Donnerstag, 12. Dezember 2024

Lionel Sanders erkämpft sich beim Ironman 70.3 St. George den Titel

Wieder einmal Lionel Sanders: Der Kanadier sichert sich beim Ironman 70.3 St. George den Titel des Nordamerikameisters. Doch dem Triumph geht ein spannender Kampf voraus, der erst im packenden Finale entscheiden wird.

51 Profimänner am Start

Dass es im Rennen der Männer einen packenden Wettkampf geben würde, zeigt sich bereits kurz nach dem Startschuss aus der Miniaturkanone um 6:50 Uhr Ortszeit, als die 51 Profimänner das zuvor idyllisch ruhige Sand Hollow Reservoir zum Kochen bringen. Direkt auf den ersten Metern der 1,9 Kilometer im See geben die starken Schwimmer Sam Appleton (Australien) und Ben Kanute (USA) die Schlagzahl an der Spitze des Feldes vor. Seite an Seite bestimmen sie das Tempo. Ebenfalls mit vorn dabei ist der Däne Daniel Baekkegard. Nach einem Kilometer im Wasser führt Kanute das Feld vor Daniel Baekkegard, Florian Angert, Sam Appleton und Michael Raelert auf Rang fünf an. Maurice Clavel liegt zu diesem Zeitpunkt ebenfalls nur wenige Sekunden hinter Kanute auf dem achten Platz.

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Als Erster aus dem Wasser steigt schließlich nach 23:09 Minuten der Australier Appleton, gefolgt von Kanute, Raelert, Baekkegard, Rodolphe Von Berg (USA), Florian Angert, David McNamee (GBR), Filipe Azevedo (Portugal), Maurice Clavel und dem Franzosen Denis Chevrot, der die Top 10 nach der ersten Disziplin komplettiert. Der deutsche Jungprofi Frederik Henes begibt sich mit rund 20 Sekunden Rückstand auf den Führenden auf Rang 18 in die erste Wechselzone, Andreas Dreitz hat nach dem Schwimmen einen Rückstand von 1:38 Minuten. Der Kanadier Lionel Sanders, der die Mitteldistanz in St. George bereits zweimal gewonnen hat und auch an diesem Tag als einer der größten Favoriten ins Rennen geht, muss auf Rang 43 bereits einen Rückstand von 1:51 Minuten in Kauf nehmen. Für die US-Amerikaner Sam Long und Matt Russell sind es sogar mehr als 2:15 Minuten, die sie hinter der Spitze sind.

Rodolphe Von Berg und Magnus Ditlev treten die Flucht nach vorn an

Nach dem Lauf durch die sehr lange Wechselzone ist es Rodolphe Von Berg, der als Erster aufs Rad steigt und auch auf den ersten Kilometern des anspruchsvollen Radkurses mit rund 1.000 Höhenmetern die ersten Akzente setzt und sich einen kleinen Vorsprung herausfahren kann. So wirklich folgen will und kann dem US-Amerikaner zu diesem frühen Zeitpunkt auf der Radstrecke nur der Däne Magnus Ditlev. Mit rund 30 Sekunden Rückstand führt Michael Raelert die größere Verfolgergruppe mit Daniel Baekkegard, Florian Angert, Antony Costes, Filipe Azevedo, Ben Kanute, Joe Gambles, Denis Chevrot, David McNamee, Jackson Laundry, Justin Metzler, Sam Appleton, Maurice Clavel und Neveau Baptiste an. Andreas Dreitz, Sam Long und Lionel Sanders befinden sich zu diesem Zeitpunkt in einer zweiten größeren Verfolgergruppe mit rund zwei Minuten Rückstand auf die Spitze.

Bei Kilometermarke 42,3, kurz vor der Hälfte der zweiten Disziplin, teilen sich Von Berg und Ditlev weiterhin die Führung des Rennens. Hinter dem US-Amerikaner und dem Dänen hat sich mittlerweile eine große Verfolgergruppe gebildet, in der vor allem Angert, Baekkegard und Raelert immer wieder die Arbeit an der Spitze der Gruppe machen. Der Rückstand des knapp 20 Athleten umfassenden Verfolgerfeldes, dem nun auch Dreitz, Long und Sanders angehören, beträgt rund eineinhalb bis mehr als zwei Minuten.

