Samstag, 23. November 2024

Jonas Deichmann auf Genussfahrt durch türkische Dörfer

Vor gut einer Woche musste Jonas Deichmann bei seinem Triathlon rund um die Welt nach mehreren Behördengängen in Istanbul zum ersten Mal einen größeren Rückschlag einstecken: Vorerst kein Weiterkommen von der Türkei aus. Das Problem: Der Abenteuer benötigt eine Sondergenehmigung, um mit dem Rad die Landesgrenzen von Georgien und Russland passieren zu können. Aufgrund der aktuellen Bestimmungen durch die Corona-Pandemie ist es ihm bislang nur erlaubt, mit dem Flugzeug „auf Geschäftsreise“ nach Russland einzureisen. Auch knapp sieben Tage später hat er noch keine Gewissheit, ob und wann es weitergeht. „Ich bin in Kontakt mit dem Auswärtigen Amt und habe auch einen Kontakt in die russische Diplomatie bekommen, aber bislang gibt es noch nichts Neues. Es ist auf jeden Fall nicht einfach. Ich denke auch über einen Plan C nach“, sagt Deichmann. Wie dieser aussieht, verriet er noch nicht.

Flucht vor dem ungemütlichen Wetter

Um die Wartezeit auch sinnvoll zu nutzen, hat sich Deichmann bereits Ende vergangener Woche auf den Weg in Richtung Süden des Landes aufgemacht. „Ich bin aus Istanbul rausgefahren und es war trotz des Lockdowns noch ziemlich viel Verkehr. Und auch danach war es ganz schön voll auf den Straßen. In den Regionen ist einfach ziemlich viel Industrie“, sagt Deichmann. Um dem Verkehr zu entkommen, ist er immer öfter ins Landesinnere abgebogen. Dort warteten dann einige Höhenmeter. „Es ging immer hoch und runter“, sagt Deichmann. Über schmale Straßen erkundete Deichmann viele kleine türkische Dörfer. „Das ist richtig schön hier“, sagt er. Nur das Wetter machte ihm in den vergangenen Tagen immer wieder einen Strich durch die Rechnung. Eigentlich hatte sich Deichmann nachdem er Bulgarien verlassen hatte, auf besseres Wetter in der Türkei gefreut. Das hatte sich bis dato jedoch eher selten bis gar nicht gezeigt. „Es ist kalt und neblig und richtig grau“, sagt Deichmann. Das schlechte Wetter wirkte sich auch auf den Zustand der Straßen aus. „Die sind einfach unglaublich dreckig. Teilweise ist es nur Schotter und die Straßen sind nicht asphaltiert. Zudem sind momentan überall Traktoren unterwegs, die ihren Dreck hinter sich herziehen“, sagt Deichmann. Teilweise sei er richtig im Schlamm stecken geblieben. „Ich könnte das Fahrrad eigentlich jeden Tag waschen.“ 

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Von der Küste ging es für Deichmann Mitte der Woche von der türkischen Stadt Karacabey südwestlich weiter nach Gönen. „Von dort bin ich dann auf direktem Weg in den Süden und habe nicht die komplette Schleife im Westen mitgenommen, weil ich wusste, dass an der Ägäis besseres Wetter ist“, berichtet Deichmann. Als er anschließend auf einen Pass auf rund 700 Meter Höhe angekommen war, zeigte sich, dass er die richtige Entscheidung getroffen hat. „Auf der einen Seite war es grau, kalt und diesig und auf der anderen Seite war es warm und sonnig und die Vegetation komplett anders“, sagt Deichmann. Seit der Abfahrt genießt er das Mittelmeerklima. Bei Sonne und 15 Grad durch die Olivenhaine und Berge erlebte Deichmann am Freitag „einen super Tag“. „Ich nehme jetzt gerade ein wenig die Inlandsroute parallel zur Küste. Die Strecke ist einfach traumhaft“, berichtet er. Und auch von der Gastfreundschaft in den Dörfern ist Deichmann begeistert. „Die Leute können mich natürlich momentan nicht in ihre Häuser einladen, auch wenn sie das gern machen würden. Aber, wenn ich irgendwo in einem Dorf für eine Mahlzeit hinsetze, dann kommt eigentlich immer jemand und bringt mir einen Tee oder etwas zu Essen. Diese Gastfreundschaft ist einfach unglaublich“, sagt er.

Nette Bekanntschaften: Der Abenteuer wird in den Dörfern herzlich aufgenommen und bekommt immer wieder eine Tee oder eine kostenlose Mahlzeit.

Hoffen auf gute Nachrichten

Auf „Genussfahrt“ soll es in den kommenden Tagen zwar in die richtige Richtung weitergehen, aber eben nicht auf direktem Weg. „Ich habe keine Eile und viel Zeit und werde mit einigen Umwegen die Küste entlang am Mittelmeer in Richtung der syrischen und iranischen Grenze fahren“, sagt er. Zwischen 100 und 120 Kilometer durch die Berge sollen so, wie bereits in der vergangenen Woche, täglich zusammengekommen. In dieser Zeit hofft Deichmann, dass sich auf diplomatischer Ebene etwas tut und er die Sondergenehmigungen erhält, dass er weiter nach Russland kann. „Davor hatte ich der Alternativroute und den kleinen Straßen meinen Spaß und bin erholt, damit ich danach wieder Gas geben kann“, sagt Deichmann. 

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Marvin Weber
Marvin Weberhttp://marvinweber.com/
Marvin Weber ist Multimedia-Redakteur bei triathlon: Neben Artikeln fürs Magazin und die Homepage ist der gebürtige Siegerländer auch immer auf der Suche nach den besten Motiven für die Foto- und Videokamera. Nach dem Umzug in die neue geliebte Wahlheimat Hamburg genießt er im Training vor allem die ausführlichen Ausfahrten am Deich.

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