Die Tage werden kürzer. Das heißt für Jonas Deichmann: Gas geben. „Man merkt mittlerweile, dass es früh dunkel wird. Wenn es bewölkt ist, bereits um 17 Uhr“, sagt der 33-Jährige, der auf seinem Triathlon rund um die Welt beim Schwimmen mittlerweile mehr als die Hälfte geschafft hat. An die frühe Dämmerung allerdings muss er sich erst noch gewöhnen. Anfang der Woche hatte er Split in Kroatien bereits vor Augen und war angesichts des Etappenziels etwas zu euphorisch. „Da habe ich mich ein bisschen verschätzt und war froh, dass ich die letzte Querung gerade noch so geschafft habe, vor der Dunkelheit. Das hätte – mit den Booten, die dort fahren – gefährlich werden können.“ Deichmann hatte gedacht, er käme schneller durch die Passage. „Nach dem Training der vergangenen Wochen habe ich gemerkt, dass mein Tempo höher geworden ist. Ich schwimme mittlerweile mehr als zwei Kilometer pro Stunde, anfangs waren es eher 1,7. Ich bin gerade richtig schnell.“ Für die Querung nach Split hat es eben gerade noch gereicht.
Zuvor hatte der Abenteurer von Trogir aus zunächst mit wechselhaften Bedingungen zu kämpfen gehabt. Am Sonnabend schaffte er aufgrund zu heftiger Winde und zu hoher Wellen nur vier Kilometer. „Dann musste ich einfach raus aus dem Wasser. Aber ich habe einen wunderschönen Unterschlupf gefunden: ein geschlossenes Restaurant mit Terrasse und Meerblick.“ Den Tag darauf legte Deichmann ordentlich Strecke zurück und wurde zwei Kilometer vor Split durch die Dunkelheit gestoppt.
Was folgte, war eine Zwangspause. Der Gegenwind war so heftig, dass er nach einer Stunde erst einen Kilometer weit gekommen war. Da er die letzten 200 Meter davon praktisch auf der Stelle geschwommen war, als er ins offene Meer kam, entschied er sich dazu, in Split aus dem Wasser zu steigen. „Es hat einfach keinen Sinn gemacht“, so Deichmann, der sich in der zweitgrößten Stadt Kroatiens eine kleine Auszeit nahm. „Ich habe den Rest des Tages und den gesamten folgenden Tag dort verbracht. Eine traumhaft schöne Stadt, ich konnte ein bisschen Sightseeing machen, durch die schöne Altstadt. Es gibt derzeit praktisch keine Touristen.“ Als positive Begleiterscheinung der durch Witterungsbedingungen aufgezwungenen Pause: „Es hat meinem Körper richtig gut getan, meine Wunden sind besser geworden. Mein Körper hat diese Zwangspause dankend angenommen.“
Sorgenfalten beim Blick auf die Prognosen
Der zweitweise Stillstand trieb dem Abenteurer aber auch ein paar Sorgenfalten auf die Stirn. „Wir haben Ende Oktober, und im November werden die Bedingungen sicherlich nicht besser. Irgendwann wird das Wasser kälter. Ich muss wirklich Gas geben, um am Ende nicht größere Probleme zu bekommen“, betont Deichmann.
Am Mittwoch setzte er seine Forderung selbst in die Tat um. Kurzerhand änderte er seine Route. „Ich wollte ursprünglich über die Inseln schwimmen, habe aber mittlerweile gelernt, dass ich Infrastruktur brauche. Ich schwimme jetzt also die Küste entlang, da bin ich geschützt durch die größeren Inseln, die davor liegen. Seit Split habe ich dadurch praktisch ruhiges Wasser, kaum Wind, tolles Wetter – und ich glaube, das bleibt für die nächsten Tage erstmal so.“
Der Wiedereinstieg ins Schwimmen nach der Zwangspause sei zwar zunächst ungewohnt gewesen. „Aber ich habe 14 Kilometer geschafft, am Donnerstag dann fast 13. Ich lege die Strecken gerade wirklich mit Highspeed zurück“, so Deichmann. Da kann er auch Schreckmomente locker wegstecken. Als er am Freitag an Omis vorbeischwimmen wollte, musste er ordentlich kämpfen. „Das Wasser, das von der Cetina ins Meer fließt, ist eiskaltes Gebirgswasser, noch dazu gab es eine richtig starke Strömung und ich musste einen Hafen queren. Eine unangenehme Situation.“
Zwei große Querungen stehen noch an
Am Freitag folgten zwölf Kilometer. „Es ist gerade insgesamt ziemlich einfach für mich. Alle sieben bis acht Kilometer kommt eine Ortschaft mit Supermarkt und einer gewissen Infrastruktur, mit guten und überdachten Schlafplätzen, windgeschützt. Dazu scheint die Sonne, es ist warm und die See ist ruhig.“ Am Samstag plant Deichmann seine Ankunft in Makarska. „Das ist die letzte einigermaßen große Stadt vor Dubrovnik. Ich habe noch circa 190 Kilometer vor mir, das sind in etwa 18 volle Schwimmtage, allerdings werde ich sicherlich nochmal pausieren müssen.“ Die Vorhersage für die nächsten Tage ist gut. 50 Kilometer will Deichmann die Küste entlang noch schaffen, bis das Wetter wieder schlechter werden soll. „Dabei sind zwei größere Querungen, eine auf die Insel Hvar, dann geht es sieben Kilometer durch das offene Meer auf eine Halbinsel rüber.“ Der Abenteurer weiß: „Das wird nicht ohne.“
Jonas Deichmann berichtet auf tri-mag.de regelmäßig in Tagebuchform von seinem Triathlon rund um die Welt. Weitere Informationen zu seinen bisherigen Abenteuern sowie ein Livetracker zu seinem Triathlon rund um die Welt finden sich auf seiner Website jonasdeichmann.com.
Alle Tagebucheinträge von Jonas Deichmanns Triathlon um die Welt
- Startschuss | Jonas Deichmann beginnt einen Trip ins Ungewisse
- Woche 1 | Das Wetter bremst Jonas Deichmann früh aus
- Woche 2 | Jonas Deichmann schwimmt im „Jan-Frodeno-Tempo“ durch die Adria
- Woche 3 | Jonas Deichmann trotzt bedrohlichen Situationen – “Panik? Bringt ja nichts!”
- Woche 4 | Jonas Deichmann startet nach Zwangspause durch
- Woche 5 | Jonas Deichmanns letzte große Herausforderung vor dem „Ausschwimmen“
- Woche 6 | Jonas Deichmann sehnt den Schwimmausstieg herbei
- Woche 7 | Spektakulärer Empfang mit Champagnerdusche – Jonas Deichmann wechselt auf das Rad
- Woche 8 |“Ich bin wieder in meinem Metier”
- Woche 9 | Jonas Deichmann kämpft sich durch die Kälte Bulgariens
- Woche 10 | Jonas Deichmann sitzt in der Türkei fest
- Woche 11 | Jonas Deichmann auf Genussfahrt durch türkische Dörfer
- Woche 12-14 | Jonas Deichmann ist rund um Weihnachten und Silvester im Urlaubsmodus unterwegs
- Woche 15 | Warten, weiterfahren oder umkehren – Jonas Deichmann plant um
- Woche 16 | Die Ostroute wird für Jonas Deichmann doch wieder zur Option
- Woche 17 | Kein Vorankommen – aber längst kein Stillstand bei Jonas Deichmann
- Woche 18 | Das Warten hat für Jonas Deichmann ein Ende