In einem spannenden Rennen bis zur Ziellinie gewinnt Laura Lindemann die Bronzemedaille hinter der Siegerin Beth Potter und Cassandre Beaugrand. Nina Eim wird Sechste und sichert sich ebenso wie Laura Lindemann die direkte Qualifikation für die Olympischen Spiele 2024.
Die Seine schimmerte im Sonnenaufgang über Paris in einem Goldton, als pünktlich um acht Uhr der Startschuss zum olympischen Testevent der Triathletinnen in Paris ertönte. Das Feld von 55 Athletinnen hatte sich vor beeindruckender Kulisse an der Pont Alexandre III auf dem Startponton eingefunden. Dabei war es interessant zu sehen, dass die Triathletinnen außerhalb der Top Ten, die aus der Mitte des Feldes starten mussten, eher an der Seite des Pontons standen. So sortierte sich eine der Mitfavoritinnen, die US-Amerikanerin Taylor Knibb, an der Seite ein, um einen vermeintlich besseren und freieren Weg zu haben. Die Wassertemperatur am Morgen wurde auf 20 Grad bestimmt, weshalb für die Profi-Triathletinnen das Schwimmen ohne Neoprenanzug stattfand.
Cassandre Beaugrand an der Spitze des Feldes
Von Beginn des Schwimmens war es die Französin Cassandre Beaugrand, die das Tempo an der Spitze mitbestimmte. Nach 910 Metern war die erste von zwei Schwimmrunden beendet. Die Schnellste am Australian Exit war die Italienerin Bianca Seregni, vor Summer Rappaport (+ 3 Sekunden) und Cassandre Beaugrand (+ 7 Sekunden). Zu diesem Zeitpunkt platzierte sich Lena Meißner als beste Deutsche mit 16 Sekunden Rückstand auf die Spitze auf dem achten Platz. In der Reihenfolge der ersten drei Athletinnen änderte sich auch nichts auf der zweiten Schwimmrunde, die 590 Meter lang war. So war es Bianca Seregni, die nach insgesamt 1.500 Metern in 19:42 Minuten als erste Athletin aus dem Wasser kam und die 36 Stufen zur Wechselzone auf der Pont Alexandre III in Angriff nehmen konnte. Lena Meißner und Laura Lindemann, die mit einer starken zweiten Schwimmrunde die Führungsgruppe halten konnten, waren durch ihre Schwimmleistung direkt Teil der vorderen Gruppe, die aufs Rad stieg. Wohingegen Taylor Knibb mit 36 Sekunden Rückstand aus der Seine stieg und sich somit als Verfolgerin wiederfand.
Aus drei mach eins
Nach dem Schwimmen formierten sich zwei Verfolgergruppen, die den Abstand auf die acht Führenden möglichst schnell egalisieren wollten. Teil der zweiten Verfolgergruppe waren Nina Eim und Lisa Tertsch, die das Tempo zum Schließen der Lücke mitbestimmten. Nach nicht einmal zwei von sieben Radrunden über 5.715 Meter war es den Verfolgerinnen gelungen, einen Zusammenschluss herbeizuführen, sodass eine Gruppe aus 24 Athletinnen entstand.
Dem Tempo auf dem Rad nicht mehr folgen konnte die Führende nach dem Schwimmen, Bianca Seregni, die abreißen lassen musste. Unter den Führenden befanden sich mit Taylor Knibb, Beth Potter, Taylor Spivey sowie den vier deutschen Athletinnen alle Favoritinnen, die dort zu erwarten waren. Das Tempo über Kopfsteinpflaster und an den Sehenswürdigkeiten Grand sowie Petit Palais, Champs Élysées und dem Orsay Museum vorbei wurde durchgehend hochgehalten, sodass die weiteren Verfolgerinnen keine Chance hatten aufzuschließen.
Die US-Amerikanerin Taylor Knibb, die jüngst die PTO US Open über das 100-Kilometer-Format für sich entscheiden konnte, befand sich immer wieder in der Führungsposition, um das Tempo hochzuhalten und die Gruppe zu splitten. Nach einer Rennzeit von 1:18:10 Stunden kam die Führungsgruppe, angeführt von Taylor Spivey, in die Wechselzone, um auf die Laufstrecke zu gehen.
