Seit Wochen gab es Gerüchte und Spekulationen um Jan Frodeno, doch als gestern inoffizielle Informationen per Twitter an die Öffentlichkeit gelangten, wurde es plötzlich konkreter, dass der dreifache Ironman-Weltmeister nicht in St. George an den Start gehen würde. Diese Vermutungen haben wir auf tri-mag.de bereits zusammengefasst und vor allen bekannten Hintergründen eingeordnet. Von Frodeno selbst hörte man bisher nichts.
Offizielles Statement drei Wochen vor der WM
„Ich denke, es ist Zeit für ein Update“, meldet sich Jan Frodeno zu Wort. „Ich werde nicht an der Startlinie in St. George stehen.“ Die Diagnose: eine Teilruptur der Achillessehne. „Länger als eine Stunde konnte ich nicht laufen, das ist aber nicht genug für einen Marathon, nicht einmal einen halben“, so Frodeno. Das Langlauftraining habe zu einem sehr guten Fitnesszustand beigetragen und sei besser als ein Stepper. „Mit einer Teilruptur muss man aber sehr vorsichtig sein, da immer die Gefahr besteht, dass es schlimmer wird“, sagt er. Auch fasst Frodeno sein Naturell zusammen. „Wenn du dein Limit suchst, wirst du es früher oder später erreichen. Ich habe es jetzt zu weit getrieben.“ Zu seiner Rehabilitation sagt er: „Es wird wehtun, euch nur zugucken zu können. Ich werde aber alles daran setzen, bald wieder zurück zu sein.“
Zweites DNS bei siebter WM-Qualifikation
Nach 2018 ist es die zweite Ironman-Weltmeisterschaft, bei der Jan Frodeno verletzungsbedingt nicht dabei sein wird. Damals verhinderte ein Ermüdungsbruch den Start. Getreu dem Motto „come back stronger“ meldete er sich im darauffolgenden Jahr mit einem Knall zurück und sicherte sich seinen dritten Weltmeistertitel in Kailua-Kona. Dass dort noch in diesem Jahr eine zweite WM stattfindet, dürfte also eine gute Voraussetzung sein.
Die Ironman-Weltmeisterschaften von Jan Frodeno
Achtmal qualifiziert, dreimal WeltmeisterDatum | Ort | Ergebnis | Zeit |
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11. Oktober 2014 | Kailua-Kona, Hawaii (USA) | 3. Platz | 8:20:32 |
10. Oktober 2015 | Kailua-Kona, Hawaii (USA) | 1. Platz | 8:14:39 |
8. Oktober 2016 | Kailua-Kona, Hawaii (USA) | 1. Platz | 8:06:30 |
14. Oktober 2017 | Kailua-Kona, Hawaii (USA) | 70. Platz (35. Profi) | 9:15:44 |
13. Oktober 2018 | Kailua-Kona, Hawaii (USA) | Absage aus Verletzungsgründen (Stressfraktur in der Hüfte) | DNS |
12. Oktober 2019 | Kailua-Kona, Hawaii (USA) | 1. Platz | 7:51:13 |
7. Mai 2022 | St. George, Utah (USA) | Absage aus Verletzungsgründen (Teilriss der Achillessehne) | DNS |
8. Oktober 2022 | Kailua-Kona, Hawaii (USA) | qualifiziert als Weltmeister |
Hintergrund: Teilriss der Achillessehne
Ein Teilriss der Achillessehne tritt in der Regel akut auf. Die kräftige Sehne verbindet die Wadenmuskulatur mit dem Fersenbein. Die Verletzung entsteht, wenn die Wadenmuskulatur stark angespannt wird. Eine starke Kontraktion kann die Sehne überlasten, so dass sie reißt. Dies geschieht häufig beim Sport, beispielsweise bei schnellen Richtungswechseln, Ausfallschritten oder Sprüngen. Als Symptome treten Schmerzen bei der Belastung auf der Unterschenkelrückseite und am Knöchel auf. Um die Achillessehne herum können Schwellungen auftreten, die Betroffenen können aufgrund von Schmerzen und Muskelschwäche Schwierigkeiten beim Gehen haben. Auch Krämpfe können gehäuft auftreten. Sportler können in der Regel weiter trainieren, erreichen aber keine maximale Belastungsfähigkeit. Um im Akutfall die Blutung und die Schwellung des Gewebes einzudämmen, sollte die PECH-Methode (Pause, Eis, Compression, Hochlegen) angewendet werden. Im weiteren Verlauf sollte auf Aktivitäten verzichtet werden, die die lokale Durchblutung fördern (Duschen, Wadendehnungen, Wärmeeinreibungen, Alkoholkonsum und übermäßige Bewegung). Die Behandlung erfolgt konservativ durch erfahrene Physiotherpeuten, die neben gezielten progressiven Kräftigungsübungen auch Orthesen, Hydro- oder Elektrotherapie einsetzen können. Gut behandelt heilt ein Teilriss der Achillessehne in der Regel folgenlos aus, je nach Schweregrad können Therapie und Heilung aber mehrere Wochen bis Monate in Anspruch nehmen.