„Letzte Woche lief bis auf die letzten ein bis zwei Tage ziemlich gut. Ich bin immer die Küste lang geschwommen. Traumhafte Bedingungen, 20 Grad und Sonne, dazu ruhiges Wasser und alle sieben bis acht Kilometer ein Supermarkt“, resümiert Deichmann. In einer Woche kam er so unter Idealbedingungen auf eine Strecke von 80 Kilometer. „Seit Split ist richtig Vollgas angesagt“, sagt der Abenteurer. Weiterer Motivationsfaktor ist dabei sicherlich auch die aktuelle Landschaft, die Deichmann tagtäglich vor Augen hat. „Das ist eine tolle Küste, mit hohen Bergen auf der einen Seite und vorgelagerten Inseln auf der anderen Seite.“

Eine kleinere Schwierigkeit hatte er zunächst lediglich in der Nähe von Makarska zu bewältigen, wo er einen Hafen durchqueren musste. Ansonsten konnte er im Vergleich zu den Vorwochen ohne größere Hindernisse ordentlich Kilometer machen. Einer der Höhepunkte der vergangenen Tage sei vor allem die Begegnung mit einigen Delfinen gewesen, die neben ihm aus dem Wasser gesprungen sind. Und Deichmann konnte nicht nur tierische Freundschaften knüpfen. Das eine oder andere Mal wurde er, als er abends wieder an Land kam, von Einheimischen zum Übernachten und Essen eingeladen. „Über mich wurde in zwei Lokalzeitungen berichtet. Seitdem winken mir winken jetzt öfters Leute vom Strand aus zu. Es sind auch schon Kanufahrer vorbeigekommen. Das macht natürlich Spaß“, berichtet Deichmann.
Immer wieder zurück nach Sućuraj
Bis vergangenen Mittwoch konnte Deichmann so relativ einfach seinen Rhythmus beibehalten und dem ersten Wechsel aufs Rad Kilometer für Kilometer ein Stück näher kommen. Nach den reibungslosen Tagen direkt an der Küste entlang folgte dann jedoch ein relativ anstrengendes Stück, bei dem er vier bis fünf Kilometer aufs offene Meer hinaus in Richtung der Insel Hvar schwimmen musste. „Der Wellengang war ziemlich ordentlich, glücklicherweise jedoch in die richtige Richtung“, sagt Deichmann. Seitdem er den östlichsten Zipfel der Insel in Sućuraj erreicht hat, muss er jedoch kämpfen. Von Sućuraj ging es am nächsten Tag sechs bis sieben Kilometer an der Südseite der Insel entlang. Von dort aus wollte Deichmann eigentlich in die nächstgelegene Ortschaft, um einkaufen zu gehen. Das Problem: „Ich konnte nirgendwo an Land. Überall war dichtes Gestrüpp mit Dornen“, sagt Deichmann. Ihm blieb nicht anderes übrig, als auf dem Landweg wieder zurück nach Sućuraj zu laufen, sich dort zu verpflegen und dann am nächsten Morgen wieder zurück zum Ausstiegspunkt zu laufen.
Nächstes Etappenziel war eine kleine Bucht am Strand von Smokvina, wo die geringste Entfernung zur südlich nächstgelegenen Halbinsel Pelješac ist. Diese Bucht erreichte Deichmann auch am Donnerstagabend nach rund zwölf Kilometern Tagwerk. „Da habe ich noch einmal richtig Gas gegeben“, sagt er. Am Freitag war er bereit für die rund acht Kilometer lange Meeresquerung. „Aber ich bin am Morgen los geschwommen und habe es nach gut einem Kilometer abgebrochen, weil ich in die falsche Richtung aufs offene Meer rausgetrieben wurde“, berichtet Deichmann. Die Strömung sei so stark gewesen, dass er es gerade so noch zurück in die Bucht geschafft habe. Wieder an Land ging es erneut zurück nach Sućuraj, der einzige Ort in unmittelbarer Nähe, wo Deichmann in diesen Tagen etwas zu essen finden konnte. „An der Hauptstraße hat mich dann jemand mitgenommen. Jetzt konnte ich hier noch einmal einkaufen, mich stärken und einen Plan schmieden, wie ich diese Meerenge bezwingen kann“, sagt Deichmann.

