Staffelübergabe in Tampa: Der Extrembergsteiger, Ultraläufer und bisherige Präsident einer Luxus-Fitnesskette Scott DeRue wird neuer CEO der Ironman-Group. Er löst Andrew Messick ab, der im Juli seinen Rückzug angekündigt hatte.
Er stand auf dem 8.848 Meter hohen Mt. Everest und fünf weiteren der „Seven Summits“ – bisher. Er ist den Gobi March, einen Ultramarathon über 250 Kilometer, gelaufen. Nur einen Ironman hat er noch nicht gefinisht. Das will Scott DeRue (46) in diesem Sommer nachholen – als Chef der Ironman Group, dem weltweit größten Veranstalter von Triathlon-Events. Der bisherige Präsident der amerikanischen Luxus-Fitnesskette Equinox wurde am Montagabend als Nachfolger des bisherigen CEO Andrew Messick vorgestellt.
Der Schaffung „lebensverändernder Erfahrungen“ verschrieben
Scott DeRue hat sich in seiner Karriere der Schaffung von Erfahrungen verschrieben, die „das Leben verändern“ und Menschen helfen, ihr Potenzial zu entdecken und zu maximieren. Mit Equinox leitete DeRue eine globale Lifestyle-Marke sowie ein Gesundheits- und Wellness-Geschäft, das 107 Fitnessclubs, eine Online-Fitnessplattform, große Personal-Training- und Coaching-Initiativen sowie digitale Handels- und Medienangebote umfasste. DeRue führte das Unternehmen durch einen bedeutenden Umstrukturierungs- und Wachstumsprozess, auch während der Coronapandemie, wobei der Schwerpunkt auf der Maximierung der Kundenzufriedenheit und des Engagements lag.
Equinox hatte in der Pandemie für Schlagzeilen gesorgt, als es als erstes großes US-Unternehmen mit Kundenkontakt den Nachweis einer Corona-Impfung nicht nur von den Mitarbeitern, sondern auch von den Kunden verlangt hatte. Damit war die Luxuskette eine der ersten, die die Geschäftstätigkeit wieder aufnehmen konnte. Vor seiner Tätigkeit für Equinox hatte DeRue viele Jahre an der Universität von Michigan gelehrt. Dem Footballteam Michigan Wolverines blieb er auch nach seinem Umzug nach Manhattan als Fan treu. Zum Amtsantritt bei Ironman wechselte der Extremsportler seinen Wohnsitz nun erneut nach Tampa in Florida.
Nach zwölf Jahren endet die Ära Messick
„Wir haben ein Jahr gebraucht, um jemanden zu finden, der er in der Lage ist, die Leidenschaft dieser Gemeinschaft zu verstehen und zu schätzen“, sagte der scheidende Ironman-CEO Andrew Messick bei der Vorstellung DeRues am Montagabend in einem Pressebriefing. Messick hatte die Organisation zwölf Jahre lang geleitet und die Marke global ausgebaut. Den Ironman-70.3-Weltmeisterschaften verhalf er mit einer weltweiten Rotation der Austragungsorte und zwei getrennten Renntagen für Frauen und Männern zum Durchbruch. Er erweiterte das Engagement auf die Bereiche Marathon und Trailrunning, Mountainbike- und Straßenradsport. Zu seinem Vermächtnis gehört auch die in der Szene umstrittene Teilabkehr der Ironman-Weltmeisterschaften vom Traditionsort Kailua-Kona: Seit 2023 werden die Titelkämpfe jährlich wechselnd für Frauen und Männer getrennt in Nizza (Frankreich) und auf Hawaii ausgetragen. Zuletzt konnte Ironman bei den Profiathleten mit der Einführung einer gut dotierten Ironman Pro Series punkten, die im April mit dem Ironman 70.3 Oceanside beginnen wird.
Messick war Teil der Findungskommission für seinen Nachfolger und wird dem Vorstand der Ironman Group weiterhin angehören. „Wir brauchten jemanden, von dem wir glauben, dass er die Fähigkeit hat, eine komplizierte Organisation zu führen“, so Messick. „Und wir sind eine komplizierte Organisation, mit mehr als 30 Büros in mehr als 16 Ländern, mit vielen Menschen und vielen beweglichen Teilen. Wir brauchten jemanden, der nicht nur weiß, wo wir herkommen und wo wir stehen, sondern der wirklich in der Lage ist, eine Richtung vorzugeben und die Organisation und das Team in der Gemeinschaft dorthin zu führen, wo wir die Zukunft sehen“, so Messick.
Erlebnis nicht nur auf Renntag beschränken
Diese Zukunft sieht DeRue in einem weiteren Wachstum der Marke Ironman – nicht nur in der Anzahl von Rennen und Teilnehmern, sondern vor allem in einem Erlebnis, das sich nicht nur auf den Wettkampftag mit seinen 3,8 Kilometern Schwimmen, 180 Kilometern Radfahren und 42,195 Kilometern Laufen beschränken soll. „Ich habe meine Karriere in den letzten Jahrzehnten der Schaffung von lebensverändernden Erfahrungen für Menschen gewidmet. Sei es durch Bildung, sei es durch Gesundheit und Fitness und jetzt durch Ausdauersport“, so der neue CEO. „Ironman repräsentiert den größten Ausdruck menschlicher Leistung. Ich erinnere mich, dass ich in meinen prägenden Jahren Mark Allen und Dave Scott im Fernsehen gesehen habe, in ihren historischen Kämpfen. Und ich erinnere mich daran, wie ich darüber nachdachte, wie das wohl sein würde, das selbst zu tun. Und obwohl ich kein Triathlet bin, kann ich meine Inspiration auf diese Momente im Fernsehen zurückführen. Ich wuchs in einer Kleinstadt in North Carolina auf, und zu sehen, wie diese Leute so erstaunliche Dinge tun, gab mir ein Gefühl für die Chancen, die einem das Leben bietet. Und aus dieser lokalen Gemeinde heraus entschied ich mich, aufs College zu gehen, in die Wirtschaft zu gehen, in die Bildung. Aber ich vermisste das Gefühl, ein Ziel zu haben. Im Jahr 2003 sagte ich mir, dass ich meine Karriere der Schaffung lebensverändernder Erfahrungen für Menschen widmen möchte.“ Im selben Jahr stand DeRue auf dem Gipfel des Mt. Everest.
Von den legendären „Seven Summits“, den jeweils höchsten Bergen aller sieben Kontinente, fehlt Scott DeRue nur noch der Puncak Jaya in Indonesien, der höchste Berg Ozeaniens. Für eine weitere Extremexpedition, die oftmals mehrere Monate dauern kann, wird für den neuen Ironman-Chef jedoch vorerst keine Zeit sein. Denn Zeit wird er brauchen – um „zuzuhören und zu lernen“. Und um sich selbst auf seinen ersten Ironman vorzubereiten. Denn DeRue sieht sich, wie er mehrfach betonte, als Teil der Gemeinschaft der Triathleten. Eine Gemeinschaft, die sich durch das Finishen definiert – eine dieser „lebensverändernde Erfahrungen“, die DeRue seit vielen Jahren antreiben.