In einer komplexen Sportart wie Triathlon planen die wenigsten Athletinnen und Athleten ihr Training komplett eigenverantwortlich, ausgeschlossen ist dies aber keineswegs. Wir haben mit Daniela Bleymehl über ihre Herangehensweise, die Vorteile und Tücken gesprochen.
Sam Long tut es, Olympia-Starterin Lisa Tertsch ebenfalls und vor Kurzem gab auch Daniela Bleymehl bekannt, ihr Training ohne Coach selbst in die Hand zu nehmen. Das Ende der Zusammenarbeit mit Björn Geesmann sei zunächst nicht leicht zu akzeptieren gewesen. „Ich war mit dem Training total zufrieden und habe gar nicht darüber nachgedacht, den Trainer zu wechseln“, sagt Bleymehl. Umso größer war die Herausforderung, die ungeplante Situation anzunehmen.
Aber: Nach rund 20 Jahren im Triathlon kennt die 35-Jährige sich und ihren Körper genau, und weiß, was für sie funktioniert und was ihr guttut. Dabei geholfen hat die Protokollierung des Trainings, auch über TrainingPeaks und Co. hinaus. Bereits im Jahr 2019 hatte sich Daniela Bleymehl selbst trainiert, das habe sehr gut funktioniert. „Die aktuelle Situation war am Anfang schwierig. Dann habe ich aber versucht, es als Chance zu sehen“, erzählt sie. Die Lösung lag auf der Hand: zurück zum Training in Eigenregie – zumindest vorerst.
Differenzierung von Coaching und Trainingsplanung
Sie differenziert im Hinblick auf das Training mehrere Aspekte. „Was mir gerade fehlt, ist ein Coach. Aber nicht jemand, der mir den Trainingsplan schreibt.“ Wo liegen die Unterschiede? Mit einem Coach geht der Austausch über die reinen Trainingsinhalte hinaus. Persönliche Rahmenbedingungen, alltägliche Herausforderungen, Emotionen – all das kann ein Teil davon sein. Für Bleymehl ist somit klar: Ein Coach ist letztlich mehr als ein Dienstleister. Und so jemanden zu finden, erfordert Zeit und Vertrauen, das sich nicht mit jedem aufbauen lässt.
Dass der Aufbau und die Inhalte des Trainings nun komplett in ihrer Hand liegen, sorgt bei Daniela Bleymehl für noch mehr Flexibilität. Ein Vorteil für die zweifache Mutter, wenn einmal unvorhergesehene Dinge passieren. Diese Flexibilität sei zuvor allerdings auch möglich gewesen und kurzfristig verschobene Trainingseinheiten kein Problem. „Ich sehe das Ganze jetzt auch als eine Art Projekt und probiere die Dinge aus, die in der Vergangenheit bereits gut funktioniert haben“, sagt die Darmstädterin. Fachwissen bringt sie nicht nur aus ihrer Profikarriere mit, sondern auch dank weiterführenden Qualifikationen und Lizenzen in den vergangenen Jahren. Ob sie nach der aktiven Zeit im Sport ganz auf die Trainerseite wechseln möchte? Für Bleymehl durchaus eine Option.
Training an den Alltag anpassen
Der wichtigste Grundsatz bei der Trainingsplanung lautet für Daniela Bleymehl: Das Training soll an den Alltag angepasst werden, nicht andersherum. Ein Tipp, den sie auch Agegroupern gibt. „Als Profi muss natürlich hundertprozentig der Fokus darauf liegen. Dennoch sollte man sich nicht verbiegen, um einen Plan abzuarbeiten, sondern schauen, wie es am besten passt.“ Sie selbst ist für diese Saison so vorgegangen, dass zunächst die wichtigsten Rennen festgelegt wurden. „Da ist sichergestellt, dass ich vorher gut Zeit zum Trainieren habe und vor Ort die entsprechende Unterstützung mit Kinderbetreuung etc.“ Zusätzlich verschafft sie sich einen Überblick, wann eher Intensität, Rennspezifik oder Umfänge im Fokus stehen.
Die Inhalte der kleineren Trainingszyklen plant Bleymehl wöchentlich oder sogar nur wenige Tage im Voraus. Zuletzt stand im Trainingslager auf Mallorca die Grundlagenausdauer klar im Vordergrund – mit vielen Trainingsstunden, vor allem auf dem Rad. Zurück in der Heimat sind es nun rennspezifische Intervalle und Laufeinheiten, die vermehrt im Trainingsplan vorkommen. „Die Gefahr, dass ich zu wenig trainiere und mir nur das aussuche, was mir am meisten Spaß macht, besteht nicht“, erzählt Bleymehl auf Nachfrage und lacht. „Ich weiß genau, welche Einheiten wichtig sind und was im Training gelaufen sein muss, damit es sinnvoll ist.“
Ein Faktor, der die Wettkampfvorbereitung bereichern kann, sind Trainingspartner oder -gruppen – nicht nur in der bereits erwähnten Coachingfunktion. „Ich verabrede mich ungefähr ein- bis zweimal pro Woche zum Schwimmen, damit ich dort die harten Einheiten nicht allein machen muss. Zusätzlich nehme ich einmal pro Woche am Vereinstraining des DSW Darmstadt teil.“ Auf dem Rad seien es eher die langen und ruhigen Einheiten, die sie gern in Gesellschaft absolviere und auch beim Laufen hat sie regelmäßig Trainingspartner. „Insgesamt trainiere ich allerdings aus organisatorischen Gründen deutlich öfter allein als früher“.