Mit neuer App und Hilfe der Einheimischen auf der Suche nach einem Plan
Bessere Prognosen für das Vorhaben erhofft sich der Abenteurer über ein neu heruntergeladene Wind- und Strömungs-App. „Ich muss da irgendwie rüberkommen. Aber sind einfach acht Kilometer auf offenem Meer mit einer ziemlich starken Strömung nach draußen“, sagt Deichmann. Eine Überlegung wäre, ein Stück östlicher zu starten, sich dann ein wenig von der Strömung mittreiben zu lassen und diese dann in Richtung der südlichen Halbinsel zu verlassen. „Das ist natürlich eine heikle Sache. Wenn man sich da vertut, endet man auf dem offenen Meer“, sagt er. Einen finalen Plan hat Deichmann bis zum Freitagabend noch nicht in der Tasche. Unterstützung bekommt er von der heimischen Bevölkerung im Dorf, wo sich sein Problem bereits rumgesprochen hat. „Ich habe auch eine Einladung bekommen, hier im Hafen auf einem Boot zu übernachten“, sagt Deichmann. Dort kann er Kraft sammeln für die vermutlich letzte größere Herausforderung beim Schwimmen. „Danach geht es noch rund 125 relativ einfache Kilometer an der Halbinsel Pelješac entlang, ehe ich in Dubrovnik ankomme“, so Deichmanns Plan. „Wenn ich da rüber komme, ist sozusagen Ausschwimmen angesagt. Aber das wird nicht ohne.“ Angst habe er nicht, aber allergrößten Respekt, weil er wisse, was alles passieren könne.
Essen, Übernachtungsmöglichkeiten, Wetter und ein wenig US-Wahl
Abseits seines Abenteuers werde er oft gefragt, wie viel er vom aktuellen Weltgeschehen rund um das Coronavirus und die US-Wahl mitbekomme. „Ich lese natürlich immer wieder, was gerade aktuell los ist und freue mich auch, wenn Donald Trump nicht mehr Präsident sein sollte“, so Deichmann. Aber die meiste Zeit denke er an etwas Anderes. „Mein Leben ist momentan ganz schön simpel. Wo finde ich etwas zu essen, wo übernachte ich und wie ist das Wetter morgen? Das ist das, was mir hauptsächlich durch den Kopf geht“, sagt er.
Jonas Deichmann berichtet auf tri-mag.de regelmäßig in Tagebuchform von seinem Triathlon rund um die Welt. Weitere Informationen zu seinen bisherigen Abenteuern sowie ein Livetracker zu seinem Triathlon rund um die Welt finden sich auf seiner Website jonasdeichmann.com.
Alle Tagebucheinträge von Jonas Deichmanns Triathlon um die Welt
- Startschuss | Jonas Deichmann beginnt einen Trip ins Ungewisse
- Woche 1 | Das Wetter bremst Jonas Deichmann früh aus
- Woche 2 | Jonas Deichmann schwimmt im „Jan-Frodeno-Tempo“ durch die Adria
- Woche 3 | Jonas Deichmann trotzt bedrohlichen Situationen – “Panik? Bringt ja nichts!”
- Woche 4 | Jonas Deichmann startet nach Zwangspause durch
- Woche 5 | Jonas Deichmanns letzte große Herausforderung vor dem „Ausschwimmen“
- Woche 6 | Jonas Deichmann sehnt den Schwimmausstieg herbei
- Woche 7 | Spektakulärer Empfang mit Champagnerdusche – Jonas Deichmann wechselt auf das Rad
- Woche 8 |“Ich bin wieder in meinem Metier”
- Woche 9 | Jonas Deichmann kämpft sich durch die Kälte Bulgariens
- Woche 10 | Jonas Deichmann sitzt in der Türkei fest
- Woche 11 | Jonas Deichmann auf Genussfahrt durch türkische Dörfer
- Woche 12-14 | Jonas Deichmann ist rund um Weihnachten und Silvester im Urlaubsmodus unterwegs
- Woche 15 | Warten, weiterfahren oder umkehren – Jonas Deichmann plant um
- Woche 16 | Die Ostroute wird für Jonas Deichmann doch wieder zur Option
- Woche 17 | Kein Vorankommen – aber längst kein Stillstand bei Jonas Deichmann
- Woche 18 | Das Warten hat für Jonas Deichmann ein Ende