Von Eintönigkeit keine Spur im Trainingsraum von Michael Finke: Das leise sonore Surren von Rollentrainer und Kette hat keine Chance. Es wird vielfach überlagert von – Musik. Die Auswahl, die gegen die tonale Langeweile ankämpft, ist riesig. Auf den ersten Blick unzählige Schallplatten und CDs versammeln sich deckenhoch in den Regalen an der Wand, um den Mann aus dem Marketing des Automobilherstellers Audi bei seinem Training auf dem BMC-Bike gegen den Wahoo Fitness Kickr zu unterstützen. Der 54-Jährige fährt im Takt: Er hat sich seine Pain Cave kurzerhand in sein Musikzimmer integriert. „Hier habe ich alles, was ich brauche: Musik und Sport“, sagt Michael Finke.
Keine überflüssige Dekoration
Der Münchner selbst bezeichnet sein Trainingszimmer in der 180-Quadratmeter-Altbauwohnung als „Premium Cave“. Eine BMC-Timemachine lehnt beiläufig am CD-Regal. Zwischen Fischgrätenparkett, weißem Ledersessel und standesgemäßer Soundanlage verzichtet Finke auf überflüssige Dekoration. Mancher Sportler würde die Musiksammlung dazu zählen. In diesem Fall aber prägen die 5000 Schallplatten und 3000 CDs den Charakter des Raumes, in dem Bilderrahmen mit den größten sportlichen Erlebnissen der klaren Linie folgen: Jeden Rahmen füllen annähernd die gleichen Souvenirs: Badekappe, Medaille, Startnummer und Fotos vom jeweiligen Event.
DJ-Equipment beschallt den Raum
Die Leidenschaft für Musik entwickelte sich während des Studiums, als Michael Finke als DJ begann. Während des Trainings oder auch danach zur Regeneration im weißen Ledersessel, beschallt das DJ-Equipment den Trainingsraum aus meterhohen Boxen: ein Mixer mit zwei CD-Playern und Plattenspieler. Dazu gesellt sich für die digitalen Mixtapes ein Beatpad. „Ich mixe sehr viele Tapes und daher gibt es im Jahr zirka 20 Mixtapes, die ich dann während des Trainings höre. Elektronik, Alternative und R&B. Je nach Lust und Laune manchmal Relaxed und manchmal mit mehr Power. Von Black Pumas über Fritz Kalkbrenner zu Arcade Fire“, beschreibt Finke seine musikalischen Vorlieben.
Mix-CD von Lagerfeld
Und dann gibt es neben all den schönen Werken die eine CD, die einen besonderen Stellenwert einnimmt. „Vor zirka zehn Jahren gab es ein Fotoshooting für Audi mit Karl Lagerfeld. Er war selbst ein sehr großer Musik-Fan. So haben wir im Laufe der Zusammenarbeit immer wieder Musik ausgetauscht, und er hat mir irgendwann eine CD geschenkt mit seinen Lieblingsstücken. Dafür hat er von mir einen iPod mit meiner Musik bekommen“, erzählt Finke.
Dreimaliger WM-Teilnehmer
Neben Musik ist Triathlon die große Leidenschaft des Münchners. Beim Ironman 70.3 in Zelt am See war er bereits am Start, ebenso in Rapperswil und auf Rügen. Insgesamt hat Michael Finke rund 15 Mitteldistanzen absolviert. Höhepunkt, seit er 2009 zum Triathlon gekommen ist, war die Teilnahme an der Ironman-70.3-Weltmeisterschaft in Las Vegas, USA. Zwei weitere WM-Teilnahmen bei den ITU-Rennen in London und Chicago und die Mitgliedschaft in der Altersklassen-Nationalmannschaft zeigen, dass der 54-Jährige der Musik nicht hinterher fährt. Seine Bestzeit über die Sprintdistanz liegt bei 1:03 Stunde, über die Olympische Distanz lief er nach 2:11 Stunden über die Ziellinie. Die Mitteldistanz brachte er bereits in 4:59 Stunden hinter sich.
Prognostiziertes Schicksal nicht akzeptiert
Zehn bis zwölf Stunden verbringt Finke pro Woche in seinem Raum. Dass er überhaupt wieder so ambitioniert Sport treiben kann, war lange Zeit nicht abzusehen. „Ich hatte 1982 einen schweren Verkehrsunfall und war fast zwei Jahre im Krankenhaus. Nach Aussage der Ärzte war Sport nicht mehr möglich“, berichtet Finke, der zuvor als Judoka und Skirennläufer an Meisterschaften teilgenommen hatte und nun als 40 Prozent schwerbehindert eingestuft wurde. Er wollte sein prognostiziertes Schicksal nicht akzeptieren. „Also habe ich mich dann langsam wieder rangekämpft. Ich habe angefangen Rennrad zu fahren und später dann zu laufen.“ Erster Höhepunkt nach seinem Unfall war der New York Marathon.
Ziel: Mitteldistanz im Sommer
Zuletzt wurde der 54-Jährige immer wieder von Knieproblemen geplagt und musste sich mehreren Operationen unterziehen. Die letzte folgte im Jahr 2019. „Ich war lange in der Reha und nutze die Zeit jetzt, um wieder richtig fit zu werden“, sagt Finke, der in seiner „Premium Cave“ auch Massagerollen, Hanteln, Liegestützgriffe, Zugseile und Minitrampolin für Regeneration, Stabi- und Krafttraining stehen hat. Sein Ziel war es, im Sommer eine Mitteldistanz zu finishen. Ob das angesichts der aktuellen Lage klappt, ist ungewiss. Klar ist nur, dass Finkes Zeit in seiner Pain Cave auch in diesem Fall nicht umsonst ist. Weder aus sportlicher noch aus musikalischer Sicht.
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