energie zuführt, nimmt gesundheitliche Risiken in Kauf, die schnell zu einem längeren Trainingsausfall führen können. In dieser Episode ist Prof. Dr. Karsten Köhler, Ernährungswissenschaftler an der TU München, zu Gast. triathlon-Redakteurin Anna Bruder bespricht mit ihm, was es mit der Bezeichnung „RED-S“ auf sich hat, wie man einen Energiemangel frühzeitig erkennt und ihn vermeidet. Ihr glaubt, dass ihr eher zu viel Energie aufnehmt? Im Podcast erfahrt ihr, wie es auf gesunde Art und Weise mit dem Gewichtsmanagement klappt.

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Carbon und Laktat: Das war die Ironman-70.3-WM von Utah 2022

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Die Ironman-70.3-Weltmeisterschaften 2022 sind Geschichte. Wir waren in St. George (Utah) nicht nur am Streckenrand dabei. Frank Wechsel spricht mit Peter Jacob und Lars Wichert über ihre „frischen“ Erlebnisse in den USA.

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Ironman erhöht den Preis der Profi-Lizenzen um knapp 39 Prozent

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Patrick McDermott / Getty Images for Ironman Für die Lizenz von Ironman müssen die Profis ab 2023 mehr bezahlen. Diese Pro Membership berechtigt zum Start bei allen Ironman- und Ironman-70.3-Rennen.

Alles wird teurer, nun auch die Ironman Pro Membership. Wie die Website Triathlon Today berichtete, müssen die Profi-Athleten für das Jahr 2023 nun 1.250 statt bisher 900 US-Dollar zahlen. Das ist eine Preissteigerung um knapp 39 Prozent.

Die Pro Membership ist bei den Profis sehr beliebt, denn diese Lizenz ermöglicht es den Athletinnen und Athleten, sich für jedes Profirennen von Ironman anmelden zu können. Zudem dürfen sie sich auch jederzeit wieder abmelden aufgrund von Verletzungen oder anderweitigen Änderungen in der Planung. Ein Umstand, den Zuschauer und Fans nicht gleichermaßen gut finden, wenn ein Profi kurzfristig nicht an den Start geht.      

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Mit neuer Kraft zum zweiten Anlauf

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Sonja Tajsich (links) freut sich über ihre Podiumsplatzierung beim Istria300.

Inspiriert und motiviert durch die Ironman-WM-Übertragungen ist es mehr als an der Zeit, mich mal wieder zu melden. Denn ich habe viel zu erzählen! Um daran anzuknüpfen, wo ich aufgehört hatte: Guter Dinge nach vorn blickend, hatte ich einen großen Teil meiner Schwäche und Müdigkeit (ausgelöst durch meine Covid-Infektion) überstanden. Ich hatte ein erstes Teilziel Mitte August gesetzt und zwei unausgesprochene Teilziele im Oktober festgeschrieben. Die wollte ich nutzen, um zu sehen, ob ich wirklich wieder hergestellt bin und ob ich wieder fest und strukturiert loslegen kann, mich für den Swissman 2023 vorzubereiten. Denn die „Wie-der-Blitz-Idee“ begleitet mich nach wie vor auf Schritt und Tritt. Unbedingt möchte ich mein Vorhaben umsetzen, den Gipfel auf der Kleinen Scheidegg nach 3,8 Kilometern Schwimmen mit Start in der Dunkelheit und 180 Kilometern Radfahren über Gotthard, Furka und Grimselpass zu erreichen.

