Wenn neue Triathlonmodelle auf den Markt kommen, ist es ganz normal, dass die Szene gespalten ist. Doch lange hat keine Konstruktion mehr so sehr polarisiert, wie der neue Cadex „Tri Frame“. Seinen ersten Renneinsatz hatte das Rad bei der Ironman-WM in St. George als Arbeitsgerät von Kristian Blummenfelt und nur kurz danach war es als Mannschaftsrad im Team des Norwegers bei Sub7/Sub8 zu bestaunen. Schnell sein auf höchstem Niveau kann das Cadex also, und jüngst wurde das Rad auch dem Endkunden offiziell präsentiert.
Auffälligstes Merkmal: Der Tri Frame hat kein klassisches Oberrohr. Stattdessen kommt der Rahmen mit einem massiven Unterrohr, das einiges beherbergt. Der Grund für diese Lösung sei in der Praxistauglichkeit begründet, so der Hersteller. Man habe beim Nachfolger des „Trinity“ auf eine maximale Integration setzen wollen, was die Unterbringung eines Trinksystems, einer Bento-Box und eines Werkzeugkits im Inneren des Rahmens bedeutet habe. Ein Oberrohr, so Entwickler Andy Wollny, mache es besonders in den kleinen Größen (den Rahmen gibt es von XXS bis L) schwierig, im Rennen auf Box und Blase im Unterrohr zuzugreifen. Deshalb habe man einen Weg gewählt, der das Weglassen des Oberrohrs erlaubte.
Das Trinksystem besteht aus einer herausnehmbaren Blase, die im Unterrohr untergebracht ist. Sie hat ein Fassungsvermögen von 600 Millilitern bei Rahmengröße XXS und bis zu 1.000 Millilitern bei Größe L. Getrunken wird per Strohhalm, der aus der Aero-Abdeckung am Steuerrohr herausragt, sodass der Fahrer trinken kann, ohne die Hände von den Extensions zu nehmen. Ein Stutzen ermöglicht das Nachfüllen während der Fahrt. Der Rahmen verfügt außerdem über Flaschenhalterösen an der Vorderseite des Sitzrohrs, um zusätzliche Flüssigkeit für Trainingsfahrten mitführen zu können.
In die abnehmbare Bento-Box passen bis zu zehn standardmäßige Gelpackungen (Rahmengröße L) und sie ist auch in der Aero-Position leicht zugänglich. Das Rahmenset verfügt außerdem über ein integriertes Pannenkit, das sich im Bereich des Tretlagers versteckt. Hinter einem Deckel auf der Nicht-Antriebsseite fahren die wichtigsten Werkzeuge und Ersatzteile mit, zum Beispiel ein Multitool, ein Satz Reifenheber und eine Gaskartusche inklusive Pumpenkopf.
Gigantische Gabel
Das zweite extrem auffällige Merkmal des Bikes ist die gigantische Doppelbrückengabel. Durch den enormen Abstand zwischen den Gabelscheiden soll der Luftstrom an den Beinen des Fahrers vorbei in Richtung des stromlinienförmigen Hecks geleitet werden. Ausführliche Windkanaltests hätten gezeigt, dass dieses Design die Luft an der Vorderseite des Fahrrads weniger blockiere und den Gesamtwiderstand von Fahrer und Fahrrad minimiere, so Cadex.
Die Gabel sei dabei ein Teil eines kompletten Systems, zu dem auch die ähnlich weit auseinander liegenden und horizontalen Sitzstreben gehörten. Ihr Design erhöhe (wie auch die Gabel) die Steifigkeit des Sets und verbessere die Aerodynamik sowie die Kraftübertragung auf das Hinterrad. Reifenfreiheit sei vorn wie hinten bei bis zu 28 Millimeter breiten Schlappen gegeben. Die maximale Kettenblattgröße liegt bei 55 Zähnen und das Gewicht des Sets gibt Cadex mit 4576g (Größe M) an.
Fünf Größen von XXS bis L
Großen Wert habe man neben der Praxistauglichkeit und Aerodynamik auf vielfältige Einstellmöglichkeiten am Cockpit gelegt, heißt es von Herstellerseite. Ein Ziel sei es gewesen, Athleten aller Größen und Körpermaße eine passende Position zu ermöglichen. Das Entwicklungsteam habe deshalb reale Maße von 150 Profis und Agegroupern genommen und nach der Auswertung die fünf Rahmengrößen: XXS, XS, S, M und L festgelegt. Vom jeweiligen Ausgangspunkt gibt es dann zahlreiche Möglichkeiten, Extensions und Armschalen in der Vertikalen hoch und runter, in Fahrtrichtung hin und zurück, sowie nach innen und außen zu verschieben. So ließen sich nicht nur Körpergröße, Beinlänge und Körperproportionen berücksichtigen, sondern bei Athleten mit ähnlichen Körpermaßen auch Variablen wie Flexibilität, Rumpfstärke und bevorzugte Renndistanz.
Die Extensions von Sync Ergonomics lassen sich zudem bei Bedarf anstellen. Neben der Position mit 0 Grad gibt es die Optionen 5, 10 und 15 Grad. Außerdem lässt sich der effektive Sitzwinkel über die Positionierung des Sattels festlegen. Hier liegt die Range zwischen 76 und 80 Grad.
Ich packe meinen Cadex-Koffer
Ein letzter wichtiger Punkt auf der Agenda der Entwickler sei die Handhabung des Bikes auf Reisen gewesen, heißt es vonseiten des Herstellers. Die Lösung: Der Lenker lässt sich abklappen, ohne dass Bauteile demontiert und Leitungen gekappt werden müssen. So passt das Set bequem in den speziell angefertigten Koffer von Topeak, der zum Lieferumfang gehört. Er besteht aus einer Schale aus Polykarbonat, die hohe Schlagfestigkeit und Schutz bieten soll. Er entspräche den Gepäckbestimmungen der Airlines, verspricht der Hersteller, und ein Set aus Schutzhüllen für das Innere, eine Abdeckung für den Antriebsstrang und ein Montagesystem für das Rahmenset (das auch als Mini-Workstand genutzt werden kann) sind ebenfalls im Anschaffungspreis enthalten.
Und der Preis hat es ganz schön in sich. Das komplette Rahmenkit inklusive des genannten Zubehörs wird 6.999 Euro kosten und erhältlich ist der Tri Frame über eine Pre-Orderphase auf der Cadex-Website, die Ende Juli beginnt. Ausgeliefert wird dann laut Entwickler Andy Wollny im September, und die Abwicklung soll über triathlonstarke Händler des neuen Vertriebssystems von Cadex erfolgen.