Am Anfang eines Blog stellt man sich meistens vor. Wer ist man, wo drum geht es und warum überhaupt? Auch mit der Gefahr hin, dass einige von euch mich schon kennen und ihr alle Fakten aus dem Effeff aufsagen könnt (ihr dürft diesen Part dann kurz überspringen), werde ich mich der Höflichkeit halber dennoch einmal vorstellen.
Wer bin ich?
Mein Name ist Lars Wichert, geboren und aufgewachsen bin ich mitten in Berlin, also ein waschechter Hauptstädter. Laut Garmin bin ich 26,5 Jahre alt, meistens fühle ich mich auch so, hauptsächlich dann, wenn ich es mir häufig genug sage. In Wahrheit bin ich schon im 36. Lebensjahr, darf die Ironman-WM auf Hawaii im Oktober aber noch mit einer Fünf hinter der Drei bestreiten. Zum Studium und des Sportes wegen bin ich Ende 2007 nach Hamburg gekommen. Mit Stationen in Horn und Harburg hat es mich mittlerweile südlich in den Speckgürtel Hamburgs nach Niedersachsen gezogen. Durch meine alte Leidenschaft dem Rudern und auch durch meine Arbeit bin ich Hamburg jedoch immer noch sehr verbunden. Wenn ich unterwegs war und es wieder nach Hause geht, spreche ich auch eher davon, dass ich nach Hamburg anstatt nach Hause fahre. Neben dem Sport halten mich meine beiden Söhne (drei und fünf Jahre alt) auf Trab, die auch zu meinen größten Fans zählen – haben sie bis jetzt doch jeden Triathlon besucht, den ich bestritten habe. Gut, ich habe bis jetzt auch nur einen Triathlon gemacht, es war der Ironman Hamburg, dort waren sie aber frenetisch bei der Radwende und dem Lauf an der Alster dabei.
Vom Rudern zum Triathlon
Bis 2019 war ich Teil der Rudernationalmannschaft, bevor ich mich entschloss, meinen Riemen in die Ecke zu stellen. Während meiner Zeit beim Rudern habe ich sportlich alles mitgenommen, was der Sport so zu bieten hat, nicht überall konnte ich eine Medaille als Souvenir mitbringen, aber an Erfahrung wurde ich immer reicher. Nach der Leistungssportzeit im Rudern schraubte ich mein Trainingspensum runter und machte sportlich nur noch das, worauf ich Lust hatte. Hauptsächlich bin ich Fahrrad gefahren, im Winter auf Zwift und im Sommer dann beim Strava-KOM-Hunting. Ein paar Wettkämpfe absolvierte ich auch, so bin ich beim Swiss-Epic 2019 gestartet, habe dann meine angestaubten Skulls zum Rudern wieder aus der Ecke geholt und war bei der Coastal-Ruderweltmeisterschaft 2019 erfolgreich am Start. Im Dezember 2020 verspürte ich Lust, einmal an einer Langdistanz im Triathlon teilzunehmen. So kam es, dass ich mich für den Ironman 2021 in Hamburg angemeldet habe. Ab diesem Zeitpunkt trainierte ich dann nicht unbedingt mehr als zur Beendigung meiner Leistungssportkarriere, nur eben wieder strukturierter und vor allem, was während der Coronazeit verloren gegangen war, zielorientierter. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich mir noch nie Gedanken darüber gemacht, wie es wohl sei, einen Hawaii-Slot zu bekommen. Ich wollte mein selbst gestecktes Ziel von unter neun Stunden erreichen. Dass es am Ende dann der Sieg in Hamburg wurde und damit auch der Hawaii-Slot sicher war, damit ich hatte ich nicht gerechnet.
