Freitag, 13. Dezember 2024

Das Warten hat für Jonas Deichmann ein Ende

Noch ein Tag, dann kommt wieder Bewegung in den Triathlon rund um die Welt. Jonas Deichmann winkt bei seinem Projekt das herbeigesehnte Visum für Russland. Noch hat der Abenteurer die Einreisegenehmigung nicht, die Anzeichen allerdings verdichten sich, dass der 33-Jährige die Grenze passieren darf und 90 Tage Zeit bekommt, um nach Wladiwostok zu fahren. „Ich werde noch einige organisatorische Dinge klären und meine Reiseroute ausarbeiten, dann werde ich mich am Sonntag auf den Weg nach Istanbul machen, um keine Zeit zu verlieren und dort am Freitag im russischen Konsulat mein Visum in Empfang zu nehmen“, sagt Deichmann.

Markus Weinberg Noch leichtes Gepäck: In Bulgarien wird Jonas Deichmann sein Fahrrad für die Anforderungen in Sibirien umbauen.

Marco Henrichs Wegbereiter des möglichen Visums

Bis es diese positiven Signale gab, war es ein langer Weg. Unterstützung hatte Deichmann in den vergangenen Wochen von den Triathlon-Verbänden aus Deutschland und Russland sowie dem russischen Olympischen Komitee erhalten. Eine weitere treibende Kraft war der ehemalige Schwimmer und Triathlet Marco Henrichs, Mitglied im Deutsch-Russischen Forum. „Er hat die Koordination übernommen, ist extrem gut vernetzt“, erklärt Deichmann.

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Frühling sorgt für Mehraufwand

Dass er seine Fahrt gen Pazifik endlich weiterführen kann, bringt nach Wochen in der Warteschleife aber auch negative Begleitumstände mit sich. Während jedem Triathleten angesichts seiner Trainingseinheiten und Wettkämpfe unter freiem Himmel der nahende Frühling ein Lächeln ins Gesicht zaubert, sorgt der Lenz bei Jonas Deichmann für Stirnrunzeln. Natürlich: Auch der Abenteurer absolviert die Etappen bei seinem Triathlon rund um die Welt lieber im Warmen. Bei seinen neuen Planungen aber zieht der Frühling einen deutlichen Mehraufwand nach sich, wenn es in Richtung Osten geht.

Markus Weinberg Zelt statt Ferienwohnung: In der vergangenen Woche hat Jonas Deichmann den Luxus teilweise bereits wieder gegen einfachen Komfort eingetauscht.

Große Temperaturunterschiede

Nicht allein die Radstrecke nach Wladiwostock gilt es zu bewältigen, sondern auch logistische Probleme. „Wenn ich wie geplant Mitte Februar einreisen kann, dann bin ich erst Ende März im tiefsten Sibirien“, erläutert Deichmann. In dem Fall würden ihn weniger extreme Temperaturen erwarten als bei Reiseantritt kalkuliert – bei prognostizierten 20 bis 30 Grad unter Null wird es dennoch ziemlich frisch werden auf dem Fahrrad und im Schlafsack. „Dass ich in einer Zeit nach Sibirien komme, in der es allmählich wärmer wird, ist nicht unbedingt positiv“, betont Deichmann. „Wenn ich wie erwartet drei Monate brauche, um Russland zu durchqueren, werden es im April dort zehn Grad plus sein. Das bedeutet, dass ich Ausrüstung für minus 30 bis plus zehn Grad mitnehmen muss. Das bedeutet mehr Gepäck und macht es logistisch noch schwieriger.“

Während seiner Wartezeit hält sich Jonas Deichmann (rechts) mit Erkundungstouren in die umliegenden Berge fit.

Mit Expeditionsausrüstung durch Russland

Was dem Abenteurer Sorgenfalten auf die Stirn treibt, ist die aktuelle Liefersituation. „Ich habe zuletzt in der Türkei schmerzlich erfahren, dass Pakete nicht ankommen, weil sie im Zoll stecken bleiben. Eine Supply Station einzurichten, ist praktisch unmöglich“, berichtet Deichmann. „Ich werde daher, wenn ich die Einreisegenehmigung nach Russland erhalte, mein Equipment bereits in Bulgarien wechseln. Innerhalb der EU kommen die Pakete an. Dort würde ich also die Ausrüstung hinschicken und umsteigen auf breitere Reifen, einen wärmeren Schlafsack und solche Sachen. Das wird dann die Winter-Expeditionsausrüstung.“

Vorfreude auf die Weiterreise

Vergangene Woche hatte sich Deichmann weiterhin im türkischen Göcek aufgehalten, Besuch von einem Reporter der Deutschen Welle gehabt und sich mit Ausfahrten in die umliegenden Berge fit gehalten. Die Warteschleife zehrte allerdings an den Nerven. „Bin sehr froh, dass es weitergeht. Es wird langweilig, wenn man ein Ziel hat und weiter will, aber nicht kann“, so Deichmann.

Route über Bulgarien und die Ukraine

Die voraussichtliche Route wird ihn über Bulgarien, Rumänien und die Ukraine nach Russland führen. „Von Istanbul aus benötige ich zwei Tage bis nach Bulgarien, dort komme ich problemlos durch. In Rumänien muss ich schnell sein: Ich habe drei Tage Zeit zum Transit, dann brauche ich dort nicht in Quarantäne. In die Ukraine darf ich bei negativem Coronatest ohne Quarantäne einreisen, nach Russland auch, den Test kann ich bereits in Kiew machen.“

Markus Weinberg Solch traumhafte Bedingungen wird Jonas Deichmann auf seiner anstehenden Fahrt in Richtung Pazifik vorerst vermutlich nicht mehr erleben.

Anschließend wird es nicht nur ein Kampf gegen die Witterung, sondern auch gegen die Uhr. „90 Tage sind knapp bemessen. In der jetzigen Jahreszeit benötige ich mindestens 60, eher 70 Tage bis Wladiwostok. Dort tummeln sich Ende April die Segelboote nicht unbedingt. Es wird nicht einfach. Wahrscheinlich muss ich zunächst weiter nach Japan oder Südkorea, um mir dort ein Boot zu suchen“, erklärt Deichmann. Das ist aber Zukunftsmusik. Der Abenteurer betont: „Jetzt geht es erstmal zum Pazifik.“

Jonas Deichmann berichtet auf tri-mag.de regelmäßig in Tagebuchform von seinem Triathlon rund um die Welt. Weitere Informationen zu seinen bisherigen Abenteuern sowie ein Livetracker zu seinem Triathlon rund um die Welt finden sich auf seiner Website jonasdeichmann.com.

Alle Tagebucheinträge von Jonas Deichmanns Triathlon um die Welt

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Bengt Lüdke
Bengt Lüdke
Bengt-Jendrik Lüdke ist Redakteur bei triathlon. Der Sportwissenschaftler volontierte nach seinem Studium bei einem der größten Verlage in Norddeutschland und arbeitete dort vor seinem Wechsel zu spomedis elf Jahre im Sportressort. In seiner Freizeit trifft man ihn in Laufschuhen an der Alster, auf dem Rad an der Elbe – oder sogar manchmal im Schwimmbecken.

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