Was für ein Rennen! Mit einer für Sam Laidlow ungewohnten Renngestaltung hat der Franzose die Challenge Roth gewonnen. Jonas Schomburg landete nach gut sechseinhalb Stunden alleiniger Führung auf Platz zwei und Jan Stratmann sicherte sich kurz vor dem Ziel Platz drei.

Wenig erwartet, viel gewonnen: Nach langwierigen gesundheitlichen Problemen hatte Sam Laidlow im Vorfeld der Challenge Roth nicht die Rolle des Top-Favoriten inne. Auch er selbst hatte mit seinen Erwartungen tief gestapelt. Möglicherweise war genau das der Schlüssel zum Sieg mit einer sehr disziplinierten Renngestaltung. Jonas Schomburg wurde nach langer Zeit mit einsamer Führung starker Zweiter.
Große Spitzengruppe nach dem Schwimmen
Pünktlich um 6:30 Uhr fiel der Startschuss für die männlichen Profis. Mit 25,3 Grad Celsius Wassertemperatur war die Neoprengrenze deutlich überschritten, ein schnelles Schwimmen wurde angesichts des Line-ups dennoch erwartet. Und es wurde geliefert. Schon bald formierte sich eine rund zehnköpfige Spitzengruppe, meist mit Lukasz Wojt in der Führung und Jonas Schomburg direkt an seinen Füßen. Mit dabei waren unter anderem auch Vincent Luis, Aaron Royle, Henri Schoeman, Jan Stratmann, Florian Angert und Sam Laidlow. Schoeman war es schließlich, der im Laufe der 3,8 Kilometer das Tempo verschärfte und nach 46:17 Minuten als Erster den Main-Donau-Kanal verließ. Nur zwei Sekunden dahinter Jonas Schomburg und rund zehn Sekunden die Spitzengruppe. Diese bestand aus Lukasz Wojt, Vincent Luis, Aaron Royle, Sam Laidlow, Jan Stratmann, Daniel Bækkegård, Wilhelm Hirsch, Finn Große-Freese und Florian Angert. Frederic Funk sortierte sich in der Verfolgergruppe mit gut drei Minuten Rückstand ein.
Der Wechsel von Jonas Schomburg nahm dann fast Ausmaße einer Kurzdistanz an: Nur 1:16 Minuten benötigte der 31-Jährige, um vom Schwimmausstieg zum Radaufstieg zu gelangen, was ihm bereits einen Vorsprung von 20 Sekunden einbrachte.
Schomburg einsam an der Spitze
Auf dem Rad wandte Schomburg seine fast schon gewohnte Taktik an und machte sich daran, seine Führung auszubauen. Kurz vor der 40-Kilometer-Marke lag sein Vorsprung bereits bei gut zweieinhalb Minuten. Kurz darauf startete Sam Laidlow einen Fluchtversuch, der ihm auch gelang. Der Franzose setzte sich von der Gruppe ab und kam zunächst näher an Jonas Schomburg heran, dieser vergrößerte seinen Abstand jedoch wieder.
Der Rückstand der Verfolgergruppe lag nach 100 Kilometern bei gut fünfeinhalb Minuten. Neben einigen Mitfavoriten wie Jan Stratmann, Thomas Bishop, Finn Große-Freese, Daniel Bækkegård oder Aaron Royle befand sich darin auch der Deutsche Jannik Stoll – und sorgte damit für eine Überraschung. Die Gruppe wechselte sich regelmäßig mit der Führungsarbeit ab, konnte den Rückstand zur Spitze jedoch nicht verkürzen und fiel nach und nach auseinander. Die nächste Gruppe um Frederic Funk schien besser zusammenzuarbeiten, denn sie konnte Boden gutmachen. Sam Laidlow war derweil auf sich allein gestellt und kam näher an Schomburg heran. Etwa 30 Kilometer vor dem zweiten Wechsel lag der Rückstand noch bei knapp zwei Minuten. In der zweiten Radrunde am Solarer Berg erlebte Jan Stratmann einen Schreckmoment: Er musste stoppen, da seine Kette abgesprungen war. Das kostete den 29-Jährigen rund 40 Sekunden. Auch Frederic Funk hatte ein kleineres mechanisches Problem, was jedoch nicht zu einem nennenswerten Zeitverlust führte. Beide Athleten konnten die Lücke zur Verfolgergruppe schließen.
Nach 4:50 Stunden fuhr Jonas Schomburg als erster Athlet in die zweite Wechselzone. Nur kurze Zeit später (+ 50 Sekunden) folgte bereits Sam Laidlow. Erneut benötigte Schomburg nur etwas mehr als eine Minute für den Wechsel und ging schnellen Schrittes auf die Marathonstrecke.
Die Verfolger hatten wieder etwas Zeit gutgemacht. Mit 4:12 Minuten Rückstand ging Vincent Luis auf den Laufkurs, er hatte sich etwas absetzen können. Auf den Positionen vier bis sieben mit rund fünfeinhalb bis sechs Minuten Rückstand folgten vier deutsche Athleten: Frederic Funk, Jan Stratmann, Jannik Stoll und Finn Große-Freese. Aaron Royle, Jesper Svensson und Daniel Bækkegård komplettierten die Top Ten.
Perfekte Voraussetzungen für spannenden Marathon
Beim Laufen pendelte sich Schomburg bei einem Tempo von rund 3:30 Minuten pro Kilometer und vergrößerte seinen Abstand rasch: Innerhalb von zehn Kilometern wurden aus 50 Sekunden drei Minuten auf Sam Laidlow. Und auch die Athleten dahinter kamen nicht näher heran. Laidlows Rückstand schmolz zwar im weiteren Verlauf wieder etwas, dennoch passierte Jonas Schomburg die Halbmarathonmarke mit einem Vorsprung von 1:55 Minuten. Vincent Luis ging mit einer Hypothek von 4:54 Minuten in die zweite Hälfte des Marathons. Das deutsche Quartett vom Beginn der dritten Disziplin hatte sich mittlerweile aufgelöst beziehungsweise separiert. Jan Stratmann lief 6:21 Minuten hinter Schomburg, Frederic Funk knapp acht Minuten und Finn Große-Freese 9:43 Minuten.
Bei der nächsten Zeitmessung nach 25 Kilometern war jedoch klar: Das letzte Wort ist noch nicht gesprochen. Nur noch gut eine Minute lag zwischen Schomburg und Laidlow, der Deutsche wurde langsamer. Der Rückstand von Vincent Luis war derweil auf knapp fünfeinhalb Minuten angewachsen und Jan Stratmann befand sich bereits in Schlagdistanz. Kurz darauf war es schließlich so weit und man konnte den ersten Überholvorgang beobachten. Ungefähr bei Kilometer 29, am Ende einer kurzen Wendepunktstrecke nahe des Rother Ortseingangs, ging Laidlow an Schomburg vorbei. Es war klar, dass es ein Schulter-an-Schulter-Duell zwischen den beiden wohl nicht geben würde. Der Franzose setzte sich ab und hatte bei Kilometer 30 bereits gut 20 Sekunden herausgeholt. Zunächst sah es so aus, als würde Vincent Luis von Jan Stratmann eingesammelt werden, doch der Kurzdistanz-Weltmeister fing sich und vergrößerte seinen Vorsprung wieder.