Ein kurzer Rückblick

Lasst mich euch die letzten drei Monate zusammenfassen: Nach meinem letzten Blog-Artikel Mitte Juli ging es schnell bergauf. Die Kraft kehrte in die Beine zurück und auch die Bronchien und die Lunge verrichteten ihren Dienst wieder tadelloser. Es stimmte also, was mir viele im Vorfeld prophezeit hatten: „Sonja, mach dir keine Sorgen. Du wirst zu alter Kraft zurückfinden und vielleicht sogar noch besser werden“. So mancher berichtete mir nach Covid-Infektionen und langen Wochen der Pause von Bestzeiten. Wie auch immer das zusammenhängt. Aber offen gesagt ist mir das auch egal. Hauptsache ich kann wieder unbekümmert Sport treiben, ohne die Sorge zu haben, morgen die Diagnose „Herzmuskelentzündung“ oder eine sonstige Hiobsbotschaft übermittelt zu bekommen.  

Aller guten Dinge sind bekanntlich drei, also vereinbarte ich auch heuer, mit meinem Radfreund Marco den Stoneman zu fahren. Wer das nicht kennt: Start ist in Sexten, die Rennradstrecke misst 200 Kilometer mit 5.000 Höhenmetern. Man kann sich anmelden, wann immer man möchte, fährt mit GPX-Datei auf eigene Faust und stempelt an den Hotspots – auf den höchsten Pässen – eine Karte ab. Es geht nicht um Geschwindigkeit, sondern ums Schaffen. Geschafft hatte ich es schon, aber mir ging es darum, ob es wieder möglich ist, zusammen mit drei Freunden. Die Zeit spielte keine Rolle und wir kamen (wenn auch etwas dezimiert, was die Gruppe angeht) gesund an unserem Ziel an. Auch wenn das jetzt gar nicht so besonders klingt, weil ich das ja schon zweimal in den vorangegangenen Jahren gefahren bin: Für mich war es bedeutend und ein echter Meilenstein. Es war wieder möglich. Die Länge, die Höhenmeter, die Tour. Welch eine Erleichterung! 

Family-Finish zum Saisonabschluss

Und danach ging es Schlag auf Schlag: Tom finishte seinen zweiten Ironman in Kopenhagen, 1,5 Jahre nach einer Operation an der Halswirbelsäule, bravourös. Nach 11:25 Stunden kam er ins Ziel und das, obwohl er auch kurz vor dem Rennen noch an Covid erkrankt war und obendrein die Schilddrüsentabletten falsch eingestellt waren. Alles war just in time wieder auf Kurs und er hat sich von seinem Weg nicht abbringen lassen, ein tolles Rennen hingelegt und glücklich die Ziellinie erreicht. Wie inspirierend! 

Als Nächstes haben wir uns einen superschönen Familienurlaub in Kroatien gegönnt, bevor unsere beiden Töchter eingeschult wurden: die Kleine in der ersten Klasse Grundschule und die Große in der ersten Klasse Oberstufe. Wie doch die Zeit vergeht …

Zum Saisonabschluss haben wir uns beim Südkärntner Triathlon über die Mitteldistanz als Staffel angemeldet. Ich bin geschwommen und gelaufen, Tom ist geradelt. Das war wirklich richtig spaßig. Und ich war ganz fasziniert, dass ich in den Einzeldisziplinen im Vergleich zu den Jahren direkt nach Beendigung meiner Karriere gar nicht so viel verloren habe. Den Halbmarathon, der doch ein paar Höhenmeter aufweist, konnte ich doch glatt in 1:29 Stunden rennen. Und ich muss schon sagen: ein herrliches Event! Absolut empfehlenswert.

Neue alte Ziele

Danach bin auch ich zum Glück gelegentlich aufs Rad gehüpft, denn mein drittes unausgesprochenes Teilziel schwebte noch immer in der Traumwolke über mir: der Istria300. Letztes Jahr war ich da, jetzt weiß ich, was auf mich wartet. Dass dies von Vorteil ist, wäre mir eher nicht in den Sinn gekommen. Aber fasziniert hatte mich das Event letztes Jahr trotzdem. 

