Samstag, 27. April 2024

Patrik Nilsson gewinnt Ironman Frankfurt vor Hogenhaug und McNamee

Anna Bruder / spomedis

Nachdem bereits gestern in Finnland die Ironman-Europameisterschaft für die Frauen ausgetragen wurde, hielt der Ironman Frankfurt in diesem Jahr ausschließlich ein Profirennen für die Männer bereit. In dem hochklassig besetzten Feld ging es neben dem EM-Titel auf der Langdistanz auch um insgesamt drei der begehrten Slots für die diesjährige Ironman-WM auf Hawaii im Oktober. Für viele der Topathleten, von denen die meisten im Startfeld noch nicht qualifiziert waren, sollte es in diesem Jahr wohl auch letzte Chance auf eine mögliche Qualifikation sein. Am Ende sollte es in einem Marathon-Krimi nicht nur bis kurz vor Schluss spannend um den Sieg bleiben, sondern beim Kampf um die Kona-Quali nach mehr als acht Stunden Rennzeit tatsächlich auf jede einzelne Sekunde ankommen.

Große Gruppe steigt aus dem Langener Waldsee

Die 3,8 Kilometer der Auftaktdisziplin verliefen an der Spitze des Feldes in Abwesenheit eines „Überschwimmers“ ohne erfolgreiche Ausreißversuche. Nachdem Paul Schuster die große Spitzengruppe beim Landgang zwischenzeitlich auf die zweiten Runde führte, war es am Ende der Schwimmstrecke der Schwede Patrik Nilsson, der nach 49:35 Minuten als Erster aus dem Wasser stieg. Innerhalb von knapp 30 Sekunden kamen die 15 Athleten aus der Führungsgruppe zusammen in die erste Wechselzone. Mit dabei außerdem eine Vielzahl von Favoriten: Pieter Heemeryck (BEL), Maurice Clavel, Franz Löschke, Paul Schuster, Brent McMahon (CAN), Thomas Davis, David McNamee (beide GBR), Kristian Hogenhaug (DEN), Kyle Buckingham (RSA) und der Norweger Casper Stornes bei seiner kurzentschlossenen Langdistanz-Premiere. Die fünfköpfige Verfolgergruppe um Tobias Drachler, Philipp Koutny (SUI), Marcus Herbst, Andreas Jung und Milosz Sowinski (POL) musste einen Rückstand von zwei Minuten hinnehmen und stieg nach 51:30 Minuten aus dem Wasser.

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Heemeryck mit Ausreißversuch, Hogenhaug setzt sich alleine ab

Auf dem Rad formierte sich in den ersten Kilometern zunächst eine achtköpfige Spitzengruppe, nachdem einige Athleten beim sandigen Aufstieg in Richtung Wechselzone und beim ersten Wechsel wertvolle Sekunden verloren und den Sprung in die Führungsgruppe zunächst verpassten. Mit dabei: Heemeryck, Löschke, Clavel, Nilsson, McMahon, Schuster, McNamee und Gregor Schreiner. Während am Ende der Führungsgruppe nach gut 45 Kilometern auch Casper Stornes und Kristian Hogenhaug aufschließen konnten, ergriff bereits einige Kilometer zuvor Pieter Heemeryck die Initiative und attackierte erfolgreich. Der Belgier riss eine Lücke, die er im Laufe der nächsten Stunde immer weiter ausbauen konnte. Bei Kilometer 98 betrug Heemerycks Vorsprung auf die Verfolgergruppe bereits vier Minuten – eine zu diesem Zeitpunkt sehr gute Ausgangslage. Gregor Schreiner, der aufgrund eines nicht vollständig durchgezogenen Überholvorgangs eine Zeitstrafe von fünf Minuten bekam, fiel als einziger Athlet aus der ersten Gruppe heraus und musste sich nach der Zwangspause eine Gruppe weiter hinten bei Drachler, Koutny, Herbst und Davis einsortieren, die zu diesem Zeitpunkt elf Minuten hinter Heemeryck lag.

