Montag, 19. Mai 2025

Ausblick auf die Ironman-WM: Anne Reischmann über ihre Eindrücke der Nizza-Radstrecke

Bei der Ironman-WM in Nizza ist die Streckenkenntnis enorm wichtig. Anne Reischmann hat den Radkurs vor ihrem Start bereits unter die Räder genommen und uns von ihren Erlebnissen berichtet.

Anne Reischmann war keineswegs enttäuscht darüber, dass ihre Premiere bei einer Ironman-Weltmeisterschaft nicht auf Hawaii, sondern in Nizza stattfinden wird – im Gegenteil. „Ich verbinde mit Nizza extrem viele positive Erinnerungen“, sagt sie gegenüber tri-mag.de und spielt dabei unter anderem auf die Ironman-70.3-WM 2019 an, ihren ersten Auftritt als Profiathleten bei einem großen Rennen. In diesem Jahr schließt sich sozusagen ein Kreis. Zwei Langdistanzen hat Reischmann bereits absolviert: Die erste eher kurz entschlossen auf Cozumel 2022, die WM-Quali sicherte sie sich schließlich beim Ironman Cascais in Portugal im vergangenen Jahr. Beim Gedanken an den diesjährigen WM-Austragungsort gerät die 31-Jährige ins Schwärmen: „Die Gegend ist wunderschön. Man hat das Meer auf der einen Seite, mediterranes Ambiente und Urlaubsgefühl. Auf der anderen Seite sieht man teils schneebedeckte Berge. Außerdem sind die Franzosen sehr sportbegeistert. Ich glaube, dass sich das positiv auf die Stimmung am Renntag auswirken wird.“

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Rund 700 Kilometer liegen zwischen Reischmanns Wohnort Winterthur in der Schweiz und Nizza an der Côte d’Azur. Die Anreise ist mit dem Auto problemlos möglich, sogar mit zwei Fahrrädern im Gepäck. Das hat sich Anne Reischmann zunutze gemacht und gut zwei Wochen an der südfranzösischen Küste verbracht. Das Ziel: jeden Meter des Radkurses durch die Seealpen verinnerlichen.

Jeden Tag ein Streckencheck

„Ich bin die Radstrecke nie komplett gefahren, sondern habe sie mir in kleinere Portionen aufgeteilt. So war ich jeden Tag irgendwo auf der Strecke unterwegs“, erzählt sie. Ein Teil des Fazits: „Richtig hart und anspruchsvoll.“ Fast alle Ausfahrten hat Anne Reischmann auf dem Triathlonrad absolviert. „Das Plateau ist etwa 40 bis 50 Kilometer lang, da kann man schnell in Aero-Position fahren. Die Abfahrt sollte man allerdings gut kennen, um zu wissen, in welcher Kurve man den Basislenker greifen muss.“ Den langen Anstieg zu Beginn habe sie als nicht so schlimm empfunden. „Es ist nicht sehr steil und rollt gut. Oben kann man sich allerdings nicht erholen, sondern immer weiter drücken und Gas geben. Im Rennen muss man das dann auch.“

Bei der Entscheidung zwischen Rennrad oder Triathlonbike fällt Reischmanns Wahl klar auf letzteres. „Die optimale Version wäre wahrscheinlich ein superleichtes TT. Allerdings ist die Abfahrt schon anspruchsvoll und man sollte sie gut kennen. Wenn man sich gut vorbereitet, kann man aber auch mit dem Triathlonrad sehr schnell runterfahren.“ Sie selbst habe gemerkt, dass sie bei den ersten Streckenchecks noch deutlich langsamer unterwegs gewesen sei als zum Ende des Trainingslagers. Die Straßenverhältnisse seien „für französische Verhältnisse ziemlich gut“: viele Speedbumps, aber keine großen Schlaglöcher.

Veränderte Dynamiken?

Insgesamt fällt Anne Reischmanns Urteil sehr positiv aus: „Alles, was mir am Radfahren Spaß macht, gibt es auf dieser Strecke.“ Das Training wird sie mit ihrem Coach Reto Brändli voraussichtlich ähnlich angehen wie für den Ironman Cascais. „Da war ich vorher zwei Wochen in den Bergen und zwei Wochen auf Mallorca, wo ich flacher fahren und entsprechend mehr Kilometer zurücklegen konnte.“ Spezifische Einheiten am und für den Berg sowie Kraft auf dem Pedal in der Ebene seien gleichermaßen wichtig. Der ungefähre Wortlaut der ersten Nachricht an Brändli: „Ich habe großen Respekt, es hat aber auch großen Spaß gemacht.“ An Laufen sei nach den Testfahrten nicht zu denken gewesen – schon gar nicht an einen Marathon. „Insofern sind Reto und ich froh, dass wir noch ein paar Monate Zeit für die Vorbereitung haben“, sagt Anne Reischmann und lacht.

Dennoch könne man nach ihrer Einschätzung auch ohne gute Wettkampfbeine einen schönen Tag auf dem Rad haben. Ein Vorteil der selektiven Strecke liegt für Anne Reischmann in veränderten Renndynamiken. „Ich könnte mir vorstellen, dass es sich am Anstieg stark auseinanderzieht und es auf dem Plateau keine großen Gruppen mehr gibt.“ Als schlechterer Schwimmerin spiele ihr das in die Karten, man könne mit einer starken Rad-Lauf-Kombination noch weit nach vorn kommen. „Natürlich werde ich weiterhin am Schwimmen arbeiten. Ich kann aber vielleicht etwas gelassener ins Wasser gehen und schwimme dann oft automatisch etwas schneller als unter großem Druck.“

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Anna Bruder
Anna Bruder
Anna Bruder wurde bei triathlon zur Redakteurin ausgebildet. Die Frankfurterin zog nach dem Studium der Sportwissenschaft für das Volontariat nach Hamburg und fühlt sich dort sehr wohl. Nach vielen Jahren im Laufsport ist sie seit 2019 im Triathlon angekommen und hat 2023 beim Ironman Frankfurt ihre erste Langdistanz absolviert. Es war definitiv nicht die letzte.

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