Aber vorher gab es noch mein Teilziel Nummer zwei: der Kosiak-Löwe-Berglauf. Den hatte ich auch vor einem Jahr gemacht. 14 Kilometer bergauf, wobei die letzten Höhenmeter nicht mehr im Laufschritt erklommen werden können. Manchmal quält man sich eher auf allen Vieren zum Ziel. Heuer hatte ich meine Schwester zur Teilnahme überredet. Und weil es so viel zu ratschen gab, sind wir runter auch alles wieder zurück zum Auto spaziert. Das Shuttle haben wir den anderen überlassen. Bald 30 Kilometer hatten wir abends in den Beinen. 

Und gleich ein Wochenende später schon gab es den Istria300. Liebenswerter Weise habe ich einen Startplatz vom Veranstalter bekommen, weil ich letztes Jahr Zweite wurde. Das hat natürlich meine Entscheidungsfindung zu starten mehr als positiv beeinflusst. Das Wetter hätte man sich für den Renntag nicht schöner malen können. Nicht so kalt wie im Vorjahr, kein Bora-Wind. Am Start habe ich versucht, verhalten zu fahren, denn mir ist das immer nicht so ganz geheuer, wenn so viele Menschen gleichzeitig mit dem Rad starten und jeder mitwill. Schon ein wenig verrückt, was manche da so treiben, und meine Gedanken waren doch bei meinen zwei Mädels, die zu Hause auf mich warteten.

Dennoch waren die ersten 50 Kilometer ein Rennen, als gäbe es nach 80 Kilometern die Ziellinie. Die Versorgung ist auch schwierig. Bergauf geht nicht so gut, bergab schon gar nicht und den Rest der Zeit ist obendrein höchste Konzentration geboten. Eine Flasche mit Gels, eine Getränkeflasche. Die erste Verpflegungsstation wird anscheinend ohnehin links liegen gelassen (na ja, in dem Fall war sie rechts …). Die nächste Versorgung gab es bei Kilometer 115. Kein Wunder, dass ich die ersten Krämpfe schon nach 105 Kilometern hatte. Aber irgendwie wird es ab dem Abzweig auf die lange Tour (man kann unterwegs zwischen 155, 230 und 300 Kilometern wählen) doch ruhiger und irgendwie habe ich es doch tatsächlich geschafft, mich unterwegs zu erholen. Die Pausen konnten dazu auch kaum dienlich sein, hatte ich doch am Schluss eine Stehzeit von 5 Minuten auf 10:21 Stunden! Unglaublich. Und den einen Extra-Berg bei Kilometer 210 hätte auch kein Mensch mehr gebraucht. In meinen Augen hatte die Steigung schon fast einen sadistischen Hauch, nur mit Not konnte ich die Kurbel noch drehen. Das 30er-Ritzel war einfach zu hart dafür. Und tatsächlich hat man den einen oder anderen dort auch schieben gesehen.

Die letzten 50 Kilometer wird man belohnt, denn es geht tendenziell bergab. Die gesamte Strecke hatte auf meinem Garmin 299 Kilometer und 5.038 Höhenmeter. Und mir ging es im Ziel besser als vor einem Jahr. Ich war wieder Zweite in der Gesamtwertung und mächtig stolz. Den Sieg meiner Kontrahentin erkenne ich neidlos an. 

Und jetzt bin ich natürlich allerbester Dinge: Beim Berglauf wurde ich nämlich auch wieder Zweite – wie vor einem Jahr. Ich denke, ich bin gut drauf und kann mich getrost ein zweites Mal auf den Weg zu meinem großen Traumziel machen. Die Anmeldung für den Swissman 2023 ist geöffnet und meine Hoffnung ist groß, wieder berücksichtigt zu werden. 

Sollte ich mit der Unterstützung des Veranstalter-Teams eine zweite Chance bekommen, wäre das einfach nur toll! Und wenn alles so kommt, wie ich es mir erhoffe, erträume und erwünsche, dann hört ihr bald und regelmäßig wieder von mir.

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