Nachdem es in der Verfolgung von Heemeryck immer wieder zu Abstimmungsproblemen bei der Führungsarbeit in der ersten Gruppe kam und niemand aufs Tempo drücken wollte, war es schließlich der radstarke Kristian Hogenhaug, der die Flucht nach vorn ergriff. Der Däne, der schon vorher für die Ironman-WM auf Hawaii qualifiziert war, setzte alles daran, den Abstand auf den Führenden zu verkleinern, fuhr innerhalb von knapp 20 Kilometern bis Kilometer 115 gut zwei Minuten auf Heemeryck zu und setzte sich schließlich auch von der Gruppe ab. Weitere zehn Kilometer später übernahm Hogenhaug die Führung und löste Heemeryck an der Spitze ab, der dem Tempo des Dänen nichts entgegenzusetzen hatte und ihn direkt ziehen lassen musste. Diese alleinige Führung sollte Hogenhaug, der vor zwei Jahren bereits bei seinem Sieg des Ironman Hamburg ähnlich das Feld auf dem Rad dominierte, bis zur zweiten Wechselzone nicht mehr hergeben. Mit einem Split von 4:16:10 Stunden für die rund 183 Kilometer und der schnellsten Radzeit des Tages wechselte er nach 5:09:36 Stunden als Erster in die Laufschuhe. Mit gut acht Minuten Rückstand kamen die acht Verfolger Stornes, McMahon, Nilsson, Clavel, Löschke, McNamee, Schuster und Heemeryck in T2 an. Das Duo um Herbst und Sowinski folgte 18 Minuten Rückstand, dahinter gingen unter anderem Drachler und Koutny 25 Minuten hinter Hogenhaug auf die Laufstrecke.

Marathon-Krimi: Hogenhaug behauptet sich lang, Nilsson rennt in 2:39 Stunden zum EM-Titel

Während Kristian Hogenhaug an der Spitze nach seiner unglaublichen Solo-Radfahrt mit einem komfortablen Vorsprung alleine den Marathon in Angriff nahm, entfachte sich dahinter ein wahrer Marathon-Krimi um die Podiumsplätze und die drei heißbegehrten Kona-Slots. Zunächst formierte sich auf den ersten Kilometern ein Quartett aus Nilsson, Stornes, Heemeryck und McNamee in der direkten Verfolgung. Nach knapp sieben Kilometern war es der Brite McNamee, der aus der Viergruppe zunächst herausfiel. Den Rückstand auf Kristian Hogenhaug konnte die Gruppe Stück für Stück verringern. Nach zehn Kilometern betrug der Abstand auf den führenden Dänen noch fünfeinhalb Minuten. Aus der einstigen Viergruppe wurden zwei Duos: Während die beiden Skandinavier Patrik Nilsson und Casper Stornes gemeinsam auf den Plätzen zwei und drei liefen, lagen Heemeryck und McNamee gut 20 Sekunden dahinter zwischenzeitlich zusammen auf den Rängen vier und fünf. Die erste von vier Laufrunden beendete Maurice Clavel auf Position sechs, Brent McMahon auf Platz sieben, Paul Schuster und Franz Löschke auf den Plätzen acht und neun – alle mit jeweils sechs bis sieben Minuten Rückstand zu diesem Zeitpunkt.

Während Hogenhaug immer mehr an Boden zu seinen direkten Verfolgern verlor, musste Casper Stornes bei seiner ersten Langdistanz den Kontakt zum stark laufenden Patrik Nilsson nach 15 Kilometern abreißen lassen. Der Norweger, der erst vor drei Wochen Elfter bei den Olympischen Spielen in Tokio wurde und ohne große spezifische Vorbereitung in das Rennen ging, bekam es mit Magenproblemen zu tun und musste immer wieder Toiletten-Stopps einlegen. Nachdem er kurze Zeit später von Heemeryck und McNamee überholt und auf Platz fünf verdrängt wurde, war bei Kilometer 25 der Ofen aus. Sichtlich erschöpft und mit mehreren Pausen schleppte sich der 24-Jährige mit einer Mischung aus gehen, joggen und Toiletten-Stopps über die Laufstrecke am Main und fiel damit aus dem Kampf um die Top-Platzierungen heraus.

Dafür konnte David McNamee, bekannt als starker Läufer, nach 27 Kilometern auf Patrik Nilsson aufschließen und Pieter Heemeryck distanzieren. Das Verfolgerduo konnte immer weiter auf Kristian Hogenhaug aufschließen, nach 35 Kilometer betrug der Vorsprung nur noch eine Minute. In der entscheidenden abschließenden Phase des Marathons hatte am Ende Patrik Nilsson die besten Beine und setzte sich noch einmal von seinem Mitstreiter McNamee ab. Nach Kilometer 37 war es schließlich so weit: Nach mehreren Stunden alleiniger Führung wurde Kristian Hogenhaug an der Spitze abgelöst von seinem Teamkollegen Patrik Nilsson, der mit einem phänomenalen Marathon seinem ersten Ironman-EM-Titel entgegenlief. Mit der schnellsten Laufzeit des Tages von 2:39:40 Stunden gewann der Schwede am Ende mit einer Gesamtzeit von 7:59:21 Stunden. Dahinter konnte sich Hogenhaug erfolgreich gegen die Aufholjagd von McNamee wehren und kam mit 56 Sekunden Rückstand ins Ziel. McNamee komplettierte das Podium mit einer Gesamtzeit von 8:02:29 Stunden und dem zweitschnellsten Marathon des Tages von 2:42:59 Stunden.