Zwift Tri Academy als Motivation
Der Urlaub und die trainingsfreie Zeit waren etwas länger, mal wieder ohne Struktur im Training, den Kopf freibekommen, herrlich. Na ja, vielleicht war es auch einfach die Abwechslung, weg vom Triathlon wieder hin zum Rudern, die Coastal-Weltmeisterschaft stand im Oktober in Portugal auf dem Plan. Am Ende lief es nicht ganz so wie erhofft. Zum Glück bin ich nicht mehr ganz so verbissen unterwegs oder kann Niederlagen besser verarbeiten. Wie dem auch sei, es gab mir wieder den Antrieb, in das Triathlontraining einzusteigen. Da kam es mir gerade recht, dass Zwift im Newsletter, den ich abonnierte habe, verkündete, dass die neue Zwift Tri Academy gestartet wird. Von Oktober bis Mitte Dezember hatte man Zeit, fünf Lauf- sowie Radeinheiten zu absolvieren. Neu in diesem Jahr war, dass es zum Einstieg in die Academy und zur Beendigung einen Test gab. Beim Laufen war es ein Zehn-Kilometer-Lauf und beim Radfahren ein 40-Kilometer-Einzelzeitfahren auf dem TikTok-Kurs. Mit dem Basline-Run und Baseline-Ride sollte eine Verbesserung mittels der fünf vorgegeben Einheiten erzielt werden, dabei war der Eingangstest die Ermittlung für die Intensitäten der folgenden Workouts.
Auf Umwegen zum Abschluss
Beim Laufen und Radfahren spürte ich, dass der Einstieg ins Training noch nicht lange her war. Die Tempohärte fehlte mir noch komplett und des Weiteren musste ich mich auch an das Laufband gewöhnen. Dennoch war ich zufrieden mit den ersten Ergebnissen und war zuversichtlich und zugleich voller Tatendrang, das Training durchzuziehen, um am Ende Fortschritte erkennen zu können. Dass es zum Abschluss der Zwift Tri Academy dann zeitlich noch etwas eng wurde, alles rechtzeitig erledigt zu haben, lag an meinem Computer oder am Zusammenspiel mit Zwift, genau weiß ich das bis heute nicht. Graue Haare und Kraft hat es mich auf jeden Fall gekostet.
40 Kilometer Einzelzeitfahren | Zeit | Watt | w/kg |
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Eingangstest | 53:07 Minuten | 385 Watt | 4,9 w/kg |
Ausgangstest | 51:49 Minuten | 409 Watt | 5,2 w/kg |
Die Laufeinheiten funktionierten, ich stellte sogar fest, dass ich das Training auf dem Laufband relativ gut fand. Drei Einheiten inklusive des Abschlusslaufs musste ich noch absolvieren, da meldete sich mein Mittelfuß. Es hätte keinen ungünstigeren Zeitpunkt geben können, aber mehr oder weniger wollte ich die Academy abschließen und so entschloss ich mich, zwischen den Laufeinheiten den größtmöglichen Abstand einzuplanen, dass es noch alles im Zeitraum zu absolvieren ist. Mit getapten Mittelfuß und leichtem Zähnezusammenbeißen konnte ich die Laufeinheiten jeweils abschließen, verspürte aber, dass ich danach auf jeden Fall mal einen Arzt besuchen sollte. Während des Radfahrens verspürte ich zum Glück keinen Schmerz, weshalb ich die Einheiten ohne Bedenken durchführen konnte. Ich plante damit, dass ich die Abschlusseinheit drei Tage vor Beendigung der Zwift Tri Academy absolvierte. Im Nachhinein kann man nur sagen, dass es Glück war, dass ich diese drei Tage eingeplante hatte, denn ich brauchte sie.
