Zwei intensive aber schöne Wochen Trainingslager im Playitas Resort auf Fuerteventura liegen hinter mir. Das Besondere daran? Ich war zum ersten Mal nicht alleine oder mit einer kleinen Trainingsgruppe, sondern mit Swiss Triathlon – dem Schweizer Triathlonverband – im Trainingslager. Wie ich von den Athleten von Swiss Triathlon aufgenommen wurde, wie das Trainingslager aufgebaut war und wie gut mein Training mit der Schweizer Kurzdistanz-Nationalmannschaft sowie meiner hep-Teampartnerin Imo Simmonds harmoniert hat, möchte ich euch im Folgenden berichten.
Camp mit der Kurzdistanz-Elite
Bereits seit Juli 2020 trainiere ich mehrmals pro Woche am nationalen Leistungszentrum in Wallisellen (kurz: NLZW). Wallisellen liegt in der Nähe von Zürich und ist manchen von euch vielleicht ein Begriff. Im Frühjahr wird dort eine Sprintdistanz ausgetragen, in deren Siegerliste sich in den vergangenen Jahren schon einige prominente Namen eingetragen haben. Das Leistungszentrum wird von Nationalcoach Gordon Crawford geleitet und steht im Prinzip allen Kaderathleten der Schweiz offen. Neben einem festen Kern aus Athleten, die im Großraum Zürich wohnen und einen Großteil der Trainingseinheiten gemeinsam absolvieren, kommen phasenweise immer wieder auch Kaderathleten aus anderen Regionen der Schweiz und nutzen die optimalen Trainingsbedingungen vor Ort. Teil des festen Kerns sind auch internationale Athleten, zum Beispiel die Tschechin Petra Kurikova, die sich auf die olympischen Spiele in Tokio vorbereitet. Es ist kein Geheimnis, dass das Schwimmen meine schwächste Disziplin ist und im Vergleich zu Kurzdistanzspezialisten bin ich nochmal ein Stück langsamer. Umso dankbarer bin ich, dass ich in dieser starken Gruppe mittrainieren kann und ganz ehrlich: Das Schwimmen macht mir seither wieder richtig viel Spaß. Ich habe mich in der Gruppe schnell wohlgefühlt und so habe ich mich auf ein gemeinsames Trainingslager gefreut. Vielleicht werden von euch einige denken: Kurz- und Mittel- beziehungsweise Langdistanzler, passt das überhaupt zusammen? Die kurze Antwort: Ja!
Abgestimmtes Programm
Während die Schweizer Nationalmannschaft U23 und Elite (also nicht nur aus dem NLZW, sondern aus allen Regionen) bereits am 1. Februar anreisten und drei Wochen auf Fuerteventura geplant hatten, stieß ich eine Woche später dazu. Es war eine kleine Herausforderung für mich, in ein Camp dazuzukommen, das bereits in vollem Gange war. Oft sind die ersten Tage nach der Ankunft etwas ruhiger, um sich an das wärme Klima, aber zum Beispiel auch an den Wind auf dem Rad zu gewöhnen, bevor es dann in die Intensitäten geht. Diese ersten Tage habe ich somit verpasst und musste mich immer wieder selbst ermahnen, vorsichtig zu bleiben und nicht zu übermütig im Training zu sein, um Erkältungen oder gar Stürze zu vermeiden und sicher zu sein, dass ich mich nicht an den ersten Tagen zu sehr verausgabe. Die beiden Trainer vor Ort Gordon Crawford und Nico Montavon (Nationalcoach der Junioren) standen im ständigen Austausch mit meinem Heimtrainer Reto Brändli und haben entsprechend Programme angepasst, sodass ich einen guten Rhythmus gefunden habe.
