Donnerstag, 24. April 2025

Ohne Veranstalter keine Veranstaltungen

Die Corona-Welle bricht über Mitteleuropa herein, die Einschränkungen haben den Alltag der Deutschen längst im Griff. In Zeiten, wo wir uns mit nicht mehr als zwei Menschen versammeln dürfen, ist es mehr als fraglich, ob wir schon bald mit mehr als zweitausend Sport machen können. Prognosen, wann die gegenwärtigen Beschränkungen gelockert werden können, sind schwer. „Nach Ostern“, sagen die einen Experten. „In mehreren Monaten“, behaupten andere.

Der Countdown tickt …

Noch sind es eher internationale Rennen aus wärmeren Gefilden, die abgesagt oder verschoben werden – doch auch die nationale Kernsaison rückt näher. Auch wenn der Rennveranstalter den Ironman 70.3 Kraichgau noch nicht abgesagt hat, ist eine Austragung aufgrund einer landesweiten Verordnung in Baden-Württemberg zum geplanten Termin am 7. Juni wohl nicht möglich. Und der Countdown tickt umerbärmlich bis zum geplanten Ironman Hamburg (89 Tage), zum Ironman Frankfurt (96 Tage), zur Challenge Roth (103 Tage) und zum Hamburg Wasser World Triathlon (109 Tage) …

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Einige Triathleten befürchten, dass die Veranstalter hierzulande genauso verfahren werden, wie Ironman es aktuell mit den Rennverschiebungen weltweit handhabt: Das Startrecht wird auf den späteren Termin verschoben (Ironman bietet hier wahlweise den Ersatztermin später im Jahr oder die reguläre Austragung im kommenden an), eine Rückerstattung des Startgeldes ist nicht vorgesehen. Und die ersten Sportler wollen schon vor den Absagen ihrer Rennen dagegen aktiv werden, ihre Startgelder notfalls mit juristischem Beistand einfordern – im Netz, in den sogenannten sozialen Medien, wird schon über Sammelklagen gegen die Veranstalter diskutiert …

Rennveranstalter ist ein Job, der Herzblut erfordert

Natürlich ist es für uns alle schmerzhaft, wenn wir für unser Startgeld bei den hochpreisigen Ironman-Events in den kommenden Monaten nicht ins Rennen gehen könnten. Und natürlich geht ein Teil dieser Startgelderlöse in die USA und nach China. Aber: An den Rennen hängen auch viele Arbeitsplätze hierzulande. Und auch wenn die Gesamtmarke Ironman seit einigen Jahren in den Händen von Investoren liegt, sind es die Menschen hierzulande, in Liederbach und Hamburg, die mit viel Herzblut einen unglaublichen Einsatz leisten, um uns diese Rennen in dieser Qualität zu liefern, allen voran eure Renndirektoren Pascal Morillon, Konrad Straube und Mike Matthias. Wer diese Menschen wie ich persönlich kennenlernen durfte, der weiß, dass auch sie mit euch leiden, weil sie alles tun würden, wenn es darum ginge, euer und unser Rennerlebnis noch besser zu machen. Und was bei den Events eines internationalen Sportkonzerns gilt, das trifft noch viel mehr auf die Einzelrennveranstalter in Deutschland zu. Ein Felix Walchshöfer würde eine Rennabsage in Roth wohl nie beschließen, ohne bittere Tränen zu weinen. Nicht wegen der persönlichen Enttäuschung, sondern wegen der seiner Starter, für die er ein ganzes Jahr lang jeden Morgen ins Büro geht.

Auch ich bin beruflich in den Triathlonsport gekommen, weil mich diese geniale Kombi aus Schwimmen, Radfahren und Laufen seit meiner Jugend fasziniert hat. Ich wollte dem Sport etwas zurückgeben. Dass ich damit auch meinen Lebensunterhalt, den meiner Familie und meiner Mitarbeiter finanzieren kann, hat sich erst später ergeben. Das gilt auch für die Menschen, die uns den Sport als Wettkampfsport ermöglichen. Wenn all diese Menschen, die ihren Job nicht aus Profitgier, sondern mit Herzblut betreiben, die ihre Überstunden nicht zählen und schon in guten Zeiten über so manche unverschämte E-Mail hinweglächeln (auch das gilt übrigens für Verleger!), plötzlich alle nicht mehr da wären, nur weil sich Triathlon-Deutschland in Zeiten der Corona-Krise zu einer Sammelklage „solidarisiert“, dann hätten wir alle ein Problem. 

Triathleten sind Sportler mit Durchhaltevermögen

Wir müssen momentan eine Durststrecke durchstehen und durchstehen heißt auch, etwas aushalten zu müssen, was nach meiner Beobachtung schon der Generaration nach mir (ich bin 45) sehr schwer fällt. Dieses Durchhalten kann in diesem Fall bedeuten, eine Leistung, für die wir bezahlt haben, etwas später zu bekommen, weil eine wirklich höhere Gewalt sie momentan nicht ermöglicht. Ich selbst sehe mich im Verlag auch mit ein paar Abokündigungen konfrontiert, die damit begründet sind, dass ja erst mal keine Rennen stattfinden. Aber an Dingen, über die wir berichten können, mangelt es uns auch ohne Rennen nicht. 

Daher freue ich mich, dass wir seit einigen Tagen überdurchschnittlich viele Abo-Neubestellungen haben (das geht übrigens ganz einfach hier). Und wenn es hart auf hart kommt, dass eine Ausgabe verschoben werden muss, weil unsere Druckerei krankheitsbedingt ausfällt oder Lieferketten von Papier unterbrochen sind (wovon in beiden Fällen nicht ausgehe), dann wird der bezahlte Abozeitraum eben kulant verlängert. 

Auch wir stehen unseren jahrelang treuen Partnern, die momentan teilweise vor immensen Herausforderungen stehen, solidarisch gegenüber. Solidarität heißt, jetzt gemeinsam an der Zukunft zu arbeiten, und nicht, sich zu Sammelklagen zusammenzurotten.

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Frank Wechsel
Frank Wechsel
Frank Wechsel ist Herausgeber der Zeitschriften SWIM und triathlon. Schon während seines Medizinstudiums gründete er im Oktober 2000 zusammen mit Silke Insel den spomedis-Verlag. Frank Wechsel ist zehnfacher Langdistanz-Finisher im Triathlon – 1996 absolvierte er erfolgreich den Ironman auf Hawaii.

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