Wenn die erste Euphorie nach dem persönlichen Saisonhighlight verflogen ist, kann es an der Gute-Laune-Front ganz schön düster aussehen. Wie soll man damit umgehen und schließlich die Motivation für neue Ziele finden? Ein Erfahrungsbericht.
Gut einen Monat ist der Ironman Frankfurt nun her, und damit meine erste Langdistanz. Ich weiß nicht so richtig, ob es „schon“ oder „erst“ ein Monat ist. Wahrscheinlich Letzteres, denn es kommt mir vor wie eine Ewigkeit. Sogar die Haare meiner rasierten Unterarme haben fast vollständig ihr Ausgangsniveau erreicht. Vor, während und nach dem Wettkampf saß ich in der oftmals zitierten Achterbahn der Gefühle – danach fuhr sie leider häufiger bergab als mir lieb war und als ich mir vorgestellt hatte. Aber von vorn.
Sie haben ihr Ziel erreicht
Ich kann nur für mich sprechen, gehe aber davon aus, dass sich die meisten während einer Langdistanz darauf freuen, das Ziel zu erreichen. Der Grad der Verzweiflung kann dabei sicherlich variieren – je nachdem, wie es läuft. Bei mir überwog die Freude und ich empfand es auch nicht als allzu schlimm, mit drei Bändchen am Arm noch ein letztes Mal am Zielkanal vorbeizulaufen, während mein kurzfristiger Sparringspartner bereits abbiegen durfte. So zumindest die Erinnerung, das Gehirn leistet in puncto Verdrängung ja oftmals gute Arbeit.
Das Gefühl, das ich beim Abbiegen dann empfunden habe, kann ich nicht in Worte fassen. Muss man dabei gewesen sein und es erlebt haben. Am besten lässt es sich wahrscheinlich als Glückseligkeit beschreiben. Alle Schmerzen waren auf wundersame Weise wie weggeblasen und ich selbst im Tunnel. Außer „You are an Ironman“ von Hartwig „Haddi“ Thöne und Till Schenk habe ich kaum etwas mitbekommen. So oft habe ich meinen Namen gehört. Von wem? Keine Ahnung. Wo war noch mal diese Glocke, die man als Rookie läuten sollte? Egal. Vielleicht war ich nie zuvor so sehr im Hier und Jetzt wie zu diesem Zeitpunkt. Rückblickend hätte ich den Zieleinlauf gern mehr genossen oder ausgekostet, mehr um mich herum wahrgenommen. Gleichzeitig war ich auf diesen 130 Metern (Quelle: Google Maps) ganz alleine mit mir und meinen Millionen unsortierten Gedanken, und das war wunderschön.
Mindestens so wunderschön war es allerdings, hinter der Ziellinie von vielen wunderbaren Menschen empfangen zu werden, die mich auf meiner „Road to Römer“ begleitet haben. So häufig habe ich mir genau diesen sowie viele weitere Momente des Renntags vorgestellt – vor dem Einschlafen, nach dem Aufwachen, beim Radtraining am Deich, bei langen Läufen an der Alster. Und auf jeden Fall, um mich durch die eine oder andere Schwimmeinheit zu bringen. Der Zieleinlauf kam mir schließlich viel zu kurz vor und selbst die knapp 13 Wettkampfstunden erscheinen lächerlich in Relation zu der Zeit, die man in den Wochen und Monaten zuvor mit dem Training verbracht hat. Nun also das Zieltor: Uhr stoppen, Umarmung, kurzer Heulkrampf, Medaille, Kopf in die Wassertonne, noch mehr Umarmungen und weitere Tränen … Bis ich schließlich nach den nötigsten Aktivitäten (Athletengarten, Rad abholen, den Tag Revue passieren lassen) im Bett lag, war es kurz vor Mitternacht. Körperlich fühlte ich mich wie erschossen, in meinem Kopf strampelte ich noch gegen den Wetterauer Wind oder lief am Mainufer entlang. Ich war überglücklich, konnte aber keinen klaren Gedanken fassen.
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Ich wusste gar nicht, dass man als Frau die Arme rasieren kann. Bei mir ist da nix😉Wieder etwas gelernt.