Insgesamt sind wir bis auf die Sonntage täglich geschwommen, meistens zwischen 3,5 und 5 Kilometern mit unterschiedlichen Schwerpunkten. Mittwochs ist beispielsweise der sogenannte Speed-Day, bei dem der Fokus auf kurzen Distanzen mit hohen Geschwindigkeiten liegt. Bei solchen Programmen hilft eine Gruppe ungemein. Sich über 25 oder 50 Meter hart zu pushen, fällt einem sehr viel leichter, wenn man neben jemandem schwimmt, an dem man sich orientieren und manchmal auch „battlen“ kann. Mit Massenstarts, Startsprüngen, Bahnwechseln an den Wenden oder sogar Wenden in der Mitte der Bahn wurde es im Training nicht langweilig. Besonders ist außerdem die Kommunikation gewesen. In der Schweiz werden insgesamt drei Sprachen gesprochen werden und Gordon, der ursprünglich aus Schottland stammt, spricht Englisch. Deshalb gab es im Training und beim Abendessen einen lustigen Mix aus Englisch, Deutsch, Französisch und teilweise auch Italienisch. Der Gruppendynamik hat das aber meiner Meinung nach nicht geschadet, denn es gab immer jemanden, der zur Not auch übersetzen konnte. Nach den beiden Wochen verstehe ich nun Ansagen, wie zum Beispiel „4 x 200 Meter“ in sämtlichen Sprachen.
Grundlage auf dem Rad, Komfortzone verlassen beim Laufen
Da Imo und ich unsere Zeitfahrräder mit nach Fuerteventura genommen hatten, haben wir die Radeinheiten nicht mit Swiss Triathlon gemacht. Wer schon einmal auf Fuerteventura war, weiß, wie böig und unvorhersehbar die Winde sein können und dass das Fahren in Gruppen dann etwas riskanter ist. Außerdem hat sich unser Radtraining von den Inhalten der Kurzdistanzler doch stark unterschieden: Während wir das Trainingslager vor allem für längere Grundlageneinheiten genutzt haben, hatten die anderen kürzere Ausfahrten mit Intensitäten im Programm.
Beim Lauftraining schlossen wir uns dann wieder der Gruppe an. Laufen gehört zu meinen Stärken und so habe ich gehofft, dort der Gruppe etwas zurückzugeben und die anderen bei den Intervallen mitzuziehen. Allerdings war das leichter gesagt als getan, denn die Mädels um Alissa König sind ganz schön schnell unterwegs. Die Intervalle, die wir auf Fuerteventura gemacht haben, lagen deutlich über meiner Wettkampfpace lagen und ich habe schon länger nicht mehr in diesen Geschwindigkeitsbereichen trainiert. Dennoch ist es meiner Meinung nach kein Nachteil, als Mittel- und Langdistanzathlet die Komfortzone auch mal zu verlassen. Ich hoffe, dass mir das nächste Mal die Vier-Minuten-Pace dann zumindest kurzzeitig wie Spazierengehen vorkommt. Trotz der motivierenden Gruppendynamik finde ich es bei Laufintervallen besonders wichtig, dass man hin und wieder kurz in sich hineinhört und sich vielleicht auch dazu entscheiden kann, zwischendurch ein Intervall auszulassen oder das Programm früher zu beenden. Ich glaube, dass ich über die Jahre in der Hinsicht ein ganz gutes Gespür dafür entwickelt habe, meine Einheit zu beenden, bevor die Waden stark verhärtet sind und mir diese eine Woche später noch Probleme bereiten.
Einer der schönsten Trainingsmomente war vielleicht das Ende der letzten intensiven Einheit des Trainingslagers am Tag vor der Abreise. Wir haben morgens miteinander Laufintervalle gemacht, jeder von uns hat sich währenddessen gut gefühlt, sodass wir anschließend fröhlich quatschend und zufrieden mit der Einheit sowie mit dem gesamten Trainingslager in Richtung zweites Frühstück ausgelaufen sind. Es ist eine Sache, wenn man mit sich selbst zufrieden ist – das Schönste ist aber für mich, wenn es den Menschen um einen herum genauso geht und man dieses Gefühl teilen kann.