Auf der zweiten Hälfte der Radstrecke kann auch Rodolphe Von Berg nicht mehr dem Tempo des starken dänischen Radfahrers Ditlev folgen, der mit dem schnellsten Radsplit des Tages (2:01:26 Stunden) als erster Athlet die zweite Wechselzone erreicht und mit rund 30 Sekunden Vorsprung auf Von Berg auf den abschließenden Halbmarathon geht. Etwas mehr als zwei Minuten dahinter folgen der Brite George Goodwin, Lionel Sanders, Sam Long, Andreas Dreitz, Florian Angert, Jackson Laundry, Nicholas Chase (USA) sowie Michael Raelert und Daniel Baekkegard auf Rang zehn und elf (knapp dreieinhalb Minuten hinter Ditlev).

Dramatischer Kampf um den Sieg auf dem Halbmarathon

Im abschließenden Halbmarathon entwickelt sich ein richtig packender Kampf um die Führung. Lionel Sanders, Sam Long und Daniel Baekkegard zünden nach dem zweiten Wechsel den Turbo, kassieren zunächst Rodolphe Von Berg ein und schließen nach der Hälfte der Laufstrecke auf Magnus Ditlev auf. Mit Dreitz (Platz 7), Angert (Platz 8) und Raelert (Platz 10) sind zu diesem Zeitpunkt drei deutsche Athleten in den Top 10.

Kurz danach muss Ditlev, der das Rennen so lange angeführt hat, seinem eigenen Tempo Tribut zollen und das Trio rund um Sanders, Long und Baekkegard ziehen lassen. Wenige Kilometer vor der Ziellinie ist es vor allem der Kanadier Lionel Sanders, der drei Wochen nach seinem Sieg in Texas erneut eine starke kämpferische Leistung zeigt. Zusammen mit dem Dänen Baekkegard und dem US-Amerikaner Long liefert er sich einen packenden Fight um die Führung. Baekkegard ist zu diesem Zeitpunkt jedoch nur noch theoretisch in den Top 3, da er auf dem Rad für einen regelwidrigen Überholvorgang eine Zeitstrafe bekommen und vor dem Wechsel auf die Laufstrecke nicht im Penalty-Zelt vorbeigeschaut hat. Wenig später spielt der Däne dann auch praktisch keine Rolle mehr beim Kampf um den Sieg, den nun nur noch Lionel Sanders und Sam Long untereinander ausmachen.

Am Ende ist es Sanders, der die größten Reserven im Tank hat und wenige Hundert Meter vor dem Ziel eine kleine Lücke zu Long erlaufen kann und sich nach 3:42:56 Stunden den Sieg sichert. Sam Long kommt fünf Sekunden nach Sanders als Zweiter ins Ziel. Magnus Ditlev sichert sich mit 2:15 Minuten Rückstand den dritten Platz. Rodolphe Von Berg kommt als Vierter über die Ziellinie, Jackson Laundry landet auf Rang fünf.

Andreas Dreitz und Florian Angert sichern sich mit 4:17 und 4:27 Minuten Rückstand auf Sanders Platz sechs und sieben. Auf Rang acht landet der Österreicher Paul Ruttman. Michael Raelert finisht auf Platz zwölf vor Maurice Clavel auf Rang 13, Frederik Henes kommt als 38. Athlet über die Ziellinie.

Ironman 70.3 St. George | Profi-Männer

1. Mai 2021 | St. George, Utah (USA)
PlatzNameNationGesamt1,9 km Swim90 km Bike21,1 km Run
1Lionel SandersCAN3:42:5625:012:02:561:11:04
2Sam LongUSA3:43:0125:242:02:391:11:04
3Magnus DitlevDEN3:45:1123:252:01:261:16:06
4Rodolphe Von BergUSA3:45:2823:142:02:401:15:55
5Jackson LaundryCAN3:45:4323:512:04:471:13:20
6Andreas DreitzGER3:47:1324:482:02:581:15:07
7Florian AngertGER3:47:2323:152:04:461:15:04
8Paul RuttmanAUT3:49:4726:582:01:471:16:10
9Joe GamblesUSA3:49:4823:262:06:421:15:15
10Bradley Weiss ZAF3:49:5724:442:06:541:14:10
12Michael RaelertGER3:51:1023:112:04:491:18:32
13Maurice ClavelGER3:51:3023:192:08:101:16:05
38Frederik HenesGER4:09:4523:292:21:561:20:14