Franz Löschke verpasst Hawaii-Quali auf Platz fünf um 20 Sekunden

Um den vierten Platz und damit den letzten Slot für die diesjährige Ironman-WM in Kona entfachte am Ende noch einmal ein Kampf, bei dem es um jede Sekunde ging: Pieter Heemeryck wurde gegen Ende des Marathons noch einmal erheblich langsamer und verlor innerhalb weniger Kilometer viel von seinem Vorsprung auf Franz Löschke. Nur einen Kilometer vor dem Ziel betrug Heemerycks Vorsprung auf Löschke nur noch 20 Sekunden, während der Deutsche zu diesem Zeitpunkt 30 Sekunden pro Kilometer schneller lief als sein belgischer Konkurrent. Dieser bekam die Info jedoch rechtzeitig und konnte alle verfügbaren Kräfte mobilisieren. Mit einer lang gezogenen Beschleunigung konnte Heemeryck seinen Vorsprung noch ins Ziel retten und qualifizierte sich mit Platz vier und einer Endzeit von 8:07:11 Stunden für die erste Ironman-Weltmeisterschaft in seiner Karriere. Franz Löschke folgte 20 Sekunden hinter dem Belgier und verpasste damit den letzten Hawaii-Slot nur denkbar knapp. 2:10 Minuten hinter Löschke folgte Landsmann Maurice Clavel auf Platz sechs (8:09:41 Stunden), kurz danach Paul Schuster mit einem starken Rennen auf Platz sieben (8:11:23 Stunden). Komplettiert wurden die Top 10 von Milosz Sowinski, Ivan Tutukin und Dylan Magnien. Marcus Herbst beendete das Rennen auf Platz zwölf, die Deutschen Fabian Günther, Tobias Drachler, Michael Kalb und Andreas Jung liefen auf den Rängen 15, 18, 20 und 21 durchs Ziel. Philipp Mock, Marc Unger, Fabian Rahn finishten auf den Plätzen 23, 24 und 25.

Ironman European Championship Frankfurt | Männer

15. August 2021 | Frankfurt (Deutschland)
PlatzNameLandGesamt3,8 km Swim180 km Bike42 km Run
1Patrik NilssonSWE7:59:2149:354:25:092:39:40
2Kristian HogenhaugDEN8:00:1850:014:16:102:48:47
3David McNameeGBR8:02:2949:514:25:042:42:59
4Pieter HeemeryckBEL8:07:1149:454:25:142:47:29
5Franz LöschkeGER8:07:3249:454:25:112:47:10
6Maurice ClavelGER8:09:4149:374:25:042:49:55
7Paul SchusterGER8:11:2349:374:25:142:51:27
8Milosz SowinskiPOL8:17:5251:374:32:442:48:12
9Ivan TutukinKAZ8:20:0450:034:40:532:43:45
10Dylan MagnienFRA8:23:4549:414:40:452:47.42
12Marcus HerbstGER8:28:1251:334:33:042:58:31
15Fabian GüntherGER8:34:4954:024:37:222:58:01
18Tobias DrachlerGER8:37:5251:314:39:323:01:29
20Michael KalbGER8:40:1453:574:37:353:03:10
21Andreas JungGER8:40:2451:304:37:133:06:56
23Philipp MockGER8:56:431:00:454:32:453:16:27
24Marc UngerGER8:56:4358:164:41:573:10:39
25Fabian RahnGER8:59:531:00:584:55:262:57:25
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Simon Müller
Simon Müller
Simon Müller ist selbst als ambitionierter Athlet unterwegs. 2022 wurde er Deutscher Meister auf der Kurzdistanz, 2019 qualifizierte sich bei seinem ersten Ironman in Mexiko mit einem AK-Sieg in 8:45 Stunden für den Ironman Hawaii. In seiner Brust schlägt neben dem Triathleten- auch ganz besonders ein Läuferherz. Simons Bestzeite über 10 Kilometer liegt bei unglaublichen 30:29 Minuten.

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