Donnerstag, 12. Dezember 2024

Bei Martin und Stefanie durchbrechen Details die Perfektion

Sie wollen nicht so recht in das Bild passen: ein Paar Laufschuhe, die scheinbar unachtsam auf der Fensterbank abgelegt worden sind. Ein kleines Detail nur, das aber aufgrund der regenbogenfarbenen Sohle direkt ins Auge sticht. Der Farbtupfer lenkt ab vom ansonsten überwiegend schlicht in weiß gehaltenen Raum, den Licht durch das große Doppelfenster über den Schuhen flutet. Martin Stegerer und Stefanie Maier trainieren in einem nahezu perfekten Fitnessraum. Kleinigkeiten sorgen dafür, dass es nicht zu perfekt zugeht und hauchen dem Zimmer Leben ein. „Es ist mittlerweile so etwas wie unsere Wohlfühloase“, sagt der 35-Jährige.

Die Triathlonbibel ist in Griffweite

Perfektion – das bezieht sich auch auf die Ausstattung. Ein Wahoo-Kickr-Core-Rollentrainer ruft, um auf dem dort eingespannten Stevens-Bike die Radeinheiten anzugehen. Ablenkung unerwünscht. Es geht um das Erlebnis an sich. „Zwift oder andere Software dieser Art nutzen wir nicht“, sagt Martin Stegerer. Stattdessen bietet ein Flachbildfernseher, der auf dem Sideboard an der gegenüberliegenden Wand steht, die Möglichkeit, kurz auf andere Gedanken zu kommen, wenn es doch einmal zu anstrengend werden sollte. Die Triathlonbibel ist derweil immer in Griffweite.  „Der Kickr Core ist im Wechsel immer für den, der gerade ran muss“, erklärt Stegerer die Arbeitsteilung. Sollte der Trainingsplan doch einmal parallel Einheiten beider zur gleichen Zeit vorsehen, steht immer noch die gute alte Tacx-Rolle an der Wand. In die wird dann kurzerhand die Canyon-Speedmax-Maschine eingespannt, die ansonsten in ihrem All-Black-Design an der Wand hängend ebenfalls einen gelungenen Kontrast zum sonstigen Raum bietet.

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Genug Equipment, um sich auszutoben

Drei Stunden pro Woche verbringt das Paar aus Maxhütte-Haidhof (Bayern) aktuell in seiner Pain Cave, auch wenn die Rad- und Laufeinheiten draußen stattfinden. Es finden sich genug Tools im Raum, um sich auch abseits des Ausdauertrainings auszutoben. Eine Hantelbank mit Freihanteln sowie ein Schlingentrainer stehen für das ergänzende Krafttraining bereit, ebenso wie ein Klimmzug- und Dip-Turm. Gleichgewichtsübungen absolvieren Martin Stegerer und Stefanie Maier auf einem Balance- und einem Trickboard im Stabi-Bereich, den ein großer Spiegel flankiert. Für den Gymnastikball blieb nur noch Platz vor dem Schrank, in dem sich weiteres Equipment wie Therabänder ansammeln. Eine Waage symbolisiert Kontrolle – und passt neben dem Sideboard daher perfekt ins Setting. Hinter der Tür verliert sich ein Boxsack. Es sind diese kleinen Details, die die anscheinende Perfektion des Raumes durchbrechen.

privat

Ziel: Marathon unter drei Stunden

Zum Triathlon ist Stefanie Maier 2015 gekommen, ihr Freund zwei Jahre später. Beide gehen über die Mitteldistanz an den Start, Stefanies Bestzeit liegt „um die 5:30 Stunden“. Die 33-Jährige sagt: „Ich lege aber keinen Fokus auf Wettkämpfe.“ Martin hat den Einstieg in den Sport über die Olympische Distanz gewählt, ist dann zur Mittel- und Langdistanz gekommen. Bei der Challenge Roth 2019 lief er nach 10:40 Stunden ins Ziel, die Bestzeit über die Hälfte der Strecke legte er im selben Jahr beim Knappenman in der Lausitz mit 4:34 Stunden hin. Da an Wettkämpfe in diesem Jahr bisher nicht zu denken war, ist der 35-Jährige für sich selbst einen Marathon gelaufen, den er in 3:02 Stunden ins virtuelle Ziel gebracht hat. „Im Mai will ich noch endlich die drei Stunden beim Marathon knacken“, sagt der Elektrotechniker, der im September eigentlich beim Ironman Italien an den Start gehen wollte. „Ich glaube aber nicht mehr daran“, schränkt er ein: „Deshalb liegt der Fokus eher auf dem Laufen.“ Seine Freundin gibt sich derweil pragmatisch: „Ich will lediglich weiterhin Spaß haben und fit bleiben, weil ohnehin alles abgesagt ist.“

privat

Ein Hauch historischer Heldentaten

Ob Wettkämpfe oder nicht: Beide haben auch ohne konkretes Ziel vor Augen Spaß in ihrer Pain Cave. Während des Trainings weht ein Hauch historischer Heldentaten durch den hellen Kellerraum. Jedenfalls der eigenen. An der Wand über dem Fernseher hängen die schönsten Medaillen und Urkunden von Podestplätzen in Altersklassen-Wettbewerben. So auch von den dritten Plätzen beim Knappenman im vergangenen Jahr. Auch sie bilden einen bunten Kontrast – anders als die Laufschuhe passen sie aber perfekt ins Bild.


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Bengt Lüdke
Bengt Lüdke
Bengt-Jendrik Lüdke ist Redakteur bei triathlon. Der Sportwissenschaftler volontierte nach seinem Studium bei einem der größten Verlage in Norddeutschland und arbeitete dort vor seinem Wechsel zu spomedis elf Jahre im Sportressort. In seiner Freizeit trifft man ihn in Laufschuhen an der Alster, auf dem Rad an der Elbe – oder sogar manchmal im Schwimmbecken.

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