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2 Kommentare

  1. Ganz tolles Rennen. In meinen Augen das Spektakulärste seit der Halbdistanz-WM in Südafrika, dass es nur toppt, weil WM > Kontinentalmeisterschaft. Long, Sanders und Baekkegard sind wie die Irren aus der zweiten Wechselzone rausgestürmt. Wenn man bedenkt, dass Baekkegard erst noch 50 Sekunden auf seine beiden Kontrahenten zulaufen musste. Wahnsinn. Es würde mich interessieren, warum Baekkegard am Ende aus dem Trio rausgeflogen ist (neben der Tatsache, dass er zu dem Zeitpunkt schon disqualifiziert war). Konnte er nicht mehr mithalten bzw. musste seinem Anfangstempo Tribut zollen (lief immerhin erst noch 50 Sek auf Sanders und Long zu) oder haben ihm dann so viele Leute von außen zugerufen, dass er disqualifiziert ist, dass er die Motivation verloren hat oder hat ihm Nachwirkungen seiner schwereren Covid-Erkrankung bei der hohen Dauerbelastung am Ende de Zahn gezogen. Ich bin gespannt, auf seinen weiteren Weg, denn er scheint das volle Paket über alle drei Disziplinen zu beherrschen.

    Die Deutschen waren wieder solide gut dabei. M. Realer hat mich positiv überrascht, was er auf dem Rad gezeigt hat. Beim Laufen fehlt ihm einfach der Punsch früherer Tage (vor einem Jahrzehnt). Clavel war dafür auf dem Rad eher mäßig unterwegs, ansonsten sinnbildlich für Dreitz, Angert und Clavel, dass sie alle ungefähr die gleiche Laufzeit haben. Alle gut, aber keiner dabei, der mit seinem Lauf das Podium attackieren könnte. Ich fand es schade, dass bei der Ironman Not Übertragung Angeht so unter dem Radar geflogen ist. Gerade Streckenkommentator Matt Lieto hat sämtliche Profis persönlich aufgezählt, die er in Sichtweite hatte und Angert war bei ihm immer nur „…and another strong Athlet….“. Das wird seiner Leistung beim Schwimmen und Radfahren meiner Meinung nicht ganz gerecht.

    Und Sanders…was ein Tier. Gefühlt gewinnt er jeden Zweikampf beim Laufen (mehrmals gegen Kiesel, heute Long und bei den Challenge Rennen auf dem Speedkurs hat er seine direkten Kontrahenten auch meist abgekocht). Leider kommt er bei Frodeno in keinen Zweikampf, aber würde mich schon interessieren, ob Frodenos Birne der von Sanders in einem langgezogenen Sprintfinale standhalten würde.

    • Perfekt zusammengefasst – die Spannung auf den letzten Kilometern hat mich auch direkt an Südafrika erinnert! Aber echt etwas ernüchternd, dass kein Deutscher außer Frodo konkurrenzfähig auf der Halbdistanz ist. Die internationale Konkurrenz entwickelt sich sichtbar weiter oder trumpft zumindest gelegentlich auf, während weder die Jungen noch die Etablierten deutschen Triathleten Anspruch aufs Podium erheben können.

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Marvin Weber
Marvin Weberhttp://marvinweber.com/
Marvin Weber ist Multimedia-Redakteur bei triathlon: Neben Artikeln fürs Magazin und die Homepage ist der gebürtige Siegerländer auch immer auf der Suche nach den besten Motiven für die Foto- und Videokamera. Nach dem Umzug in die neue geliebte Wahlheimat Hamburg genießt er im Training vor allem die ausführlichen Ausfahrten am Deich.

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