Donnerstag, 10. Oktober 2024

Halbzeitmarke im Blick – Jonas Deichmann ist auf dem Weg nach Split

Es könnte so schön sein: Sonne, 19 Grad, klares Wasser. Wäre da nicht die selbst auferlegte Aufgabe. Ein Triathlon rund um die Welt. Schwimmen durch die Adria. Jonas Deichmann kommt bei seinem „Triathlon 360 Degrees“ zwar gut voran, bestätigt nach mehr als 200 Kilometern im Wasser jedoch: „Schwimmen ist eine tolle Erfahrung, ich bin froh, das gemacht zu haben. Ich habe viel gesehen, aber ich werde sicherlich nicht zum Langstreckenschwimmer mutieren.“

Markus Weinberg Beschwerlicher Weg: Jonas Deichmann erkundet vollbepackt mit sämtlichem Equipment die Umgebung an Krosteins Adriaküste.

Immerhin gibt es genug Gründe sich motivieren zu können. Mit der 200-Kilometer-Marke, die der 33-Jährige am Freitagabend knackt, stellt er einen Rekord ein. „Ich habe damit die längste Swim-Packing-Reise absolviert, die jemals ohne Begleitboot gemacht wurde.“ Das ist aber längst nicht das Ende der Reise. Der Abenteurer wird diesen Rekord bis zum Wechsel auf das Fahrrad weiter ausbauen. 260 Kilometer sind es noch bis Dubrovnik. Bald ist Halbzeit. „30 Kilometer sind es noch, dann ist die Hälfte geschafft. Das motiviert natürlich zusätzlich“, so Deichmann.

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Insel-Hopping durch die „Badewanne“

Motivation ist auch in der ersten Disziplin, die den 33-Jährigen wiederholt vor extreme Herausforderungen stellt, ein entscheidender Faktor. Als Jonas Deichmann vor einer Woche aus Tisno aufbricht, ändert sich die Topographie. „Es begann eine Art Insel-Hopping mit vielen Crossings. Ich bin 13 Kilometer insgesamt geschwommen, hatte zunächst eine Querung von vier Kilometern, rüber zur Insel Zlarin. Es war zwar kein Wind, kaum Wellen, wie in der Badewanne, aber wenn man draußen im offenen Meer schwimmt, wird einem trotzdem anders. Wenn Schiffe kommen oder ein plötzlicher Wetterumschwung, ist das gefährlich. Ich bin nonstop rübergeschwommen.“

Nachmittags wird es derweil welliger. „Meistens kommen die Wellen von hinten, das schiebt zwar ein bisschen an, es ist aber eigentlich eher störend als hilfreich, weil man die ganze Zeit am Wasserschlucken ist“, so Deichmann.

privat Rast auf einem Felsvorsprung, der keinerlei Schutz vor der Sonne bietet.

Das Salzwasser hat bereits Spuren hinterlassen. Immerhin heilen die offenen Wunden an den Füßen mittlerweile langsam, dafür offenbaren sich andere Probleme. „Ich kann nichts Scharfes mehr essen, auch Limo mit Kohlensäure kann ich nicht mehr trinken, weil das brutal brennt im Mund. Meine Zunge und der Rachen, alles hat sich vom Salzwasser entzündet“, erklärt Deichmann.

Unterkühlt und erschöpft in Primosten angekommen

Auf Zlarin empfängt ihn in einer kleinen Bucht sein Vater mit Bekannten, die in der Gegend segeln. Sie laden Jonas Deichmann zum Abendessen ein. „Es ist schön, jemanden zu sehen und sich auszutauschen, sich zu unterhalten, das gibt einem mentale Unterstützung, weil man auch mal aus der täglichen Routine ausbrechen kann“, erklärt Deichmann.

Von Zlarin aus steht die nächste große Querung an. Sechs Kilometer kämpft sich der Abenteurer bis Primosten. Ein Tagestrip von 13 Kilometern. „Die Altstadt von Primosten ist wunderschön. Als ich dort angekommen bin, war ich unterkühlt und vollkommen erschöpft. Ich habe so viel Salzwasser geschluckt, die Wellen waren so hoch, ich war praktisch die ganze Zeit unter Wasser.“ Hinzu kam eine neue Gefahr. „Ich habe zum ersten Mal Probleme mit Quallen bekommen, zwei sind mir ins Gesicht geschwommen. Der Bart schützt zwar ein bisschen, aber an der Nase und der Stirn haben sie mich erwischt.“

privat Von diesem Schlafplatz aus kann Jonas Deichmann den Sonnenuntergang genießen.

Von Primosten geht es weiter. Mittlerweile ist die Küste gesäumt von Buchten. „Das bedeutet, dass ich jetzt kaum noch auf den Grund blicke, sondern von Landzunge zu Landzunge im offenen Meer schwimme. Das ist nicht besonders abwechslungsreich, aber hilft mental. Ich denke mir immer: Auf zur nächsten Landzunge. So kommt man in kleinen Schritten voran.

Vorfreude auf den Wechsel auf das Rad

Am Freitag erreicht Jonas Deichmann schließlich Trogir – und steht damit kurz vor Split. „Ich denke, dass ich Samstag oder spätestens Sonntag in Split ankommen werde.“ Ein Etappenziel. „Die Woche lief richtig gut, ich habe einen großen Fortschritt gemacht“, bilanziert Deichmann: „Nächste Woche soll das Wetter wieder wechselhafter werden. Im November wird es sicherlich das eine oder andere Unwetter geben. Meine Prognose ist, dass ich noch circa einen Monat schwimmen werde, bis ich in Dubrovnik ankomme.“ Dann steht der Wechsel an – und Jonas Deichmann macht keinen Hehl daraus: „Ich freue mich richtig, wenn es dann wieder auf das Fahrrad geht.“

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Jonas Deichmann berichtet auf tri-mag.de regelmäßig in Tagebuchform von seinem Triathlon rund um die Welt. Weitere Informationen zu seinen bisherigen Abenteuern sowie ein Livetracker zu seinem Triathlon rund um die Welt finden sich auf seiner Website jonasdeichmann.com.

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1 Kommentar

  1. So ein wenig fragwürdig kommt mir die Sache schon vor. 430KM schwimmen ist ne Nummer… die Wirkungen des Salzwassers auf den Körper und auch die muskuläre Belastung dürften immer größer werden. Keine Ahnung, ob das überhaupt möglich ist. Vielleicht lässt er sich zwischendurch ein wenig vom Boot des Vaters ziehen 😉

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Bengt Lüdke
Bengt Lüdke
Bengt-Jendrik Lüdke ist Redakteur bei triathlon. Der Sportwissenschaftler volontierte nach seinem Studium bei einem der größten Verlage in Norddeutschland und arbeitete dort vor seinem Wechsel zu spomedis elf Jahre im Sportressort. In seiner Freizeit trifft man ihn in Laufschuhen an der Alster, auf dem Rad an der Elbe – oder sogar manchmal im Schwimmbecken.

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