Auf dem Weg zu den Olympischen Spielen in Tokio im kommenden Jahr werden die deutschen Triathleten nicht weiter von Faris Al-Sultan betreut. Verband und Trainer einigten sich darauf, die gemeinsame Zusammenarbeit vorzeitig zum 30. September 2020 zu beenden. Ein Nachfolger für die Stelle des Bundestrainers wird es bis zu den Olympischen Spielen im kommenden Jahr nicht geben. Erst nach dem Olympiazyklus werde der Posten auf der Basis der Ergebnisse und Erfahrungen für die Zukunft neu besetzt.
„Vorstellungen über eine weitere Zusammenarbeit sehr unterschiedlich“
Dr. Jörg Bügner, Sportdirektor der DTU, äußerte sich wie folgt zu der vorzeitigen Vertragsauflösung: „Ich möchte Faris Al-Sultan für seine Arbeit und sein Engagement in den vergangenen 18 Monaten danken. In den Gesprächen, die wir nach der Verschiebung der Olympischen Spiele geführt haben, haben wir auf beiden Seiten festgestellt, dass unsere Vorstellungen über die weitere Zusammenarbeit sehr unterschiedlich sind. Daher haben wir uns für eine Auflösung des Vertrags zum 30. September entschieden.“
In einer Pressemitteilung des Verbands wird Faris Al-Sultan, der sein Amt noch etwas mehr als vier Monate ausführen wird, mit folgenden Worten zitiert: „Ich hatte eine sehr lehrreiche Zeit bei der DTU und bin dankbar für die Erfahrungen, die ich machen konnte.“
DTU distanzierte sich von Al-Sultans Twitter-Aktivitäten rund um Corona
Bereits vor einigen Wochen gab es öffentliche Unstimmigkeiten zwischen Verband und Trainer. Grund dafür waren Al-Sultans Äußerungen auf Twitter zur aktuellen Lage rund um das Coronavirus. Nahezu täglich äußerte sich Al-Sultan seit Mitte April zur Lage rund um die Pandemie und kritisierte dabei das Vorgehen der Bundesregierung, der bayerischen Landesregierung und auch zahlreiche Virologen, die momentan in enger Zusammenarbeit mit der Regierung agieren. Das Thema bewegte den 42-Jährigen so sehr, dass er auch einen Leserbrief an den „Spiegel“ verfasste, den er außerdem auf seiner eigenen Homepage veröffentlichte. Einige Tage später relativierte der Ironman-Weltmeister aus dem Jahr 2005 in einem Bericht des Sport-Informations-Dienstes (SID) einen Teil seiner Aussagen: „Mir ist es nie darum gegangen Corona zu verharmlosen oder gar zu negieren“, habe Al-Sultan dem Bericht zufolge gegenüber dem „Münchner Merkur“ gesagt. Er vermisse aber „den politischen Diskurs“ über die Pandemie und ihre Folgen.
Die Deutsche Triathlon Union hatte nach den ersten Tweets des Bundestrainers das Gespräch gesucht, um ihm zu verdeutlichen, dass seine Aussagen nicht mit der Meinung des Verbands einhergingen und dass er durchaus eine Rolle in der Öffentlichkeit spiele und damit auch eine gewisse Verantwortung trage. Vonseiten der DTU hieß es zunächst, dass man keine Konsequenzen aus der Thematik ziehen werde, da man Al-Sultan die freie Meinungsäußerung nicht verbieten könne, wie die DTU-Pressesprecherin Eva Werthmann auf Nachfrage von tri-mag.de bestätigte.
Zusammenarbeit startete im November 2018
Der 42-Jährige hatte im November 2018 das Amt des Bundestrainers übernommen. Als Ziel hatte sich Al-Sultan gesetzt, mindestens zwei deutsche Athletinnen und Athleten in Tokio an den Start zu bringen und eine Platzierung unter den besten Acht von Laura Lindemann, die nach den überarbeiteten Qualifikationskriterien ihren Startplatz für die Wettkämpfe in Japan behält.
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