Wenn ich jetzt davon erzähle, kann ich darüber lachen, zu dem Zeitpunkt eher nicht. Mein erster Versuch der Abschlussfahrt wurde von meinem Computer bei gut 20 Minuten willkürlich beendet. Mit etwas Wut im Bauch und der Gewissheit, dass ich noch zwei Tage hatte, entschied ich mich am darauffolgenden Tag recht spontan dazu (das Zeitfenster hatte sich so ergeben), meinen Test in der Mittagszeit zu fahren. Über die Companion App wählte ich den Baseline-Ride aus, schwang mich auf das Fahrrad und wählte dieses Mal zur Sicherheit mein Handy als Quelle zur Zwiftübertragung. Das sollte auch nicht das Problem gewesen sein, doch unter der Hektik den nächsten Baseline-Ride in der Companion App auszuwählen, wählte ich eben den Baseline-Ride und nicht den Finishline-Ride, der zum Beendigen der Zwift Tri Academy der richtige gewesen wäre. Beide Läufe unterscheiden sich kein bisschen voneinander, nur eben in der Zuordnung für Zwift selbst. Ich fuhr also ein wenig mehr als 51 Minuten am Anschlag, um danach erkennen zu müssen, dass meine Daten nicht für den Finishline-Ride galten. Ich durfte das ganze Prozedere also erneut starten, zum Glück hatte ich einen weiteren Tag, der mir zur Beendigung blieb.
Zehn-Kilometer-Lauf | Zeit | Schnitt pro Kilometer |
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Eingangstest | 36: 14 Minuten | 3:37 min/km |
Ausgangstest | 34:39 Minuten | 3:27 min/km |
Im Auswahlverfahren ins Team
Von der Beendigung der Workouts bis zur Teamauswahl vergingen drei weitere Monate. Mit jedem Schritt, der kam, wurde ich nervöser und wunderte mich zugleich, warum die Antworten von Zwift so lange auf sich warten ließen. Im ersten Auswahlprozess war es ein Fragebogen, der ausgefüllt werden musste. Es war ein erster Überblick, den man Zwift gab, mit wem sie es zu tun haben. Die ersten unruhigen Nächte und das Warten auf eine Antwort folgten dementsprechend. Immer auch mit dem Gedanken, ob es für die nächste Runde reicht.
Geschafft: Die E-Mail kommt spät in der Nacht aus Amerika, was eine freudige Nachricht am Morgen. Nächster Schritt, es muss ein dreiminütiges Video gedreht werden, in dem man sich persönlich vorstellt und weitere Fragen beantwortet. Je länger ich auf die Antworte warte, umso unruhiger sind die Nächte, weiß ich doch jetzt, dass die E-Mail mich auf jeden Fall am Morgen zum Aufstehen auf dem Handy anschmunzeln muss. Endlich, mir fällt ein Stein vom Herzen, ich habe die nächste Runde erreicht. Ich frage mich mittlerweile, wie viele Runden es gibt. Die nächste ist auf jeden Fall ein persönliches Interview mit den beiden Marketing-Managern für die Triathlon-Sparte. Gute 25 Minuten sprechen wir über Sport, Familie und Ziele ebenso wie private Sachen. Zum Ende bedanken sich bei für das nette Gespräch. Wie? Was? Immer noch keine Entscheidung!
Es sind noch weitere Interviews zu führen und danach geht es in einen Auswahlprozess heißt es. Also wieder warten, Nervosität klein halten und hoffen, dass an einem Morgen eine Mail von Zwift im Postfach ist. Tage vergehen, eine Woche ist rum, da endlich, eine Einladung zu einem weiteren Interview, was bin ich glücklich, nächste Runde wartet. Ich fühle mich wie eines von Heidis Mädchen, die Woche für Woche um ein Foto kämpfen. Das kommende Interview war, so viel kann ich verraten, das Letzte. Ich habe die freudige Nachricht bekommen, dass ich einer aus 150.000 Athletinnen und Athleten bin, der die Zwift-Farben innerhalb der Saison in Richtung Ironman-Weltmeisterschaft auf Hawaii vertreten darf. Als nächster Schritt steht das Teamcamp in Kalifornien an, ich bin schon sehr gespannt, was uns da erwartet, und freue mich, dann die Team-Mitglieder persönlich kennenzulernen.
Bis dahin, Ride on!