Laura Lindemann und Lisa Tertsch an der Spitze
Ein schneller Wechsel und hohes Tempo auf der Seite von Beaugrand sorgte dafür, dass die Französin direkt eine kleine Lücke zu den Verfolgerinnen reißen konnte. Taylor Knibb musste mit einem langsamen Wechsel direkt Zeit einbüßen. Laura Lindemann, Lisa Tertsch sowie Nina Eim waren unter den Top Sechs unmittelbar hinter der furios auflaufenden Beaugrand. Zum Ende der ersten von vier Laufrunden über 2,5 Kilometer übernahm die ehemalige Leichtathletin Beth Potter die Anschlussarbeit auf die Französin und konnte die Lücke mit dem Einläuten der zweiten Runde schließen. Direkt im Schlepptau waren die zweite Französin Emma Lombardi und Laura Lindemann, wohingegen Nina Eim etwas reißen lassen musste und sich zwischen Führungsgruppe und den Verfolgerinnen auf Platz sechs befand.
Taylor Knibb gelang mit einer starken Laufleistung der Anschluss an die Gruppe der Verfolgerinnen, die zu Beginn der dritten Runde aus Nina Eim, Taylor Spivey, Jeanne Lehair und Kate Waugh bestand. Auch an der Spitze wurde das Tempo von Potter und Beaugrand forciert, sodass die Gruppe aus fünf Läuferinnen aufgeteilt wurde. Die Erste, die dem Tempo nicht mehr folgen konnte, war Lisa Tertsch, ehe Laura Lindemann und Emma Lombardi ebenfalls eine Lücke entstehen lassen mussten. Im Gleichschritt, und unter dem Applaus der am Streckenrand stehenden Zuschauer, setzten sich die Britin Potter und Beaugrand vom Feld ab, Lindemann und Lombardi folgten im gleichen Stil. Während Taylor Knibb auf fünfter Position lief, überholte Nina Eim ihre Konkurrentin um den direkten Qualifikationsplatz für die Olympischen Spiele Lisa Tertsch, die dem Anfangstempo etwas Tribut zollen musste.
An der Spitze versuchte Beth Potter mit kleinen Tempospitzen um die engen Kurven, Cassandre Beaugrand unter Druck zu setzen. Im Laufduo dahinter war es ein stetiger Wechsel von Emma Lombardi und Laura Lindemann im Kampf um Bronze und Taylor Knibb auf Position fünf versuchte den Abstand noch einmal zu minimieren. Keine 200 Meter vor dem Zielbanner kam der entscheidende Boost, im Sprint setzte sich Beth Potter gegen Cassandre Beaugrand durch. Dahinter war es Laura Lindemann, die in ähnlicher Manier Emma Lobardi im Kampf um Bronze distanzieren konnte. Taylor Knibb und Nina Eim folgten in einem spannenden Rennen auf den Plätzen fünf und sechs. Lisa Tertsch überquerte als Neunte die Ziellinie, Lena Meißner wurde 22. und Marlene Gomez-Göggel lief als 28. ins Ziel.
Laura Lindemann und Nina Eim für Paris 2024 qualifiziert
Laura Lindemann, die bei der Supersprint-Weltmeisterschaft in Hamburg schon die Bronzemedaille gewinnen konnte, sicherte sich mit dem dritten Platz beim Olympia-Testevent eine von zwei namentlichen Nominierungen für die Olympischen Spiele in Paris im nächsten Jahr. Nina Eim, die trotz der entstehenden Lücke auf die Spitze nach der zweiten Laufrunde weiterhin an ihre Chance glaubte, kann sich ebenso wie Lindemann über die direkte Qualifikation für die Olympischen Spiele freuen. Die Voraussetzung für eine direkte namentliche Qualifikation für die DTU-Athletinnen war es, eine Top-Acht-Platzierung beim Testevent einzufahren.
„Es bedeutet mir so viel, frühzeitig für die Olympischen Spiele qualifiziert zu sein. Es gibt mir Sicherheit und ich kann den Fokus voll auf die Olympischen Spiele im nächsten Jahr legen. Ich hatte ein sehr sehr gutes Rennen, konnte beim Schwimmen gute Füße finden, beim Radfahren mit der Gruppe mitfahren und beim Laufen hatte ich richtig gute Beine“, so Lindemann nach ihrer Olympiaqualifikation und dem dritten Platz beim Olympia-Testevent.
Toller Bericht und herausragende Bilder!!