Rund sechs Kilometer vor dem Ziel konnte man Sam Laidlows Gesichtsausdruck auf zwei Arten deuten: ein Grinsen der Genugtuung nach einem mehr als holprigen Saisonstart oder pure Qual. Nachlassen kam nicht infrage, denn Jonas Schomburg war nach wie vor nur rund eine Minute entfernt. Bei Kilometer 40 war schließlich klar, dass sich Laidlow diesen Sieg nicht mehr nehmen lassen würde. Nach 7:29:35 Stunden erreichte er sichtlich gelöst das Ziel. 7:31:24 Stunden lautete die Zielzeit von Jonas Schomburg, der kein bisschen enttäuscht wirkte. Einen echten Krimi gab es noch beim Kampf um den dritten Podiumsplatz. Jan Stratmann hatte diesen im Vorfeld als sein Ziel ausgegeben, was bei Kilometer 40 offenbar noch einmal besondere Kräfte freisetzte. Er überholte Vincent Luis und lief nach 7:37:59 Stunden als Dritter ins Ziel. Luis belegte mit 7:38:54 Stunden Platz vier und auf einem starken Rang fünf (7:40:07 Stunden) kam ein weiterer Rookie ins Ziel: Frederic Funk. Finn Große-Freese wurde Sechster (7:40:49 Stunden), Daniel Bækkegård, Mathias Petersen (DEN), Matt Hanson (USA) und Aaron Royle komplettierten die Top Ten. Hanson stellte dabei einen neuen Rekord auf: Den Marathon lief der US-Amerikaner in 2:28:03 Stunden und blieb damit als erster Athlet in Roth unter 2:30 Stunden. Mit Felix Hentschel auf Platz 18 schaffte es ein weiterer deutscher Profi in die Top 20.

Challenge Roth 2025 | Profi-Männer
6. Juli 2025 | Roth (Deutschland)Platz | Name | Land | Gesamt | 3,8 km Swim | 180 km Bike | 42,2 km Run |
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1 | Sam Laidlow | FRA | 07:29:35 | 46:34 | 04:03:11 | 02:37:19 |
2 | Jonas Schomburg | GER | 07:31:24 | 46:19 | 04:02:48 | 02:40:01 |
3 | Jan Stratmann | GER | 07:37:59 | 46:36 | 04:07:58 | 02:40:52 |
4 | Vincent Luis | FRA | 07:38:54 | 46:30 | 04:06:10 | 02:43:18 |
5 | Frederic Funk | GER | 07:40:07 | 49:21 | 04:04:45 | 02:43:04 |
6 | Finn Große-Freese | GER | 07:40:49 | 46:43 | 04:08:02 | 02:43:23 |
7 | Daniel Bækkegård | DEN | 07:42:31 | 46:40 | 04:10:51 | 02:41:41 |
8 | Mathias Petersen | DEN | 07:44:32 | 48:39 | 04:09:37 | 02:43:17 |
9 | Matthew Hanson | USA | 07:45:04 | 52:27 | 04:21:54 | 02:28:03 |
10 | Aaron Royle | AUS | 07:47:36 | 46:32 | 04:09:02 | 02:49:15 |