„Das war eine ziemliche Achterbahnfahrt“, sagt Stefan Petschnig, Ironman-Chef für die Region Europa, den Nahen Osten und Afrika, über die letzten Tage und Wochen und seine Erfahrungen mit dem Coronavirus. „Wir haben die Geschwindigkeit der Virusausbreitung unterschätzt!“ Soeben beendete Petschnig eine virtuelle Pressekonferenz, in der er sich zu den weiteren Planungen für die Saison 2020 äußerte – und die Athleten um Geduld bat.
„Wir werden Tempo aufnehmen“
„Wir wissen, wie gern die Athleten nun eine Entscheidung hätten. 70 Prozent unserer Mitarbeiter sind selbst Sportler. Wir wissen aber auch, wie gern sie an Rennen teilnehmen möchten“, so Petschnig. Auf keinen Fall wolle man wieder in die Situation kommen, wie man sie zuletzt in Südafrika mit dem Moutainbikerennen Cape Epic und dem Ironman hatte, wo man die Absage der Rennen erst verkünden konnte, als viele Sportler schon angereist waren. „Auch wir mussten eine gewisse Lernkurve durchmachen, aber jetzt sind wir vor dieser Kurve. Und wir werden Tempo aufnehmen, wenn wir über die Rennen sprechen“, versprach Petschnig. „Wir lernen ja immer weiter dazu.“
Gesundheit an erster Stelle, Ersatztermin an zweiter
Die wichtigste Frage, die man sich dabei stelle, sei: „Wie können wir die Athleten, die Helfer und die lokale Community gesund halten?“ An zweiter Stelle stehe die Frage, ob es einen Ausweichtermin für das jeweilige Jahr gebe.
Noch keine Absage für Hamburg, Frankfurt und Klagenfurt
Für die großen europäischen Ironman-Rennen in Hamburg (21. Juni 2020), Frankfurt (28. Juni 2020) und Klagenfurt (5. Juli 2020) wollte Petschnig noch keine definitive Aussage machen. „Wir sprechen mit allen Gastgeberstädten, ob es mögliche Ersatztermine zum Ende der Saison gibt“, sagte der Europachef der vor einer Woche von einem US-Investor gekauften Rennserie. „Es ist aber hochwahrscheinlich, dass diese drei Rennen erst später im Jahr stattfinden.“
Dort gehen die Zeitfenster allerdings zu. In Hamburg steht im Spätsommer schon der Termin des Radrennens Cyclassics (16. August), die verschobenen Großevents Megamarsch (5. und 6. September), Marathon (13. September) und Halbmarathon (20. September) haben bereits Ersatztermine verkündet. Auch Veranstalter außerhalb des Sports erheben Ansprüche auf die noch wenigen freien Wochenenden. Und auch der Hamburg Wasser World Triathlon, mit 10.000 Teilnehmern auf der Sprint- und Kurzdistanz der größte der Welt, steht mit dem Renntermin am 11. und 12. Juli in der Diskussion.
Mega-Wochenende in Hamburg?
Möglich wäre in der Hansestadt laut Petschnig auch eine Zusammenlegung der Triathlonevents auf Kurz- und Langdistanz an einem Wochenende. Hier und bei anderen Events wäre sonst auch eine Verkürzung der klassischen Distanz von 3,8 Kilometern Schwimmen, 180 Kilometern Radfahren und 42,195 Kilometern Laufen ins halb so lange Ironman-70.3-Format denkbar. Grundsätzlich gelte: „Alle, die gesund sind, sollen möglichst noch in 2020 ein Rennen machen können. Allen anderen bieten wir einen Startplatz für 2021 an.“ Nur die Umwandlung in einen Duathlon, um auch noch spätere Renntermine anbieten zu können und das Problem des Schwimmtrainingsrückstands zu umgehen, widerspreche Petschnigs Bauchgefühl: „Let’s stick to Ironman.“
Auch Hawaii-Quali noch offen
Was für die Agegrouper, die einfach nur einmal eine Triathlon-Langdistanz finishen wollen, schon schwer erträglich ist, wird für die Hawaii-Aspiranten zur Qual. Noch ist völlig offen, wie mit den Slots für die Ironman-Weltmeisterschaften in Kailua-Kona (10. Oktober 2020) umgegangen werden soll. Für die Profis wurde der Qualifikationszeitraum inzwischen von Mitte bis Ende August 2020 verlängert – wohl in der Hoffnung, Ende August noch das eine oder andere Rennen mit dann mehr Slots platzieren zu können. „Wir arbeiten auch an dieser Frage mit voller Kraft“, so Petschnig. „Auch zum Thema Hawaii-Quali wird es in den kommenden Tagen neue Informationen geben.“