Unter starken Schmerzen bringt Lucy Charles-Barclay den Marathon beim Ironman Hawaii ins Ziel. Die Ursache für die Beschwerden ist schlimmer als zunächst angenommen.
Knapp drei Monate ist es nun her, dass sich Lucy Charles-Barclay im fünften Versuch zur Ironman Weltmeisterin gekrönt hat. Nach vier zweiten Plätzen gelang es der Weltranglisten-Vierten im Oktober endlich als Siegerin über die Ziellinie auf dem Ali’i-Drive zu laufen. Doch bereits im Zielinterview stellte sich heraus, dass es beinahe nicht dazu gekommen wäre. „Schon von Anfang an hatte ich das Gefühl, als würde sich meine Wade verkrampfen. Ich habe dann versucht, die Schmerzen zu ignorieren und mich durchzukämpfen“, so die 30-Jährige im Oktober. Doch was die Britin erst für eine Zerrung gehalten hatte, stellte sich als deutlich gravierender heraus. Bereits 36 Stunden nach Überqueren der Ziellinie schwoll das linke Bein deutlich an und war von einem nicht zu übersehenden blauen Fleck bedeckt.
In einem YouTube-Video sprach Charles-Barclay nun erstmals über die Tage und Monate nach ihrem WM-Sieg und die Folgen des Marathons. „Schon eine Woche vor dem Rennen habe ich mir eine leichte Zerrung in der Wade zugezogen – das hat mich mental sehr herausgefordert. Dennoch wollte ich das Rennen bestreiten. Wenn ich nicht gewonnen hätte, hätte das noch mehr weh getan als die Zerrung.“ Im Anschluss stellte sich heraus: Es war nicht nur eine Zerrung. Sowohl der große Wadenmuskel (Musculus Gastrocnemius) als auch der tiefer liegende Musculus Soleus wiesen Risse in ihrer Struktur auf. Die gute Nachricht: Eine Heilung würde nur etwa sechs Wochen dauern. Die schlechte: Lucy Charles-Barclay lief mit dieser Verletzung noch den ganzen Marathon.
Rehasport und Eisbäder
Nach der Rückreise nach England stand also die Regeneration und Heilung im Vordergrund. „Für die Genesung stand viel Reha auf dem Programm. Die Muskualtur hat sich schnell erholt. Zum Glück waren die Risse nicht so tief, dass der Muskel nicht mehr arbeiten konnte. Deswegen war die Prognose auf eine vollständige Heilung sehr aussichtsreich“, erklärt Charles-Barclay. „Die auszubildenden Ärzte in der Orthopädie waren sehr erstaunt darüber, dass ich mit der Verletzung noch einen Marathon gelaufen bin“.
Anfang Januar wurde der Unterschenkel erneut im MRT untersucht – mit zufriedenstellenden Ergebnissen. „Das Laufen habe ich nun langsam wieder ins Training eingebunden. Dennoch werde ich meinen Saisonstart etwas verschieben müssen“, sagt die 30-Jährige. Bei welchen Rennen sie in diesem Jahr an den Start gehen wird, möchte Charles-Barclay in den nächsten Tagen verkünden.