Sebastian Kienle, im Trainingslager in St. Moritz bist du in der vergangenen Woche beim Radtraining gestürzt und hast dir das Schlüsselbein gebrochen. Wusstest du direkt danach, dass du nicht nur mit „ein paar Kratzern“ davongekommen bist?
Ich war auf der Abfahrt vom Bernina-Pass unterwegs. Auf einem Flachstück vor einer Baustelle lag Rollsplitt. Schneller als 25 Km/h war ich zu dem Zeitpunkt sicher nicht, dafür aber wohl etwas unaufmerksam. Mein Vorderrad ist auf dem Rollsplitt völlig unvermittelt nach rechts weggerutscht. Das ging so schnell, dass ich nicht mal die Hand vom Lenker nehmen konnte. Dementsprechend bin ich voll auf der linken Schulter eingeschlagen. Mir war sofort klar, dass das Schlüsselbein durch ist. Ich hatte erst Sorgen, dass es ein offener Bruch ist. Nachdem ich es mit der rechten Hand abgetastet hatte, war klar: gebrochen aber nicht offen.
Wie verlief das erste Trainingslager seit Beginn der Corona-Pandemie bis zum Sturz für dich?
Absolut perfekt. Ich hatte St. Moritz immer sehr voll in Erinnerung, aber es war gerade am Anfang kaum etwas los. Nach der langen Zeit alleine war das Training in der Gruppe sehr schön, gerade beim Schwimmen.
Wie sehr verändert jetzt die Verletzung deine Saisonplanung?
Nicht sonderlich, jegliche Planung hat zurzeit meist nur ein bis zwei Wochen Bestand. Im Moment habe ich natürlich Glück, dass es eine alles andere als normale Saison ist. Ich würde trotzdem gerne in Davos in die Saison einsteigen. Das entscheiden wir aber erst nach einer weiteren Diagnostik in drei Wochen. Die Saisonplanung hängt vermutlich eher von der Politik beziehungsweise dem Infektionsgeschehen ab als von der Verletzung.
Eigentlich wolltest du mit deinem Trainer Philipp Seipp in den kommenden Monaten zusammen vor allem den Fokus auf Verbesserungen im Schwimmen legen. Wann könnt ihr realistisch dort wieder richtig trainieren und welche Alternativen gibt es im Trainingsplan?
Korrekt, wir wollten die Zeit nutzen, um ungestört von dem Druck der Wettkämpfe mit Philipp und unserem neuen Schwimmtrainer Sean Donelly im Wasser wirklich Fortschritte zu erzielen und wir waren schon auf einem sehr guten Weg. Das ist jetzt natürlich erst einmal so nicht möglich. Ich muss aber sagen, dass ich großes Glück hatte mit der schnellen und sehr guten Arbeit der Ärzte in der Gut Klinik in St. Moritz. Mit meinem Physio Gregor Mini-Karnowski arbeite ich jetzt jeden Tag daran, den Zeitverlust so gering wie möglich zu halten. Auch wenn das Schwimmen noch etwas warten muss, so bleibt genug im Laufen und auf dem Rad zu tun – wenn vorerst auch nur auf der Rolle …