Die Nationalmannschaft macht sich auf den Weg in die Saison 2024. Fünf Deutsche träumen bereits den Olympiatraum von Paris im kommenden Jahr, zwei fighten noch um das letzte Ticket, viele andere denken schon an 2028. Wir waren im ersten Camp der Saison dabei.

Zwei Wochen Fuerteventura. Für viele Agegrouper der Traum vom Urlaub. Für die besten Kurzdistanzler Deutschlands Teil des Berufs. „Klimalehrgang“ nennt sich die Maßnahme unter südlicher Sonne, die die Athleten und Betreuer gestern abgeschlossen haben. Wir waren einige Tage dabei, um ab hier den Weg der Olympiamannschaft zu den Spielen von Paris 2024 in einer Videoreihe zu begleiten. Auch die Fotokamera war im Gepäck – hier sind unsere Impressionen vom Saisonstart des Nationalteams.
Athletik: Mit voller Kraft nach Paris

Laura Lindemann mag es geschmeidig. Viel Zeit investiert die Olympiateilnehmerin von Rio 2016 und Tokio 2021 in ihr Beweglichkeits- und Athletikprogramm. An ihrer Seite eine, die es ihr nachtun will: Beim Medaillenkampf von Paris 2024 wird Jule Behrens nur Zaungast sein. 2028 in Los Angeles wollen die Trainingspartnerinnen dann gemeinsam angreifen.
Unterdessen werden auf der anderen Seite des Gyms im Trainingsdomizil Las Playitas Eisen geschwungen. Wenige Wiederholungen, lange Pausen. Lasse Lührs, der sich beim WTCS-Finale in Pontevedra den Traum einer Olympiaqualifikation erfüllt hat, schwitzt. Maximalkrafttraining gehört zur Routine der Profitriathleten.
Damit dabei auch alles richtig läuft, hat die Deutsche Triathlon Union eine große Betreuermannschaft mit auf die Kanareninsel gebracht. Florian Meier begleitet das Team als Physiotherapeut durch die Saison. Hier leitet er Selina Klamt, die sich in Pontevedra den Weltmeistertitel in der U23 holte, an der Langhantel an.

Athletiktraining betreiben die Topsportler mehrmals pro Woche. Dabei kommt ein großes und abwechslungsreiches Übungsprogramm auf der Matte, mit dem eigenen Körpergewicht, kleinen Zusatzgewichten und schwerem Eisen zum Einsatz.

Schwimmen: Kraftakte am und im Pool

Wenige Meter neben dem Gym liegt der 50-Meter-Pool der Anlage. Eine Viertelstunde vor dem scharfen Start im Wasser treffen sich die Sportler am Beckenrand zum individuellen Warm-up. Reinhold Häußlein, bei der Olympiapremiere der Triathleten im September 2000 in Sydney Bundestrainer und heute Vizepräsident Leistungssport bei der Deutschen Triathlon Union, sorgt mit seinen 75 Jahren für eine eindrucksvolle Benchmark.
Eine Stunde dauert jede Schwimmeinheit im Minimum. Die meisten Kaderathleten schwimmen 90 Minuten. Vor allem diejenigen, die von Dan Lorang als Heimtrainer betreut werden, hängen an das Kaderprogramm noch ihr eigenes hintendran und kommen auf volle zwei Stunden.



Ausschwimmen inklusive. Und dabei ist dann endlich Smalltalk erlaubt – wie hier von Jule Behrens, Selina Klamt und Laura Lindemann zelebriert. Ob auch hier das Thema L. A. 2028 diskutiert wird?

Radfahren: Vom Winde verweht
Nach dem Frühstück (dem zweiten – je einmal vor und nach dem Schwimmen) geht es aufs Rad. Intervalle am Berg stehen heute an, von Tuineje in Richtung Westen. Die Steigung kennt jeder, der schon einmal auf Fuerteventura auf dem Rad gesessen hat. Zuvor ein Gruppenbild, denn später geht es individuell oder in kleinen Grüppchen zur Sache.

K3-Intervalle sollen es sein. Die fährt man nicht all-out. Damit die Sportler im Leistungsbereich bleiben, werden nach jedem der sechs Durchgänge Watt und Puls notiert und Laktatwerte genommen. Es ist erstaunlich, wie gut die Selbsteinschätzung der Spitzensportler funktioniert.
Während es für einige Nachwuchssportler nach den K3-Intervallen direkt nach Hause geht, fährt die Spitzenmannschaft weiter durch die Berge. Fuerte-Fans können das einordnen: Die Streifenhörnchen. Betancuria. Und die Eisenmänner. Die kennt jeder Agegrouper. Und – Hand aufs Herz – jeder von uns hat sie doch als Selfiehintergrund irgendwo auf dem Handy. Doch die Kaderathleten machen hier keinen Halt. An einer anderen Kultstätte des Trainingsbetriebs auf Fuerteventura können jedoch auch sie nicht vorbeifahren.



Die Bäckerei. Wenn man von der Bäckerei spricht, kann damit nur die Panderia Pulido Alonso in Antigua gemeint sein. Guter Kaffee und eine adäquate Auslage, aus der man die entleerten Kohlenhydratspeicher kostengünstig auffüllen kann, machen die Panderia zum Pflichtstopp. Wer was bestellt hat, bleibt unser Geheimnis.

Laufen: Roter Radweg und ganz viel Geröll
Feste Laufuntergründe zu finden, ist auf Fuerteventura nicht ganz so einfach. Der rote Radweg weist den Weg zu einer Laufrunde, wo DTU-Cheftrainer Dr. Thomas Moeller eine Intervallrunde abgesteckt hat.

Zwei- bis dreimal zwei- bis dreitausend Meter im zügigen Tempo stehen auf dem Programm. Laktatmessungen nebst Selbsteinschätzungen wieder inklusive. Das bestätigt unseren Eindruck der ersten Tage: Statt höchster Umfänge auf Teufel komm raus stehen hier Akribie und die perfekte Aussteuerung aller Maßnahmen an erster Stelle. Olympiaerfolge sollen planbar sein, kein Zufall. Laura Lindemann führt das Team an – als Frau bekommt sie Vorsprung vor der Männermeute. Aber auch abseits des Trainings nimmt die zweifache Olympionikin immer mehr eine Führungsrolle wahr.

Der eine Lasse hat sie schon, der andere will sie noch: Lasse Lührs (oben rechts) ist für Paris 2024 qualifiziert, Lasse Priester (links) will es ihm gleichtun. Dafür muss er im Olympiaranking den Punktevorsprung von Jonas Schomburg (unten rechts) einholen. Ende Mai steht fest, wer das letzte Olympiaticket für Deutschland und damit einen Startplatz neben Lührs und Tim Hellwig (unten links) bekommt.

Zwei Tage vor Weihnachten sind das Olympiateam und die Nationalmannschaft wieder in Deutschland angekommen. Als nächste gemeinsame Maßnahme steht im Februar das Höhentrainingslager in Namibia an, bevor es Anfang März zum ersten WTCS-Rennen und damit einer wichtigen Standortbestimmung nach Abu Dhabi in die Vereinigten Arabischen Emirate geht. Wir werden das „Team Deutschland“ auf dem Weg nach Paris 2024 verfolgen. In den kommenden Tagen startet unsere Reihe PARIS2024 auf unserem Youtube-Kanal. Mit dem ersten Trailer dazu verabschieden wir uns aus Fuerteventura.
